Hm...
Ich habe die letzten Beiträge mal überflogen und sehe, dass es da anscheinend um zwei Themen geht: Einmal um dem Unterschied zwischen "Liebe" und "Sex" und zum anderen um die individuelle Bewertung eines promisken oder polyamoren Lebensstils.
Obwohl die veier Begriffe miteinander nichts zu tun zu haben scheinen, finde ich doch, dass es sich lohnt, da mal Verbindungen zu suchen. Für mich beginnt das Rätseln schon beim Begriff der Liebe, der mich bisher daran gehindert hat, mich als plyamor zu bezeichnen. Ich weiß nicht, was Liebe ist. Mit unserm kulturell geprägten Verständnis von Liebe werden wir den Knoten nicht lösen. So lange Liebe, wie es in der der westlichen Welt verstanden wird, genommen und gegeben werden, verteilt und geschenkt werden kann, so lange man sie trennen, von Sex abspalten und Beziehungen etikettieren kann, werden wir aus der Nummer nicht herauskommen. Also geht´s erstmal um die Definition von Liebe und die von Beziehung.
Liebe bedeutet, einem anderen Menschen Aufmerksamkeit, Einblick in das eigene Selbst und Vertrauen im Sinne von Offenheit zu schenken. Das kann mir am ersten Abend für zehn Minuten mit einer fremden Person passieren. Und dann freu ich mich und fühle mich beschenkt. Aber es kann in auch in langjährigen Beziehungen über Jahr nicht passieren, was schade ist/wäre.
Der Knackpunkt mit der Promiskuität und der sexuellen Hingabe zu vielen unterschiedlichen Personen ist in meinen Augen, nicht, dass es eine moralische oder menschliche Schweinerei wäre, sondern, dass man nie weiß, in welchem kulturellen Verständnis der/die andere unterwegs ist. Für ihn/sie mag die sexuelle Begegnung mit mir etwas ganz anderes bedeuten als für mich.
Der offene und mutige Abgleich zwischen Wertesystemen ist meines Erachtens die Grundlage für Beziehungen. Und dann ist es eigentlich egal, ob es zwei, vier oder sechs Menschen sind, die Beziehungen miteinander haben. Wenn ich weiß, wie der/die andere das meint, was er/sie gerade tut, habe ich die Entscheidungsfreiheit, mitzuspielen oder nicht. Halte ich aber hinterm Berg, erwartet der/die andere vielleicht etwas von mir, das ich nicht halten kann. Dann bin ich immer noch nicht beziehungsunfähig, aber beziehungsungeschickt. Beziehungsfähig ist man, wenn man seine Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen formulieren kann und an denen des/der anderen interessiert ist. Ob das dann Liebe ist? Keine Ahnung. Aber es ist dann gut. Und richtig. Und ehrlich.