Polyamorie vs Beziehungsunfähigkeit
Hallo zusammen,ich beschäftige mich noch nicht allzulange mit meinen diversen Neigungen, aber was ich recht schnell herausgefunden habe ist, dass mir Unverbindlichkeit und emotionale Distanz sowohl allgemein beim Sex, als auch im BDSM, nichts geben und ich die Möglichkeit haben muss, eine Verbindung zu den Menschen aufbauen zu können, mit denen ich in diesen Kontexten zu tun habe, sei es nun als Freundschaft, Partnerschaft, feste Beziehung etc.
Vor ca. einem Jahr habe ich in einer anderen Community jemanden kennengelernt, der mir auch recht bald gesagt hat, dass sexuelle Treue für ihn nicht das Wichtigste sei. Abgemacht waren damals Offenheit, was sexuelle Kontakte angeht und was Beziehungen betrifft. Er habe mich sehr gern, würde mich gerne besser kennenlernen und hat mir kräftig Honig ums Maul geschmiert, so wie das halt manchmal so üblich ist. Leider war es aber so, dass er sich an unsere Abmachung nie gehalten hat, wie sich später herausgestellt hat. Er hatte zu dem Zeitpunkt, als wir uns kennenlernten eine Freundin, von der er weder mir, noch den meisten anderen Frauen, die er parallel hatte, erzählte. Wenn es um Treffen ging, schob er immer vor, dass er angeblich so viel zu tun habe und keine Zeit, tatsächlich hatte er aber genug Zeit, sich mit anderen Frauen zu treffen. Und von denen habe ich leider auch immer nur über Dritte erfahren und von seiner Freundin dann nach langem Nachbohren von ihm. Und da kam dann plötzlich das Wort Polyamorie ins Spiel. Er erzählte mir, dass seine erste Ehe geschieden worden sei, wegen eines Fremdgehens, das so nicht stattgefunden habe und dass er sich von seiner zweiten Frau getrennt habe, weil diese mit Polyamorie nichts anfangen könne... Er wolle gerne eine Beziehung zu Dritt ausprobieren etc. Es müsse aber mit seiner Freundin passen... Nachdem ich mich dann mit seiner Freundin unterhalten hatte, stellte sich aber sehr schnell heraus, dass sie zum einen gar nicht bi ist, also keinerlei Anreiz für eine Dreierbeziehung da ist und er darüber mit ihr auch nie gesprochen hat, bzw. ihre Absprache in eine ganz andere Richtung ging. Zum anderen hatte sie mir geschrieben, dass sie nicht wisse, ob und wie sie damit klar kommt, dass ich für ihren Partner etwas empfinde.
Ich habe mir das Ganze ein Jahr lang angesehen und in dieser Zeit gab es immer wieder auch Situationen, in denen er mir gegenüber in anderen Dingen nicht ehrlich war und mir durch sein gesamtes Verhalten eigentlich gezeigt hat, dass ich ihm alles andere als wichtig bin. Auch war seine Definition seiner Beziehung zu seiner Partnerin eine ganz andere (distanziertere), als ihre, so dass ich mich ein paar Mal fragen musste, ob er sie wirklich liebt oder nur aus praktischen Gründen mit ihr zusammen ist.
Letzten Endes ist es dann im Streit auseinander gegangen.
Und eine Frage, die mir dabei kam war, wo hört Polyamorie auf und wo fängt Beziehungsunfähigkeit an? Es ist eine Sache, mehr als einen Menschen zu lieben, aber eine andere, sich nicht festlegen zu wollen, bzw keine tieferen Bindungen zu jemandem aufbauen zu können. Ich weiß nicht, ob ich das zu eng sehe, aber ich finde ein paar Grundsätze, wie Ehrlichkeit und Offenheit und Kommunikatonsfähigkeit gehören für mich im Umgang mit anderen Menschen einfach dazu, schon allein aus gesundheitstechnischen Gründen. Und wen jemand das nicht kann, stellt sich mir die Frage: Warum?