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Polyamorie - wie kann man sich dahin entwickeln?46
Mich beschäftigt die Frage, ob Polyamorie in Zukunft eine Option für…
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Ist Polyamorie die Zukunft?

******ore Frau
4.636 Beiträge
Meine Prognose: die Zukunft (und vlt. einzige Chance) der Welt, wenn sie es sozial und ökologisch überleben sollte, ist das Matriarchat.

ohhhh, danke *anbet*

Gefühlt würde ich das auch so sehen ( ohne mich je tief damit beschäftigt zu haben).

Die Tendenz zur Frequenzerhöhung sehe ich erschreckenderweise auch in "der Polyamorie".
Immer kürzer dauernde Beziehungen, keine Bereitschaft zur Auseinandersetzung, kein Durchhaltevermögen mehr, keine Nähefähigkeit, keine echte Hingabe, dafür Bäumchen-wechsel-Dich- Spielchen.
Wozu auch Durchhalten? Der/ die Nächste wartet ja schon..... *ironie* wieder aus....

Da mache ich nicht mit! Sexuelle Verweigerung, Grenzen setzen, Rückzug, Flucht!

Mein Körper unterstützt das sinnvollerweise: kein Verlieben mehr, wenig Begehren.

Im tantrischen Kontext geht noch am ehesten etwas, weil die Ganzheitlichkeit die Grundlage ist.
*********under Frau
4.365 Beiträge
Meine Prognose: die Zukunft (und vlt. einzige Chance) der Welt, wenn sie es sozial und ökologisch überleben sollte, ist das Matriarchat.

Sehe ich nicht so. Meiner Meinung nach eher die Emanzipation in allen Bereichen.
****50 Mann
663 Beiträge
Gruppen-Mod 
Warum...
...so kompliziert? Ich denke, das mag vielleicht auch durch mein etwas reiferes Alter bedingt sein, dass polyamore Gemeinschaften auch in Zukunft die Ausnahme sein werden. Mir sind das einfach zuviel Regeln und Reibungspunkte (siehe z. B. die gerade auf Sixx laufende US-Serie und viele Threads hier in der Gruppe).

Es würde doch schon ausreichen, einfach zu akzeptieren und sich unter Lebenspartnern zuzugestehen, dass einem im Leben Menschen begegnen können, die idealerweise auch in einer festen Beziehung leben und aus diesen Begegnungen auch Liebe zueinander entstehen kann, ohne dass diese neue Liebe Bestehendes gefährdet sondern diesem sogar wieder neuen Schwung verleihen kann. Dieses"Phänomen" haben in verschiedenen Threads schon einige festgestellt und es ist auch meine/unsere Erfahrung. Wenn man das dann in Freiheit und mit Wissen aller Beteiligten auch leben und genießen kann und nicht als Katastrophe mit der Konsequenz zur Trennung und Übergang zur seriellen Monogamie betrachtet, wie es heute (noch) die Regel ist, wäre schon sehr viel erreicht. Natürlich erfordert das für eine gewisse Zeit "Beziehungsarbeit" und Umdenken, was anfangs nicht gerade mit Spaß verbunden ist, aber es lohnt sich, sagt ein diesbezüglich "Erfahrener".
******ore Frau
4.636 Beiträge
@ Samy50
schön, wenn es bei Dir erfolgreich gelaufen ist!
Mein ehemaliger Mann hat dem Wunsch nach mehr Freiheit diesbezüglich zwar entsprochen, aber dann die Beziehung beendet, weil seine Angst, mich zu verlieren für ihn unerträglich groß wurde.

Ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass mir eine enge Beziehung reicht, wenn sie denn von Freiheit geprägt ist, aber mit DEM Modell ist man unter Polys schon auch eher in der Kritik.
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
@ themisabeth:
selbst WENN du mit dem Modell unter " den Polys" ( *hust...ist WER genau?) in der Kritik stündest...- who cares?
Is doch DEIN Leben und DEINE Art, Poly zu sein.
und was deinen ehemaligen Mann angeht:
er sollte nicht dein Maßstab sein. Es gibt Menschen, die das durchaus auf den Kreis bekommen (haben) *g*
( ich vermeine da ne verletzheit rausgelesen zu haben...falls ich mich irre: sry)
ach noch was: enge Beziehung/ Bindung geht auch mit mehreren...aber is eh keine "Pflicht"...nur eben:
selten! *zwinker*

Lg, S11
******ore Frau
4.636 Beiträge
na klar bin ich verletzt, wenn sich eine große Liebe in meinem Leben von mir trennt ( wir haben ein Kind zusammen) und ich bin auch verletzt, wenn ich mit einem Mann in Beziehung gehe, der nach mir in kurzen Abständen zwei weitere Beziehungen beginnt und die Beziehung mit mir sich - weitgehend unkommuniziert- so verändert, dass sie nicht lebbbar ist. ( so geschehen von Juni 2014 bis Februar 2015).
Enge Beziehung mit mehreren ist da leider völlig daneben gegangen.
Und so lebe ich jetzt tatsächlich als Konsequenz daraus mein Leben und meine Art Poly zu sein.....Die Verletzungen gehören zu mir, sie machen mich aus. Ich bin aber durchaus dankbar, dass der schlimmste Schmerz nun auch überstanden ist.
Es ist eben so: es gibt eine Form, Monoamorie zu leben ( wenn man von Fremdgehen mal absieht) und unzählige Formen, Polyamorie zu leben. Die Sicherheit, die eine Beziehung auch ausmacht, ist in Polybeziehungen viel weniger zu finden. Da muss ich schon in mir selber suchen und finden....
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
Da stimme ich dir vollkommen zu: die "Sicherheit" ist IMMER erstmal bei sich zu suchen/ zu finden, ansonsten läuft man in die Gefahr von Abhängigkeiten.
Erst DANN kann ich weiter greifen und andere (oder den) Partner einbeziehen & sich ergänzen.
und in eigener Sache:
Ich find deine Haltung -grad nach deinen Verletzungen - ganz stark!

S11
******_nw Frau
517 Beiträge
Liebe @*******beth: deine Beiträge haben mich sehr berührt.
Es ist, als wenn ich auch auf mich schaue, wenn ich deine Worte lese. Und das von einem ganz anderen Blickwinkel aus. Denn meine Welt war die der Monoamorie und ich wähnte mich sicher. Dass sich das Ganze als trügerisch entpuppte, durfte ich ebenfalls schmerzhaft erfahren. Und das Nachdenken über das, was mich ausmacht, wer ich bin und mit wem ich mich auf weitere Reisen begeben möchte, als unendlich wertvoll und bereichernd. Wohin die Reise geht? Ich weiß es nicht "sicher", aber ich hoffe (auch) zu mir selbst.

Insofern glaube ich, dass kein "Beziehungsmodell" DIE Lösung für Gegenwart und Zukunft beinhaltet. Die kann ich tatsächlich nur in mir selbst finden und dann hoffentlich mit dem/den geliebten Menschen er/leben.
******ore Frau
4.636 Beiträge
Gerade heute kamen mal wieder durch eine Begegnung Gefühle der Trauer um den Verlust in mir hoch, das gehört gerade zu mir.... ( Und es ist mittlerweile nicht mehr der Verlust des Menschen, der mich da verlassen hat, sondern das Gefühl des Verlustes eines Stücks Liebesfähigkeit, was sich seitdem noch nicht wieder zeigen wollte!)

Wenn wirklich jede/r die Freiheit hätte, zu lieben, ohne sich in irgendeiner Weise einschränken zu müssen, beurteilt zu werden, abgewiesen zu werden, dann wäre die Welt tatsächlich voller Liebe....Egal, ob intensive Beziehung mit monoamoren Tendenzen oder leichtes unverbindliches Leben- die Verletzungen im Namen der Liebe sind so überflüssig!

Passend dazu las ich neulich:
"Wenn Du mich verlässt, darf ich dann mitgehen?"

Da musste ich schon wieder leise grinsen *zwinker*
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
Ich denke, das es ganz vielen so geht...- das man erstmal lebensverändernde "Katastrophen" durchlebt haben muss, um sich auf den Weg zu einer Innenschau zu begeben...und sich dort neu aufzubauen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Macht ja auch durchaus Sinn: Wenn es immer nur alles "rund" läuft, besteht keine Notwendigkeit dazu.
Wenn da nur nicht dieser üble Kollateralschmerz wäre!...
Klingt logisch... ist auch so *zwinker*

aber nun:
*zumthema*
******ore Frau
4.636 Beiträge
Oh, ich finde gerade diesen kleinen Diskurs auch sehr zum Thema gehörend! :

die Befreiung von staatlichen und kirchlichen Diktaten hat m.M. nach zur Verbreitung der polyamoren Lebenskultur geführt und diejenigen, die da Vorreiter sind, haben es manchmal eben auch nicht ganz einfach, weil es noch nicht so viel Erfahrungswerte mit polyamoren Konstellationen und den ganz speziellen Beziehungsproblematiken gibt.
Natürlich ist jedes Beziehungsende erstmal eins zwischen zwei Menschen ( immer und ausnahmslos) aber wenn die Ursache des Scheiterns durch die Mehrfachkonstellation zu Tage getreten ist, dann ist auch genaues Schauen darauf notwendig. Da gehe ich jetzt aber nicht weiter ins Detail, das hatten wir an anderer Stelle tatsächlich schon hier im Forum ausführlich.
Insofern ist der grundsätzlich Austausch darüber aber förderlich, wenn es um die Frage geht, ob Polyamorie die Zukunft ist!
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
ok, dann themenbezogen ...
ob es DIE Zukunft ist , weiß ich nicht, glaub ich auch nicht.
Aber ich weiß, das es MEINE ist!
Ich will nie wieder das Gefühl von Liebe negieren, wenn sie einfach da ist, nur "weil nicht sein kann was nicht sein darf"!
Es ist dann eben einfach mein Empfinden...nicht mehr, aber auch nicht weniger.
und wenn bei 35°C im Schatten alle am stöhnen sind, wie heiß es doch ist & mir kalt ist, dann IST das eben so!
Es ist meine Emotionalität..- und fertig ! *g*
ICH spüre sie, es ist meine Wahrnehmung!

soweit meine Einstellung *g*

*my2cents* *zwinker*
******ore Frau
4.636 Beiträge
Okay, dann müssen wir die anderen auch noch dazu kriegen, damit für uns die Auswahl größer ist und mehr Lieben = weniger Fremdgehen bedeutet. *zwinker*
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
* lach...
...wir arbeiten dran! *zwinker*
Okay, dann müssen wir die anderen auch noch dazu kriegen, damit für uns die Auswahl größer ist und mehr Lieben = weniger Fremdgehen bedeutet. *zwinker*


Ich selber glaube nicht , daß mehr liebe, weniger fremdgehen als ergebniss haben wird.

Was ich jedoch höre ist , daß immer mehr, liebloses bekanntgehen in ist.

Was das jedoch in Zukunft für die Polyamory bedeutet, weiß ich heute noch nicht.

LG YOYO
****50 Mann
663 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebloses bekanntgehen...
...das ist wohl schon immer ein Problem in den meisten langjährigen Beziehungen gewesen und nicht erst in der Jetztzeit. Die Folge ist dann meist das Fremdgehen, mit schlechtem Gewissen (zumindest bei manchen) und Trennung, wenn es die Betrogenen erfahren. Hier sollte ein Umdenkungsprozess einsetzen, wie ich schon weiter vorn gepostet habe. Wie man das dann nennt und lebt, ist doch letztlich völlig egal und da stimme ich der Meinung von Schatten11_Fen "ok, dann themenbezogen..." uneingeschränkt zu.
******ore Frau
4.636 Beiträge
Ich habe eine andere Meinung. Natürlich lebe ich MEIN Leben, aber da ich mit meinem polyamoren Lebensstil zu einer Randgruppe gehöre, es wenig Menschen mit Verständnis für diesen Stil in meinem direkten Umfeld gibt, versuche ich daran etwas zu ändern. Damit ich mich freier bewegen kann, damit Vorurteile weniger werden.
Dazu gehört Netzwerken, Auseinandersetzung mit anderen Polys, Outing, wo immer es geht.
Mein Sohn ( 7 ) findet meinen Lebensstil übrigens völlig normal und so habe ich Hoffnung, dass es in Zukunft weniger Ressentiments und mehr Toleranz gibt!
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
@ themisabeth
so weit auseinander sind wir da gar nicht *g*
aber ich geh da vllt einen Tick weniger aktiv vor....aber wirklich nur einen Tick *zwinker*
wenn jemand interessiert ist an dem, was wir sind & was wir tun, zeig ich das gern *g*
aber bewusst jemanden ändern? öhmmm, eigentlich nicht...es sei denn, der oder demjenigen gefällt das, was wir tun und möchte sich aus einem inneren Antrieb selbst ändern...und dann isses gut *zwinker*
Liebe hat Zukunft :-)
Schön, also die Meinungen über die Zukunft gehen auseinander. Kein Wunder, denn ganz sicher wird es auch in der Zukunft Widersprüch geben. *zwinker*

Ob Polyamory DIE Zukunft ist, bezweifle ich. Ich möchte allerdings positiv annehmen, dass Liebe Zukunft hat. Vielleicht ist es eher so, dass die Liebe zwischen Menschen mehr und mehr befreit werden kann von hergebrachten Konventionen und Zwängen. Damit könnte sie sich stärker entwickeln als die Kraft, die es Menschen ermöglicht sich so innig zu verbinden. Ob das nun zwei oder mehrere tun, ist zweitrangig, aber mit Sicherheit wird es vielschichtigere und individuellere Formen geben.

Denn wenn Konventionen und festgefügte Systeme sich auflösen, sind wir gefordert unsere eigenen Wege zu finden und zu gestalten. Gut, wenn dann auch polyamore Beziehungen leichter möglich und mit weniger Ängsten behaftet sind. *g*

Zuversichtlich
Joshi
*******959 Mann
743 Beiträge
ich habe jetzt mal in ruhe hier mit gelesen. lebe polyamorie seid über 20 jahren das wort gibt es selber noch nicht so lange schmuzel.

und ja es funktioniert und nein im grossen stiele wird es noch viele jahrzehnte dauern, unsere gesellschaft ist zu verknöchert und der grosse teil lebt nach den idealen die ihnen mitgegeben wurden und nur ein kleiner teil hat sich komplett abgenabelt von monogamie und kirchlichen werten etc.

im kleinen kreise werden sicher immer wieder menschen ihr poly-glück finden und über viele jahre erleben was für andere nicht in frage kommt.

für mich ist sehr wichtig jeder schmiedet sein glück selbst.
Die Zukunft ist was man daraus macht!
Sowas gab es früher schon, da wurde es heimlich gemacht und nichts gesagt!
Heut zu tage durch die ganzen Medien wir alles im Öffentlicher und somit kann sich auch jeder damit Befassen!
In der Zukunft wird es auch alles im Leben geben!
******ore Frau
4.636 Beiträge
schön geschrieben und:
es kann sich nicht nur jeder selbst damit befassen, sondern sich auch miteinander befassen ( was für ein passendes Wort!) - so wie wir hier *zwinker*
*********o1977 Frau
482 Beiträge
Schade ist, dass die Medien nicht immer zuträglich sind, was das Bild des polyamoren Lebens angeht. Egal ob die Serie Polyamorie auf sixx.. der Artikel in der Zeit.. Interviews bei Paula kommt, ... Informationen gibt es viele.. aber sie sind - wenn man nicht gerade alle liest - sehr einseitig und oftmals einfach nur auf den Sex reduziert. Was ich persönlich schade finde.. denn es ist soviel mehr.

Ich denke, wenn Alles, was bei der Polyamorie mit hineinspielt per Definition festgehalten werden würde, es wesentlich mehr Menschen ansprechen bzw. wesentlich mehr Menschen sich dadurch angesprochen fühlen würden, als es so der Fall ist.

Dank der Medien ist der Zugang einer breiteren Menge geöffnet.. aber auf der anderen Seite hat es immer noch etwas unnormales für die meisten von ihnen. Weil eben ein Großteil immer noch Monogam lebt.. zumindest im Außen. Keiner davon gesteht sich ein unglücklich oder unerfüllt zu sein... denn bei Monogamie darf es sowas ja nicht geben. Denn das ist ja der Bund fürs Leben.

Ich habe neulich von Anne Heintze ein interessantes Interview mit Andrea Lindau gesehen. Ein wenig angelehnt an ihr Neues Buch "Seelenpartner". Anne war 4x verheiratet.. spricht von Seelenpartnern.. die es für jeden von uns gibt. Die uns länger.. oder weniger lang begleiten. Und dass wie sofort ein 5. Mal heiraten würde, wenn es sie umhaut. Das Interview ist absolut sehenswert und Anne Heintze absolut lesenswert. Sie beschreibt ganz deutlich.. was ich seit Jahren lebe und liebe. Seelenpartner. Das kann auf eine sexuell geprägte Liebesbeziehung hinauslaufen.. muß es aber nicht. Aber... es darf.. und das ist das für mich Wichtigste. Und macht für mich das polyamore Leben aus.
********_fun Frau
287 Beiträge
Ich glaube ein Hauptproblem bei der Darstellung von Polyamorie in den Medien und die her manchmal kritisierte "Einseitigkeit" in den Medien liegt in der "Poly-Gemeinde" selbst begründet. Menschen haben relativ klare Vorstellungen wie monogame Beziehungen sind, welche Werte und Normen ihnen zugrunde liegen...bei Poly sieht das ganz anders aus und diese "Vielfalt" ist ja auch Programm und gewünscht...und das macht es gleichzeitig beängstigend und schwer einzuschätzen für Menschen, die damit in Berührung kommen. Mein Eindruck ist: bei einem "normalen" monoamoren Beziehungsskript können die meisten Menschen die Handlungen anderer einschätzen und sich orientieren. Beispiel: jemand der nach einem Date dauernd auf Whats app online ist - sich aber nicht bei mir meldet....oder jemand der mir sagt: "ich bin im Moment nicht bereit für eine Bindung" -> das ist bei klassischer Konstellation ein klarer Code für: vögeln ist toll aber zum "Binden" bist Du mir einfach nicht wichtig genug. Kommunikation ist etwas Kompliziertes und es gibt diese Codes und Verhaltensweisen, die wir im Kontext und auf Erfahrungswerten einordnen und deuten.
Polyamorie ist ein Konzept, dass die meisten noch noch kennen - diese Codes fehlen. Und es gibt zwei Hauptgruppierungen innerhalb der Polyszene: die deren Beziehungen eher lose sein sollen (Fokus auf Autonomie),die von "durch Dick und Dünne", Kindern, gemeinsam was aufbauen Ausschlag bekommen, und die die ein starkes Commitment und hohe Verbindlichkeit wollen aber eben ggf. mit mehr als einer Person. Die Kommunikatonsfähigkeiten, die erforderlich sind um raus zu finden, ob der andere die gleichen Ideale hat und das gleiche möchte wie ich, müssen von den meisten erst gelernt werden - sind nicht vorhanden. (Klar das ist auch eine Wachstumschance *zwinker* )
Das andere Problem: was wenn jemand lügt/trickst? Es könnte ja so leicht sein: ich sage: "ich will nur Verbindungen mit einem hohen Mass an Verbindlichkeit und erkläre, wie genau ich mir eine Beziehung vorstellen...und der andere lügt mir was vor, weil er vögeln will...schwafelt von Polyamorie...
Bei "normalen" Beziehungen haben wir Mechanismen gelernt um dies "herauszufiltern", wir haben das gelernt: wir gucken auf die kleinen Signale und messen die Leute an bestimmten Handlungen statt ausschließlich an ihren Worten. Mit dem Konzept "Polyamorie" verlieren aber viele dieser "Tests" ihre Basis...Dadurch steigt das Risiko enorm an vertrauensselig emotional oder sexuell "ausgenutzt" zu werden.
Deshalb glaube ich das die wichtigste Regel bei Polyamorie, die von Ehrlichkeit und Offenheit ALLEN Beteiligten gegenüber ist und es treibt mich zur Verzweiflung, wenn ich so oft sehe, dass viele Polys da so schwammig und mit viel zu viel Toleranz argumentieren... Denn es ist schwer genug rauszufinden wer ernst es jemand mit mir meint und ob wir das gleiche wollen und bei Polyamorie ist das noch viel schwerer - deshalb gibt es hier einen großen Anspruch meinerseits an Ehrlichkeit und Integrität!
Daher gilt: wer mehr verlangt (mehr Partner, mehr Freiheit, mehr Toleranz) muss auch mehr liefern: maximale Ehrlichkeit und Integrität. Wasser predigen und Wein trinken kommt da nicht in Frage und kann auch nicht mit menschlicher Schwäche entschuldigt werden - denn es wird schließlich auch vom Gegenüber ein hohes Maß an emotionaler Reife verlangt und seine Verantwortung zur Übernahme der Verantwortung bei der Eifersucht etc. eingefordert...Das Vertrauen muss ungleich größer sein...da wie gesagt weniger Orientierung an bis dato gemachten Beziehungserfahrungen möglich ist um einzuschätzen was der andere wirklich will und ist. Und ich glaube: zu viele Menschen machen negative Erfahrungen bei der Berührung mit dem Thema Polyamorie (Erfahrungen von Lügen, Betrügen, Unverbindlichkeiten, die mit Poly gerechtfertigt werden, Einseitigkeit, grenzenlosem Egoismus) - das fällt dann auf das Konzept zurück, letztlich auch, weil viele in der Community dem nicht entschieden entgegentreten - sondern eben sagen: "jeder kann machen was er will".
Es ist in meinen Augen kein Wunder, dass die meisten Leute eher ablehnend bis skeptisch reagieren. Ich wähle ja auch keine Partei, deren Programm Beliebigkeit ist...und wo ich am Ende nicht weiß, wie sie sich zu bestimmten Fragen ethisch/moralisch positioniert!
Persönliche Freiheit ist etwas schönes aber wenn man Menschen von einem Konzept überzeugen möchte, sollte es klare Konzepte, Regeln und Begrifflichkeiten geben -> daran muss vermutlich noch eine ganze Weile gearbeitet werden, bis Polyamorie in einer fernen Zukunft breite Akzeptanz findet.
LG
******ore Frau
4.636 Beiträge
@ strictly_fun
Ja, ja und nochmals ja zu diesem Beitrag!!!

Ergänzen würde ich nur noch um Folgendes:

Manchmal wird nicht getrickst, um etwas zu bekommen, dem der andere nicht zustimmen würde, sondern vieles liegt auch - noch- im Unbewussten!

Wir messen unsere eigenen Handlungen ja an unseren eigenen Erfahrungswerten. Die sind aber bei vielen
( bei mir auch 42 Jahre Mono- Hintergrund, 4,5 Jahre Polyfühlen.....) noch "klassisch" Mono geprägt.
Das ist, als wenn ich alle Beziehungserfahrungen nochmal in einer anderen Sprache lernen muss.
Und so ein Mensch ist mir als Beziehungspartner begegnet: A sagen, B machen und ich mache es ihm mittlerweile nicht mehr als Vorwurf, sondern habe die Vermutung, dass er sich dessen - wenigstens teilweise- einfach gar nicht bewusst war! Die "neue Sprache" noch nicht gelernt hatte....
Und Poly hat da viiiieeeele Dialekte........ Nicht nur im Ausdruck, nein, auch im persönlichen Gefühl jedes einzelnen vor dem jeweils eigenen Lebenshintergrund.
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