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Regeln und Rituale

Wenn Zwei in ihren Werten gut zusammenpassen und ein starkes gegenseitiges Vertrauen haben, brauchen sie keine Regeln um zu wissen, wie jeder von ihnen sich verhalten wird.

Dieser Satz aus dem von Falcon_Fly zitierten Text zeigt auf, dass Regeln in den allermeisten Situationen wichtig und hilfreich sein können. Denn nur dann, WENN wir uns gut genug kennen, können wir auf ausgesprochene Regeln verzichten. Wann aber ist das in einem Leben, das doch vor allem durch beständige Veränderung gekennzeichnet ist, immer der Fall?

In meinen beiden Liebesbeziehungen sprechen wir von Vereinbarungen. Das macht den Kerncharakter - die Verständigung über das, was beide wollen - deutlicher. Vereinbarungen (das können Regeln sein) sind für uns dazu da, uns zu verständigen. Was braucht der andere? In welche Nöte kommt die Partnerin? Was kann ich im Einklang mit meinen Wünschen vermeiden, um den Partner nicht unnötig zu verletzen?

Nur weil wir uns lieben - auch wenn das vielleicht schon lange ist -, heißt das nicht automatisch, dass wir jederzeit und alles wissen, was für uns und unseren Partner wichtig ist. Wie oft passiert es, dass wir glauben, wie unsere Partnerin gerade tickt - und dann ist es doch überraschenderweise anders? Beständige Kommunikation also ist nötig, das erkennen wir in unserer Poly-Diskussion doch immer wieder.

Vereinbarungen sind bei uns zugespitzte Zusammenfassungen unserer Kommunikation darüber, was uns in unseren Beziehungen gut tut und was nicht. Als ausgesprochener Status quo helfen sie uns dabei uns zu orientieren in dem oft komplexen Beziehungsgefüge, das Mehrfachbeziehungen nun mal mit sich bringen.

Das können mit verschiedenen Partner sogar unterschiedliche bis gegensätzliche Vereinbarungen sein. Zum Beispiel tausche ich mich mit einer Partnerin - vereinbarungsgemäß - über alle anderen Beziehungen aus, weil ihr und mir das wichtig ist. Mit der anderen Partnerin tausche ich mich - vereinbarungsgemäß - nicht über andere Beziehungen aus, weil sie sich damit nicht belasten will und ich das mit ihr nicht für mich brauche.

Und ob das immer so ist oder sich verändert, darüber sprechen wir immer wieder und passen - wenn nötig - solche ausgesprochenen Vereinbarungen dann an.

Solche Vereinbarungen/Regeln mag ich - sie helfen ungemein.
Joshi
********er62 Mann
2.463 Beiträge
Regeln
stehe ich eher skeptisch gegenüber, da ich sie als Einschränkung verstehe und das gilt für alle Beteiligten gleichermaßen. Insofern stimme ich im Grundsatz dem sehr zu, was Falcon_Fly in vielen Beiträgen - gerade in Bezug auf Primärbeziehungen - geäußert hat.

Ich stimme ebenfalls EmderWorgen im folgendem zu:
Kein ungeschützter Sex
Jederzeit gesprächsbereit sein

Dies scheint mir ebenso sinnvoll zu sein, wie die Aussage:
wer geht mit wem wohin (-> allerdings nur aus Sicherheitsgründen)

Mir gefällt grundsätzlich die Sichtweise von Schatten11_Fen, in folgendem Punkt aber nicht:
Aber dann (nachdem ich das erstmal verknusen muss, das ICH die Verantwortung für die Verletzung trage) findet eine Veränderung statt....meist zum besseren^^)....-> sorry, wenn ich das mal etwas salopp aus dem Zusammenhang reiße, aber ICH bin der Überzeugung, dass ich im Sinne von Selbstliebe und Selbstverantwortung für MEINE Gefühle verantwortlich bin, nicht aber für die Gefühle meines Gegenüber.
Ist ER/SIE angesichts meiner Verhaltensweise eifersüchtig, bin ich keineswegs der Meinung, dafür verantwortlich zu sein, auch wenn ich sehr gern dazu bereit bin, mich gesprächsbereit mit den empfundenen Verletzungen und deren Ursachen auseinanderzusetzen.
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Ob nun Regeln oder Rituale ...... lebt man nicht allein, dann sind Absprachen und selbige einzuhalten sehr wichtig, wie ich finde.

Ehrlichkeit
Der 1. Partner wird niemals von irgendwas (Unternehmungen, Urlaub, Sex oder was auch immer) ausgeschlossen.
Das erste Date findet zu 3. oder 4. statt.
Auch Sexualität wird nie nur exklusiv mit Mensch A oder B erlebt ..... wer da ist und Lust hat, gehört dazu.
Ex­klu­si­vi­tät gibt es nicht ..... aus Zweisamkeit wird Dreisamkeit oder mehr, je nach Situation.
Jeder sagt offen und ehrlich seine Meinung
Grundlagen der Beziehungsvorstellung werden besprochen
Wird die Sachlage ernster, dann wird Mensch X der ganzen Familie vorgestellt.
Gehört Mensch X dazu ..... dann nur mit allen Vor- und Nachteilen ( Streit inclusive *lol*
*****uja Frau
2.504 Beiträge
*huch*

also für mich wären diese Regeln von Ahja_Bali absolut ungeeignet. Ich würde das als "Zwangs-Vergemeinsamung" empfinden. Genauso wie ich mehrere Freundinnen oder Schwestern habe, zu denen ich individuelle Beziehungen unterhalte und Gefühle hege, und mit denen will ich ja auch nicht immer alles gemeinsam und zusammen machen... - mal hab ich Lust auf einen Plausch mit der einen, mal auf einen Kinobesuch mit der anderen, oder Hamam mit der dritten, oder oder... da will ich das auch einzeln mit den jeweiligen unternehmen können. Klar kann man auch mal was mit allen oder mehreren gemeinsam machen wollen. Ganz genau so würde ich meine polyamoren Beziehungen gestalten wollen (ist bei mir Theorie, ich praktiziere lediglich "sexuell offene Beziehung"/ Freundschaft+) . Und da ist es für mich geradezu selbstverständlich und wünschenswert, dass in manchen Momenten eben nicht alle Partner gleichzeitig anwesend und beteiligt sind.

Offenheit und Ehrlichkeit - das *ja* ist wünschenswert und wichtig!
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Ich würde das als "Zwangs-Vergemeinsamung" empfinden.

logischerweise ..... Du bist Single oder lebst zumindestens nach außen hin so.

(ist bei mir Theorie, ich praktiziere lediglich "sexuell offene Beziehung"/ Freundschaft+)

Ein sehr großer Unterschied, zu dem was ich/wir bevorzugen und gar nicht miteinander zu vergleichen.
Freundschaften + und Co werden ja auch meistens vor die Tür der Ehe- oder Partnerwohnung verbannt.
Das mag so sein, doch dann passt es eben nicht zusammen ..... ist doch ok.


Wer nicht als Single lebt, ist auch niemals frei in seinen Entscheidungen.
Dementsprechend sind unsere Ansprüche verfasst.

Ich bin kein Single und dementsprechend lernt mich Mensch X kennen.
Wieso sollte ich nach außen auch nur den Hauch einer Illusion präsentieren, dass Mensch X eine Beziehung nur mit mir eingehen könnte ?
Dem ist nicht so.

Meine Prioritäten liegen logischerweise in aller erster Linie bei den Menschen
(Partner, Kinder und bald Enkelkind) mit denen ich seid Jahren durchs Leben gehe, daher habe ich gar kein Interesse ein 2. Leben aufzubauen.
Es kann ein oder zwei Menschen dazu kommen, aber nur wenn er/sie bereit ist auch dazu gehören zu wollen.
Ich existiere nur einmal und habe kein Interesse an einer Zweitbeziehung, Teilzeitbeziehung, Affäre, Freundschaft + oder wie immer man es nennen möchte.

Es besteht gar kein Zwang alles immer gemeinsam tun zu müssen, aber genauso gibt es keinen Anspruch auf Ex­klu­si­vi­tät.
Wer da ist, hat das Recht nicht ausgeschlossen zu werden, egal von was auch immer.
Ich fände es sehr befremdlich wenn ich mit Mensch X Sex habe ..... aber meinen langjährigen Partner des Bettes zu verweisen.
Beim Familien Kuschelsonntag verweise ich dann Mensch X vor die Tür ?
Nein so geht das nicht, wenn man Familie hat und zusammen leben will in einem Alltag und in einem Zuhause.

Ich kann mehr als einen Menschen lieben, aber nicht gleichzeitig auf verschiedenen Hochzeiten tanzen.

Denn gibt es Zuhause einen Notfall, stehen Feier- oder Geburtstage an, ist meine Hilfe nötig ........ würde Mensch X allein im Regen zurückbleiben oder zumindestens außen vor bleiben.
Das würde ich einem Menschen den ich liebe nicht antun wollen.

Genauso wie ich mehrere Freundinnen oder Schwestern habe, zu denen ich individuelle Beziehungen unterhalte und Gefühle hege, und mit denen will ich ja auch nicht immer alles gemeinsam und zusammen machen.

Die führen wahrscheinlich auch Ihr Leben, so wie Du.
Man gehört nur dazu, wenn man Zeit oder Lust hat, danach geht jeder wieder seine eigenen Wege.

Bei Freunden, Sexpartnern und Co würde ich auch nicht einziehen oder den Alltag mitleben wollen.

Es geht hier aber um einen Menschen, den man liebt und den man nicht nach Lust und Laune vor die Tür setzen und ausschließen möchte, weil es jetzt gerade zeitlich oder von der Lust her nicht passt.
*****uja Frau
2.504 Beiträge
nee, nee, als SINGLE lebe ich ja nun wahrlich nicht! Ich habe ein relativ "normales Familienleben" mit Kindern und Ehemann geführt, bin weiterhin verheiratet und unsere Kinder sind halt jetzt groß, haben aber noch keine eigenen.

Ich sehe ein, dass es ein Unterschied ist, ob man als "Poly-Knubbel" (so nenne ich das jetzt mal spontan, und es ist liebevoll gemeint!) zusammenlebt, in einer ganzen Lebensgemeinschaft - oder , was ja meines Wissens auch für etliche polyamouröse Menschen gilt: einfach parallel mehrere Liebesbeziehungen hat, aber ohne dass man mit allen Partnern ständig zusammenlebt.
Und natürlich ist es auch bei mir so, dass jemand der mich kennenlernt, weiß und berücksichtigen muss, dass ich weitere Bindungen habe. Es geht also nicht darum "nach Lust und Laune jemanden ein- oder auszuschließen"-

Ich meine nur, dass selbst wenn ich in einer Dyade oder eben mit mehreren Liebesbeziehungen durchs Leben gehe, ich weiterhin ein Individuum bin und mich als solches erlebe.

Ich denke, es geht hier um ein prinzipiell bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägtes Autonomie-(eher bei mir) vs "Verschmelzungs"-bedürfnis ( eher bei euch, Ahja_Baerli).

So kann ich es stehen lassen.
*********nary Mann
70 Beiträge
Themenersteller 
Ich denke, es geht hier um ein prinzipiell bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägtes Autonomie-(eher bei mir) vs "Verschmelzungs"-bedürfnis ( eher bei euch, Ahja_Baerli).

Ich denke, das hängt auch von den beteiligten Personen ab. Wenn man als ein "Poly-Netzwerk" unter einem Dach lebt kann das ja dauerhaft nur gut gehen, wenn die daran Beteiligten nicht nur diesen Lebensweg gehen wollen - sondern auch auf der persönlichen Ebene miteinander zurecht kommen.

Es ist ja auch nicht so - zumindest war es in meiner ersten Poly-Beziehung nicht so - dass quasi per Bekanntmachung entschieden wird, dass jetzt alle zusammenleben. Diese Strukturen wachsen mit der Zeit und ergeben sich durch die Wechselwirkung der Menschen untereinander.

Ich könnte im Moment gar nicht sagen, ob ich eher eine Gemeinschaft oder mehrere parallele Beziehungen vorziehen würde. Da kann ich nur sagen: Kommt drauf an.
****50 Mann
663 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ahja_baerli
Denn gibt es Zuhause einen Notfall, stehen Feier- oder Geburtstage an, ist meine Hilfe nötig ........ würde Mensch X allein im Regen zurückbleiben oder zumindestens außen vor bleiben.
Das würde ich einem Menschen den ich liebe nicht antun wollen.

Bin in vielem Deiner Meinung, aber das ist für mich zu kurz gefasst. Für mich ganz persönlich ist eine polyamore Beziehung zu einem Menschen X nur lebbar, der ebenfalls in einer glücklichen festen Beziehung lebt und die gleichen "Ansprüche" stellt, also zu Hause gibt es einen Notfall... usw..., das muss ich dann ebenso wie Mensch X akzeptieren, das hat aber nichts mit allein im Regen zurück- oder außen vor bleiben zu tun. Dem dafür passenden Menschen X zu begegnen, ist allerdings sehr schwer, wenn man ihn gefunden und dazu den passenden (Ehe-)Partner hat, aber wohl die unkomplizierteste Weise, polyamor zu leben.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Meine Erfahrungen
Haltet ihr "Spielregeln" in polyamoren Beziehungen für notwendig, um das Konfliktpotential zu minimieren?
Es kann not-wendig sein, um einen Partner vorübergehend vor Überforderungen zu schützen, bis er die Schritte gegangen ist, um seine Grenzen weiten zu können, falls er das möchte. Das beiderseitige Vertrauen sehe ich darin, dass das, sofern es ein Entgegenkommen als Zwischenschritt ist, weder als Machtinstrument noch als Entwicklungsverweigerung verwendet, sondern auf ein gemeinsames Entwicklungsziel hin gearbeitet wird, sofern mensch denn in einer "Arbeits"beziehung leben möchte.

Oder lehnt ihr jede Form von Vorschriften, Absprachen und Regeln als Eingriff in die Freiheit eurer Liebe ab?
Am liebsten wäre mir natürlich, frei wie der Wind in meiner Lust und Liebe zu sein, so lange oder kurze Zeit, safer oder nicht, mit meinen Liebsten zu sein, wie ich das gerade möchte, und alle fühlen sich wohl damit *gg*. Und alles, was sich in den Weg stellt, da wehe ich elegant drum herum oder ich puste es weg *lol*.
Natürlich ist das eine Illusion, weil wir alle mehr oder weniger kleine Egos haben.

Regeln können mir aus egoistischen Motiven nicht gefallen. Dazu kann ich verschiedene Haltungen entwickeln. Wohin ich möchte, ist, dass ich mein Eigeninteresse in meinem eigenen Interesse und aus Liebe zum Gegenüber und aus Freude am gemeinsamen, harmonischen Miteinander mit ihm ändere oder wenigstens zurückstelle. Insofern kann ich das Einhalten von Regeln als mein Beitrag zum Gelingen der Beziehung und als Entwicklungschance für meine Liebesfähigkeit sehen.
Ich kann aber auch schlicht verlustängstlich, zu faul, zu feige sein, mich den Konflikten und dem Stress zu stellen und deshalb Regeln akzeptieren, obwohl sie mir nicht gefallen. Wenn sich dadurch unterschwellig Frustration aufbaut, ist das allerdings keine gute Idee.


Wie verändern sich eventuell getroffene Absprachen im Laufe der Zeit? Lasst ihr sie sich fließend entwickeln oder muss bei euch "nachverhandelt" werden?
Anfangs habe ich mir, trotz des Wunsches nach größtmöglicher Freiheit, unbewusst selbst, möglichst beständige Regeln gewünscht, weil ich feste Grenzen verinnerlichen wollte, innerhalb derer ich mich so bewegen kann, dass sich alle meine Partnerinnen wohl fühlen mit mir.
Das ging so weit, dass ich jeden Wunsch einer Partnerin für mich als eigene Regel für mich angenommen und dadurch jeden Konflikt zwischen diesen Wünschen verinnerlicht habe. Damit wurde es mein Konflikt; ich fühlte mich oft zerrissen, uneins, unsicher. Ich hatte keine klare Linie und nicht wirklich einen eigenen, emotional mittigen Standpunkt, den ich innerlich und nach außen vertreten habe. Statt dessen habe ich mich zum Opfer meines Harmoniebedürfnisses gemacht und wenig später genau dagegen rebelliert – natürlich habe ich nicht versäumt, meine inneren Konflikte auf meine Partnerinnen zu projizieren. Logisch jagte eine „Regel“änderung die nächste. Verwirrung, Chaos und Stress pur – durch selbst gebaute, meist von mir einseitig verkündete, mich verpflichtende Regeln, von denen die meisten niemand wollte.

Das ist ein paar Jahre her. Heute gibt es keine Regeln mehr, sondern Einzelfallabsprachen - im Idealfall jeder in Selbstverantwortung für sich. Ich fühle mich grundsätzlich frei und in Selbstverantwortung. Dadurch kann ich meine eigenen Grenzen sehen: Trotz, Konfliktscheu, Verlustangst usw. - viel von dem, was ich früher projizierte. Die Befreiung von allem, was ich als Regeln empfand, hat mir geholfen, den Blick dorthin zu wenden, wo er hingehört: auf mich. Ich danke der Frau, die mir das zuvorderst ermöglichte. Was ich sehe, gefällt mir sehr oft überhaupt nicht, aber ich sehe, dass alle Verantwortung bei mir liegt und nicht bei meinen Partnerinnen, die, aus meiner alten Perspektive betrachtet, Unmögliches von mir wollten, zu anspruchsvoll waren, mich beschränken, kontrollieren oder ihre eigenen Verlustängste nicht anschauen wollten. Auch wenn all' dies richtig gewesen wäre – es hätte nicht in meiner Verantwortung gelegen, dem aus falsch verstandener Liebe, Rücksicht oder einem anderen Motiv entsprechen zu müssen.
Immer dann, wenn mein Ego heute rebelliert, weiß ich, dass ich Anlass habe bei mir nachzuschauen, welche Anteile in mir nicht stimmig sind mit einander.


Polyamory: Regeln und Rituale
Zum Hintergrund: den Artikel schrieb eine US-amerikanische Autorin. Zu ihrem radikalen Ton wird sie inspiriert worden sein, weil dort die Primary-Secondary-Hierarchie – nach dem, was ich gehört habe – wesentlich rigoroser gelebt als hier.

Es gibt viele Weisen, (polyamor) zu leben – auch mit gemeinsam und einvernehmlich vereinbarten Regeln, die anderen unsinnig oder wertlos erscheinen mögen. Das ist Teil der Freiheit, auch wenn sie Beschränkung bedeuten kann. Das liegt bei den Beteiligten.

Jeder hat (für sich) einen guten Grund, sich so zu verhalten, wie er es tut. Für wertende Kritiker ist es vlt. hilfreich, dass die ihren eigenen (leider oft vermeintlich als „besser, höher entwickelt, wahrer" oder „reifer“ empfundenen) Standpunkt zu finden, was im Idealfall zu positiven Veränderungen bei den Kritikern führt.
So hat ein Jedes seinen Wert.

Neben konstruktiven Anregungen in o.g. Text empfand ich das als wesentlich:
Auch dies ist nicht nur Semantik. Diese anderen Formen der Beziehung sind nicht „nur wie Regeln“. Sie sind Großzügigkeit und Freude und Achtsamkeit, nicht Kontrolle und Grenzen und Angst. Was hier zählt, ist die Absicht.
M.E. ist es das Gefühl von inniger, von Herzen kommender Liebe und Zuwendung, das diese Absicht mittels entsprechender Kommunikation zum Ausdruck bringt – jeder, so „gut“ er kann und da, wo er gerade steht.

*herz*lich
t*wink*m

P.'S. Zum Thema gibt es auch diesen alten Thread:
Polyamory: Regeln
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Für mich ganz persönlich ist eine polyamore Beziehung zu einem Menschen X nur lebbar, der ebenfalls in einer glücklichen festen Beziehung lebt und die gleichen "Ansprüche" stellt, also zu Hause gibt es einen Notfall... usw..

Und wenn die Beziehung von Mensch X zerbricht oder sogar wegen der Liebe zu Mensch B gelöst wird ?

Aber jeder muss und soll sein Leben nach den eigenen Vorstellungen, Ansprüchen und Wünschen gestalten.

Ich habe viele Jahre hinter mir in denen ich trotz Familie, wie ein Single gelebt und agiert habe

Allein in Urlaub fahren mit Mensch X
Allein unterwegs sein mit Mensch X
Allein Sex mit Mensch X
Allein unter zig Menschen und kaum jemand registrierte ...... diese Frau hat Familie.
Nicht weil ich es verborgen hätte oder vertuscht .....
Nein weil ich ja immer allein mit wechselnden Menschen zusammen war.
Manchmal hatten nicht mal Singles soviel Freizeit, wie ich.

Zuhause war ich oft nur noch Gast und habe dadurch viel verpasst und irgendwann kommt der Punkt da hat man es satt ...... dauernd von A nach B , C, D und E und F zu jagen.

Daher war zu Beginn der neuen Beziehung klar, wenn dann nur noch gemeinsam mit allen Menschen oder es bleibt oder reduziert sich immer wieder aufs Neue auf die Basisfamilie.

Nun ist mein Drang nach ...... Gruppenkuscheln evtl. verständlicher *lach*

Außerdem verliert sich irgendwann auch die Lust, auf für mein Empfinden, oberflächliche Beziehungen.
Die kommen und gehen wie das Wetter, manche verbleiben etwas länger, aber am Ende lebt jeder sein Leben dort, wo man zu Hause ist und alle anderen bleiben außen vor.
****50 Mann
663 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ahja_baerli
Und wenn die Beziehung von Mensch X zerbricht oder sogar wegen der Liebe zu Mensch B gelöst wird ?

Dann hat mindestens ein Partner in der Beziehung von Mensch X ein Problem mit Polyamorie, nämlich mehr als einen Menschen lieben zu können bzw. es beim Partner zu akzeptieren. Genau deshalb is es so schwer, die "passenden" Partner zu finden.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Meiner Erfahrung nach verändern Kind(er) eine Beziehung. Ich bin da ziemlich unwissend hineingekommen und habe mich nach kurzer Zeit gefragt, wieso um alles in der Welt mir keiner vorher gesagt hat, was alles auf jeden Fall geschehen wird und was vielleicht auch geschehen kann. Irgendwie eine Art Vorbereitungskurs, und auf jeden Fall mehr als gemeinsames Atmenüben für die Wehen *zwinker* Vielleicht sollte ich das mal Susanne und Roger (Liebesakademie) vorschlagen: ein Liebeskurs Leben und Lieben mit Kindern.
Ich finde Regeln und Absprachen oft schwierig, weil sie immer irgendwie auf eine konkret vorgedachte Situation bezogen ist, die dann sowieso völlig anders ist oder zumindest von den Beteiligten in für sie persönlich empfundenen Details völlig anders ist. Das haben wir des öfteren schmerzhaft erfahren müssen: dem anderen doch wehgetan zu haben, weil das ein oder andere Detail in der Abfolge viel wichtiger war oder sogar irgendetwas ganz tiefes im Anderen berührt hat.
Aber dennoch ist es zunächst ein Gerüst, eine Orientierung, und die ist wichtig. Sie muss ausprobiert und immer wieder, auch wenn alles gut gegangen ist, besprochen und ggf angepasst werden. Letztlich sind alle Absprachen zum Schutz einer der Beteiligten gedacht: er braucht Verbindlichkeit oder sogar Schutz, weil er an bestimmten Stellen gerade verletzlich ist.
Ich finde es total klasse, das Ihr so darüber vor der Geburt sprecht und formuliert, was Ihr denkt zu brauchen und was der Andere bitte gibt. Ich habe da echte Achtung vor Euch; Ihr passt auf Euch selbst und Miteinander auf. Ob nun das gemeinsame Einschlafen wirklich nötig und wichtig ist, wird sich dann herausstellen - und Ihr werdet es bestimmt anzupassen wissen. Wo ist der Bezug auf- und zueinander, wo ist er von jedem Einzelnen zum Kind? Klasse.

Im Allgemeinen empfinde ich es so, das Regeln und Absprachen zum Schutz aufgestellt werden: so weit kann ich gerade gehen, da ist für mich die Grenze, da bin ich empfindlich und da komme ich gerade einfach nicht drüber. Das ist superokay so, – aber. Nach meiner Erfahrung, aktiv wie passiv, ist die Auseinandersetzung in einer offenen Beziehung immer Auseinandersetzung zunächst einmal mit mir selbst. Warum brauche ich denn unbedingt dies oder das - brauche ist das wirklich? Wo halte ich an ganz vielen alten Verletzungen fest und mache meine Partnerin zum Co-Abhängigen? Wir haben erlebt, wie sehr tiefer unsere Liebe und Intimität werden kann, wenn wir uns nicht auf ein zweidimensionales Miteinander, mit Grenzlinien und Schnittmengen beschränken, sondern ja irgendwie eintauchen in ein dreidimensionales Miteinander. Also eine Intimität und Nähe, die sich irgendwie aus einem tieferen Verständnis von Miteinander und Sich-Selbst speist. Wir haben dabei unglaubliche Schwierigkeiten und Grenzen in uns selbst entdecken müssen. Und genau da sind Regeln und Absprachen einfach hilfreich. Kleine Schritte, die ich zu gehen mir zutraue, die meine Partnerin sich zu gehen zutraut. Und da wie gesagt völlig überraschend schon diese kleinen Schritte in völlig unbekanntes Gebiet führen können, an Stellen, die ich vorher gar nicht angedacht habe, war ich selbst schon weit hinter der Grenze dessen, was ich mir selbst hätte zugetraut. Aber es war gut so, ich bin gewachsen und hatte immer die liebevolle Begleitung meiner Partnerin. Also daher: wenn Regeln nicht zur Vermeidung und Verhinderung von Wachstum und Entwicklung aufgestellt werden, ist es gut. Und bei uns war es auch so, das meine Partnerin gesagt hat: he weiter, den Freiraum brauche ich jetzt für mich, und bleib doch bitte im Vertrauen. Will sagen: man wächst da aneinander und miteinander und lässt sich auch vom Gegenüber zu Auseinandersetzung mit sich selbst inspirieren - wenn man es zulässt und in Liebe bleibt.
Das was ich null und nie verstehe ist etwas, was hier so oft rüberkommt: wenn man die passenden Partner findet... Sry, alles was ich bisher an Begegnungen erlebt habe, ist nie durch eine Checkliste an den möglichen Partner entstanden. Da fliesst etwas, da gibt es einen Austausch, auf den ich mich einlasse. Und meine Erfahrung mit offener und vielfältiger Liebe sind so gewachsen. Den Begriff Polyamorie habe ich erst sehr viel später überhaupt gehört. Mich auf ein gedachte Liebessystem Polyamorie einzulassen: hey hört sich interessant an, mache ich auch mal, ich such mal ein paar Leute dazu - hm, funzt bei mir nicht.
*****ane Frau
116 Beiträge
Diesen Beitrag wieder heben mag ich...
... auch wenn er schon ein wenig brach liegt- ich hätte sonst die selbe Frage noch einmal gestellt, um meine Gedanken zum Thema zu sortieren, da hoffe ich, dass ich den alten Thread noch einmal ausbuddeln darf?

Bevor ich loslege, noch ein kurzes "Hallo" in die Runde- ich lese seit einiger Zeit ganz neugierig hier im Forum mit und freue mich über die Vielfalt und den respektvollen Ton, in dem spannende Diskussionen geführt werden- danke dafür! :)

Nun aber zum Thema. Regeln.

Ich merke, dass ich ein ziemlich gespanntes Verhältnis zu Regeln und Absprachen habe und frage mich auf der anderen Seite, ob es nicht auch durchaus etwas egoistisches hat, wenn ich mich dem grundsätzlich eher zu entziehen versuche. Daher die Frage an euch: Wie kompromissbereit seid ihr da? Wann bzw. in welchem Umfang stimmt ihr Vereinbarungen zu, die ihr persönlich nicht bräuchtet und die euch vielleicht auch nicht so richtig schmecken, die einem Gegenüber aber wichtig sind? Wonach entscheidet ihr das?

Und auf der anderen Seite ist mein Gedanke zu Regeln generell der, dass es im Kern möglicherweise um die Verortung von persönlichen Grenzen geht.
Dass Regeln also eigentlich ein zweiter Schritt sind, der sich als Schluss aus dem ersten ergibt. Also, als Beispiel: "ich fühle mich nicht wohl, wenn du dich mit Menschen triffst, die ich nicht kenne" [persönliche Grenze] wird zu "Bevor du dich mit jemandem triffst, lerne ich die betreffende Person kennen." [Regel]

Für mich ist dieser Unterschied an der Stelle spannend, an der es darum geht, wie mit den persönlichen Grenzen umgegangen wird. Ich persönlich glaube, dass jeder selbst für die eigenen Gefühle verantwortlich ist und der Partner/die Partnerin* im besten Fall mit liebevollem Verständnis zum Gespräch bereit ist.

Persönliche Grenzen lassen sich m.E in gewissem Umfang erweitern. Regeln machen dieses Wachstum häufig (nicht immer!) ein bisschen "überflüssig"- die angstbeladene Situation wird ja "verboten" und dementsprechend vermieden.

Insofern finde ich persönlich Regeln schwierig, solange sie nicht nur in einer Übergangsphase dazu dienen, an ein bestimmte ängstigende Situation vorübergehend etwas abgemildert heran zu führen.
Die Kommunikation von persönlichen Grenzen hingegen finde ich super wichtig und finde es dann wichtig, ehrlich zu entscheiden, ob ich diese Grenzen bei jemanden "heile lassen" kann oder ob das meinem eigenen Bedürfnis widersprechen würde.

Gleichzeitig frage ich mich, ob das zu viel vom anderen verlangt: quasi eine permanente Änderungs-/Wachstumsbereitschaft bzw. die knallharte Entscheidung "Deine persönliche Grenze ist für mich zu eng- das kann/will ich so nicht"? Wie seht ihr das?


Da solche Gedanken bisher nur in meinem eigenen Kopf hin- und hergehen, würde ich mich über Impulse freuen, auch wenn schon einiges zum Thema gesagt wurde *zwinker*
*****ane:
Gleichzeitig frage ich mich, ob das zu viel vom anderen verlangt: quasi eine permanente Änderungs-/Wachstumsbereitschaft bzw. die knallharte Entscheidung "Deine persönliche Grenze ist für mich zu eng- das kann/will ich so nicht"? Wie seht ihr das?

Also ich finde nicht, dass es zu viel verlangt ist.
Es sind schließlich deine Grenzen, die du gerne anders (in diesem Fall weiter) gesetzt haben möchtest.
Aber ich gestehe, dass es dafür schon ein sehr reifes und reflektiertes Gegenüber benötigt.

Was mich ganz persönlich betrifft, kommt noch dazu, dass ich umso widerspenstiger werde, je mehr Regeln man mir auferlegen will. Ich möchte, ähnlich wie du, selbst entscheiden können, wo sich meine Grenzen befinden und das nicht von anderen vorgegeben bekommen.
*****ane Frau
116 Beiträge
Danke für deine Perspektive, strolchi!
Ich glaube, meine Frage nach dem Zuviel-Verlangtsein zielt vielleicht auch darauf ab, dass ich ja irgendwie die priviligierte Position inne habe- ich brauche nicht so viel Absprache wie jemand anders, der/die für sein / ihr Wohlgefühl ein bisschen mehr Regelwerk braucht.
Der/diejenige ist dadurch schon ja irgendwie von meinem, nun ja... "Wohlwollen" abhängig. Und da finde ich es dann glaube ich einfach ein wenig schwerer, mein eigentliches Credo von "meine Grenzen liegen da, wo meine Grenzen liegen" zu vertreten - einfach, weil es ein Ungleichgewicht gibt, in dem ich scheinbar Oberwasser habe. Und das fühlt sich irgendwie nicht gut an /:
Genauso wenig ist es allerdings eine Option für mich, jemandem anderen zu liebe als Dauerzustand quasi tiefer zu stapeln als ich für mich könnte. Und das reife, reflektierte Gegenüber ist mir zumindest bisher in der Form noch nicht begegnet *zwinker*

Insofern muss und will (!) ich ja mit dem gut umgehen, was ich an innigen Verbindungen um mich habe- nur so ganz einfach finde ich es aus genannten Gründen manchmal nicht.
*******s_U Mann
961 Beiträge
quasi eine permanente Änderungs-/Wachstumsbereitschaft
Was ist denn die Alternative? dass der Partner sich das nächste halbe Jahrhundert nicht ändert? oder eben bitte nur in den Grenzen, die meine eigene Komfortzone nicht verlassen bzw. bittesehr nur so, dass es zu dem passt, wie ich mich verändere?

finde ich ziemlich egozentrisch, diese Forderung.

die knallharte Entscheidung "Deine persönliche Grenze ist für mich zu eng- das kann/will ich so nicht"?
Dann ist das eben so, und man muss schauen ob und was man trotz dieser nicht (mehr?) passenden Grenze noch miteinander anfangen kann.

Im konkreten Fall stehe ich selber oft genauso vor der Wand und suche die Tür. Manchmal finde ich sie sogar – aber auf der anderen Seite muss auch jemand sein, der bereit ist, den Schlüssel umzudrehen. Manchmal kann man sich nur noch durchs offene Fenster begegnen … und manchmal bleibt auch das zu, und vor meiner Nase geht der Rollladen runter. *oh*

Das Leben ist kein Wunschkonzert, und das finde ich gut so.
*****uja Frau
2.504 Beiträge
Bei aller Veränderungsbereitschaft und auch Wünschenswertigkeit der Veränderungen... , ich finde dennoch , dass VERBINDLICHKEIT auch etwas wichtiges ist - spätestens oder vor allem dann, wenn man sich gemeinsam für Kinder entscheidet. Ich finde es schon auch egozentrisch, wenn man - etwas plakativ - eines Tages aufwacht und sagt "ich merk jetzt, das mit den Kindern und damit verbundenen Einschränkungen, auf die ich mich damals eingelassen hab, das ist mir jetzt doch irgendwie zu eng"...
Gut, dass ist jetzt nicht poly-spezifisch und betrifft gleichermaßen mono-Beziehungen. Aber hier geht es ja allgemein um "Regeln"

Eine Bereitschaft, sich längerfristig auf Verbindlichkeit und auch Kompromisse einzulassen finde ich wünschenswert.
***xy Frau
4.795 Beiträge
Mir ist es wichtig, daß Regeln nicht für ewig aufgestellt werden, sondern "bis auf weiteres" und "solange es paßt/nötig ist".
Und dann spricht man wieder darüber, am besten auch ab und zu unterwegs, und hört, wie es dem anderen grade geht.
Und bei Bedarf kann man jede Regel den vielleicht veränderten Gegebenheiten anpassen. Da gehören auch gefühlte Gegebenheiten und Befindlichkeiten dazu.
Nur unkommunizierte Alleingänge sollten vermieden werden.

Trixy
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