Wie gemeinsam feiern? Oder: Wunsch und Wirklichkeit...
Guten Tag in die Runde,mich beschäftigt ein bestimmter Aspekt der Polyamorie/offenen Beziehung, bei dem ich mit meinen eigenen Befindlichkeiten nicht so recht zufrieden bin. Ich wüsste gerne einmal, wie ihr damit umgeht, bzw. wie es euch emotional damit geht.
Der Text ist ein bisschen länger geworden und etwas ungeschliffen, was aber zu dem diffusen Wust meiner Gedanken und Gefühle passt, die wiederum nicht so recht zueinander passen.
Übrigens bin ich noch recht neu beim Thema offene Beziehung und die jetzige ist meine erste.
Der aktuelle Anlass ist folgender: mein Freund feiert seinen Geburtstag und hat unter anderem mich, seine "zweite Freundin" (ich habe keinen passenden Begriff dafür) sowie eine weitere "Spielbeziehung" (auch hier fehlt mir die passende Bezeichnung) eingeladen.
Er möchte an seinem Geburtstag alle die Menschen um sich haben, die ihm lieb und wichtig sind. Diesen Wunsch kann ich sehr gut verstehen.
Ich kenne seine zweite Freundin, wir haben uns einmal ohne ihn getroffen, und es war total nett. Wir haben auch vor , demnächst zu zweit um die Häuser zu ziehen und uns zu amüsieren, wozu ich große Lust hätte, denn sie ist mir sehr sympathisch.
Was ich mir aber nur schwer vorstellen kann, ist eine Situation wie auf der Geburtstagsfeier.
Ich merke das vor allem an meinen körperlichen Reaktionen, wenn ich mir das Ganze vorstelle. Ich versteife mich komplett und in meinem Kopf ist nur der Gedanke "da will ich nicht hin!".
Es sind zwei Aspekte, die diese Reaktionen in mir auslösen. Ich kann nicht absehen, was es mit mir macht, die beiden in vertrautem und liebevollen Umgang zu sehen, der über das übliche freundschaftliche hinausgeht.
Und noch viel stärker weiß ich nicht, ob ich selbst in der Lage bin, in dieser Situation entsprechend vertraut, liebevoll und - nun ja - partnerschaftlich mit meinem Freund umzugehen. Ich vermute mal, ich würde von mir aus jeglichen Körperkontakt und Nähe vermeiden und komplett auf Distanz gehen. Mich eher wie eine entfernte Bekannte verhalten. Nicht, weil ich das will, sondern eher weil ich mich nicht traue. Da kommen dann so Gedanken auf wie "ich will mich nicht aufdrängen" oder "darf ich das jetzt überhaupt, ihn zb zu küssen und zu berühren" usw.
Das ist sozusagen mein Status quo.
Was ich mir dagegen für mich wünschen würde, wäre entspannt mit der Situation umgehen zu können, ihn auch auf der Feier angstfrei und ohne Hemmung küssen und berühren und Nähe zeigen zu können, wenn mir danach ist. Und mich umgekehrt für ihn zu freuen, auch zu SEHEN, dass es noch andere gibt, die ihm über bloße Freundschaft hinaus verbunden sind. Genauso, wie ich mich doch auch für ihn freue, dass er Freunde und Familie hat, die ihm nahestehen.
Warum fällt mir das bei einer "Zweitbeziehung" so schwer und bei "normalen" Freundschaften doch überhaupt nicht? Warum habe ich nahezu keine Probleme damit, von dieser durchaus innigen Beziehung nicht nur zu wissen, sondern mich auch ehrlich und nahezu frei von Neid oder Eifersucht dafür zu interessieren, wenn er mir zb von besonderen Erlebnissen erzählt, bin aber nicht in der Lage, eine Begegnung zwischen den beiden LIVE mitzuerleben?
Die kritische Geburtstagssituation werden wir problemlos lösen, bzw durch zeitversetztes Erscheinen einfach vermeiden, lach.
Aber meine Irritation darüber, was da alles Widersprüchliches in mir vorgeht, ist ja dadurch nicht aufgelöst. Ich würde gerne einmal genauer hinschauen, woher meine Ängste, Hemmungen und Befindlichkeiten kommen und ob ich mich nicht langfristig irgendwie davon lösen kann.
Ich bin gespannt darauf, wie ihr ähnliche Situationen für euch löst, bzw ob ihr sie überhaupt als schwierig empfindet. Ich habe zb schon häufiger gelesen, dass viele sehr entspannt und problemlos mehrere oder alle ihre Lieben gleichzeitig um sich haben, und habe bisher nie weiter darüber nachgedacht. Fiel euch das immer schon leicht, oder habt ihr euch das "erarbeitet"?
Ach so, mit meinem Freund habe ich meine Gedanken und Gefühle dazu auch schon geteilt, und er versteht ziemlich gut, was in mir vorgeht.
Euch allen einen schönen Tag
Serendipitous