In jeder Gruppe, die sich über Gruppeneigenschaften definiert, gibt es naturgemäß immer Abgrenzungsschwierigkeiten. So auch hier - Du bist als Poly eben bisher nicht geklärter "Graubereich".
Logisch, dass es da gegensätzliche Meinungen zu geben wird. Ich bin in einer Motorradfahrergruppe Mitglied, in der es heftige Diskussionen darüber gab, ob Trike- oder Rollerfahrer Mitglied werden dürfen.
Am Ende entscheiden diejenigen, die die Definitionsmacht haben, wo die Grenzen gezogen werden sollen. Man kann solche Fragen inhaltsreich diskutieren, aber ich zumindest akzeptiere dann getroffene Entscheidungen - die ja immer eine andere Meinung ausschließen. Wie streng oder weich das gehandhabt wird, liegt an den Gruppenbetreibern.
Ich finde aber nicht uninteressant zu diskutieren, ob man sich als Poly mit Partner(n) auch als Single fühlen kann. Dafür gäbe es unterschiedlich in die Tiefe gehende Definitionsmöglichkeiten:
1. Single = offen für neue Beziehung(en). Das könnte für manche Polys zutreffen - wie in Deinem Fall. Es gab eine Zeit, kurz nach meinem Polyouting, in der ich mich trotz bestehender Beziehung als Single fühlte. Ich fand als Alleinlebender, dass ich vor allem im Hinblick auf die Suche nach einer weiteren Beziehung durchaus Eigenschaften eines Singles hatte. Allerdings fanden das einige andere Singles nicht, die auf der Suche nach einer Exklusivbeziehung waren.
2. Single = allein, ohne Beziehung lebend. Das ließe nur diejenigen Polys Singles sein, die derzeit keine Beziehung führen. Da können dann natürlich auch die Aspekte des Alleinfühlens, die Vor- und Nachteile des Alleinlebens in einer Singlegruppe diskutiert werden, bei denen ein Poly, der in Beziehung lebt, nicht so viel Verständnis hat.
3. Single = wir sind alle grundsätzlich allein, unsere Beziehungen sind immer nur temporäre Verbindungen. Auch diese Auffassung mag es geben, wenn es z.B. darum geht zu klären, dass ich meine(n) Partner nicht zum Ersatz meiner Selbstliebe und eines eigenständigen Lebens machen darf. Ist für eine Singlegruppe oder -börse aber vielleicht doch etwas zu weit gegriffen.
Hach ja, auch wenn oft auf Definitionswut geschimpft wird - ich liebe solche Definitionsdiskussionen, wenn sie denn zu inhaltlichen Erkenntnissen führen.
Fröhlich
Joshi