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Alles muss?

*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für die interessanten Kommentare. Ich versuche nochmal, etwas besser herauszuarbeiten, worum es mir geht, weil ich oft einen Fokus auf dem Anbahnen von Sexkontakten herauslese. Es ist ja nichts Schlechtes an Sexkontakten, nur finde ich, in der Polyszene, vielleicht auch in Abgrenzung zur Swingerszene, über die ich nichts sagen kann, weil ich sie nicht kenne, werden die Dinge schnell komplizierter.

Wenn ich als Mono eine Beziehung anfange, dann tangiert das nur mich und den Partner. Wenn ich das als Poly tue, dann tangiert es mich, meine vorhandenen Partner, deren Partner und die Gruppe der Partner meiner neuen Beziehung. Das sind exponentiell mehr Leute, und es geht um eine tendenziell sehr überschaubare Gruppe potenzieller Partner. Wir sind uns ja, glaube ich, einig darüber, dass Poly-Partnerschaften tiefergehend sein sollen als Affären, Swingerkontakte und dergleichen.

Beziehungen gehen nicht ohne Grund zu Ende. Wenn es nur war, dass man sich gelangweilt oder nichts mehr zu sagen hat, ist es noch einfach. Nicht selten gab es aber einen triftigeren Grund. Eine Verletzung, ein Vertrauensbruch, ein Streit. Es bleiben starke, teils negative Gefühle zurück. Das sind Dinge, die man berücksichtigen muss, wenn es um die Aufnahme einer neuen Beziehung geht, die, wenn auch um Ecken, Ex-Partner wieder verknüpft.

Um diese Kombination aus viel mehr Berührungspunkten und einer viel kleineren Menge von Leuten, die zur Wahl stehen, geht es mir. Das halte ich für wesentlich komplizierter als in traditionellen monogamen Partnerschaften. Und das heißt, ich habe es theoretisch vielleicht einfacher, neue Kontakte zu knüpfen, weil Polys nicht nur zu haben/vergeben sind, und weil sie vielleicht auch eher bereit sind, sich einem weiteren Partner zu öffnen. Ich habe es aber auch schwerer, weil ich die vielen schon vorhandenen Verknüpfungen berücksichtigen muss, wenn ich nicht nur an mich selber denke.

Dazu kommt noch, und das habe ich in meiner recht kurzen Polyzeit bereits mehrfach erlebt, dass es Leute gibt, die sehr viele Verknüpfungen herstellen. Und ich meine nicht »nur« Sex, sondern bei denen sehr schnell und vielen Menschen gegenüber das Wort Liebe fällt.
Das halte ich für wesentlich komplizierter als in traditionellen monogamen Partnerschaften. Und das heißt, ich habe es theoretisch vielleicht einfacher, neue Kontakte zu knüpfen,

Das seh ich nciht so.
Schauen wir uns doch mal um , wie viele Männerfreundschaften zerbrechen weil die Frau des einen nun den anderen liebt.
Oder der Nachbar , der in der Straße keinen Fuß mehr vor die Tür setzten kann weil er die beste Freundin seiner Frau auf einmal liebt.

Alles Mono (dickes ??????) aber nciht anders als wenn ich in Polygeflechten, "Schmerz" bereitet habe.

Gehen poly eingestellte Menschen führsorglicher mit bereitetem Schmerz um ?

LG YOYO
******ore Frau
4.633 Beiträge
Diese Verknüpfungen habe ich in diesem Jahr auch sehr hautnah erlebt:
ich war mit einem Mann in Beziehung, der eine zweite und dann eine dritte Beziehung parallel begann. Unsere Beziehung zerbrach und eine der Frauen hatte ein massives Problem mit mir. Wir waren aber noch in einer gemeinsamen Lebensgemeinschaftsgründungsinitiative....
Aus der bin ich dann raus gegangen (bin jetzt in einer rein polyamoren Lebensgemeinschaft).
Auf den Polytreffen bin ich den dreien in unterschiedlichen Konstellationen begegnet. Da waren nochmal Gespräche und teilweise auch Distanz nötig. Was die drei machen, ist mir mittlerweile nahezu egal, ich setze mich mit den Verletzungen und all dem, was geschehen ist auseinander, bin gereift, bin durch die Krise durch.

Nun werden wir uns Silvester teilweise wiedersehen: auf einer Silvesterfreizeit einer dritten Lebensgemeinschaft treffe ich den Mann und die Frau, mit der ich keine Probleme hatte wieder. Um gut miteinander umgehen zu können, werden wir uns Ende dieser Woche treffen, um das Miteinander auf einen guten Weg bringen.
Letztlich ist Persönlichkeitsentwicklung, Schattenarbeit, Vergebung, Authentizität gefragt. Das gelingt Polys nicht per se´besser, aber sie bemühen sich manchmal mehr und letztendlich heilt die Zeit viele - nicht alle!- Wunden....
Ich hab mir jetzt nochmal den Eingangspost von Reptil durchgelesen:
Mich würde interessieren, wie Ihr damit umgeht. Was nehmt Ihr, platt ausgedrückt, mit, was nicht? ....... Wieviel Rücksicht nehmt Ihr auf die Befindlichkeiten Eurer Partner, und zu wieviel Verzicht seid Ihr bereit?

"Was nehmt ihr mit" heisst "wie oft habt ihr "Poly"-Kontakte, bei denen es eigentlich nur ums "Ficken" geht?

Ich habe festgestellt, dass es eine interessante *g* und aufregende Herangehensweise ist "einfach mal nur Sex zu haben" ohne irgendwelche Hintergedanken oder Beziehungsgedanken. (Beiderseits! Idealerweise mit Polys oder mit Leuten die von vornherein nur Sex wollen). Daraus können sich tiefere Gefühle entwickeln oder auch nicht. (Bei mir war es bisher fast immer so, dass sich dann zumindest ganz tolle Freundschaften entwickelt haben).
Und idealerweise hat man Polypartner, die das genauso sehen. Und deren Befindlichkeit ist gut, weil sie wollen, dass man so viel Spass wie möglich hat.
Was ist so schlimm daran?
****ulf Mann
333 Beiträge
"Schlimm" daran ist, dass den Polys von den Monos gerne vorgeworfen wird, poly sei nur ein moralisches Deckmäntelchen um rumvögeln zu können. Womit schon mit dem despektierlichen Ausdruck klar wird, dass rumvögeln etwas Verwerfliches sei. Und da gibt es halt eine Reihe von Polys, die tatsächlich nicht rumvögeln wollen und die sich gegen den Vorwurf verwehren, es zu tun. Und dann gibt es andere Polys, die finden rumvögeln halt nicht verwerflich und tun es auch gerne, was aber nicht heissen muss, dass sie "poly" als Tarnung dafür missbrauchen. Und Ersteren sind Letztere natürlich ein Dorn in ihrer Rechtfertigung oder auch in ihren moralischen Ansichten.
(Und dann gibt es natürlich jene, auf welche der Vorwurf tatsächlich zutrifft. Das Verwerfliche ist dann aber in erster LInie der Etikettenschwindel. Und das Tun selbst nur in zweiter Linie je nach Ansicht.)
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
******oby:
"Was nehmt ihr mit" heisst "wie oft habt ihr "Poly"-Kontakte, bei denen es eigentlich nur ums "Ficken" geht?

Ich finde das jetzt ein bisschen schade. Ich habe bereits mehrfach präzisiert, dass es mir nicht, und vor allem nicht ausschließlich darum geht. Also warum nochmal das Fass aufmachen? Bleiben wir doch beim Thema.

Was ich allerdings erstaunlich finde, ist, dass augenscheinlich doch recht viele in einer Poly-Gruppe der Meinung zu sein scheinen, mitzunehmen wären vor allem Sexkontakte. Als könnte man nicht auch ins Verliebtsein verliebt sein.
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
vielleicht...
weil man das "Verliebtsein"...ja nicht mal eben "mitnehmen" kann.. *smile*
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
********s_63:
weil man das "Verliebtsein"...ja nicht mal eben "mitnehmen" kann..

Nicht in 20 Minuten. *zwinker* Aber in ein paar Wochen oder Monaten schon.
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
....also erst mal etwas "mitnehmen"....ausprobieren und dann später schauen...ob man sich im Sinne von Polyamor...verliebt? *zwinker*
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
********s_63:
....also erst mal etwas "mitnehmen"....ausprobieren und dann später schauen...ob man sich im Sinne von Polyamor...verliebt?

Try before you buy? Vielleicht auch das, aber ich glaube schon, dass es gerade unter Polys Leute gibt, die vor allem dieses Kennenlernen, das Feuer-und-Flamme-Sein und das Sichverlieben suchen. Und dass das auch mehr Verknüpfungsproblematiken verursachen kann als blankes Schnackseln.

Unter anderem (!) das ist es doch, was wir uns zugestehen wollen: Dieses Gefühl öfter haben zu dürfen als nur alle paar Jahre oder gar Jahrzehnte, und ohne dass wir dafür alles Wertvolle einer vielleicht auch schon leicht abgekühlten Beziehung aufgeben müssen.
Da mag ich doch mal zur Disskussion stellen, was Ei und was Henne ist.

Einerseits "normalisiert" sich auf Dauer eine jede Beziehung; weg vom Feuer - bestenfalls zu mehr Tiefe, Vertrautheit, Innigkeit.

Andererseits gibt jede neue Begegnung Impulse für die "alte" Beziehung. Und sei' es nur, sich wieder vor Augen zu führen, was man mit seiner etablierten Beziehung wirklich an Qualität genießen darf.

Die Lebensart der Polygamie schärft m.E. doch genau das Bewusstsein, Achtsamkeit ständig präsent zu halten und zu leben. Und das hebt das Niveau der Beziehungen ebenso wie das Niveau der Achtsamkeit sich selbst gegenüber.
Okay, streiche das s in der Diskussion, und ich meinte Polyamorie, lach *zwinker* Danke Allegra!
*****gra Frau
5.720 Beiträge
Schön ist das
Verlieben zweifellos . Und stimmt, es bereichert auch meine Lebenspartnerschaft, sorgt für Diskussionen, Bewegung , Bewusstheit und ist zudem eine Art Qualitätsmanagement .
Und es gehört natürlich auch zur Ehrlichkeit mir selbst gegenüber , dass ich nicht so idealisiere.
Ich bin nicht immer gleich schwer verliebt, wenn ich mich mit einem interessanten Menschen treffe. Aber es ist trotzdem wichtig für mich und für uns, für unser System.
Nach vielen unterschiedlichen Polyerfahrungen sage ich für mich: ich wähle , neugierig und auch staunend, sorgfältig aus und schätze zudem das, was seit langen Jahren stabil ist. Stimmt : ein hohes Niveau.
********pica Frau
206 Beiträge
Nichts muss!
Ich bin hier im Joyclub unterwegs nicht um irgendetwas mitzunehmen, sondern um interessanten Menschen zu begegnen. Dabei durfte sich alles frei entwickeln, wie es gerade passend ist. Das kann eine innige Liebesbeziehung sein, eine platonische Beziehung, eine erotische Freundschaft oder auch nur eine kameradschaftliche Freundschaft, weil man sich kennt und hilft. Ich möchte das bei der Polyamorie nicht auseinander definieren, denn mit einem weitem Herz kann ich die liebenswerten Seiten mehrerer Menschen erkennen und auch ihre Unvollkommenheit annehmen. Liebe fängt für mich an, wenn ich mich im Inneren berührt und dadurch verbunden fühle und wenn wir gegenseitig Anteil am Leben des anderen nehmen. Auch wenn ich die Menschen, die ich liebe nicht jeden Tag sehe, so ist das Gefühl der emotionalen Verbundenheit immer da. Ich setze dabei nicht voraus, dass jeder der mir dabei begegnet auch polyamor denken und fühlen muss. Ich konfrontiere gerne monoamor denkende Menschen damit und der eine oder andere, ist dadurch angeregt, sich damit erstmals auseinander zusetzen. Auch wenn ich natürlich eine größere Offenheit bei polyamor fühlenden erwarten kann, verliebe ich mich nicht in jemanden wegen seiner polyamoren Haltung, sondern weil andere Aspekte uns verbinden. Eine Beziehung, die als einzige Gemeinsamkeit die Polyamorie hat, wäre mir zu fade. Mir sind einige begegnet, die die Polyamorie durch mich für sich entdeckt haben und andere, die es versucht haben und nicht für sich passend empfunden haben. Da ich ein erfülltes Leben führe, kann ich es auch akzeptieren, dass unsere Wege sich wieder trennen, wenn jemand nur eine Bezugsperson braucht oder nicht teilen möchte. Gerne biete ich dann an in geringerer Intensität freundschaftlich verbunden zu bleiben. Wenn ich mich nur im Poly-Umfeld bewegen würde, wäre in der Tat der Personenkreis viel zu eng.
Auf die Frage, zu welchem Verzicht ich gegenüber dem Liebespartner bereit wäre, möchte ich sagen, dass ich so wenig wie möglich verzichten möchte und dem Partner auch keinen Verzicht abverlangen möchte, denn nicht nur Treue zum Partner sondern auch zu mir selbst, bestimmt die Zufriedenheit. Ich habe das Glück, solche Partner gefunden zu haben.
*******011 Frau
2.908 Beiträge
Also ich muss für mich sagen, dass ich hier gerade mit Meinungen konfrontiert werde, die ich so nicht erwartet habe. Aber ich bin ja auch noch ganz frisch dabei, und habe eben mein eigenes Bild von Poly im Kopf.

Ich sehe für mich persönlich kein Problem darin immer auf die gleichen Menschen zu stoßen, weil ich mich in "der Szene" überhaupt nicht bewege. Ich wage gerade den Versuche polyamor zu leben, und umgebe mich ansonsten mit monoganem Menschen, die sich aber auch größtenteils sexuell ausleben, also da durchaus tolerant sind.
Es ist nicht mein Streben mich alle Nase neu zu verlieben, sondern zu besonderen Menschen eine innige, tiefe Beziehung führen zu dürfen. Für mich sollten und dürfen die nicht regelmäßig wechseln. Ich habe entdeckt, dass ich mehr als einen Menschen lieben kann, und das über eine anfängliche Schmetterling-Verliebtheitsphase hinaus. Und das möchte ich dauerhaft, mit den gleichen Menschen immer tiefer werden lassen. Ansonten könnte ich auch Swinger sein, der immer wieder einen neuen Kick braucht. Und da stelle ich jetzt den "Sex-Kick" mal auf eine Stufe mit dem "Verliebtheits-Kick". Und wenn es langweilig wird, dann auf zum nächsten? Ne, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Klingt dann für mich auch eher nach einer offenen Beziehung, wo eben eine Affäre nach der anderen vorbei zieht...

Und nur weil ich polyamor leben möchte, heißt das für mich lange noch nicht, dass ich alle lieb haben muss, oder da Nähe zulassen muss. Fremden oder Bekannten gegenüber bin ich genau so geblieben, wie ich immer war. Oft eher reserviert als aufgeschlossen, zumindest was körperliches angeht.

Oder habe ich die Texte hier auf Grund meiner Unerfahrenheit jetzt falsch interpretiert?
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
Ich merke, dass der Begriff »Szene« etwas ungünstig gewählt ist. Was ich damit meine, ist auch, was wir hier haben. Wenn man sich hier im Polyforum äußert, gehört man zu dem, was ich meine, schon dazu. Polykreise, Leute, die dadurch zusammenfinden, dass sie sich als polyamor begreifen.
*******y31 Mann
791 Beiträge
Secret ich glaube das viele polibeziung mit rumgefögel verwegseln. Meiner Meinung nach ist man polli weil mehrere Menschen liebt nicht weil man mehr wegselne sex Partner hat. Liebe ist nicht sex.
*******011 Frau
2.908 Beiträge
Und deshalb bin ich hier in der Gruppe, weil ich gehofft habe, hier auf Gleichgesinnte zu treffen. Die eben nicht meinen Polyamore bedeutet rumvögeln, sondern dass es wirklich um langfristige Beziehungen geht.

Eben auch nicht um den Kick des Verliebtseins.

Ich hoffe wirklich, dass ich die Beiträge einfach nur falsch gelesen habe.

@****il: Ich komme aus dem BDSM Bereich, daher würde ich Gruppen hier im Joy nicht als Szene ansehen. Da springen viel zu viele "nur" Interessierte rum (was nicht negativ gemeint ist! Es sind alle herzlich willkommen) und die Bandbreite ist viel zu groß um von einer Szene zu sprechen. Daher ist meine Erwartung an eine Gruppe hier auch nicht sonderlich hoch. Auch wenn es natürlich immer "VIPs der Szene" gibt, die irgendwie scheinbar überall sind *zwinker*
Du sprachst aber auch von persönlichen Treffen, wenn ich das richtig gelesen habe. Und wie gesagt: Persönlich habe ich keinen Kontakt zu weiteren Polys bisher.
*******y31 Mann
791 Beiträge
Secret ich gebe dir vollkommen recht zu lieben und geliebt zu werden ist viel zu schön um das in einer zehne auszuleben.
***k3 Mann
129 Beiträge
@secret2011
Danke für die Rückfrage und Deine klare Meinung.
Ich war auch irritiert, dass ich polyamor ganz anders verstehe als die bisherigen Beiträge das gespiegelt haben.
Ich teile viel von Deinen Gedanken - Auch ich lebe und liebe mit mehreren.
Aber ein ständiger Wechsel ist mir gar nicht willkommen.
Es hat sogar einen Rückzug von vielen gegeben - und einige haben sich aktiv zurückgezogen. Mein Bekenntnis gilt meiner langjährigen Liebe zu eben mehreren.
Ich mag Tiefe und Wachstum.
Da gibt es Möglichkeiten genug, neues zu entdecken....
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
@*******011 Wie gesagt, ich meine den Begriff etwas weiter gefasst, und zumindest bei mir ist die Schnittmenge aus virtueller und realer Polywelt relativ hoch. Ich könnte auch für den BDSM-Bereich nicht sagen, ob ich mich einer Szene im engeren Sinn zuordnen würde, nur weil ich ab und zu auf Stammtischen vorbeischaue. Szenen, die sich in meinem Privatleben abspielen sind halt auch privat. *zwinker*

Ich will auch sicher nicht behaupten, dass Polys in der Regel so agieren, wie ich es skizziert habe. »Für mich wäre das nichts«, kann ich da nur sagen. Aber ich habe so etwas erlebt oder mitbekommen. Ich bin vor allem daran interessiert, wie andere das in ihrem Umfeld erleben.

Momentan interpretiere ich das Geschriebene so, dass manche Leute zwar das Label »poly« führen, aber die Mehrheit hier eine »Mitnahmementalität« nicht als poly empfindet, ob sie nun selbst erlebt wurde oder nicht. Andere wiederum sagen, wo ist das Problem? Für diese Gruppe gibt es halt auch kein Problem in dieser Form, das ist ja auch in Ordnung. Für mich haben die vielen Verknüpfungen und daraus resultierenden Konflikte schon zu verschiedenen Störungen meiner Beziehungen geführt, und es kann ja durchaus sein, dass ich in eine Pseudo-Poly-Blase geraten bin. Aber vielleicht ist ja doch was an meiner These dran und diese Art von Konflikten findet man unter Polys häufiger. Einige Posts hier und PNs, die ich bekommen habe, lassen darauf schließen.
*****_be Mann
271 Beiträge
Ich glaube, es geht hier mehr oder weniger unterschwellig im Thread um die Differenz zwischen Sollen und Sein, zwischen Konzepten und Praxis. Es gibt eben Menschen, die sich im "Sein" schon einige Zeit unzufrieden fühlen und nach neuen Konzepten suchen, die sie versuchen mit anderen gemeinsam, die ähnlich fühlen, mit Leben zu füllen, damit aus dem Sollen irgendwann ein Sein wird. Da wird dann das Konzept "poly" zu einer Hoffnung stilisiert, dass ein "anderes Leben" möglich ist. Und dennoch wird es in der Praxis des Seins dann ganz unterschiedlich mit Inhalt und Lebendigkeit gefüllt. Und manche stellen dann fest, dass sich das (er-)Leben ganz anders anfühlt als konzeptuell gedacht, adaptieren, machen nen Rückzieher oder gehen sogar über ursprünglich Beabsichtigte hinaus oder fallen wieder ganz dahinter zurück. Und dann gibts andere, die längst ein anderes Sein leben und damit konfrontiert werden, dass ihre Partner und Mitmenschen von Ihnen (zunehmend oder schon länger) verlangen, das zu konzeptualisieren oder damit schlichtweg die ganze Zeit anecken und sich dann ein relativ schwammiges Konzept "poly" schnappen und anheften, dass ihnen Freiraum gibt, weil es die Fragenden, Bezweifelenden mit einem "Rahmen" der Sicherheit vermittelt zunächst mal ne Zeit zufriedenstellt. Im Kern sieht man aus all diesen Dingen nur, dass wir Menschen symbolverarbeitende Wesen sind, die sich Konzepte aneignen, um mit der eingen Unsicherheit und Verletzlichkeit umzugehen und vermeintliche Sicherheiten zu bekommen. Das kann man aber auch übertreiben und dann verselbständigen sich die vermeintlich befreienden Konzepte und werden selbst wieder zu Käfigen.

Am Ende des Tages ist es aber aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung so, dass jede Beziehung zwischen zwei (oder mehr Menschen) etwas einzigartiges ist und keiner allgemeingültigen Konzepte sondern einer einzigartigen "Antwort" im Sein bedarf, die alle Beteiligten in ihrer jeweiligen Phase ihres Pfades durchs Leben (hoffentlich) ne Weile glücklich macht. Man kann dann bestimmte prototypische Konstellationen zu Vergleichszwecken in Kommunikation heranziehen ("offene Beziehung", "Polynetzwerk", "Swingen", whatever) um das (oft nur momentane) Sein anderen Außenstehenden annähernd zu beschreiben, begreiflich zu machen oder verständlich zu machen oder auszudrücken wo man erst noch hin will. Oder man verwendet es, um sich vom "Üblichen" abzugrenzen, oder das Besondere und Wertige gegenüber Formen des Seins zu betonen, die aufgrund irgendwelcher bigotter Moralvorstellungen oder kultureller Mehrheiten abgelehnt und denunziert werden und mit dem sein verwandt erscheinen oder identifiziert werden. All das sind letztlich aber kommunikative Spiele über das Sollen, die mit der gelebten Wahrheit des Seins oft wenig zu tun haben. Das gilt aus meiner Perspektive auch für die persönlichen Eindrücken des TE von vermeintlichen "Mehrheiten" in der "Szene", dem Joyclub oder unter polyamoren Menschen. Die mögen einigermaßen zutreffend sein, bezüglich dessen, worüber sich ausgetauscht wird, bezogen auf das Sollen also. Aber bezogen auf das Sein eher nicht.

Ich glaube am Ende des Tages nicht, das irgendjemand auf Dauer ohne das Gefühl zu lieben und geliebt zu werden, glücklich "sein" kann. Mir scheint die Rede von vermeintlich "gefühlskalten" Menschen, den "Mitnehmern" und "Allesfickern" nur ein Ausdruck persönlicher Enttäuschung der daraus rührt, das es Menschen nicht miteinander gelungen ist, im Sein miteinander in ihrer konkreten Konstellation längerfristig zu harmonieren und dies dann auf ein vermeintliches Sollen, was nicht kompatibel gewesen wäre zu schieben, scheint mir eine recht simple, wenn auch leider verbreitete Nummer.

Jede Begegnung mit Menschen und jedes entstehende Verhältnis als einzigartige Entdeckungsreise zu sehen, wie man hier miteinander sein könnte, und nicht zu negieren, dass jedwede Handlung nur glücklich macht, wenn sie in und aus Liebe zu sich und zum anderen geschieht. ist für mich dementsprechend die einzig schlüssige Definition für "poly-sein".
******ore Frau
4.633 Beiträge
@ shabd
Da könnte ich jetzt 10 x "Danke" klicken!!!

Von meinem unklaren - durch die spirituelle Erfahrung ausgelösten- Gefühl "in Verbindung gehen wollen" hat es 5 Jahre bis heute (und es ist ja nur ein momentaner Zwischenstand....) gebraucht, bis ich vom verheirateten Swinger über die promiske Phase bis hin zu diversen Beziehungsversuchen beim jetzigen nahezu beziehungslosen (wenn man da wieder die Definition Paarbeziehung oder Liebesbeziehung oder Partnerschaft in all ihren Unvollständigkeiten heranzieht) Zustand gelandet bin.
Der letzte Mann, dem ich sehr intensiv begegnet bin, hat in der Annäherungsphase den Kalender gezückt, um mit mir Weihnachten, Silvester und das nächste Jahr zu planen, wollte beim zweiten Treffen erklären, wieviel Verantwortung er denn für meinen Sohn übernehmen möchte oder nicht.
Meine Versuche, ihn auszubremsen und das Bewusstsein für das "Jetzt" zu schaffen scheiterten und als er nach ein paar Wochen aus der Beziehung eine "Liebesfreundschaft" machen wollte (die er als erotisches Miteinander definiert hat, seine Beziehungsdefinition aber nicht ansatzweise offenbaren wollte) habe ich mich entspannt distanzieren können.....
Und ich kann nach all diesen Erfahrungen sagen, dass ich mich eigentlich auch phasenweise beziehungsunfähig gefühlt habe und es eigentlich die ganze Zeit (auch und besonders in der letzten Zeit meiner Ehe) um Selbstfindung ging.
JETZT habe ich das Gefühl, nicht mehrere Menschen lieben zu wollen, können oder müssen, weil ich ein Konzept ausfüllen möchte, sondern habe die Sehnsucht unter der Sehnsucht entdeckt, mich in Beziehung fühlen zu wollen, zu lieben und geliebt zu werden!
Mir ist auch bewusst, dass es meinen jeweiligen Gegenübern auch so ging und geht und schaue natürlich die Menschen, denen ich jetzt begegne mit den Erfahrungen an, die ich mit den Menschen gemacht habe, denen ich in den letzten Jahren begegnet bis. Ich kann Beziehungslosigkeit sehr viel besser annehmen, weil ich mit mir selber besser in Beziehung bin, mich selbst lieben gelernt habe. Und ich fühle, dass mich Menschen, die sich damit nicht bewusst auseinandersetzen nicht mehr anziehen....
Ich wäre wahrscheinlich zum ersten Mal in der Lage, eine monogame Beziehung wirklich zu führen, schon paradox....
****ulf Mann
333 Beiträge
@***bd: toll ge- und beschrieben, die Sicht aus diesem Winkel *top*. Der Text ist in gewisser Weise ein Augenöffner. Sehr hilfreich und wertvoll diese Betrachtungsweise, für mich jedenfalls. *danke*
*********uende Mann
47 Beiträge
Themenersteller 
@***bd Vielen Dank. Ich glaube, da ist was dran.
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