Alles muss?
Es scheint mir, als könnte man (von reinen Lust-Datern abgesehen) die Art der Beziehungen, die gesucht werden, grob in drei Gruppen einteilen. Da sind die, die eine herkömmliche Beziehung suchen: einer für immer. Dann gibt es die, die eine Affäre wollen, um ein bisschen Pep in ihr Leben zu bringen; der Für-immer-Partner darf es aber nicht wissen. Und dann gibt es die Poly-Szene. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass wir unter uns bleiben, weil der Rest der Welt dieses Beziehungsmodell nicht kann oder mag oder sich nicht darauf einlassen möchte.Nun ist die Poly-Szene nicht so groß. Ich bin erst kurz dabei und stolpere schon ständig über Leute, die den kennen oder mit der schon mal was hatten. Unweigerlich führt das zu Konflikten. Im Zusammenhang mit dem SZ-Artikel im Nachbarthread, wo beschrieben wird, wie die Frau mit dem besten Freund ihres Mannes eine Beziehung anfängt, musste ich darüber wieder nachdenken. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es in der Szene Leute gibt, die platt gesagt alles mitnehmen. Wir sind poly, klar knuddel ich mit dir. Du, wenn dein Freund mit mir ein Problem hat, steigen wir doch mal zusammen in die Kiste, fürs Bonding. Schon eine geringe Zahl von Bienchen, oder besser vielleicht Spinnen, verflicht sehr viele Leute miteinander.
Freie Liebe als Prinzip ist was Schönes, aber wir sind niemals ganz frei, weil wir bereits ein Netzwerk aus Beziehungen und Verflechtungen haben, und je kleiner der Dating-Pool ist, umso verquickter sind wir. Ich hatte eine Poly-Beziehung, und schon relativ am Anfang dieser habe ich mich entschieden, einen Kontakt zu einer tollen Frau nicht weiterzuverfolgen, weil ich das Gefühl hatte, das könnte meiner Freundin wehtun. Jetzt, wo diese Beziehung gescheitert ist, bedauere ich das ein bisschen, aber nicht sehr. In dem Moment war es die richtige Entscheidung.
Mich würde interessieren, wie Ihr damit umgeht. Was nehmt Ihr, platt ausgedrückt, mit, was nicht? Was macht Ihr aus der Man-kennt-sich-Problematit? Wieviel Rücksicht nehmt Ihr auf die Befindlichkeiten Eurer Partner, und zu wieviel Verzicht seid Ihr bereit?