******dee:
Kann Polyamorie als gelebtes Beziehungsmodell überhaupt existieren, wenn einer der Beteiligten monoamor empfindet und auf Exklusivität (emotional u./o. sexuell) nicht verzichten kann (aus was für Gründen auch immer), ohne unglücklich zu werden?
Zumindest für / mit diesem Beteiligten offensichtlich nicht. Einzige Option wäre in diesem Fall das "Glück durch Unwissenheit". Siehe unten
******dee:
Wenn also der Mono-Partner mit den Poly-Ambitionen des anderen nicht klar kommt und dieser aus Liebe zu dem Mono-Partner auf gelebte Mehrfachliebe verzichtet, zeugt das dann von Größe? … oder von Dummheit?
Es ist gleich wovon es zeugt oder man meint, dass es dies tun würde. Meiner Meinung / Erfahrung nach wird es zwangsläufig zu Unzufriedenheit führen.
******dee:
Er könnte ja, wie dies noch immer millionenfache Standardpraxis ist, in die Heimlichkeit gehen, oder?
Das "Glück durch Unwissenheit"? Natürlich könnte dies funktionieren. Auf Zeit, nicht auf Dauer. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird dies zu sehr viel Trauer, Schmerz und Verletzung führen, wenn es auffliegt. Bis dahin jedoch wird es sicher zu Stress, Bauchschmerzen und Lügen führen.
Als ich die Polyamorie "für mich" entdeckt habe dachte ich, dass dies die Antwort auf "alle Fragen" und die Formel zu ewigem Glücke sei. Sie ist es nicht. Besonders der Punkt an dem Du hier stehst, wie damit umgehen, wenn Gefühle für einen monoamoren Menschen da sind, ist ein ernsthaftes Problem.
Meiner Meinung nach sollte man einen Menschen "freigeben", wenn man ihn wirklich liebt, aber diese Liebe nicht gelebt werden kann, ohne dass sich ein oder beide "verstellen" müssen. (Und nein, dies fällt bei weitem nicht so leicht, wie es sich schreibt.)
Ich habe rund 1 1/2 Jahre versucht eine Beziehung mit einer monoamor fühlenden Partnerin zu führen. Sie wusste von Anfang an wie ich denke / fühle. Am Anfang hat sie es akzeptiert und ich hatte keinerlei weitergehende Empfindungen für andere Menschen. Aber die Akzeptanz schwand und die Sehnsucht wuchs.
Das Ende waren Heimlichkeiten, Lügen und wechselseitige Verletzungen.
Und auch wenn ich für Dich / Euch keine Entscheidung treffen kann und will: Ich habe für meinen Teil beschlossen, dass ich solch eine Art von Beziehung nicht mehr führen kann und daher nicht werde. Mit allen (schmerzhaften) Konsequenzen.