Sehnsucht ...
Hallo, …
Ich geh mal wieder zum Ausgangs-Post zurück; ist ein wichtiges Thema, über das ich mir auch immer wieder Gedanken mache, ohne zu einem Schluss zu kommen.
@****79 (TE) fragt:
(…) Was ist der Unterschied zwischen Polyamory und Freundschaft Plus?
und
(…) Wie geht es euch damit? Lebt ihr auch Freundschaft Plus? Ist daraus schon mal mehr geworden? (…)
und gibt auch selbst eine Antwort:
Da ich ein tief fühlender Mensch bin, ist Sex für mich immer Begegnung und Austausch und deshalb mehr als Freundschaft.
Mir ist hier nicht ganz klar, wie „
Freundschaft plus“ zu verstehen ist. Eine Bettgeschichte, zu der man
auch „
Freundschaft“ sagt, weil man sich ja hin und wieder trifft und sich dabei auch über andere Themen als
nur Sex austauscht? Oder ist die
Freundschaft das eigentlich Wichtige, und zu Sex kann es (aber muss nicht) kommen, situationsbedingt oder weil man gerade Lust auf einander hat? …oder irgendetwas dazwischen?
In den nachfolgenden Beiträgen wird
Freundschaft plus an einer verminderten Verbindlichkeit (gegenüber Liebe/Polyamorie/Monobeziehung) festgemacht, also so was wie einer Beziehung zweiter Ordnung, oder nicht mal das:
@*******n_M (…) Polyamory ist für mich verbindlicher als Freundschaft plus
@********a_76 (…) Bei Polyamor Beziehungen ist eine Verbindlichkeit da, wie es in einer Monobeziehung auch ist. (…) Bei Freundschaft+ ist die Verbundenheit da, jedoch keine Verbindlichkeit. Man hat eine enge Freundschaft, jedoch keine Beziehung.
@*******s_UIch würde den Unterschied an langfristiger Verbindlichkeit / gemeinsame Lebensplanung / etc. festmachen.
@******vie
(...) bei Freundschaft+ aber natürlich auch Nähe, Wärme und Sympathie das ist. Allerdings nicht so im Herzen (…)
Von was für einer Art
Freundschaft plus ist hier die Rede? Für mich sind
Freundschaften – ob mit oder ohne
plus – immer verbindlich, auch langfristig, und ich würde diese durchaus als
Beziehungen bezeichnen (ansonsten wären es – mehr oder weniger gute – Bekanntschaften). Echte Freunde (auch die ohne „+“) haben
immer einen Platz in meinem Herzen, und bei einigen fühlt sich das wie
Liebe an, nicht nur als „Nähe, Wärme und Sympathie“, sondern auch als eine Form von intensiver seelischer und intellektueller Intimität.
Gemeinsame Lebensplanung ist auch unter Freunden möglich: z.B. gemeinsame Urlaube, dasselbe studieren, gemeinsam die Firma wechseln, Wohngemeinschaften etc. Freunde von uns hatten lange an einem Projekt mitgearbeitet (aus dem dann aber nichts geworden ist), zusammen mit mehreren befreundeten Paaren ein Anwesen zu suchen, das für den Rest ihrer Lebenszeit gemeinsam bewohnt und bewirtschaftet werden sollte. Die Grundlage war reine Freundschaft, kein Fatz von Erotik oder Sex.
Den einzigen Unterschied zu
Freundschaft können wir darin erkennen – und das ist letztlich der Grund, warum wir hier in dieser Gruppe gelandet sind – dass zusätzlich zur freundschaftlichen Liebe eine starke und v.a.
beidseitige erotische Anziehung besteht, körperliche Sehnsüchte füreinander – ob die nun ausgelebt werden (können) oder nicht. Bei reiner
Freundschaft (mit oder ohne „
plus“) fehlt diese Sehnsucht. Die
Freundschaft bleibt, auch wenn das
Plus nicht (oder nicht mehr) ausgelebt wird.
Sex hat dabei einen untergeordneten Stellenwert. Man hat ihn (oder nicht), wenn es sich ergibt, …und dann macht es auch Spaß (oder nicht). Die Freundschaft leidet in keinem Fall darunter.
„Mehr geworden“ ist daraus bei mir nie, wenn die körperliche Sehnsucht fehlte. Problematisch wird es vermutlich, wenn diese Sehnsucht
einseitig ist. Diese Situation kenne ich jedoch nicht aus eigenem Erleben.
Darum denke ich, muss man es wohl so sehen wie
@****ulfDas ist nichts weiter als eine definitorische Frage, (…) Solange wir keine verbindliche, schlüssige Definition von Liebe haben, muss und darf jeder für sich entscheiden, was für ihn Liebe ist.
LG Faufaudee