*******oyo:
Meine Gleichung ist ::: Poly = Freundschaft+Sex+Liebe was mich dabei hält + das Polys Lieben weil Sie Lust dazu haben... während verantwortungsbewusste Eheleute oft nur noch lieben um eine Fassade / Anschein zu erhalten...
Joar, aber auch das darf man nicht verallgemeinern. Meine (glückliche) Ehe finde ich in der Formel Freundschaft + Sex + Liebe sehr gut beschrieben. Und dem Vorwurf, poly zu sein weil es "zu Hause" nicht mehr so klappt würden hier wohl die meisten entschieden entgegentreten. Ich weiß dass Du das nicht so meinst, könnte man aber hineininterpretieren.
Und ich hab beobachtet, dass es da auch recht klar gezeichnete Generationsunterschiede gibt. Ohne hier irgendjemandem auf die Füße treten zu wollen: In der Fraktion 45+ (ganz grob, sorry) lese ich tatsächlich oft das, was Du beschreibst. Gescheiterte frühe Ehe, möglicherweise auch nicht die erste, Emanzipation von gesellschaftlichen Normen, Öffnung des Bewusstseins für neue Formen der Liebe (in Form des Zulassens) für ein reifes, selbstbestimmtes Leben, für das man die Liebe (und den Sex) nun wahrlich noch nicht missen möchte. 45 ist ja heute quasi noch spätpubertär
In "meiner" Generation der Mittdreißiger hat man tatsächlich gewissenhaft beobachtet, was in der Elterngeneration (ich zeichne hier sehr unscharf, hihi) so vor sich und auch schief ging. (Im Gegensatz zur Großelterngeneration dürfte die Scheidungsquote um die 50 % liegen.)
Um es kurz zu machen, "wir" sind letztendlich in ganz anderen Zeiten groß geworden, wo Salt 'n' Pepa's "Let's talk about Sex" tatsächlich im Radio gespielt wurde, es fast "echten" Aufklärungsunterricht am Gymnasium gab etc. Witzigerweise hat das zu zwei Ausprägungen geführt - Coolness (vielleicht) auf der einen, aber auch Verunsicherung auf der anderen Seite. Will sagen - viele meiner Altersgenoss*innen (schreibt man doch jetzt so, oder?) nehmen das mit der Monogamie nicht mehr so bierernst, weil wir zu oft gesehen haben, dass es ein - im wahrsten Sinne des Wortes - frommer Wunsch ist, der selten funktioniert, und wir ja nicht doof sind. Andererseits gibt es dann schon wieder Strömungen spießbürgerlicher Spät-Twens, die wieder Dutt und Strickjacke tragen und 'niemals fremdgehen würden wegen Vertrauen und so...'. History repeating.
Und ich will der von hier mal frech als Elterngeneration betitelten Kohorte auch nicht absprechen, in den 60ern und 70ern den Grundstein für das sexuell eher freiheitliche Gedankenbild der 80er und 90er gelegt zu haben. Damals war man in Teilen viel weiter als heute, Deep Throat lief als fast normaler Kinofilm, Bei Konzerten war man noch nackt und das Bewusstsein sowieso, nun ja, irgendwie erweitert.
Nun die Kurve: All das, lieber Sklave_oyo, schwingt für mich in diesem Thread und beim Interpretieren Deines Posts mit, denn das was ist, kommt zum einen irgendwo her, zum anderen gilt es oft nur unter bestimmten Betrachtungswinkeln (weshalb man, auch ich, eben nicht verallgemeinern soll).
Was bedeutet das für's Thema? Ich habe inzwischen keinen blassen Schimmer mehr. Ach, doch. Polyamorie ist in manchen, auch jüngeren Generationen in der Tat gar nicht mehr Rebellion am Rande der sozialen Illegalität. Sondern vielmehr vernünftige Herleitung der Frage überhaupt, was Beziehung und so denn heute überhaupt noch soll. Wenn auch, muss ich mit großer Einschränkung sagen, immer wieder mit dem Fazit "Kann nicht funktionieren", weil eben DAS Bild immer wieder von "den Medien" so gezeichnet wird. (Lasst euch darauf nicht ein, funktioniert eh nicht...)
Vielleicht erklärt das letztendlich, warum "Freundschaft plus" dann die erstere Wahl ist. Weil man sich an echtes polyamores Verhalten nicht rantraut, auch wenn man mit seiner Wahl bereits zugibt, dass man nicht heiraten muss um Sex zu haben.
Isch habe fertig.