Danke @Allegra
für die Aufhebung dieser Schwarz-Weiss-Malerei.
Ich gehöre nämlich zu denen, die auf der Einbahnstraße dieses Threads in die Gegenrichtung fahren. Zugrunde liegt darin die Erkenntnis, dass zuviel Ehrlichkeit auch verletzend sein kann. Pauschalisierungen sind auf diesem so sensiblen Feld nicht angebracht. Nach vielen Jahren habe ich erkannnt, dass das Sprichwort "Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß" manchmal gar nicht so daneben liegt.
Ich selbst fühle schon immer polyamor und kann das in allen Facetten leben. Meine Partnerin, mit der ich nun 36 Jahre an Höhen und Tiefen erlebt habe ist psychisch labil, hypersensibel und leider extrem eifersüchtig. Ihr Ideal ist es, mich vollkommen frei zu lassen, aber die Gefühle machen einfach nicht mit. Ich vermute, dass so etwas öfter vorkommt.
Nach langen Jahren klassischer Monogamie war sie es, die - beständig ermuntert durch mich - den Reigen der Polyamorie begonnen hat. Dadurch konnte sie mich dann auch freilassen und es begann eine wunderbare Zeit - zumindest für mich. Leider kam sie mit der Situation nicht so gut klar und ihr Zweitpartner noch viel weniger. Dieser trennte sich schließlich von ihr, was bei ihr zu einer Krise führte, die dann noch durch Probleme mit ihren Eltern verstärkt wurde.
Ich konnte meine Nebenbeziehungen noch eine Weile halten, aber die Probleme und endlosen Diskussionen darüber wurden so nervzerreibend, dass aus der anfänglichen totalen Offenheit immer mehr Heimlichkeit wurde und ich mich schließlich entschloss, auf meine Nebenbeziehungen weitgehend zu verzichten, zumindest was den sexuellen Kontakt angeht.
Wir haben aber beide erkannt, dass dies kein guter Zustand ist und experimentieren seit einigen Jahren mit "Auszeiten", in denen wir uns nicht sehen und auch sonst nicht viel Kontakt haben und uns gegenseitig möglichst viel Freiheit zugestehen. Wieviel Freiheit möglich ist, das ist nun das Problem.
Ich selbst setze ihr keine Grenzen und ermutige sie zu anderen Kontakten. Ich hab sie sogar in den Joy gebracht, aus dem sie aber bald wieder ausgetreten ist. Sie hat aber kein Interesse mehr an einem anderen Partner.
Wenn sie gut drauf ist, dann sagt sie "Du kannst in der Auszeit machen was du willst, auch Sex mit anderen Frauen, Hauptsache du erzählst mir nichts davon". Diese Haltung kann sich aber täglich ändern. Vor einem halben Jahr habe ich nun beschlossen, das nun ernst zu nehmen. Zu einer Frau habe ich nun regelmäßig Kontakt und bei einer anderen bahnt sich etwas an.
Ich sage kein Wort zu meiner Frau und obwohl sie sehr sensibel ist, spürt sie auch nichts davon. Das liegt daran, dass ich gelernt habe, bei der Partnerin, bei der ich gerade bin hundertprozentig präsent zu sein. Dann gibt es auch keine Vermutungen und keine Fragen.
Keine Ahnung, wie das weitergeht, aber ich bin nun nach einigen Jahren Abwesenheit wieder in dieser Gruppe gelandet, in der ich damals sehr aktiv war.