Verstaendnis und Frage
Ich habe deinen Beitrag sehr aufmerksam verfolgt weil ich bzw. einer meiner Partner in einer sehr aehnlichen Situation war. Das ist aber schon ein ganzes Stueck her. Wir haben das damals gut geloest und sind immernoch in dieser Konstelation zusammen.
Mir geht es wie curios_seekrr. Ich kann sehr gut verstehen wie sich deine Freundin fuehlt. Es muss ihr sehr schlecht gehen. Wie schrecklich muß das fuer sie sein jetzt so neben an zu stehen. Ich merke das bei mir - wenn ich versuche mich einzufuehlen - aehnliche Gefuehle aufkommen wie du sie bei ihr beschriebst. Zorn, Neid, Ungeduld...aber ich merke auch große Einsamkeit. Es sind zwei Menschen (wenn das ihre einzigen Partner sind dann ist es noch haerter!) die sie liebt ihr im Moment nicht das geben koenmen was sie anscheinent braucht.
Das bringt mich auch zu meiner Frage:
Ich finde es wirklich toll (da koennte ich fast schon neidisch werden!) wie toll Du und dein Mann miteinander sprechen (da haben wir hier viel laenger gebraucht! Respekt!). Aber mich wuerde sehr interessieren wie der Mann/Freund deiner Freundin auf sie zugeht? Ist er fuer sie da? Versteht er ihren Schmerz? Haelt er das - haelt er sie - aus?
Ich finde du traegst da ganz schoen viel mit Dir rum. Auch fuer Dich habe ich viel Verstaendnis und aber auch eine Frage: Bist Du Dir sicher, dass du diese Frau liebst? Was ich damit meine ist das man unterschiedlich lieben kann. Eine Freindin liebe ich auch aber eben anders als einen Liebespartner. Ich merke schon das du ihr nah bist, aber ist das echt die Liebe die man fuer einen Liebespartner empfindet?
Ich lebe seid 8 Jahren Poly (MFMF - mit Kindern und seit Beginn in der selben Konstelation.) Und bei uns ist ziemlich klar geregelt: wenn es einem so schlecht geht ist es die Aufgabe der Hauptpartner sich um den anderen zu kuemmern und zwar wirklich. Also da zu sein, es auszuhalten, ihn bzw. sie zu tragen ((Angst-)beissen und all das kennen wir hier auch sehr gut
und auch das wird und muß von den Hauptpartnern getragen werden. Dass der Hauptpartner das aushalten kann dafuer bekommt er Unterstuetzung von den anderen (Gespraeche, Pausen ...) aber er/ sie wird auch immer wieder auf seine Verantwortung hingewiesen die man als Primary einfach seinem Partner gegenueber hat (Das sehen wir zumindest so. Und es hat sich in den letzten Jahren als gut gezeigt. Es hat aber auch einen Grund warum wir hier so streng sind. Schreib ich dann schon noch). Dazu gehoert auch dass sich alle anderen zuruecknehmen in dieser Zeit (kein Sex, kein ausgehen). Auch wenn es manchmal schwerfaellt. Das alles braucht Geduld und Zeit. Du schreibst das sie ungeduldig ist und draengelt. Gleichzeitig schreibst du aber auch das du selbst ungeduldig mit dir selbst bis. Wunden brauchen Zeit und Pflege!! zum heilen.
Wir sind dazu gekommen so zu handeln weil meine Partnerin zu Beginn unserer Geschickte sehr (wirklich sehr - es war nicht klar ob sie das ueberlebt) krank wurde. Da war es fuer alle klar was jetzt dran ist. Alles andere ist von allein in den Hintergrund getreten. Wir haben uns das alle sehr gemerkt...es war eine so schreckliche Zeit. Wir hatten solche Angst! Aber wir haben uns alle getragen gegenseitig, waren fuereinander da. Wir konnten damals nicht zu ihr weil sie auf der intensivstation lag. Konnten nur ausrichten lassen und Briefe schreiben. Damals haben wir beschlossen (und uns versprochen!) das wir das immer so machen wollen egal ob es etwas koerperliches oder seelisches ist. Niemand muß und wird alleine Leiden.
Der Gedanke dabei ist das wir uns lieben und wir durch schwere Zeiten genauso miteinandergehen wie durch die guten. Wir sind fuereinander da. Wenn es einem schlecht geht bleibt einer an dessen Seite. Wir tragen einander. Alles andere wartet so lange aus Respekt der Person gegenueber der es gerade nicht gut geht. Das Ergebnis ist immer (wirklich immer!) das sich derjenige erholt und jeder (und es ging uns allen auch schon echt mies!) sich durch die anderen getragen fuehlt. Niemand draengelt, jeder ist liebevoll helfend.
Klar hat das nicht immer geklappt. Wir mißten auch erst unseren Weg finden und es ist sicher nicht der Weg fuer alle Polys, aber bei uns geht es nur so.
Die Meinung die du angesprochen hast kenne ich auch. Das bei Poly jeder fuer sich verantwortlich sein sollte. Wir hier teilen Sie nicht! Wir lieben zu viert und wir fuehlen uns gerne fuer die anderen Verantwortlich.