Ich verstehe den Wunsch nach Nähe und Gemeinsamkeit. Ich verstehe den Wunsch nach Alltag und Besonderem. Ich verstehe den Wunsch danach alle Lieben um sich herum zu haben.
Aber je mehr ich mich in die Situation hineindenke, umso schwerer fällt es mir diese Wünsche mit der Realität in Einklang zu bringen. Ich führe Beziehungen zu zwei Frauen. Es sind Fernbeziehungen. Dies hat tausende Nachteile. Es ist nicht gerade einfach. Weder für mich, noch für die beiden. On-Off-Problematik, Reisezeiten, Heimatlosigkeit, Zerrissenheit. Das klingt alles viel dramatischer. Denn ich würde mich vor die Wahl gestellt, immer wieder dafür entscheiden. Ich plane in die Nähe einer der beiden Frauen zu ziehen. Aber eben in eine eigene Wohnung. Gründe sind Teilnahme am Familienleben, Reduktion meiner Stressfaktoren, aber auch ganz eigennützige wie die Luftveränderung und der Reiz des Neuen.
Bei einer meiner Partnerinnen sehe ich mich eindeutig als zweite Geige. Und mir geht es sehr gut damit. Ich respektiere ihre Ehe sehr. Auch wenn ich ihn noch nicht habe kennen lernen dürfen, sehe ich mich nicht mal im Ansatz auf einer Stufe mit ihm. Das hat nichts mit ihren Gefühlen für mich zu tun. Sondern beschränkt sich einzig darauf, wie ich mich bei einem Familienstellen positionieren würde. Wie ich mich selber in Relation einordne. Bei meiner anderen Partnerin bin ich eher so etwas wie der Hauptpartner. Aber auch das ist wieder meine eigene Einschätzung. Die mit ihrer in bestimmten Dingen übereinstimmt, damit aber nicht übereinstimmen muss.
Für mich sind beide gleich wichtig. Aber äußere Umstände würden erstens ein Zusamenleben (zu wie vielen eigentlich?) extrem erschweren. Arbeitsstätten sind nicht gerade nebeneinander. Lebensmittelpunkte verschieben sich zwar gerade, aber sind weiterhin im Fluss.
Aber selbst wenn, ich kann es mir nicht vorstellen. Nicht weil ich eine WG ablehnen würde (mir fällt momentan eher die Decke auf den Kopf, wenn ich zuhause in meiner zu großen Wohnung alleine sitze), aber einfach, weil ich die Freiheitsliebe meiner Partnerinnen und von mir als viel zu groß ansehe.
Somit werde ich trotz Umzug sicher auch weiterhin guter Kunde der Deutschen Bahn bleiben. Nähe und Alltag sind wichtig. Gegenseitige Unterstützung ein entscheidender Pfeiler jeder Beziehung. Aber es ibt so viele Wege dies zu leben und dabei auch die eigene Freiheit nicht zu verlieren. Mir ist dies zu wichtig, als mich auf eine WG mit meinen Liebsten zu beschränken. Zumal ja auch deren Lieben irgendwie ihren Raum bräuchten. Klar ist eine tolle große Komune was schönes, nur irgndwann wird es wieder genauso unübersichtlich wie ohne das Zusammenleben. Und die Zeit wieder zur Ruhe zu kommen, sich zu sehnen und zu vermissen, würde mir fehlen.
Hierarchien möchte ich für mich auch nicht. Sie werden manchmal so empfunden. Ein Zusammenleben wäre für mich jedoch nicht die Lösung.
*********o1977:
Vermutlich macht es einen Unterschied, wie beständig vorhandenen Beziehung sind. Wie lange sie bereits andauern.. bevor sich eine dritte Person.. oder vierte.. fünfte.. dazugesellt.
Ich bin gerade in diesem Experiment. Ich habe mich ziemlich zeitgleich in zwei Frauen verliebt und Beziehungen mit ihnen begonnen. Ja, es ist sicher anders, verglichen mit der Situation in eine bestehende Verbindung aufgenommen zu werden. Die Fragen in der Entwicklung sind aber die gleichen. Und durch die Unsicherheit der entstehenden Beziehungen vielleicht sogar auch komplizierter. Sie erfordern jedenfalls eine Menge Beziehungsarbeit. Aber so bewusst habe ich noch keine Verliebtheitsphase zuvor erlebt und ich bin unendlich dankbar dafür.