beziehungsdings?
ich bin jetzt seit einigen wochen hier, anfangs wollte ich antworten auf die vielen fragen, die sich aus meiner neu entstandenen polybeziehung ergeben haben, aber irgendwie haben sich hier keine antworten gefunden, sondern nur noch mehr fragen und manche antworten und/oder reaktionen haben mich eher noch verstört.wie schon an anderer stelle erwähnt, ist meine polybeziehung gewachsen, aus freundschaft+ wurde eine offene beziehung und letztendlich eine primary/secondary geschichte, die aber noch ein experiment ist, weil wir erst dabei sind die regeln dafür zu definieren.
um vorne weg gleich einmal zu erläutern, was wir darunter verstehen will ich die definitionen von polyamorie.de zitieren:
Die offene Zweierbeziehung: das Primary-Secondary-Modell
Dieses Modell ist wohl die häufigste Form des polyamoren Lebensstils. Nach außen kann so ein Lebensstil unauffällig bleiben. Wahrscheinlich ist es auch die am meisten akzeptierte und von außen nachvollziehbare Form.
Die Paar-Beziehung hat hier Priorität und steht im Fokus. Nebenbeziehungen sind erlaubt, sollen aber die Hauptbeziehung in ihrer Vorrangigkeit nicht gefährden. Auch wird vorerst keine Erweiterung des Paares in Richtung einer gleichwertigen Mehrfach-Beziehung angestrebt.
Dieses Modell ist wohl die häufigste Form des polyamoren Lebensstils. Nach außen kann so ein Lebensstil unauffällig bleiben. Wahrscheinlich ist es auch die am meisten akzeptierte und von außen nachvollziehbare Form.
Die Paar-Beziehung hat hier Priorität und steht im Fokus. Nebenbeziehungen sind erlaubt, sollen aber die Hauptbeziehung in ihrer Vorrangigkeit nicht gefährden. Auch wird vorerst keine Erweiterung des Paares in Richtung einer gleichwertigen Mehrfach-Beziehung angestrebt.
und weil wir schon dabei sind gleich noch die definition des primary
Primärbeziehung, engl. Primary,
bezeichnet den Partner, mit dem ich zusammenlebe, auf den ich mich maßgeblich beziehe, mit dem ich evtl. verheiratet bin, mit dem ich Kinder habe oder mir vorstellen kann, welche zu bekommen, der Mensch, mit dem ich möglicherweise unter einem Dach lebe, mit dem ich meine Finanzen teile, den ich bei meiner Urlaubsplanung berücksichtige, mit dem ich Weihnachten feiere und den ich meinem Eltern als meinen Partner vorstelle.
bezeichnet den Partner, mit dem ich zusammenlebe, auf den ich mich maßgeblich beziehe, mit dem ich evtl. verheiratet bin, mit dem ich Kinder habe oder mir vorstellen kann, welche zu bekommen, der Mensch, mit dem ich möglicherweise unter einem Dach lebe, mit dem ich meine Finanzen teile, den ich bei meiner Urlaubsplanung berücksichtige, mit dem ich Weihnachten feiere und den ich meinem Eltern als meinen Partner vorstelle.
jetzt habe ich das glück, dass meine beziehung ja (sagen wir es einmal so) natürlich gewachsen ist. wir waren von anfang an offen und ehrlich zueinander, eigentlich wollte keiner eine beziehung und doch ist letztendlich eine daraus geworden, wir haben gelernt damit umzugehen (ich noch nicht ganz, bin aber auf dem weg dazu). wenn ich mir jetzt aber so die meisten threads hier ansehe, war das bei den wenigsten so. viele sind seit jahren zusammen, meist in einer mehr oder weniger monogamen lebensform mit den einen oder anderen seitensprüngen, sehnsüchten was auch immer. irgendwann kommt dann anscheinend für einen der partner der moment, in dem er nicht weiter lügen und betrügen will, nicht weiter ein schlechtes gewissen haben will und/oder um im terminus der polyamory zu bleiben, der zeitpunkt an dem er zu seiner anderen liebe, seinen anderen lieben stehen will. das ist durchaus löblich, weil ich sehr für offenheit und ehrlichkeit in einer beziehung bin (war ich nicht immer und wenn ich es versucht habe, ist es meistens mit dem ende der bestehenden beziehung einher gegangen).
erst gestern ist wieder so ein thread aufgemacht worden, in dem es darum geht, dass einer der partner mit einer situation nicht mehr einverstanden ist, damit nicht klar kommt und anscheinend dabei ist daran zu zerbrechen. was mich jetzt dabei beschäftigt und verstört, sind die antworten und lösungsansätze, die da gegeben wurden.
wenn also "Die Paar-Beziehung hat hier Priorität und steht im Fokus" zutrifft, dann stellt sich für mich eindeutig die frage, wie viel verantwortung jeder der beiden für das funktionieren dieser beziehung hat, oder macht in ein einer polybziehung jeder was er will und der andere muss sehen, wie er damit klar kommt.
frei nach dem motto: "friss oder stirb!"
besteht eine funktionierende polybeziehung aus zwei egoisten die ihren weg gehen, ohne rücksicht auf den anderen, dann frage ich mich, warum sollten die beiden überhaupt zusammen sein? wenn dann noch so antworten kommen wie: "man muss den mut haben dem anderen auch weh zu tun" oder "da könnte man ja gleich verlangen, dass sich der andere den arm abhackt", dann ist da meiner bescheidenen meinung nach nichts mehr von priorität und steht im fokus zu erkennen. Aussagen wie "man kann für einen anderen menschen keine verantwortung übernehmen" mögen schon richtig sein, aber wenn ich eine beziehung eingehe, dann übernehme ich wenigstens verantwortung für das funktionieren derselben. sollte ich sogar diese verantwortung ablehnen, dann brauche ich doch erst recht keine beziehung.
ist es in der polyamoren welt nicht auch so, dass beziehungen aus geben und nehmen bestehen? oder heisst es in einer polybeziehung "gib" schmerzen und "nimm" freude? sprich, lass deinen partner mit seinen gefühlen alleine und nimm dir dafür alles was du brauchst. das kann und will ich nicht glauben.
ja, ich bin dafür, dass jeder für sich mit einer situation umgehen können muss, dass jeder zuerste für sich selber klären muss, ob er damit klar kommt oder ob es zu viel ist. spätestens in dem moment, wo er für sich entschieden hat, dass es so nicht geht, dass er daran zerbricht, spätestens dann ist aber auch der partner in der verantwortung. ich kann mir kein beziehungsmodel vorstellen in dem es dann heisst, gut, du hältst die schmerzen nicht mehr aus, also beenden wir das, denn ich will auf meine freude nicht verzichten. was würde dass denn im klartext bedeuten?
ich füge dir jetzt zwar schmerzen zu und du musst damit leben, weil du von mir nicht fordern kannst, mir die schmerzen zuzufügen, die ich empfinde, wenn ich wegen dir die andere liebe aufgebe. die logische konsequenz dabei ist aber wahrscheinlich, dass der andere jetzt die beziehung beendet, weil er die schmerzen nicht mehr erträgt und/oder nicht mehr damit leben kann und will. wenn es nun aber so ist, dass der erste die beziehung zu seiner anderen liebe, die der grund für die schmerzen ist, nicht beenden muss, weil es ihm ja schmerzen verursachen würde, darf dann der andere die beziehung beenden weil er schmerzen hat, obwohl er damit dann dem zweiten schmerzen durch diese trennung verursacht? so betrachtet müsste sich der erste wohl seinem schicksal beugen und in demut weiterhin seine schmerzen ertragen, daran zerbrechen und bis zum ende versuchen damit klar zu kommen. geht es nur mir so, oder ist das nicht ein bisschen seltsam?
wenn sich zwei menschen für diese lebensform entscheiden, dann sind sich mit sicherheit beide bewusst, dass es hin und wieder weh tun wird, sie akzeptieren das und beide werden versuchen damit umzugehen. allerdings bin ich schon auch der meinung, dass eine beziehung auch auf gegenseitigen respekt aufbauen sollte. es kann auf gar keinen fall ein freibrief dafür sein, zu tun und zu lassen was man will, ohne dabei auch nur einen gedanken an seinen partner zu verschwenden und ohne rücksicht auf ihn, zu tun und zu lassen, wozu man lust hat. erst recht nicht, wenn die polybeziehung aus eine monobeziehung entstanden ist. es muss auch in polybeziehungen die möglichkeit eines einspruches geben, mit dem einer dem anderen mitteilen kann, dass es zuviel ist, dass ein punkt überschritten ist, der die beziehung gefährdet und es muss erlaubt sein etwas zu verlangen ohne dabei gleich alles in frage zu stellen.
nicht alle menschen bewegen sich in ihrer gefühlswelt mit dem selben tempo vorwärts, der eine ist schnell wieder mit sich im reinen, der andere braucht dazu länger. in einer beziehung sollte es selbstverständlich sein, dass man darauf rücksicht nimmt, egal ob poly, mono oder welche beziehungsform auch immer. wenn sich zwei menschen finden, miteinander alt werden wollen und sich eine gemeinsame zukunft aufbauen, dann sollten sie auch gegenseitig verantwortung für den bestand ihrer beziehung übernehmen. natürlich kann es sein, dass sich einer der beiden in einen anderen menschen so sehr verliebt, dass er das nicht mehr will. das kommt ständig vor, egal welche beziehungsform gerade gelebt wird und dann muss man darüber sprechen, man wird die situation neu bewerten und wofür immer man sich dann auch entscheidet, es wird die neue basis eine miteinander sein oder man geht eben getrennte wege. auch hier kann es nicht sein, dass man alles so lässt wie es ist und einer von beiden daran zerbricht.
gegenseitiger respekt und gegenseitige verantwortung für die beziehung dürfen niemals fehlen.
ich weiss nicht, ob ich jetzt antworten bekomme, ob ich aus dem polyforum ausgeschlossen werde oder was immer sonst passiert. wenn ihr antwortet, dann seid doch bitte so nett und schreibt dazu in welcher beziehungsform ihr lebt, damit man auch den hintergrund der antwort verstehen kann und man sieht, wie weit euer polysein für euch schon fortgeschritten ist.
Danke Felix