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Akzeptanz oder Abhängigkeit?

*******e_ni Frau
163 Beiträge
Themenersteller 
Akzeptanz oder Abhängigkeit?
ihr lieben,
ich habe das forum nach meiner frage, die mich bewegt, durchstöbert und nichts aussagekräftiges gefunden.
darum nun meine frage an euch:

was glaubt oder wisst ihr über die haltung eurer nicht-polygamen/poly-amoreusen partnerInnen
warum leben sie mit uns unsere haltung und tolerieren unsere drei- bis vier - und mehrecke?
es würde mich wirklich sehr interessieren, zu erfahren, ob sie bei uns bleiben, weil sie sich schlimmstenfalls emotional von uns abhängig fühlen und bestenfalls, weil sie unsere haltung akzeptieren, tolerieren, sie gar teilen, auch wenn sie es nicht selbst ausleben.
ich vermute, dass es leider viele partnerInnen gibt, die uns so leben lassen, nur um uns nicht ganz zu verlieren.
natürlich ist das auf der einen seite schön und sinnvoll, andererseits spüre ich jedoch auch, dass die partnerInnen mehr oder wenig still leiden und letztendlich unser leben nur ertragen/erdulden.
und wenn es so ist; wie gehen wir damit um?
ich stelle mir manchmal die frage, ob dann nicht ich diejenige sein muss, die konsequent ist und die beziehung ggfs. beendet. andererseits möchte aber auch die eigenverantwortung meines partners nicht unterschätzen und untergraben.
grübel...
sandrine
*********feier Mann
13 Beiträge
Ich denke, dass es natürlich ein Problem ist, wenn man spürt, dass man den anderen verletzt. Dass dieser sich mit der Situation nicht wohl fühlt.
Darum denke ich, dass es wichtig ist über seine Gefühle mit den anderen zu reden. Ihm klar zu machen, was man für ihn empfindet. Natürlich ist es schwer für den anderen, der ja vielleicht anders denkt, dass zu akzeptieren.
Aber kann man nicht einen Weg finden, wenn man immer wieder offen darüber spricht?
Kann man nicht einen Weg finden, ohne eine Beziehung zu beenden, indem man miteinander spricht. Oft treten beim anderen Verletzungen auf. Verletzungen, die aus seinem Unterbewußtsein kommen, die vielleicht in seiner Erziehung verankert sind, für die er gar nichts kann. Kann man diese Verletzungen nicht angehen, indem man bewußt damit umgeht? Indem man sich als Paar die Frage stellt, warum verletzt dich das, warum verletzt mich das. Warum gönne ich dem anderen nicht Momente des Glücks, was macht das mit mir, wenn die geliebte Person mit jemand anderen Glück empfindet?
Aber es ist sicherlich schwer und es ist auch die Frage, wie offen ist der andere, der vielleicht leidet. Wie finde ich einen Zugang.
Meine Gedanken, Sandrine, vielleicht ein bisschen unrein, sorry.
**********ris22 Frau
319 Beiträge
Gutes Thema !!
Sehr gute Frage Sandrine, wirklich!

Ich kann natürlich nur von meinem Hauptpartner sprechen aber bei ihm bin ich sicher, das es weder Abhängigkeit ist, noch das er leidet.

Wir kennen uns schon viele Jahre und zu Beginn unserer Beziehung (wie schon an anderer Stelle erwähnt) waren wir uns darüber einig, das wir eine offene Beziehung führen würden.

Wir haben das zwar Beide nicht so wild ausgelebt, aber es gab schon selten Seitensprünge (in meinem Fall eine 3monatige Affaire)
Nun liebe ich fremd, was für meinen Hauptpartner eine Umstellung war, aber die Männer (Beide sehr tolerant) fanden sich von Anfang an sympatisch und als ich meinen Mann Nummer 1 gefragt habe, meinte dieser: "Ist doch klasse, der ist richtig nett, den kann ich gern haben"
So wie ich das sehe, ist es ihm jetzt viel lieber, das ich einen feste Zweitbeziehung habe, in der ich sicher und liebevoll aufgehoben bin, als das ich mir One´s suchen gehe, bei denen mir ja (theoretisch) alles Mögliche passieren könnte.
Mann Nummer 2 sieht das übrigens genauso, auch ihm ist es lieber, ich bin bei meinem Hauptpartner, als das ich "fremde" Seitensprünge habe.
Dadurch, das sie mich lieben, sind sie um mich besorgt und das ist ein schönes Gefühl.

Das Einzige, wo meine beiden Partner Abstriche zu einer Mono-Beziehung machen müssen ist die Zeit, die ich mit dem jeweils Anderen verbringe und sind wir nicht Alle mal ganz gerne auch alleine? Also mein Hauptpartner wird da mehr vernachlässigt, aber er genießt gerade so richtig seine Freizeit, hat doch auch er jetzt mehr Zeit, mal "zur Seite zu gucken" *gg*
Ich habe ihn auch gefragt, ob er sich vorstellen könnte, ebenfalls eine zweite Frau zu lieben und bekam zur Antwort, das er sich das zwar vorstellen könnte, aber seine Liebe lieber nur an mich vergeben möchte.

dass die partnerInnen mehr oder wenig still leiden und letztendlich unser leben nur ertragen/erdulden.
Das kenne ich also nicht und kann es nicht bestätigen, im Gegenteil.

Ich kann nur immer wieder sagen, das absolut Wichtigste in unserer Beziehung ist Kommunikation.
Man muß seinem Partner Raum und Zeit geben, um seine Ängste und Bedenken offen ansprechen zu können, dann wächst man mit viel Liebe und gegenseitigen Vertrauen gemeinsam in einer Poly-Beziehung!

Gruß

Aurora
Keine Probleme, keine Liebe?
Auja, die Frage ist wirklich sehr gut.
Am Anfang hatten wir jede Menge Probleme.
Für meine Frau war es sehr schwierig, daß ich eine andere "liebe" aber sie eben auch. Sie ging davon aus, daß ich mich irgendwann entscheiden würde. Sie hat nicht verstanden, daß es unterschiedliche Dinge sind, die man am Partner liebt, daß man sich ein Leben ohne BEIDE nicht mehr vorstellen kann.
Auch hatte sie das Gefühl zurückgesetzt zu werden, wenn ich bei der "anderen" war. Aber im Laufe der Zeit hat es sich sehr positiv entwickelt. Sie ist sich sicherer. Sie hat auch die Bestätigung der "anderen", daß keiner irgendwo weggenommen wird.
Im Gegenteil, wenn ich mich mit der "anderen" gestritten habe, hat sie noch vermittelt und dafür gesorgt, daß wir uns wieder vertragen!
Also ist hier alles in bester Ordnung.
Hoffentlich bleibt es noch sehr lange so!
Liebe ohne Porbleme....
.... gibt es doch werder in der Mono- noch in der Polyform!?
Bei uns ist es auch nicht immer einfach.
Mein Mann hat auch die Befürchtung ich würde mich entscheiden zwischen einem der beiden.
Dabei ist es für mich überhaupt keine Frage, ich liebe beide. Und egal wo gerade der eine oder der andere von ihnen steckt, so ändert sich mein Gefühl für sie nicht.
Mein Mann versteht und akzeptiert die Liebe zu Mann b, was seiner seits nicht ausschließt, daß er als Monogamerpatner auch ungute Gefühle dabei in sich aufkommen lässt.
Denn wir haben bislang ausschließlich monogam gelebt. Und ich will für mich nach wie vor keine offenen Beziehung. Denn darunter verstehe ich, daß man dann, wenn man will mit jedem xbeliebigen was haben könnte.
Jetzt ist es an mir, meinem Mann meine Liebe zu ihm, so deutlich rüber zu bringen, daß er halt keine negativ Gefühle mehr "produziert".
Ich werde nie fühlen, was ein anderer fühlt, ich kann nur versuchen meine liebe zu schenken und sie bei den Menschen die ich liebe keimen zu laßen.
Dabei fällt mir gerade ein, daß mein Mann letzte woche sagte, er glaube, daß Polyamory am besten mit zwei monogamen Patnern lebbar währe, da es sonst doch ein ziemlich undurchschauliches Netz ergeben würde, und wahrscheinlich die Liebe dann ins "Abseits"geraten würde, es sich dann wahrscheinlich nur noch auf der Ebene abspielen würde, die man auch ohne liebe praktizieren könnte, nämlich dem Sex. ( Würde ich nicht können, kann nur mit jemanden intim werden, den ich liebe). Auch in unsere Monogamen Beziehung mussten wir schon viel "erkämpfen", was davon zeugt, daß wir immer den Mut hatten für uns beide einen Konsens, mit der Kraft zur Eigenverantwortung, aber auch mit dem Blick, auf die Menschen um uns herum, zu finden.
Ich frage einfach noch mal: Warum sollten wir etwas besonderes aufgeben, wenn wir von noch etwas besonderem gefunden wurden?
Und es liegt nach wie vor auch in meiner Eigenverantwortung, so zu leben, daß alle beteiligten von sich aus positive Gefühle dazu entwikeln können.
Und schon wieder stelle ich fest, daß das Leben voller Widersprüche steckt. Aber wo ein Widerspruch, ist auch ein Umkehrschluß, also eine Wechselwirkung, und ist es nicht daß, ws das Leben für alle Seiten spannend macht?
Eine nachdenkliche YOYO grüßt alle ganz doll *love4* *blume*
****_by Mann
934 Beiträge
Akzeptanz
Tolle Frage...

dank an YoYo die von ihren Erfahrungen sehr fein berichtete.

Ich denke jeder Mensch kann sich durch Handlungen eines anderen Menschen "verletzt fühlen" was sehr häufig eher mit den eigenen Lebenserfahrungen zu tun hat als mit einer tatsächlich objektiv verletzenden Handlung. Dass überhaupt das Poly-Verhalten als verletzende erlebt wird erfordert ja schon gewisse Rahmenbedingungen der Gesellschaft z.B. oder auch eigene erlebte Rahmenbedingungen im Spannungsfeld "Selbstwert-Nix Wert" "Fülle- Bedürftigkeit" "Selbstbewusstsein-Mikrigkeit" usw.

Ich kann nicht für alles verantwortlich sein, was der andere Partner fühlt. Wesentlich ist für mich aber eine gewisse liebevolle Haltung die von Mitgefühl getragen ist dem Partner gegenüber.

In jeder Beziehung kann es Verletzungen geben... auch ein liegengelassener Socke kann im richtigen Kontext ein Trennungsgrund sein.

Und Akzeptanz bedeutet eine Arbeit an sich selbst AUCH die NEGATIVEN Gefühle und Zweifel zuzulassen zu zeigen und zu akzeptieren. Poly-Leben ist für mich ein großer Selbsterkenntnisprozess meine eigenen Ideale und Wunschvorstellungen und die Realtität der Gefühle unter der Oberfläche anzusehen. Also nicht zu sagen "Es ist ok!" Wenn es aber nicht wirklich ok ist.

Was ist wirklich wahr zu tun? Den anderen verlassen um ihm nicht wehzutun? Nicht mehr Poly leben um ihm nicht weh zu tun? Oder irgendwas ganz anderes? Einen liebevollen Entwicklungsweg mit viel Geduld Langsamkeit und Mitgefühl gehen... und trotzdem weitergehen auch wenn es auf dem Weg zum Ziel manchmal auch weh tut?

Manchmal muss erst jemand den gemeinsamen Beziehungskokon -auch schmerzhaft- aufdehnen, damit die (!) Schmetterlinge ans Licht fliegen können.

Schmerzen zu vermeiden bringt uns in unserer Entwicklung nicht wirklich weiter- sage ich jetzt idealerweise und mag selber keinen Schmerz spüren .... es ist ständige Übung

Sapa
@ sapa
Danke!!! Du "Räuber" *ggg*
Das du "meinen" Schmetterling so gut in erinnerung behalten hast.
Für alle anderen: Insider *grins*
Bitte zurück zum Thema

LG YOYO
****ta Frau
255 Beiträge
starke Persönlichkeiten
Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die in sich ruhen, sich selbst wert schätzen und ihr eigenes Leben leben können, besser mit Polyamorie umgehen können als Männer/Frauen, die Beziehung als Ort der Sicherheit und ewigen Geborgenheit brauchen.
Allerdings ist es auch so, dass polyamore Menschen auch Sicherheit und Geborgenheit geben können. Eben aber auch nicht nur einem Menschen.

Misstrauen entsteht doch, weil wir etwas nicht bekommen, das wir uns aber wünschen oder das Fundament, auf dem die Beziehung steht für beide unterschiedlich aussieht. Ich denke, wenn man nicht wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommt und ich die/den anderen als dauernd leidend erlebe, sollte ich auch so veranwortungsvoll sein und gehen.
Ich will nicht, dass ein Mensch neben mir leidet oder sich selbst verleugnet. (für Sandrine)

Trotzdem: wenn wir verliebt sind, sind wir doch alle gleich, oder? Egal, ob polyamory oder monogam....

Also, lasst uns lieben!
Judita
*****ta1 Frau
204 Beiträge
aus der Fülle
Meinen "Erlebnisbericht" schreibe ich an anderer Stelle, aber ich möchte gleich mal hier antworten.
Mein Mann leidet nicht, er ermutigt mich sogar. Ich denke, das wäre noch vor 2 Jahren nicht so gewesen, da wäre ein 2. Mann eine ernste Bedrohung für uns gewesen. Aber wir haben es geschafft, unsere Beziehung in Ordnung zu bringen, BEVOR der 2. Mann in unser Leben getreten ist. Das heißt, wir heißen ihn aus der Fülle unserer Liebe willkommen in einer funktionierenden Beziehung. Aus einem Mangel heraus würde es ganz anders aussehen.
Ich gebem meinem Mann jetzt ganz bewußt ganz viel Sicherheit, bestätige ihm jeden Tag meine Liebe und für ihn ist es Bereicherung, nicht Bedrohung.
Und ich denke, es schmeichelt ihm irgendwie, dass seine Frau auch noch von jemand anderem geliebt und begehrt wird *zwinker*
was glaubt oder wisst ihr über die haltung eurer nicht-polygamen/poly-amoreusen partnerInnen
Wissen. *zwinker*
warum leben sie mit uns unsere haltung und tolerieren unsere drei- bis vier - und mehrecke?
"Tolerieren" heißt doch "finde ich nicht so dolle gut, aber wenn er/sie es braucht ...".
Das wäre mir auf Dauer zu wenig.
Meine ("Secondary"-)Freundin freut sich ehrlich mit, wenn jemand anders mir gut tut. Das war auch nicht immer so, aber inzwischen … *top*
*******e_ni Frau
163 Beiträge
Themenersteller 
schon einmal...
...ein großes und von herzen kommendes danke für eure antworten und anregungen!

@***rf...mir würde ein "tolerieren" nicht reichen. es würde mich emotional unter druck setzen und ich hätte eben jenes gefühl, dass er/sie die beziehung zu mir, aus egoistischen motiven heraus aufrecht erhält.

@****ita...zu deinen worten nicke und lächle ich heftig...jepp, denke ich mir, that`s it!
die liebe wird aus einer fülle heraus geteilt und nicht aus einem mangel. genauso wünsche ich es mir....ich werde genau darüber noch einmal in klausur gehen und versuchen es für mich noch komplexer und eindeutiger in worte zu fassen...danke:-)

@****ta...ja, der mensch, der sich selbst zunächst genug ist und sich nicht über einen anderen definieren muss, kann die liebe leichter teilen. genauso sehe ich es auch. darum mache ich mir ja immer wieder gedanken über "abhängige beziehungen"...oder um es mit buddhistischen worten auszudrücken: anhaftende bindungen...

@**PA...dein bild vom "beziehungskokon" ist fühlbar bei mir angekommen:-)
ich denke und weiß, dass es ohne schmerzen nicht geht...eine mir bekannte frau nannte es einmal "wachstumsschmerzen", was dem bild mit dem kokon eine mehr als passende überschrift gibt...
ich denke, dass das loslassen zunächst zwangsläufig mit schmerzen verbunden ist...

@**yo...zitat:"Ich frage einfach noch mal: Warum sollten wir etwas besonderes aufgeben, wenn wir von noch etwas besonderem gefunden wurden?"
an dieser stelle denke ich manchmal, sicher etwas zu streng, ob es nicht auch etwas maßloses hat...also, dieses sich entfalten wollen, dieses aus der fülle schöpfende...
denn ich werde ja auch nicht nur gefunden, sondern begebe mich ja auch auf die suche nach menschen, die noch andere facetten meines innen abdecken...

@*********upus...schön, dass ihr es so leben könnt:-)....ich denke, dass du deiner frau in dieser phase des zweifels und der sorge um eine entscheidung sehr präsent bei und mir ihr warst...anders ist es kaum möglich...

@****ra...ja, es ist ist ganz offensichtlich ein sehr großer unterschied, ob jemand "poly- ons" oder "poly -beständig" seine neigung auslebt. mir wären zwei-drei vertraute intensive und beständige gefährtenschaften auch viel lieber als mal hier und mal dort zu naschen.
das miteinander reden ist ein unerlässlicher faktor, der neben dem fühlen und fühlen lassen ebenso von bedeutung ist. ich sehe die kommunikation als "geburts- und entwicklungshilfe"...das präsent sein und fühlen als lebens- in unserem/diesem fall - neigungserhaltend:-)

@*********feier...ja, die angst verlassen zu werden und eifersucht hat auch immer etwas mit unserer geschichte zu tun. je emotional unsicherer wir aufgewachsen sind, desto stärker brauchen wir die "liebe" und zuneigung einer anderen person...es passt zu dem, was ich schon einmal weiter oben schrieb: je stärker wir in uns selbst ruhen, desto leichter fällt uns das loslassen und teilen.

ich bin mehr als gespannt, welche erfahrungen ich noch mit diesem thema machen werde...vor allem außerhalb der theorien...
danke noch einmal und herzlichste grüße,
s.
@ Sandrine
Deine Antworten würde ich so auch unterschreiben.

Aber:
....ja, die angst verlassen zu werden und eifersucht hat auch immer etwas mit unserer geschichte zu tun. je emotional unsicherer wir aufgewachsen sind, desto stärker brauchen wir die "liebe" und zuneigung einer anderen person...


Solch eine Vergangenheit kann aber auch ein Chance sein, sich genau daraus zu befreien, wenn wir die Zusammenhänge SO begriffen haben.
Es ist oft ein schmerzhafter, langer Weg.

Verzweiflung war meine Begleiterin, die in Süchten ein Ventil suchte, weil sich das was ich lebte, nie passend angefühlt hat. Abhängigkeit konnte ich nicht akzeptieren, weil sie so unglaublich angreifbar machte. Die Alternative aber, fand ich bald heraus, war, in tiefstem Innern allein zu sein. Das machte mir Angst.

Angst und Verzweiflung trieben mich, ließen mich nicht zur Ruhe kommen. In Zeiten äußerer Zufriedenheit, stand in der Fußnote immer Selbstbetrug.

Mein Körper rebellierte nach langen Jahren. Er spielte den Kampf gegen mich selbst nicht mehr mit, versagte seinen Dienst. Zwei Möglichkeiten blieben: Aufgeben oder Verantwortung für mich übernehmen.

Mir war egal was kommt, es sollte nur anders sein, weil ich für mein Kind weitermachen musste.
Ich hielt still, ging arbeiten, funktionierte, fühlte nichts.
Wahnsinn wäre die Erlösung gewesen. Aber ich war zu stark.
Zwei Jahre Depression, Angst und wieder Verzweiflung.
Aber auch die Erfahrung: Du stirbst nicht. Es geht weiter.
Hier und da klitzekleine Lichtblicke und dafür etwas wie Dankbarkeit in mir. Ein Minilächeln meiner Seele. Dort begann der Rückweg.

Heute weiß ich, tiefer kann ich nicht fallen, dass ich stark genug bin, mit mir zu leben, denn es brachte mich nicht um. Ich kann für mich sorgen, mich halten, mir die Sicherheit geben, die ich brauche.
Auf dieser Basis öffnet sich meine Seele jeden Tag ein Stück weiter, kann erkennen und loslassen was nicht gut ist, das mich einst in die Tiefe zog.

Dass ich lieben kann, erfuhr ich zuerst durch meinen Sohn, denn er machte mir nie Vorwürfe, ist rücksichtsvoll, einfach da. Er lebt sein Leben, hängt sich nicht an mich und auch ich kann ihn loslassen. Dennoch ist da ein Band.


Und bevor ich pathetisch werde, höre ich mal auf *zwinker*
Ich bin stolz auf mich!
****ta Frau
255 Beiträge
@pagina
Ja, manchmal sind es die eigenen Geschichten/Verletzungen, die einer/einem die Grenzen vom Poly-Dasein aufzeigen.
Aber dagegen wehre ich mich auch. Denn letztlich ist unser Körper/unsere Seele auch ein guter Indikator dafür, was geht und was nicht geht. Und dann muss man nicht "da durch gehen" inkl. Therapeuten-Besuch usw., sondern vielleicht einfach diese Grenze akzeptieren.
Ich mache gerade die Erfahrung, dass ein Mann, der mir ein Poly-Angebot macht, so stark in seiner eigenen Welt (=Arbeit) wieder verschwindet, dass ich dem nicht standhalten kann. Also, Kontaktpausen sind in Ordnung, aber wenn es sich wie Kontaktabbruch anfühlt, geht es für mich nicht. Um mich auf diese Art mit Menschen verbinden zu können, brauche ich ein Mindestmaß an Information/Kommunikation, wo jemand steht, was jemanden gerade bewegt.
Und Alleine-sein ist erst mal wieder schmerzhaft, aber die besser Alternative zu dem ständigen Gefühl des Verhungern oder des Wartens auf bessere Zeiten. Trauer vergeht zum Glück wieder, auch wenn es sich erst mal wie ein tiefes Loch anfühlt.
Ich glaube zum Glück nicht, dass Polys vor den Unwägbarkeiten des Liebens inklusive Eifersucht, Sehnsucht usw. gefeit sind. Manchmal sind "die anderen" die Großen und wir die Kleinen.
Lieben Gruß
Judita
@ Judita
Was sind die Grenzen des Polydaseins? Dass man will und nicht kann? Wer sagt, dass du dich in einer bestimmten Grenze bewegen sollst?

Ich glaube, die Frage nach dem Huhn und dem Ei stellt sich nicht. Erst war das Gefühl da, mehrere Menschen zu lieben (nicht bei mir, ich übe noch *gg* ) und dann erst der Begriff. Und ich glaube, auch nur so kann ich das für mich sehen. Ich gehe nicht los und beschließe polyamore zu leben.... ich stelle es höchstens fest, wenn es dann so ist.


ein Mann, der mir ein Poly-Angebot macht
Wie geht das? Hey baby, geh’, such dir 'n anderen, ich habe gerade keine Zeit. Aber deswegen müssen wir ja nichts beenden. Wenn mir dann mal wieder so ist....


Um mich auf diese Art mit Menschen verbinden zu können, brauche ich ein Mindestmaß an Information/Kommunikation,
Weil das menschliche Kontakte nun mal ausmacht, sonst hätten wir ja keine zueinander.


Ich mache gerade die Erfahrung, dass ein Mann.... so stark in seiner eigenen Welt (=Arbeit) wieder verschwindet, dass ich dem nicht standhalten kann.
Standhalten? Wem? Warum? Wofür?
Wenn sich jemand nicht mehr für mich interessiert (womit ich nicht ständige Liebesbeweise meine), nimmt er quasi die Gefühle, die ich für ihn habe, mit sich.
Was hätte ich auch davon, wenn er bliebe? Aus welchen Gründen könnte das denn sein?
• Mitleid mit mir? Na danke!
• Bequemlichkeit? Wie schön!
• Vielleicht hat er auch Angst, dass ich dem Ende nicht gewachsen wäre? Dann unterschätzt er mich wohl, was auch nicht gerade schmeichelhaft ist, denn wofür hält er sich?
• ER hat Angst vor dem Alleinsein. Na super, hält sich also an mir fest.

Welche Gründe gibt es noch, sich in die Arbeit zu verkriechen und nicht ehrlich zu sein?
Anders wäre eine Unglück, Krankheit die trennt.... aber wenn er nicht mehr will? Du spürst doch was los ist, selbst wenn er was anderes sagt. Warum leidest du also? Er will dich nicht, wie kannst du dem hinterher trauern? Was bist DU dir denn Wert?! Große Frage, ich weiß.

Inwiefern bist du denn Poly?

Für mich bedeutet es nur, dass ich keine Doppelmoral lebe. Und keiner hat das Recht, mir vorzuschreiben, wie ich leben soll (solange ich niemandem schade).

Diese Freiwilligkeit es, die mich fasziniert. Selbst wenn ich monogam lebe, fühle ich doch die Freiheit und ich weiß – ich kann mir absolut sicher sein! – dass mein Partner bleibt, weil ER das will, denn er kann ja gehen.
Und ich traue meiner Intuition. Nicht nur das gesprochene Wort zählt.... es schwingt immer so viel mit, wovon der Gegenüber vielleicht nicht mal weiß, dass er es fühlt. Ich verlass’ mich einfach auf mein Wissen über die Psyche, weil es sich inzwischen so oft bewahrheitet hat. Auch Dank der Menschen, denen ich den Spiegel vorgehalten habe, ihnen sagte, was ich sehe und sie mir das - wenn auch manchmal verwundert - bestätigten.

Will derjenige es nicht sehen, kann ich nicht mit ihm darüber reden, weil es ja keine Argumente gibt.
Kann sein, dass ich auch manchmal falsch liege, aber entscheidend ist eben, was bei mir ankommt und nicht, was vielleicht gemeint war.

Kann ja sein, dass jemand so ist wie er ist, weil er eine sch... Kindheit hatte, oder den Job verlor oder weiß der Kuckuck. Ich kann ihn verstehen, ich weiß, warum er so und so ist, aber deswegen muss ich das noch lange nicht gut oder angenehm finden.

Abgrenzen. Jeden Tag und doch zusammen finden.... das wäre es.


Manchmal sind "die anderen" die Großen und wir die Kleinen.
Das sind Wertungen. Nichts ist besser oder schlechter. DEINE Entscheidungen sind für dich die richtigen! Anders wärst du ein Blatt im Wind.

Ich sage ja nicht, dass es nie weh tut, aber es ist niemals mehr das Ende. Schmerz gehört dazu, wennschon. Besser als ständige Ungewissheit, Warten, „Standhalten“....

Du hast dich! Das ist das Größte! Und wenn es das für dich nicht ist, warum sollte das für jemand anderen so sein? Du könntest ihn doch gar nicht verstehen, es ihm gar nicht glauben.
Was ist denn Liebe?


Gruß von Grit
*****ta1 Frau
204 Beiträge
@pagina, judita
Liebe Pagina,
Du hast dich! Das ist das Größte! Und wenn es das für dich nicht ist, warum sollte das für jemand anderen so sein?
sehr schön ausgedrückt! Nicht ein Partner gibt mir etwas, damit ich komplett bin, ich bin es aus mir heraus. Und ich kann einladen, wer mir im moment gut tut.


Diese Freiwilligkeit es, die mich fasziniert. Selbst wenn ich monogam lebe, fühle ich doch die Freiheit und ich weiß – ich kann mir absolut sicher sein! – dass mein Partner bleibt, weil ER das will, denn er kann ja gehen.
Ja, so geht es mir auch. Jeden Tag entscheide ich mich, entscheiden sich meine Partner für die Beziehung, und zwar nicht aus Mangel an Alternativen, sondern weil sie und ich es so wollen. Ein wunderschönes Gefühl!

@****ta:

Ich glaube zum Glück nicht, dass Polys vor den Unwägbarkeiten des Liebens inklusive Eifersucht, Sehnsucht usw. gefeit sind.
Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, es gibt ja mehrere Menschen, nach denen ich Sehnsucht empfinden kann, Eiferucht ist sicher immer wieder ein Thema. Aber es geht darum, wie man damit umgeht. Ob man sich von dem Gefühl vereinnahmen lässt, den PArtner verantwortlich macht, oder ob man bewußt dahinter schaut, sich fragt, was einem gerade fehlt und Verantwortung für seine eigenen Gefühle übernimmt.

Zu deiner Situation: frag dich, was dir gut tut. Was trifft dich mehr? Das Warten, die Ungewissheit, der mangelnde Kontakt oder das Gefühl, allein zu sein. Aber bist du das nicht auch, wenn er sich so abwendet? Und dann entscheide. Und was du auch entscheidest: niemand hat behauptet, dass es leicht ist. Zumindest am Anfang.

Alles Liebe
brujita
Jawoll!
...oder ob man bewußt dahinter schaut, sich fragt, was einem gerade fehlt und Verantwortung für seine eigenen Gefühle übernimmt.

Die Spannung des Lebens Gefühle zu erleben, ihnen aber nicht ausgeliefert zu sein.
Ich bin sogar der Meinung, dass genau das allein Leben ist: Fühlen.
Fühlen ist Leben.. Leben ist fühlen..!!!!!
Genau dies hab ich für mich erkannt.
Ich war zweisamm einsam. Merkte aber immer zu die "Schwingungen der liebe " die mein EHEmann für mich hegte. Er liebt mich und da bin ich mir Sicher gewesen. Auch wenn wir durch unsere schwere Lebensituation häufig das Gefühl hatten, immer weiter auseinander "getrieben" zu werden.
Heute, wo ich weiß, daß was ich fühle, nur ich fühlen kann, und nie wie ein anderer Fühlen werde, gibt mir die Liebe zum zweiten Mann, auch die Gewissheit, daß das Gefühl für meinen Mann immer gut und richtig war und ist. Die Liebe zum zweiten Patner hat in der ehelichen Patnerschaft wieder so viel zum leben erweckt.
Mit den Gefühlen der Eifersucht, die meinen Mann häufig plagen, lassen wir ihn nicht alleine stehen. Auch meine zweite Liebe, versucht einfühlsam ihm beiseite zu stehen, und zu vermitteln, daß er keine "Gefahr" sondern eine "Bereicherung" ist.
Und ich .....!!!! Ja ich fühl mich so geborgen und glücklich in der Mitte dieser beiden. Und mein fühlen ist mein Leben.

LG YOYO
Ihr lieben...
@****na, brujita, Judita!

Danke für Euren Dialog hier und Eure Gedanken. Auch wenn Ihr in der Unendlichkeit des www lebt, von hier aus gesehen, so tut es soo wohl, zu wissen, daß noch andere Menschen auf ähnliche Art denken und fühlen.


Möchte Euch allen ein *blume*lein schicken.

Lieben Gruß
Euer Moxy
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