Wunderschöne Beziehungen und trotzdem ratlos...
Hallo zusammen,ich (Mr. Try) könnte eine zweite Meinung gebrauchen, falls sich hier im Forum Menschen finden, die in einer ähnlichen Situation waren. Wie habt ihr es gemacht, was waren die größten Fehler, wie ging es aus... das übliche eben. Meine engsten Freunde haben bei dem Thema Polyamory leider keine Erfahrungen.
Den Wunsch nach mehreren Partnern habe ich nicht, aber es gibt in meinem Leben zwei Frauen, die ich sehr liebe und mein Leben lang um mich haben möchte. In manchen Threads nannte man sowas schon poly-monogam, das trifft es wohl ganz gut.
Ich bin seit einigen Jahren verheiratet und führe eine glückliche Ehe, in der wir über alles reden und viel Zuneigung und Vertrauen füreinaner haben. Außerdem habe ich eine Partnerin, die ich ebenfalls liebe und mit der es auf andere Art genauso wundervoll ist. Meine Ehefrau gibt mir viel seelischen Rückhalt und lässt mich bei ihr zur Ruhe kommen und Geborgenheit finden. Meine Partnerin ist genauso liebevoll zu mir und doch ganz anders vom Charakter, quirliger, spontan, bringt mich zu vielen intensiven Momenten und Gefühlen.
Begonnen hat alles damit, dass meine Frau und ich im Joy nach anderen Pärchen schauten. Daraus wurde dann eine Freundschaft + mit einem anderen Pärchen, wobei das "+" zu viert irgendwann abflaute und Sie von dem Pärchen und ich und über Jahre immer mehr die Gefühle füreinander eingestanden. Dabei haben wir über Jahre von unseren Ehepartnern immer mehr Vertrauen bekommen und alle paar Monate ein paar Freiheiten mehr, wenn wir alleine sind. Von Küssen über Kuscheln bis hin zu Intimitäten. Das Warten hat sich gelohnt und und wir wollten beide auf unsere Ehepartner Rücksicht nehmen. Wir nahmen, was wir konnten und womit alle leben konnten. Soviel wie ging.
"Je härter man für etwas arbeitet, umso mehr schätzt man es" , kombiniere diesen Satz mit einer fast perfekten Frau.
Soviel zur Vorgeschichte, halbwegs nach Bilderbuch möchte ich meinen
Inzwischen ist Ihre Beziehung bzw. Ehe aus verschiedenen Gründen nicht mehr und ich somit ihr einziger Partner. Da wir aber nicht zusammen wohnen und sie natürliche Ziele hat, wie Ehe und Kinder, fehlt ihr etwas, das sich schwer ersetzen lässt. Für mich bedeutet das eine Menge Gefühlschaos.
Wie gesteht man jemandem emotional die Freiheiten des Single-sein zu, wenn einen selbst schon der Gedanke verletzt, dass eine neue Beziehung bei Ihr so viele Probleme bei uns verursachen kann?
Natürlich ist es egoistisch zu denken, dass unsere Beziehung zueinander eine Ehe ersetzen kann und sie sagt mir auch, dass sie mehr in Ihrem Leben möchte. Trotzdem fühl es sich an, als würde ich nicht reichen. Alle Gefühle sind auf einmal so paradox! Meine Partnerin mit einem anderen Mann zusammen verwöhnen ist beispielsweise seit langem eine Fantasie von mir, der Gedanke daran, dass sie jemand anders verführt uns küsst lässt mich trotzdem den ganzen Tag wie ein Tiger im Käfig umherrennen und löst Wut und Eifersucht aus.
Gesprochen haben wir schon darüber, auch, weil ich Ihr nicht im Weg stehen möchte glücklich zu werden. Und dazu gehören eben einige Dinge wie Ehe und Kinder (denke ich). Gleichzeitig möchte ich unser Glück erleben und soviel von Ihr haben wie ich kann. Ihr geht es mit mir ähnlich, wir genießen jeden Moment zusammen. Sie möchte mich genauso an Ihrer Seite, in Ihrem Leben, wie ich sie in meinem.
Gedanken darüber mache ich mir viele. Vielem kann ich auch einen Namen geben.
Ich möchte, dass sie glücklich ist, aber dass sie mit mir glücklich ist. Möchte eine gewisse Exklusivität, für Sie an erster Stelle stehen (im Forum manchmal Hauptpartner genannt). Habe Sorge, dass eine andere Person Belastung mit sich bringt, entweder bei uns oder bei deren potenzieller Beziehung.
Ein wenig Egoismus mit dabei...
Da wir uns lieben mache ich mir weniger Sorgen, dass ein anderer das ankratzen kann, dafür ist es zu innig. Dennoch werden wir im Leben manchmal zu Entscheidungen gezwungen, die es weniger unbeschwert machen. Jemand anders könnte uns nicht ankratzen, aber er könnte vielleicht, mit viel Geduld, in unseren Alltag drängen. Ab einem gewissen Punkt wäre das schlimm für mich, schlimm für sie genauso.
Wieder eine eingeschränkte Nebenbeziehung? Das wäre Verzicht auf so viel Schönes.
Und jeder mit poly-Erfahrung kennt sicher diesen Stich im Herz, wenn die Partnerin von jemand anderem schwärmt und man sich gleichzeitig für sie freut, aber auch denkt "so redest du sonst nur über mich".
Wer bis hierhin alles gelesen hat, vielleicht mal in einer ähnlichen Situation war, kann gerne was dazu schreiben. Vielleicht ist etwas dabei, was ein wenig weiter hilft.