@ Ein_Abenteurer - ich zitiere Dich mit herzlichem Dank:
Aber schau dir nur mal an, wie viele Zweierbeziehungen nicht funktionieren. Ich glaube nicht, dass wenn Polybeziehungen scheitern, dass das automatisch heißt, dass Poly nicht funktioniert.
100 wöchentliche Scheidungen auf soundsoviele Menschen in der Bevölkerungsstatistik gerechnet interessieren
kein Schwein..., aber wenn
nur eine einzige Poly-Konstellation mal ein bissl ins Schleudern kommt, stehen sofort die Moralapostel auf, zeigen mit dem Finger drauf und rufen einhellig: "Da sehr ihr's wieder - ha'm wir euch ja gleich gesagt!"... - zugegeben überspitze ich ein wenig... Nun aber zum Kern meines Gedankens:
Auf die Frage, die das Thema ausmacht, entgegne ich:
"Poly" ist nicht nur möglich, sondern eigentlich der viel geradere, ehrlichere Weg, allerdings unter der Voraussetzung unbedingter Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit! Wieviele kleine Lügen, Notlügen und Beschwichtigungen hingegen muten sich die Menschen gegenseitig zu, die monogam leben und davon überzeugt sind, dass dies der einzig richtige, irgendwie "tugendhafte" Weg sei?
Ich möchte aber noch tiefer eindringen in die Materie, und es wird einige Verwunderung anstiften, wenn ich hierin nun nicht nur sowieso völlig ungewöhnlicherweise ein Bibelzitat einbringe, sondern obendrein eines des Apostels Paulus, der - bei allem Respekt vor den Quellen des Neuen Testamentes - als ziemlich prüde und verknöchert hinlänglich bekannt ist (jedenfalls nach mittlerweile landläufig verbreiteter Sich); ich zitiere aus dem
"Hohen Lied der Liebe":
Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf... ...Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Wer theologisch ein wenig bewandert ist, hat vielleicht auch schon mal gehört, dass hinter dem Begriff des "Erkennens" (übrigens vom Buch Genesis an - Altes Testament) in vielen Zusammenhängen der Geschlechtsakt an sich gemeint ist ("...sie erkannten einander..." - da war von Adam und Eva die Rede).
Wahrscheinlich wegen gewisser Textpassagen des Apostels Paulus, die seit sehr langer Zeit für die Begründung des Zölibats in der katholischen Kirche herhalten müssen, wird diesem Apostel auch gleich noch alle Lustfeindlichkeit, wie sie im Christentum allenthalben grassiert, auf seine schwachen Schultern geladen; und ich glaubte lange Zeit auch diesen Schmarrn. Wenn ich aber "Das hohe Lied der Liebe" lese, kommen mir Zweifel zu dieser altbackenen Sicht.
Jetzt werde ich ganz persönlich und rede von meiner Liebe zu meiner Frau:
Weil ich SIE liebe (und nicht besitzen will), freue ich mich an jeder liebevollen Begegnung oder Beziehung, die SIE erleben darf, dennich weiß, dass SIE das reicher macht und schöner und wahrhaftiger.
In unserem Leben sind Menschen, die in unser "Poly-Leben" eintreten, stets die besten Freunde. Ein Mann, der in unsere Beziehung eintritt, mit dem meine Frau eine tiefe freundschaftliche Verbindung und mit dem SIE dann auch eine intime Beziehung hat, wird mir noch einmal viel näher und kostbarer. Denn ihr ganz persönliches Leben wird reicher, ist angefüllt von Liebe für noch einen Menschen mehr als mich...