Guter Denkansatz
Brian, vielen Dank für diesen Satz!
Polyamory bedeutet für mich nicht die Niederschlagung der Eifersucht, sondern eine Form auf nicht "alltägliche" Gefühle zu reagieren ohne diese als falsch zu unterdrücken.
Mann Nummer 2 fragte mich heute, wie ich damit umgehe, das mein Mann Nummer 1 für ein komplettes Wochenende Besuch von seiner Ex-Freundin bekommen wird.
Ich habe geantwortet, das ich ein bisschen eifersüchtig sein werde, das war die Grundlage für ein wirklich gutes Gespräch!
Wäre es "nur" Sex, wäre es mir egal, er hatte bereits andere Sexualpartner, aber an diesem Wochenende besteht die Möglichkeit, das er sich wieder neu in die Ex verliebt...
Was meine Erfahrung angeht, so ist meine Hauptbeziehung sehr an meiner Zweitliebe gewachsen und ich hoffe, das ich die Stärke meines Mannes Nummer 1 teilen kann, sollte er sich irgendwann einer anderen Frau durch Liebe verbunden fühlen!
Ich werde dann jedenfalls Alles tun, um es ihm ebenso leicht zu machen, wie er mir, doch bin auch ich nicht frei von Selbstzweifeln.
Doch nun zum Thema:
Es ist ja nicht so, das man Morgens wach wird und denkt: "Ach, heute ist ein so schöner Tag, da verliebe ich mich mal in einen neuen Partner"
Und das man die Polyamorie suchen (und finden) kann, halte ich auch für ein Gerücht!
Jeder von uns, der einmal Single war, oder einen unglücklichen Single kennt, wird wissen, wie schwer es ist, Liebe zu finden und je mehr man sich anstrengt, umso weniger Erfolg hat man.
Und dann zu sagen: "Ich will aber poly leben" Das funktioniert ja schon mal garnicht, denn das setzt voraus, das man gleich 2 Menschen findet, die man lieben kann und das diese beiden Menschen damit dann noch einverstanden sind...
Ich glaube (und
BITTE, ich will hier Niemanden angreifen!) das manche Menschen, die die Polyamorie für sich suchen, eher von einer Art "kleinem Harem" träumen, ohne zu wissen (oder auch nur zu erahnen!) wie unglaublich viel Arbeit in einer Polybeziehung steckt!!
Nach der Erfahrung, die ich bisher mit anderen Polys machen durfte, ist der Weg in die Polyamorie ohnehin ein völlig anderer.
Man kann die Polyamorie nicht für sich als "mein Lebensweg" bestimmen und dann danach suchen!! Ebenso wenig, wie tausende Singles da draußen ihre große Liebe suchen können.
Liebe findet man dann, wenn man nicht danach sucht!
Man liebt und irgendwann öffnet man sein Herz noch einer neuen Liebe und im besten Fall, vertraut man beiden Menschen so sehr, das man von Anfang an mit offenen Karten spielen kann.
Von diesem Zeitpunkt an, ist die Beziehung (und ich glaube, das ist in jeder Beziehung, ob Mono oder Poly so) ein hartes Stück Arbeit! Nur das in einer poly Beziehung ein weiterer Mensch diese Arbeit mit erledigt...
Trotzdem hat mir die Liebe zu Mann Nummer 2 eines klar gemacht:
Ich bin polyamor (!) und trotz aller Zweifel, aller anfänglichen Schwierigkeiten, ist das mein Lebensweg.
Und sollte irgendwann (Gott bewahre) einer meiner Männer sich von mir abwenden, werde ich mich nicht in die verbleibende Monobeziehung zurückziehen, sondern offen sein, für eine weitere Liebe. Doch diese Liebe werde ich bestimmt nicht mit Gewalt suchen, weil ich es ja jetzt "gewohnt" bin, poly zu sein oder weil das ja "so toll" ist und wenn ich keinen anderen Partner finde, der mich ergänzt, werde ich, nach anfänglicher Trauer über meinen Verlust, wieder sehr glücklich in einer Mono-Beziehung leben, egal zu welchem meiner beiden Männer. Beide könnten mich auch Mono 100%ig glücklich machen, doch bin ich den Rest meines Lebens
jederzeit offen für Liebe!
Deswegen wünsche ich auch meinen Männern, das sie auch von anderen Menschen geliebt werden, selbst wenn da manchmal der Zahn der Selbstzweifel und die Eifersucht an mir nagen, damit kann ich umgehen!
Und wer weiß, vielleicht lerne ich eine dieser Frauen ebenfalls lieben? Zumindest werde ich mich um ihr Vertrauen bemühen und ihr mein Freundschaft schenken.
Es gibt so viele Möglichkeiten!
Vielleicht wurde für mich mit meiner Zweitliebe auch die Büchse der Pandora geöffnet und ich begegne irgendwann einem weiteren Mann, den ich lieben könnte. Wer sagt, das ich das dann nicht darf und nicht zulassen werde??
Wären "meine Männer" dann eifersüchtig?? Ja, ganz bestimmt sogar!! Aber würden sie es mir verbieten, mich kritisieren? Das glaube ich nicht! Denn ich bekomme von ihnen Beiden jeden Rückhalt, den ich benötige, um so frei leben zu können, wie ich es brauche!
Das ist Liebe, das ist der Vorteil der Polyamorie wie ich es sehe, wobei ich kein Paar, das sich liebt kritisieren möchte, das sie keine weitere Liebe in ihrem Leben zulassen können, das muß jedes Paar für sich alleine entscheiden.
Doch wie viele langjährige, glückliche Partnerschaften zerbrechen an der Gewohnheit? Da kommt plötzlich eine neue Liebe und die Alte wird weggeworfen... Das kennt wohl Jeder und es leidet mindestens einer der Partner unter der Trennung.
Und wenn man die alte Liebe (im günstigesten Fall, problemlos) mit einbinden könnte?
Wäre dann dieser Partner nicht besser dran, sich mit der Zweitliebe "anzufreunden"? Zu begreifen, das die neue Liebe nichts wegnimmt, sondern die bestehende Beziehung eher "auffrischt"?
Und jetzt mal so gefragt:
Wären die Selbstzweifel, die Eifersucht, die Annährung an die Polyamorie, nicht wesentlich weniger schmerzhaft als das Verlassenwerden??
Wäre diese Art der Selbstfindung, das Gefühl, über sich hinauszuwachsen, wäre das nicht den Versuch einer Polybeziehung wert??
Seit meinem Outing als Poly, höre ich immer wieder von Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen: "Du hast recht, das könnte ich mir auch vorstellen!"
Also ich glaube, unsere Gesellschaft ist im Wandel und das Monodenken und -fühlen, ist nicht mehr lange die "Norm", es ist nur schade, das es so wenig Öffentlichkeitsarbeit gibt, um den Monos unseren Standpunkt nahe zu bringen, denn dadurch entsteht dieses "Schubladendenken", das Alle Poly´s Swinger sind und es nur um Sex geht!
Als Schlußwort:
Monogamie oder Polyamorie, ob man das vergleichen kann?
Es ist Beides das Selbe, denn es heißt, das man liebt, oder?
Nur die Anzahl der Personen variiert
Eure
Aurora