Die Kinder der sexuellen Revolution -
Die Kinder der sexuellen Revolution - Freie Liebe und ihre Folgentitelt eine 43minütige Doku von 3Sat, auf YT geladen im Mai 2016.
Interviewt werden drei Familien, deren Eltern sich in der 68er-Bewegung engagierten mit allem Drum und Dran: Kommune (nein, hier mal nicht die Kommune 1), Osho, Encounter-Gruppen usw.
Obwohl die ganzen Workshops und Seminare damals darauf abzielten, Gefühle zu erfahren und auszudrücken, ist von Liebe in dieser Doku wenig die Rede. Für meinen Geschmack zu wenig im Verhältnis zur Philosophie der damaligen Zeit.
Der Film zeigt aber auch, dass Sexualität damals nicht unbedingt etwas mit Wahllosigkeit zu tun hatte, sondern auch mit Selbsterfahrung bis hin zu festen Partnerschaften in diesem Umfeld. In einer Kommune überschaubarer Größe empfinde auf dem Land ich es als relativ schwierig, "wahllos" Sex zu haben. Es entzieht sich meiner Vorstellungskraft, dass unter den Menschen in dieser Nähe nicht auch Gefühle der Zuneigung entstanden sind. Leider ist in diesem Film wenig die Rede davon.
Spannend war für mich zu sehen, was davon bei den Kindern angekommen ist: die bewusste Abkehr von dem, was die Eltern vorlebten.
Nicht einmal ein offeneres Verhältnis zu Zärtlichkeiten im gesellschaftlich gelebten Kontaktverhalten scheint wirksam geworden zu sein; allerdings war das vlt. auch kein erklärtes Ziel der 68er.
Unterm Strich scheint der Film meinen Eindruck zu bestätigen, den ich schon vor Jahren formulierte: die sexuelle Revolution war ein Rohrkrepierer. Unser aller Miteinander hätte ich etwas anderes gewünscht.
Imho hat die "sexuelle Revolution" die Frauen sexuell im Kopf ein wenig befreit und gleichzeitig ihre Nutzung für kapitalistische Zwecke immens vorangetrieben: Sex sells, und kaum eine Geschmacklosigkeit wird versäumt, um auch noch den letzten Euro aus den Portmonees passender Männer zu ziehen.
So sehr mensch (oder nur mann?) sich oberflächlich bei der Befriedigung visueller Reize gelegentlich über eine ästhetische Bereicherung seines Lebens freuen könnte: der Würde der Frau und ihrer Wertschätzung ihres Seins als kraft- und lustvolles, sexuelles Wesen mit besonderen emotionalen Fahigkeiten hat die sexuelle Revolution auf der gesellschaftlichen Ebene wenig gedient.
Unsere Urururururahnen vor 10000 Jahren und früher waren in diesem Punkt moralisch viel weiter entwickelt als wir.
Den entscheidenden Beitrag zur sexuellen Befreiung hat imho die Pharmaindustrie mit der Anti-Baby-Pille geleistet. Ohne diese Basis wäre die "Revolution" vmtl. gar nicht entstanden.
Ja, die Welt ist ein wenig freier geworden als vor den 68ern. Sie bietet ein paar Entfaltungsmöglichkeiten mehr.
Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch etwas ganz Wichtiges im zwischenmenschlichen Miteinander fehlt, das weit wichtiger ist als eine sexuelle Revolution. Sie könnte ein Ansatz sein dafür, wenn wir ihn weiter führen.
Leider sieht es derzeit nicht danach aus. Die Welt ist mit Anderem beschäftigt als mit friedlicher Liebe.
Wie seht Ihr das?
lich
TM