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Die Kinder der sexuellen Revolution -

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
Die Kinder der sexuellen Revolution -
Die Kinder der sexuellen Revolution - Freie Liebe und ihre Folgen

titelt eine 43minütige Doku von 3Sat, auf YT geladen im Mai 2016.
Interviewt werden drei Familien, deren Eltern sich in der 68er-Bewegung engagierten mit allem Drum und Dran: Kommune (nein, hier mal nicht die Kommune 1), Osho, Encounter-Gruppen usw.



Obwohl die ganzen Workshops und Seminare damals darauf abzielten, Gefühle zu erfahren und auszudrücken, ist von Liebe in dieser Doku wenig die Rede. Für meinen Geschmack zu wenig im Verhältnis zur Philosophie der damaligen Zeit.

Der Film zeigt aber auch, dass Sexualität damals nicht unbedingt etwas mit Wahllosigkeit zu tun hatte, sondern auch mit Selbsterfahrung bis hin zu festen Partnerschaften in diesem Umfeld. In einer Kommune überschaubarer Größe empfinde auf dem Land ich es als relativ schwierig, "wahllos" Sex zu haben. Es entzieht sich meiner Vorstellungskraft, dass unter den Menschen in dieser Nähe nicht auch Gefühle der Zuneigung entstanden sind. Leider ist in diesem Film wenig die Rede davon.

Spannend war für mich zu sehen, was davon bei den Kindern angekommen ist: die bewusste Abkehr von dem, was die Eltern vorlebten.
Nicht einmal ein offeneres Verhältnis zu Zärtlichkeiten im gesellschaftlich gelebten Kontaktverhalten scheint wirksam geworden zu sein; allerdings war das vlt. auch kein erklärtes Ziel der 68er.

Unterm Strich scheint der Film meinen Eindruck zu bestätigen, den ich schon vor Jahren formulierte: die sexuelle Revolution war ein Rohrkrepierer. Unser aller Miteinander hätte ich etwas anderes gewünscht.

Imho hat die "sexuelle Revolution" die Frauen sexuell im Kopf ein wenig befreit und gleichzeitig ihre Nutzung für kapitalistische Zwecke immens vorangetrieben: Sex sells, und kaum eine Geschmacklosigkeit wird versäumt, um auch noch den letzten Euro aus den Portmonees passender Männer zu ziehen.
So sehr mensch (oder nur mann?) sich oberflächlich bei der Befriedigung visueller Reize gelegentlich über eine ästhetische Bereicherung seines Lebens freuen könnte: der Würde der Frau und ihrer Wertschätzung ihres Seins als kraft- und lustvolles, sexuelles Wesen mit besonderen emotionalen Fahigkeiten hat die sexuelle Revolution auf der gesellschaftlichen Ebene wenig gedient.
Unsere Urururururahnen vor 10000 Jahren und früher waren in diesem Punkt moralisch viel weiter entwickelt als wir.

Den entscheidenden Beitrag zur sexuellen Befreiung hat imho die Pharmaindustrie mit der Anti-Baby-Pille geleistet. Ohne diese Basis wäre die "Revolution" vmtl. gar nicht entstanden.

Ja, die Welt ist ein wenig freier geworden als vor den 68ern. Sie bietet ein paar Entfaltungsmöglichkeiten mehr.
Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch etwas ganz Wichtiges im zwischenmenschlichen Miteinander fehlt, das weit wichtiger ist als eine sexuelle Revolution. Sie könnte ein Ansatz sein dafür, wenn wir ihn weiter führen.
Leider sieht es derzeit nicht danach aus. Die Welt ist mit Anderem beschäftigt als mit friedlicher Liebe.

Wie seht Ihr das?

*herz*lich
T*g*M
******nia Frau
278 Beiträge
Da stimme ich dir zu Tom. Ich denke es ist eine Folge der zunehmenden vorsätzlichen Verknappung, sowohl von Lebensresourcen wie Wohnung und Energie aber auch von Zärtlichkeit und Sex.

Mehr kann / will ich hier im JC nicht dazu schreiben, da das den Grundsatz der politischen Neutralität verletzen würde, was ich nicht möchte.

Würde die Diskussion aber gerne führen, aber nicht hier.

LG, Tania
******ore Frau
4.633 Beiträge
also entweder habe ich mittlerweile zu viel Nischenbewusstsein, oder ich verklär da was.......

Ich finde die momentane Entwicklung - immer noch tief gespalten im gesellschaftlichen Gesamtkontext- viel herzverbindender, als 68. Als ob die damalige Entwicklung sich auf das zweite Chakra (Sexualchakra) bezogen hätte und die heutige Entwicklung auf das vierte (Herz)Ich erlebe einen Boom von Tantra, GfK, Love- Festivals, früher als esoterisch verschrienen Büchern und das erfreuliche daran ist, dass die Teilnehmer zunehmend der gesellschaftlichen Mitte angehören. Lebensgemeinschaften schießen wie Pilze aus dem Boden, mich stimmt das alles sehr zuversichtlich...

Lest doch mal Ken Wilber oder etwas über Spiral Dynamics. Die einfache Version ist bei Tiki Küstenmacher unter "Gott 9.0" nachzulesen.

Naja... mal hören, was mein Sohn in 20 Jahren darüber sagt......

Schwierig ist es immer, wenn es in die Extreme geht, denn dann gibt es in der nächsten Generation oft eine Gegenbewegung (von konservativ zu liberal und umgekehrt!) das aber verlagert sich von der Ebene "Sex" auf die Ebene "Geld".......
Ich kann da Tom nur schmunzelnd beipflichten, wenn ich meinen eigenen Mikrokosmos betrachte. Die Mutter meiner Tochter lebt BD und SM in einer D/S-Beziehung aus, und ich lebe klar polyamor, ohne, dass wir das vor unserer Tochter, 20 verstecken. Und was macht unsere Süße? Lebt seit Jahren klassisch monogam mit ihrem Partner mit der Aussicht auf Kinder und Familie. Was haben wir nur falsch gemacht, seufz? *haumichwech*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
@themisabeth
Ich stimme Deiner Sicht ebenso zu wie meiner.
Die Sicht in meiner Filmbesprechung fokussierte eher auf meine Sicht des gesellschaftlichen Mainstreams, Deine eher auf eine statistische Nische, die wir als wachsend wahrnehmen. Alles, was heute Mainstream ist, war irgendwann einmal eine Nischenbewegung. Was Wurzeln schlagen wird, wissen wir nicht; vieles bleibt Mode.

Besonders im spirituellen Bewusstsein scheint sich etwas zu tun - im sexuellen eher weniger bzw., was wünschenswert wäre, in der Verbindung dieser beiden Welten. Das sehe ich immer noch so. Tantra hin, Tantra her; das westliche Neotantra ist eine Nische, und das traditionelle östliche Tantra, in dem Sexualität lediglich ein Teil menschlicher Spiritualität ist, führt im Westen ein Schattendasein. Da hat sich Osho vlt. etwas anderes gewünscht.
In einer Zeit, in der es möglich ist, Sexualität von Liebe zu trennen, wird es wohl noch lange dauern, Sexualität mit Spiritualität zu verbinden.
******ore Frau
4.633 Beiträge
In einer Zeit, in der es möglich ist, Sexualität von Liebe zu trennen, wird es wohl noch lange dauern, Sexualität mit Spiritualität zu verbinden


Das nehme ich anders wahr, aber da fühle ich mich auch als Frau in der Pflicht, Sexualität dankend abzulehnen, wenn die Gefühlslage keinen Raum hat. Mein Körper streikt schier zunehmend. Da allerdings sehe ich in meinem Umfeld immer noch erstaunliche Zugeständnisse von Frauen an Männer.
@ KKMK
ich finde, du hast überhaupt nichts falsch gemacht *g* Denn wie man damals für die Freiheit sowohl in der Liebe, als auch in gesellschaftlichen Kulturen auf die Strasse gegangen ist, und alternative Wege beschritten hat, haben die nächsten Generationen das Recht ihren Weg zu gehen, sei er nun poly oder monogam:)

Als Kind, der in einer Kommune aufgewachsen ist, und besonders die Zeit im Kinderladen genossen hat, war für mich diese Zeit wichtig und prägend in meiner emotionalen und kognitiven Entwicklung.
Aber auch in meiner Erinnerung der Kommunenzeit war der Spruch: Wer einmal mit der selben. pennt, gehört schon zum Establishment nicht Lebensmotto.
******nia Frau
278 Beiträge
Jede_r hat das Recht nach eigenen Wertmaßstäben zu leben. Es mag Auf und Ab gehen, aber der Wunsch nach einem besseren Leben ist bei vielen von uns noch vorhanden. Ich weiß noch nicht wie, aber irgendwie wird es weiter gehen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich glaube ich verstehe nix.
Sexuelle Revolution - das sagt doch schon der Begriff- war ein Aufbegehren und ein gelebter Wunsch nach Veränderung. Für mich und in meinem Verständnis war es bitterst nötig, mit den ganzen moralvorstellungen rund um die Sexualität aufzuräumen. Es war ja nicht nur prüde, es ging ja auch um Macht und Ohnmacht, um Religion und Genderverständnis. Das war ein großer Schritt, ohne den ganz viele weitere Entwicklungen doch gar nicht möglich gewesen wären. Wie hätte Sexualität denn überhaupt dieses Potential zu Beziehung und Öffnung, zu ganzheitlichem Empfinden, zu Spiritualität finden können? In die Schlafzimmer der 50er Jahre?
Ich sehe es so, das ich nur deswegen überhaupt weitergehen kann, weil dieser erste Schritt getan wurde. Und was wir weiter daraus machen, ist doch jetzt offen und an uns und jedem einzelnen, oder? Das wäre ohne diese sexuelle Revolution nicht möglich gewesen.
Evolution halt. Und da kann ich wenig über die Vorfahren maulen, auf deren (r)evolutionäre Schritte ich aufbauen kann.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
So gesehen hast auch wieder Recht
T*sorry*M
******_nw Frau
517 Beiträge
Ich schließe mich den Gedanken von @*****al4 an.
Wie jede Bewegung, die alte, verkrustete Strukturen hinterfragt und über Bord wirft, ist auch die sexuelle Revolution nicht von blinden Flecken und Übers-Ziel-hinaus-schießen verschont geblieben. Und die Kinder dieser Revolution haben darauf aufmerksam gemacht und halten einem vor Augen, was versäumt, übersehen oder einfach schief gelaufen ist.

Und trotzdem glaube auch ich, dass die sexuelle Revolution von ungeheurer Bedeutung war. Der Blick zurück ist wichtig, um zu verstehen warum. Philipp Roth hat in seinem Roman "das sterbende Tier" auf eindrucksvolle Weise beschrieben, welchen Zwängen Männer und Frauen z.B. in den 50er Jahren in Amerika unterlegen waren. Die Sexualität als etwas erlebten, das "man" sich zuerst verkneifen und dann verdienen musste. Und vor allem als etwas Schmutziges, das mit Schuld behaftet war, wenn es denn halbwegs frei ausgelebt wurde. Und bei uns sah es nicht anders aus. "Sauber in die Ehe zu gehen" hieß die Devise auch in meiner Herkunftsfamilie. Vor allem, was die Mädchen anging.

Insofern möchte ich dieser Aussage
Imho hat die "sexuelle Revolution" die Frauen sexuell im Kopf ein wenig befreit
ganz klar widersprechen. Das war mehr als nur ein bisschen. Das war eine echte Revoltion. Endlich durften Frauen sich ihre sexuellen Wünsche eingestehen und sie auch ausleben. Und auch Männer brauchten sich nicht mehr schuldig und aufdringlich fühlen, wenn sie ihre Lust zeigten. Manches von dem, was wir heute als selbstverständlich ansehen, ist damals echt erkämpft worden. Darüber bin ich froh.

Was ich als eine Herausforderung unserer Zeit ansehe, ist, das freie Ausleben von Sexuallität in Verbindung und in Verbindlichkeit zu gestalten. Und in der Vielzahl der Möglichkeiten den eigenen Platz zu finden. Mit den Menschen, die mir nahe sind. Dass wir heute so viel mehr Möglichkeiten haben, darüber bin ich auch froh. Und es kommt mir so vor, dass es da noch einiges zu erreichen gilt.
*****uja Frau
2.503 Beiträge
Ich möchte das Feline ausgeführt hat, sehr unterstreichen! Sehe das sehr ähnlich!

Ich sehe mich durchaus als eine "Nutznießerin" der sexuellen Revolution. Natürlich spielt auch die Pille eine Rolle in dem Kontext.

Aber es ist wahr: wie frei, locker und selbstverständlich wir und unsere Kinder heute mit unserer/ ihrer Sexualität umgehen können, war vor 50 Jahren noch ganz ganz undenkbar!
*******ben Mann
3.381 Beiträge
An was für welche Erwartungen messen wir diese Revolution? Dies dürfte entscheidend sein, ob wir sie als erfolgreich betrachten oder eher gescheitert. Bei denen mit denen ich geredet habe und die damals diese aktive mitgetragen habe,n gibt es hier auch sehr unterschiedliche Postitionen dazu. Aber alle sind sie froh diese gemacht zu haben.

Eine der erlaubten Nebenfolgen ist leider "Sex sales" was dann leider schnell kommerzielle Schubladen aufmachte.


OT
yepp die Pille macht(e) für Frau/Mann einiges mehr möglich im Sex; ob nur zum Guten oder ob dadurch nicht auch wieder Verantwortungsabschiebung zur Frau bzw. Unverbundenheit mit dem eigenen Körper entsteht, mag ich nicht beurteilen.
Nur leider waren wir uns damals nicht der Konsequenzen/ Folgen dieser künstlichen Hormone in der Natur - Wasserkreislauf - wieder in unser aller Körper bewußt bzw. hat niemand es für nötig gefunden auch in die Richtung zu denken. Denn diese können wir nicht mehr rausfiltern und die Potenzen im Wasser werden immer höher. So braucht es dann etwa 2035 keinen Pillenkauf mehr für die Frau, es reichen dann 3 bis 4 Glas Leitungswasser/Tag aus. Die Kehrseite aber ist auch das dies zur erhöhten Unfruchtbarkeit bei neu geborenen "Männern" führt (z.B. in der Tierwelt bei den Fischen, aber in der Zwischenzeit auch bei Landlebewesen) wo diese die männlichen Geschlechtsorgane/Samenproduktion nicht mehr "produktionsfähig" aufbauen bzw. die Spermien von erheblich schlechterer Qualität sind.
Vielleicht löst die Natur ja dann so das Problem der "Überbevölkerung" *fiesgrins*
******_nw Frau
517 Beiträge
@*********uelle: Die Begriffe "erfolgreich" bzw. "gescheitert" verwende ich in diesem Zusammenhang nicht. Tatsächlich ließe sich darüber trefflich streiten und schwerlich auf einen Nenner kommen *g*.

Was, wer und wie bedacht, vorausgesehen oder übersehen hat, darf sich wohl jede Generation stellen. Finde ich auch wichtig, um neue Wege zu bedenken und zu gehen.
Ich denke, dass die sexuelle Revolution immens wichtig war, weil sie dazu beigetragen hat, Männern und Frauen befreiende Zugänge zu ihrer Sexualität zu ermöglichen. Ich empfehle hier auch gerne das Buch "die Scham ist vorbei" von Anja Meulenbelt. Als ich dieses Buch vor etlichen Jahren gelesen habe, war das eine echte Offenbarung für mich. Dass diese Freiheit ihren Preis und ihre Schattenseiten hat(te): unbenommen. Und es ist auch richtig, diese anzusprechen und darüber nachzudenken.
Mein Fazit dennoch: Ich bin Kind dieser Revolution und bin froh, dass sie stattgefunden hat. Und: Es ist an der Zeit, etwas daraus zu machen.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
Video funktioniert wieder
Gerade erreicht mich ein Danke von Vanillia_sn (danke zurück), und siehe da: das Video funktioniert nicht mehr *oh*

Schön, dass es doppelt vorhanden war:

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