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Polyamorie und erotische Party - ein Widerspruch?

Ja, eine Party mit Liebe, Gefühlen, Erotik, Freiraum...


@ spinystar
"Liebe Tanzen" gibt es auch in Saarbrücken. Ich habe die Veranstaltung mal in Münster "on tour" kennengelernt und war echt angetan.
Es lohnt sich das mal zu googeln, gerade in Hinblick auf Polyamorie gibt es bei den Berlinern einiges zu entdecken.
**********_Land Mann
80 Beiträge
Hört sich doch spannend an ... wenn ich darf, wäre ich ggf. auch gern dabei *zwinker* Liebe Grüsse ... Ciao ...
**********_Land Mann
80 Beiträge
Ich denke, wenn die erotische Party entsprechend liebevoll ist, liebevoll-lustvoll, dann lässt sich das sogar sehr gut mit Polyamorie vereinbaren ... hört sich spannend an *g* ich wäre dabei *zwinker* Interesse?
******Bln Mann
34 Beiträge
Das Wesen realer Polypartys
Grüße euch,

da ich selbst genau solche Partys veranstalte (und das auch zusammen mit dem weiter oben genannten Mitglied „Polyamo“ in Berlin seit 2014 gemacht habe und mache), kann ich dazu vielleicht etwas sagen. Wir haben uns diese Frage nämlich auch gestellt und schnell festgestellt, dass es vor allem dann ein Problem gibt, wenn falsche Erwartungen geweckt werden. Und die kommen meist aufgrund ungenauer Kommunikation zustande. Denn zum einen kann es ein Widerspruch sein – muss es aber nicht. Und zum anderen gibt es ziemlich mächtige Vorannahmen (man könnte auch Vorurteile sagen), die unter dem Begriff Polyamorie jedwede Form offener Beziehung, causual Sex und Freier Liebe verstehen, so dass Partys, die unter dem Begriff Polyamorie stattfinden, sehr genau beschrieben werden müssen. Bei unserer allerersten Polyparty hatten wir daher schon sehr viel Arbeit in die Veranstaltungs-Beschreibung gesteckt, damit das ganze nicht als Swinger-Party verstanden wird.
Und da kommt der eigentliche Wunsch, nach herzoffener Verbindung, der Möglichkeit sich richtig zu verlieben und auch die Perspektive zu haben, dass das Gegenüber ebenfalls dafür prinzipiell offen ist und nicht nur eine heiße Nacht mit irgendwelchen fremden Partygästen erwartet.

Denn so wird die Polyamorie ja immer noch häufig interpretiert. Natürlich kann man das alles integrieren und neben seinen festen Beziehungen (polyamor) auch ONS haben oder Affären, warum auch nicht. Es ist nur nicht das Gleiche und eine Party der Polyamorie sollte da eine feine Erwartungsgrenze einhalten.
So haben wir in Berlin genau das versucht umzusetzen, was „Vulcanello35“ beschreibt: Eine Party, bei der Kuscheln, Zärtlichkeit und liebevoll sein im Vordergrund stehen, oder zumindest genauso wichtig, wie Sex, Essen und Musik sind. Für uns hat Polyamorie nämlich auch mehrere, wenn man so will "Levels" Und auch wir meinen, dass der höchste Level und die "Krönung" die tatsächliche Liebe zu mehreren Menschen, also im Prinzip eine weitere Beziehung, mit einem tiefen emotionalen und persönlichen Interesse ist.

Deshalb haben wir unsere Partys in Berlin auch genau so ausgerichtet. Es gibt einen Kuschelraum, in dem Kleidung getragen darf, aber nicht muss, der aber eben nicht beliebig von Einzelpersonen betreten werden darf, wie im Club, sondern nur einvernehmlich und nicht zum Spannen. Es gibt Musik und man kann Tanzen, doch das steht auch nicht im Vordergrund. Es gibt ein Mitbring-Buffet, so dass jeder sich auch Gedanken machen muss, wie für Freunde zu Kochen oder etwas Leckeres mitzubringen und es gibt (seit neuestem) immer auch ein besondere Speed-Dating, bei dem keiner leer ausgeht (mit mehreren Runden und Rankings) sowie die Möglichkeit, einen Workshop zu besuchen, auf dem Polyamorie-Grundlagen erarbeitet werden.

Wir haben diesen Spagat zwischen Playparty und hedonistischer Verantwortung gesucht und die Erfahrung gemacht, dass die klare Ansage (insofern war es tatsächlich schwierig, weil man sich viel mehr Mühe geben muss bei der Vorbereitung und Einladung), was wir wollen und was wir nicht wollen, sehr wichtig ist, damit sich die Gäste wohl und sicher fühlen. Am Anfang gab es dann auch noch diverse Missverständnisse mit einzelnen Herren, die die aus dem Swinger-Bereich geltende Regel „Alles kann, nichts muss“ auf die Party übertragen wollten und das ganz klar damit begründet haben, Polyamorie sei doch offen und wir hätten ihm nicht zu sagen, was er im Kuschelraum macht, solange die dort Anwesenden ihn nicht bitten zu gehen. Diese Kerle haben sich dort aufgehalten und den Paaren beim Sex zugeschaut und sich dabei selbst befriedigt. Unsere Gäste waren davon gar nicht begeistert und haben und darauf hin angesprochen, ob wir das nicht unterbinden können.

Schon deshalb, weil sie sich damit in ihrer Intimität gestört und in so einem empfindlichen Moment zum Rauswurf überfordert fühlten, habe ich mich dann entschieden, diese Männer zu bitten zu gehen, damit andere Gäste sich ungestört aufeinander einlassen können. Das ist die Erwartung an einen sog. „geschützten Raum“ den wir dann auch geschaffen haben, nachdem es mit den betreffenden Herren eine längere Diskussion darüber gab, ihr Verhalten sei doch polyamor…

Das ist so ein Beispiel, um zu erläutern, welche Entscheidungen man bei so einer Party treffen muss, ohne deshalb zu sagen „Dein Weltbild ist falsch“. Aber als Gastgeber stellt man die Regeln auf.

Dazu kommt, dass in der Öffentlichkeit eh viel zu oft Polyamorie noch vor allem mit „viel Sex“ vermarktet wird in Zeitungen und Zeitschriften. Da ist dann das ewige Bild vom MFF-Dreier im Bett oder (meist) zwei hübschen jungen (!) Frauen, die einen jungen (!) Modell-Typen anhimmeln zu sehen im Aufmacher.
Gegen dieses Klischee müssen wir als Gastgeber der Polypartys immer noch ankämpfen und das gelingt uns mit der Zeit ganz gut. Die Veranstaltungen sind herzoffen, kontaktfreudig, aber nicht auf notgeile Menschen ausgerichtet, weil das auch von der historischen Entwicklung der Polyamorie her nicht dem Selbstverständniss der polyamoren Werte entspricht. Polyamorie als Konter-Revolution der „Freien-Liebe-Bewegung“ (siehe Wikipedia – Quellen) von Menschen, die nicht mehr den kleinbürgerlichen Mief der Monogamie mit bindungslosem Sex entgegentreten, sondern die eine und noch eine und vielleicht noch eine verbindliche, langfristig orientierte Beziehung suchen. Menschen, die, andere Bedürfnisse haben, als die, die sich gerne mit ONS und Affären befassen oder dies in den Vordergrund stellen. Mit denen wollten wir feiern und wenn man das auch so klar sagt, klappt das ganz gut, auch erotisch.

Zusammengefasst kann ich aus meiner Erfahrung in den letzten drei Jahren Polyparty erkennen, dass, wenn man eine klare Gäste-Kommunikation entwickelt und einen geschützten Raum auch für Intimität schafft, das sehr gerne angenommen wird und die Leute auf unseren Partys sich genau von dieser ungezwungenen Atmosphäre, ohne aufdringliches „In Kontakt gehen für Sex“ angezogen fühlen und einen netten Abend mit Gesprächen, leckerem Essen, Tanzen, Flirten, etwas Erotik und manchmal auch spontanem Sex aus einer neuen Begeisterung heraus genießen.

Ja, dazu braucht es intensive Arbeit, viel Wortklauberei in der Werbung, genaue Abstimmen der Zugangsformalitäten, auch jemand der den ganzen Abend die Augen aufhält und aufdringliche Gäste bittet zu gehen, einen DJ der die Stimmung gut führt, stille Helfer am Buffet und so weiter… aber mit etwas Achtsamkeit ist das ein tolles Konzept. Gerne gebe ich diese Erfahrung auch weiter und helfe dabei, woanders als in Berlin Polypartys zu veranstalten. Von Buchung der Räume, über GEMA und Werbung bis Orga am Abend, weil ich der Meinung bin, dass wir mehr solche Veranstaltungen haben sollten, nicht nur in Berlin.

Macht mehr Polypartys!

Lieben Gruß
Atman
http://www.polyparty.de
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