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Freundschaft -

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
Freundschaft -
Oder + - +...
Auch eine Form der Polyamorie oder eher für Beziehungsanarchie?
Eine Wanderung in Grenzbereichen:

Der Film behandelt den möglichen Umgang miteinander nach einer Liebesbeziehung.
Egal - ein lebenswerter Kontakt?

Wie seht Ihr das?

T*wink*M
********amen Frau
48 Beiträge
Wirklich interessant
Danke für das Share!
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Auf mich wirkt das, wie die typischen On / Off Beziehungen .....
Man kann nicht miteinander, aber ohneeinander geht es auch nicht

Der- oder diejenige die als neuer Partner/in bei solch einem Paar hinzu kommt, hat auf Deutsch gesagt
"die Arschkarte gezogen " im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Herr kann das besser erklären, als ich



So typisch die Aussage der Frau mit Kind ...... Er ist viel zu eifersüchtig und anhänglich, aber als Vormund für das Kind gut geeignet. Ja warum .... weil Er so beständig und zuverlässig ist.
Was jedoch geschieht, wenn Er eine neue Partnerin findet ...... Sie will ihn ja nicht ... darüber denkt sie nicht nach, da es so selbstverständlich ist, dass Er für Sie und den Sohn da ist.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
In 11 Minuten
sagt der Herr zu ON/OFF-Beziehungen 3 Dinge:
1. Beschreibung äußeren und emotionalen Geschehens.
2. Aktion(ismus) während der Therapie vermeiden.
3. Dauerhafte Trennung wird emotional schwer.

1:11 Minuten hätten gereicht.
Tom - Danke für dieses Thema!

Zeigt deutlich, wie groß die Bandbreite zwischen dem Gelingen von Freundschaft nach dem "Ableben" der Beziehung bis hin zur klaren psychischen Abhängigkeit durch das einseitige Klammern am Expartner sein kann.

Einiges davon habe ich auch schon erlebt. So verbindet mich eine wunderbare Freundschaft mit meiner Exfrau, wofür ich unendlich dankbar bin. Mit unserem gemeinsamen Kind sind wir eine tolle Familie; jeder lebt für sich, in seiner Partnerschaft, und wir begleiten uns dennoch gut und freilassend durchs Leben.

Diverse Klammerszenarien hat sicher auch der größte Teil von uns erlebt. Für mich schließt das mittlerweile eine Beziehung mit einer Monopartnerin aus. Umgekehrt arbeite ich für mich gerade daran, Schritt für Schritt meine Projektionen auf meine Expartnerin zurückzunehmen, und sie freizulassen. Als abrupt und ziemlich wortlos verlassener Liebender ist das auch nach Monaten nicht so einfach. Langsam erkenne ich jedoch, dass ihr Verhalten ihre Sache ist, und mich weder bewertet, noch unbedingt viel mit mir zu tun hat. Ziel ist einfach, sie sein lassen zu können wie sie ist und mit wem sie ist. So halte ich es ja auch mit meinen beiden aktuellen Partnerinnen. Jemanden zu lieben ist die Entscheidung meines Herzens ohne irgendeinen Anspruch oder eine Erwartung - egal, ob ich mit dieser Person zusammen bin oder nicht...
****Zoe Frau
924 Beiträge
Vielen Dank erstmal für das Video und die Gedankenanregung gentletom...

Ich glaube eine solche Freundschaft kann theoretisch dann funktionieren, wenn

• beide Menschen sehr offen und ehrlich mit sich selbst umgehen.
• Eine Trennung im "guten" erfolgt ist.
• Beide charakterstark und in ihrer Person gefestigt sind
• jeder seine Emotionen über den Beziehungsverlust für sich selbst aufgearbeitet hat
• wenn offen darüber gesprochen wird, was zusammen geht, und was nicht.

Praktisch schätze ich, wird dies nur ganz wenigen gelingen.

Doch der Gedanke, wenn man sich sehr nahe stand, sich einander auch weiter im Leben zu begleiten, finde ich persönlich sehr schön, auch wenn ich es bisher noch nicht erlebt habe.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
**MK:
Diverse Klammerszenarien hat sicher auch der größte Teil von uns erlebt. Für mich schließt das mittlerweile eine Beziehung mit einer Monopartnerin aus.

Auch wenn mir die Vorstellung von Monoamorie nicht mehr behagt, seitdem ich Polyamorie erlebt habe, möchte ich für mich nicht mehr ausschließen, mit einer monoamoren Frau zusammen zu sein, wenn sie das für sich gerne so leben möchte. Daraus Bedingungen abzuleiten, wie ich leben soll, geht für mich allerdings nicht mehr.
Umgekehrt kann ich mir vorstellen, mit einer polyamoren Frau zu sein, ohne selbst das Bedürfnis nach weiteren Partnerinnen zu haben, solange das meine freie Entscheidung ist.

Zudem: ist Monoamorie und Klammern zwangsläufig miteinander verbunden? Ich habe an die 10 Paare kennengelernt, bei denen ein Partner nicht das Bedürfnis nach einem weiteren hatte. Warum nicht?

T*wink*M
@****Zoe: so ist es mir mit meiner Exfrau gelungen, und darum beneiden uns viele Menschen. Und wir sind nicht im Guten auseinander - über ein Jahr Kampf war angesagt, nachdem ich gegangen bin...
****Zoe Frau
924 Beiträge
@**MK, dann meinen tiefen Respekt, wenn ihr es nach einer schwierigen Zeit geschafft habt.

Wie kam es dann dazu?
@**m - sicher ist das keine zwangsläufige relationale Verbindung. Unter der Bezeichnung "offene Beziehung" kenne ich im Swingerbereich auch einige so lebende Menschen. Meine Erfahrungen in dieser Richtung waren letztendlich bisher alle gleich. Ich kann somit immer nur für mich sprechen, und verallgemeinere das nicht. Da ich jedoch eher anarchisch unterwegs bin weiß ich um die Tendenz dessen, was eher in mein Leben passt, und was nicht...
*****s70 Frau
260 Beiträge
Freundschaft nach der Liebe
Also ich empfinde das Modell , dass in dem Film gezeigt wird, dass nach der Liebe noch Freundschaft bleibt, eigentlich für mich gefühlt das normalere. Denn wenn man nach der Beziehung auf den Rosenkrieg und die gegenseitigen Schuldzuweisungen verzichtet, die den anderen zum Täter machen und einen selbst zum Opfer, sieht man vielleicht, dass da ein Mensch ist, den man vielleicht immer noch liebt, nur auf einen andere Art und Weise, ein Mensch, der einem vertraut ist, mit dem einem viel verbindet und für den man ja auch ganz viel Gefühl hat.
Also ich kann nur von mir erzählen, ich habe es tatsächlich geschafft, mit meinem ExPartner eine solche Freundschaft zu pflegen und ich bin froh, dass wir das geschafft haben. Ich konnte mir nie vorstellen, dass er ganz aus meinem Leben verschwindet, das hätte ich schrecklich gefunden, so verbunden gewesen zu sein über ein paar Jahre und sich dann einfach aus den Augen zu verlieren. Ich bin froh, dass er noch da ist. Ich habe eine starke seelische Verbindung zu ihm und die Liebe im Herzen wird sich für mich gefühlt nie auflösen.
Das bedeutete natürlich am Anfang auch in der dann gelebten Distanz alte Verletzungen weiter zu bearbeiten , sich auch noch mit einander auseinander zu setzen und einen neuen Modus des Umgangs zu finden. Das war nicht immer leicht , manchmal wäre es einfacher gewesen, dem einfach aus dem Weg zu gehen und einfach einen Strich unter alles zu machen, ich habe am Anfang noch oft gelitten unter dem was nicht mehr sein kann zwischen uns. Aber ich bin froh, dass ich den Strich nicht drunter gemacht habe und dass es jetzt so ist, wie es ist. Wir sind zwar nicht sooo nah aneinander dran wie die Paare in dem Film, aber für uns ist es genau dir richtige Balance zwischen Nähe und Distanz.
@****Zoe - das ist eine lange Geschichte, und sie passt weder hier ins Forum, noch möchte ich sie veröffentlichen - auch, wenn meine Exfrau hier im Joy sehr aktiv ist *zwinker*

Der Kern ist ganz klar, die gemeinsam erlebte Zeit insgesamt positiv bewerten zu können, und nie Respekt und Wertschätzung gegenseitig zu verlieren. Wir waren über zwanzig Jahre zusammen, und haben unglaubliches gemeinsam bewältigt...
Freundschaft nach Partnerschaft/Liebe ist seeehhhr schön - funktioniert (aus meinen bisherigen Erfahrungen/Umfeld) selten....

Jedoch habe ich mit 2 EX-Freunden auch immer noch guten Kontakt...man kennt sich halt, hat sich kennengelernt und möchte "alte" Freundschaften bewahren - aber bitte NUR, wenn sie beiden guttun!

Das ist mein Standpunkt!

Aber das fällt "für mich" eigentlich nicht unter Polyarmory...
****eau Paar
24 Beiträge
Sex mit der Ex - warum eigentlich nicht?
Wenn ich die Frage so aufwerfe, dann gehört dazu zu sagen, unter welchen Voraussetzungen ich das für möglich halte.

Mit der direkten "Vorgängerin" meiner Frau habe ich nach der Trennung von ihr (die übrigens sehr "geräuschlos" vonstatten ging) eine sehr gute und tiefe Freundschaft aufrecht erhalten - die Freundschaft nämlich, die schon immer bestanden hatte und auch Grundlage für unsere Beziehung war (die Gründe der Trennung sind da jetzt nicht von Bedeutung). Meine Frau hat auch nicht lange gebraucht, das zu tolerieren und fand allmählich auch eine wirkliche Wertschätzung. Viel später haben wir "meine Ex" dann auch einmal gemeinsam besucht - es war eine sehr schöne und harmonische Begegnung. Neulich hatte sie auch uns besucht - eine Freundschaft, die geblieben ist, sich vertieft hat und in die auch meine Frau einbezogen ist. "Passiert" ist zwischen mir und meiner Ex bis dahin nichts. Aber da es sich aus bestimmten Gründen, die jetzt auch nicht weiter wichtig sind, demnächst ergeben wird, dass ich sie auch mal allein besuche, haben wir auch darüber gesprochen, was denn wäre, wenn es zwischen mir und der Ex noch einmal funkte und wir Sex hätten. Meine Frau ist auch da völlig frei von Eifersucht, und es müssen da nicht einmal bestimmte "Grenzen" abgesteckt werden. Freilich ist meine Frau sich eben sicher, dass ich weger der Ex unsere Beziehung in keiner Weise in Frage stellen würde. Die Ex wohnt weit weg, aber selbstwenn sie bei uns im Dorf wohnte, wäre das noch immer kein Problem. Ob aus einer im Rahmen der oB oder Poly-Beziehung möglichen einmaligen sexuellen Begegnung außerhalb eine Affäre, eine Dauer-Affäre oder auch eine Zweitbeziehung wird, weiß vorher niemand. Ich denke, dass es möglich ist, im Verlaufe einer solchen Entwicklung auf einander zu vertrauen - sofern eben zwischen den Partnern ein solches Vertrauen besteht.
Zugegebenermaßen kommt dann eine manchmal "zu vollmundig gepriesene" oB tatsächlich erst auf den "härtesten Prüfstand".

@*******om58
Monoamorie bedeutet meines Erachtens nach beileibe nicht automatisch Klammern - das sagst Du sehr richtig. Meine Achtung auch davor, dass - wie Du schreibst - Du Dir "vorstellen kannst, mit einer polyamoren Frau zu sein, ohne selbst das Bedürfnis nach weiteren Partnerinnen zu haben, solange das Deine freie Entscheidung ist." Das nenne ich wirkliche Liebe ohne Eifersucht.
Warum nicht
sicher geht das und sicher ist die beste Voraussetzung, wenn Liebe und Achtung nicht causal mit Beziehung und monogamen Ansprüchen verknüpft sind.
Auch stimme ich Red Zoe zu, dass eine Trennung in gutem erfolgt ist (sollte das nicht so sein, ist vielleicht einer noch nicht getrennt???).

Ich lebe in einer harmonischen Familien-WG und "meine" Frau ist nicht mehr meine (Beziehungs oder müßte ich sagen Sex-)Partnerin oder Liebespartnerin. Boah ... was für Konstrukte...

Ein neuer Partner/ eine neue Partnerin sind bei uns von beiden und für jeden willkommen und wir begegnen gegenseitig mit Interesse und Neugierde, ... und ja, es gab auch schon Reibung. Es sind Liebe, Verständnis sowie gegenseitige Achtung, die uns gut durch diese Situationen führten.
Auch wenn wir seit unserer "Trennung" keinen Sex miteinander hatten, haben wir das nicht ausgeschlossen, vielmehr wird sehr liebevoll und genau (vielleicht auch zu vorsichtig -wer Weiß es schon) gefühlt, was stimmig ist und wir kennen je einander.
Vielleicht ist Sex aber auch für diese unsere Begegnungsebene nicht mehr wichtig, gewünscht oder angesagt...

.... In Liebe das Leben lernen..., ob nun Poly, Anarchi oder Mono, ... ich habe das nicht als Konzept und betitele mich nicht unbedingt als Poly....
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
Ein polyamores Dogma?
****eau:
Freilich ist meine Frau sich eben sicher, dass ich weger der Ex unsere Beziehung in keiner Weise in Frage stellen würde.

Diese Sicherheit, die aus dem Wert der Verbindlichkeit abgeleitet wird, empfinde ich wie ein polyamores Dogma, das Freiheit in der Liebe und die Dynamik menschlichen Empfindens unnötig begrenzt.

Natürlich wünscht sich niemand, beim Auftauchen eines neuen Menschen am Horizont stante pede ausgebootet zu werden, und so möchte wohl auch niemand mit seiner Beziehung umgehen.

Was ist aber, wenn aus der anfänglichen NRE (new relationship energy), die im Idealfall in gelassener Mitfreude mit-erlebt wird, eine nachhaltige, intensivere Bindung wächst, als die zu den bisherigen PartnerInnen?
Zu sagen: "Du kannst mit Anderen Sex haben, darfst sie aber nicht lieben" (offene Beziehung im engeren Sinne) erscheint mir ebenso unrealistisch wie zu sagen: "Du kannst andere Menschen lieben, wenn sich in unserer Beziehung nichts oder nichts Wesentliches ändert" (oder was meint "in Frage stellen?").

In diesen Wünschen nach Sicherheit lese ich Verlustangst, die mit Vertrauen und verbindlichen Versprechen verdrängt wird. Es erinnert mich sehr an das monoamore Versprechen, nur EineN zu lieben für den Rest der Zeit, nur sind die Freiräume etwas größer.

Solche Voraussagen/Treueversprechen mögen im Herzen möglich sein, aber nicht unbedingt im Kontakt real gelebter Beziehungen. Deshalb ist es mir lieber, so frei zu sein und frei zu lassen, wie Safi Nidiaye in ihrem Ehegelübde schreibt:

"Wohin du auch wächst, dorthin will ich mein Herz weiten.
Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen."

Mir ist lieber, ein Mensch geht seinen Überzeugungs- und Herzensweg, auch wenn sich unsere Wege nur kreuzen oder wir uns für eine mehr oder weniger lange Zeit begleiten. Liebe ist wie ein Lebewesen: es wächst, blüht, gedeiht und welkt, aber seine Seele ist unsterblich.

Träumend
T*regenbogen*M
*******om58:
Deshalb ist es mir lieber, so frei zu sein und frei zu lassen, wie Safi Nidiaye in ihrem Ehegelübde schreibt:

"Wohin du auch wächst, dorthin will ich mein Herz weiten.
Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen."

Hm, Tom, dieses Ehegelübde hab ich auch mal gelesen. Und fand es schön. Aber du richtest Dich in Deinem Beitrag gegen Versprechungen, die man am Ende dann doch nicht einlösen kann. Da ist was richtiges dran. Doch ist nicht auch dieses Gelübde ein solches Versprechen? Mir scheint, dass Deine Logik auch das ausschließen würde.

Bei aller gesunden und realistischen Ich-Bezogenheit, die wir hier im Forum so oft befürworten - zu unserem individuellen, lebenslangen Wachstum, zur vollen Entfaltung gehört aber eben auch eine mehr oder weniger große Verlässlichkeit im sozialen Miteinander und in Partnerschaften. Ich glaube, dass wir aus diesem Dilemma - immer zugleich das Ich und das Wir zu brauchen - als menschliche Wesen nie herauskommen werden.

So falsch sicherlich die Auflösung des Ich in einem vermeintlich absolutem Wir auch ist - die Negierung der Notwendigkeit und Verlässlichkeit eines Wir für das Ich würde uns einsam und arm machen. Die richtige Waage für beides ist die schwierige Aufgabe, die wir heutzutage beständig und eben nicht mehr aus althergebrachten Gewohnheiten zu bewältigen haben.

Herzlich
Joshi
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
******shi:
Doch ist nicht auch dieses Gelübde ein solches Versprechen? Mir scheint, dass Deine Logik auch das ausschließen würde.
Da hast Du Recht, Joshi, die Logik schließt es aus. Wenn ich es im Sinne eines Ideals verstehe, dem ich mich verpflichtet fühle, und in dessen Sinn ich an mir arbeiten möchte, schließt es sich nicht unbedingt aus. Das gilt natürlich umgekehrt für andere Menschen und Treue- und Präsenzversprechen aller Art. Diese allerdings als Basis dafür zu bewerten, dass es mir gut geht, liegt mir fern. Deshalb hege ich solche Wünsche auch nicht.
Mir persönlich fällt es leichter, ein Versprechen des "Sein- und Loslassens" einzuhalten bzw. anzunehmen, als eines, das mich oder einen anderen Menschen verpflichtet, bindet, festhält.

******shi:
...die Negierung der Notwendigkeit und Verlässlichkeit eines Wir für das Ich würde uns einsam und arm machen.
Würde ich Einsamkeit als Armut fühlen, wäre das richtig. Das habe ich bisher noch nie so gefühlt, ebenso wenig wie das Gefühl von Langeweile. Das alles gab es auch in der Zeit nicht, als ich 6 Jahre lang unfreiwillig zölibatär und ohne jeden Kontakt zu einem weiblichen Wesen gelebt habe. Als Einzelkind habe ich vlt. Prägungen, die als Gegenpol zu den Nachteilen (Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen und zu halten) einen Vorteil beinhalten.

Im gelebten Leben sehe ich natürlich, dass ich an mir arbeiten muss, um meinem Ideal zu entsprechen. Ich bin nicht perfekt, aber in diesem Punkt einigermaßen zufrieden mit mir. Schade nur, dass die Freiheit, die in der Verbindung mit mir möglich ist, in meinen Texten manchmal wie Unverbindlichkeit, Desinteresse oder Bindungsunfähigkeit wahrgenommen wird. Dem ist im gelebten Leben durchaus nicht so, wie meine langjährigen polyamoren Kontakte(9, 8, 3 Jahre) zeigen.

Herzlich
T*wink*M
*****ane Frau
116 Beiträge
Differenzierungsfähigkeit
Mich hat an genau diesem Punkt (Ich, Wir, Dilemma?!) neulich David Schnarch sehr bereichert, indem er das Konzept der "Differenzierungsfähigkeit" vorgestellt hat. Für mich ist das Thema noch neu, deshalb traue ich mir gerade nicht zu, es korrekt zusammen zu fassen, aber falls es jemand anderem auch passend erscheint, der das besser wiedergegeben kann, wäre das ein guter Ort dafür, finde ich.

Letztlich hängt in meinen Augen davon auch die Beantwortung der Eingangsfrage ab: wie gut gelingt es den Beteiligten, an sich selbst festzuhalten und dabei genügend gemeinsame Fläche zu finden, um an einem (neuen) Wir weiterzubauen?
@*****ane:

Es geht um Balance. Darum, einerseits die eigene Autonomie so hochzuhalten, um sich selbst nicht verbiegen zu lassen. Gleichzeitig darf ich meine Mauer nicht so hoch und stark bauen, dass sie undurchdringlich für die Gefühle anderer wird. Gefühle, die mich betreffen, und berühren können, und im Sinne von Liebe auch sollen und wollen. Idealer Weise mag bei ( zwei ) Liebenden jeder seinen Selbstbehalt und seine Autonomie pflegen, ohne den des anderen einzuschränken. Das, was an Bindungswilligkeit und Bindungsfähigkeit da ist hebt die Waagschale auf diese Balance...
Joshi hat geschrieben
Bei aller gesunden und realistischen Ich-Bezogenheit, die wir hier im Forum so oft befürworten - zu unserem individuellen, lebenslangen Wachstum, zur vollen Entfaltung gehört aber eben auch eine mehr oder weniger große Verlässlichkeit im sozialen Miteinander und in Partnerschaften. Ich glaube, dass wir aus diesem Dilemma - immer zugleich das Ich und das Wir zu brauchen - als menschliche Wesen nie herauskommen werden.

Worauf bezieht sich die Verlässlichkeit im sozialen miteinander, Freundschaften und Partnerschaften mit Liebe, und in diesem Bezug auf das Eheversprechen von Safi?
Meinem Erleben nach, ist das größte Problem dabei die Ehrlichkeit vor sich selbst und dem Mitteilen dieser, dem gegenüber den es auch betrifft.
Der Anspruch an sich selbst und die eigene Verurteilung , das wanken im Selbstbild, dass man gerne von sich selbst hätte, lässt uns nur allzu gerne projizieren, abstrahieren oder relativieren. (Alles Begriffe die wirkliche Begegnung verhindern.) Wahrscheinlich auch unterstützt dadurch, dass man seinem Gegenüber keinen Schmerz zufügen möchte, von dem man annimmt ihn eventuell auszulösen oder/und etwas, dass man noch gerne hätte zu verlieren, wenn man sich zeigt, in dem was gerade lebendig in einem ist.

Ich denke, dass wir gesellschaftlich jetzt erst die Chance dazu haben damit zu experimentieren, wir haben die Freiheit uns fühlen zu dürfen, weil die äußeren Reglementierungen und Verurteilungen so "gering" sind wie noch nie. Der innere Richter sitzt wohl noch sehr tief. Ich empfinde den Wandel und ahne darin die Weite die eventuell daraus in der Breite entstehen könnte, auch wenn dies wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern wird *zwinker*.

Ich kann versprechen, dass ich so gut und bewusst wie möglich versuchen möchte, mich dem zu zeigen mit dem ich zu tun habe, ganz besonders dem, dem ich mich in Liebe verbunden fühle und kann weiterhin versprechen, dass ich genauso versuchen möchte mein Herz und meine Ohren für dass was mir der andere mitteilen möchte offen halten zu wollen, auch wenn dies bedeutet, dass mich dies schmerzt, ich das Gefühl von Verlust in mir trage. Im Grunde sind es Veränderung und die Befürchtungen die daraus resultieren die diese Gefühle in mir auslösen. Und ja und ganz banal, es können einige unangenehme gefühlte Veränderungen wie die Aufgabe einer gefühlten Heimat, ein Wohnungswechsel, Aufgabe eines gemeinsamen Projekts "Sicherheit" usw. daraus folgen.
Eventuell ein Grund warum sich viele Poly´s, aus meiner Sicht, in Liebesbeziehungen begeben, die so wenig äußere Abhängigkeiten wie möglich eingehen? Ist dies das Üben? Was bedeutet dies auf längere Sicht? Wohin wird es sich entwickeln? Was fühlt ihr dazu?

lg
Animee
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.940 Beiträge
Themenersteller 
Polyamorie als Weg - nicht als Ziel
****ee:
Und ja und ganz banal, es können einige unangenehme gefühlte Veränderungen wie die Aufgabe einer gefühlten Heimat, ein Wohnungswechsel, Aufgabe eines gemeinsamen Projekts "Sicherheit" usw. daraus folgen.
Eventuell ein Grund warum sich viele Poly´s, aus meiner Sicht, in Liebesbeziehungen begeben, die so wenig äußere Abhängigkeiten wie möglich eingehen? Ist dies das Üben? Was bedeutet dies auf längere Sicht? Wohin wird es sich entwickeln? Was fühlt ihr dazu?

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen aus einer polyamoren WG wieder in einer eigenen Wohnung niedergelassen. Einer davon war, dass es mir (einmal mehr) nicht gelang, meinen Vorstellungen und denen unserer WG-Mitglieder hinsichtlich Verbindlichkeit entsprechen zu können: zu einer unzerbrechlichen Familie in bedingungsloser Annahme und Liebe zusammenzuwachsen und auftretende Konflikte in wahrhaftigem Sich-Zeigen aufzulösen oder friedlich mit ihnen zu leben. Dabei stolperte ich immer wieder, ohne mir dessen bewusst zu sein bzw. bewusst werden zu wollen über das, was Du hier benennst:
****ee:
Der Anspruch an sich selbst und die eigene Verurteilung , das wanken im Selbstbild, dass man gerne von sich selbst hätte, lässt uns nur allzu gerne projizieren, abstrahieren oder relativieren.

Es war ein Üben (nicht nur in der WG-Zeit), und ich hatte nicht die Kraft, die Aufgabe zu lösen. Es waren zu viele und anhaltende Konflikte für mich, die ich nicht in mir auflösen konnte in dieser Nähe, von denen ich mich schleichend auszehren ließ – lange, ohne es wirklich zu fühlen (nicht meine Stärke). Dann kamen noch ein paar andere Aspekte aus meiner Sphäre dazu, die die Gemeinschaft belasteten. An einem Punkt wurde mir Friede wichtiger als Liebe, als all' das, wofür ich mich verbindlich einsetzen und entwickeln wollte. Einmal mehr verließ ich verbindliche Verbindungen. Emotional änderte das für mich nichts in Bezug zu den Menschen, die ich liebe.

Also beginne ich von vorne: bei mir und meinen ersten Gedanken zu Polyamorie. In der Hoffnung (aber derzeit ohne Aussicht auf Realisierung) , dass sich irgendwann das entwickeln möge, seit ich den Begriff der Polyamorie entdeckte: eine Nachbarschaftsgemeinschaft, in der alle Mitglieder die Nähe bzw. Distanz einnehmen können, die für sie stimmig ist. In meinem Fall kommt, für manche Liebespartnerinnen erschwerend, hinzu, dass ich nicht „astrein polyamor“ bin. Meine Freude an Sexualität ich (noch) viel zu groß, als dass für mich immer Liebesgefühle und langfristig Verbindliches damit verbunden sein müssen, damit die Begegnungen lebenswert sind.
Das ist für mich die Bedeutung der Erfahrung von 9 Jahren Polyamorie auf längere Sicht.

Nun könnte ich von mir sagen: ich würde gerne „polyamor“ fühlen und leben in dem, was ich mir wirklich wünsche, aber ich kann es nicht - und für den Rest meiner Tage ent-täuscht von mir sein. Ich möchte lieber versuchen, die Liebe in mir lebendiger und das daraus folgende Verhalten verbindlicher werden zu lassen. Dafür, so fühle ich das im Moment, brauche ich erst einmal einen längeren Abstand, ein Zu-mir-gehen. Damit verbunden ist die Befürchtung, den roten Faden zu verlieren, zu lange zu stagnieren, statt mich zu entwickeln. Also fühle ich mich unsicher und habe Zweifel, ob meine Entscheidung richtig war. Ob sie nicht zu früh kam. Und zugleich das Gefühl aus allen meinen Lebens- und Beziehungserfahrungen: es war richtig – ich bin kein Gemeinschaftsmensch für die Nähe in 4 Wänden. Ich brauche meinen Raum, meine relative Unabhängigkeit. Meine Liebe mag keine Abhängigkeiten. In keine Richtung.
Da ist die Sorge in mir, immer noch nicht erkannt zu haben oder wahrhaben zu wollen, wer ich wirklich bin, was ich sinnvollerweise leisten kann, wenn ich mich nach (m)einer Vorstellung von Liebe entwickeln will, statt einfach „ich“ zu sein. Da ist die Sorge, eigentlich keinen Schimmer von „Liebe“ (individuell und in einem übergeordneten Sinn) zu haben; meine Vita präsdestiniert mich nicht gerade dazu, so viel darüber erfahren zu haben, dass ich sie in ihrer ganzen Tiefe fühlen kann.

Ich möchte Euren Leseeifer nicht über Gebühr strapazieren und komme zum Schluss:

Es geht für mich nicht mehr um Beziehungsmodelle.
Es geht mir um „L(i)ebe in Frieden“.
Mein Weg ist das Ziel, und ich hoffe, dass mir das Ziel nicht im Weg ist *zwinker*

T*herz*M
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