Unverzicht als Egoismus?
Da ich das Gefühl habe, in meinem Umfeld mit niemandem darüber reden zu können, ohne von meiner Moral verfressen zu werden, würde ich gerne einmal hier kurz mein Herz ausschütten, in der Hoffnung auf Erfahrungsberichte und Ratschläge...Seit knapp drei Jahren bin ich nun mit meinem Partner zusammen, der mir bzw. uns (auf meine Initiative hin) von Anfang an sehr viel Freiheiten einräumte. Das heißt, wir haben schon einmal gemeinsam andere getroffen als auch dem anderen eigene Begegnungen eingestanden. Dabei kam gewissermaßen die Regel auf, dass ein einmaliges Treffen mit jemandem nicht die Rede wert sei, über sich Wiederholendes jedoch gesprochen werden müsste. So kam es vergangenes Jahr, dass ich (während eines längeren Auslandaufenthaltes) eine Affäre hatte. Dies war nicht leicht, ist letzten Endes jedoch gut ausgegangen, zumal meinerseits auch wenig Interesse an etwas Tiefergehendes bestand und sich das Ganze somit nach ein paar Wochen wieder erledigt hatte. (Dazwischen bzw. davor und danach hingegen gab es auch Einmalbegegnungen, die mich im positivsten Sinne sehr aufgewühlt haben, aber darüber muss man ja nicht reden....)
Nun jedoch ist mir jemand begegnet, der mir nicht egal ist. Die vorgefallenen Begegnungen und diese Bekanntschaft/Freundschaft sind so ehrlich, offen und innig, dass ich das Gefühl habe unter keinen Umständen darauf verzichten zu können/wollen. Mein Partner hat damit nun aber doch ein Problem. Das ist zu viel, zu nah, zu konkurrenzbehaftet... Meine versuchte Erklärung, dass die Geschichte für mich nicht im geringsten Maße beziehungsgefährdend ist, da ich ihn (meinen Partner) aufrichtig liebe und mit ihm zusammen sein will, stößt auf Unverständnis. Beziehungsweise auf die Aussage, dass es in diesem Fall nicht mehr um mich ginge. Sondern dass ich ihmzuliebe verzichten muss, wenn ich diese Beziehung weiterführen will.
Ich will das... Ich versuche das... Und scheitere, wenn ich ehrlich bin, permanent. Ich sehe diesen anderen Menschen regelmäßig auf der Arbeit, nach Feierabend, Blicke, heimliche Berührungen.... Und mein Herz und Kopf zerbersten.
Bald ziehe ich hier weg, was sich ein wenig als Ausweg anfühlt. Jedoch ändert das nichts an der Tatsache, dass ich nicht verstehen kann, warum ich meiner Liebe zuliebe nicht einfach verzichten kann. In den verbotenen Momenten habe ich kaum Zugang zu meiner Moral, kann es nicht aufhalten, weil ich es nicht will, weil es sich so falsch anfühlt, weil es so gut ist. Bin ich so blind egoistisch, dass ich nur eine Beziehung führen kann, wenn alles nach meinem Willen verläuft? Bin ich in meiner Liebe letztlich nur selbstbezogen? Wie böse kann man sein!
Allerdings dachte ich bisher immer, dass meine Vorstellung von Freiheit und Liebe, in dieser Beziehung möglich wäre. Nun zu spüren, dass ich meine Liebe beschränken muss, macht mich fertig. Und doch nicht fertig genug, um gerade irgendwelche Entscheidungen treffen zu können.
Was mach ich nur....