Das schrieb ich an die ersten InteressentInnen:
Liebe...
ganz lieben Dank für Deine Zuschrift.
Ich bin Tom (m, 58, Frührentner), ein sinnenfroher Herzensmensch mit Ecken, Kanten und Handicaps, derzeit in Brandenburg an der Havel alleine lebend, eine Reisestunde von Berlin entfernt.
Seit 10 Jahren lebe ich undogmatisch polyamor. Vor einem halben Jahr hat sich eine WG zu viert nach 2 Jahren auch deshalb wieder aufgelöst, weil ich feststellte, dass mir eine eigene Wohnung wichtig ist. Mein Alleinsein mit mir und auch mit Besuch.
Leider konnten wir keine bezahlbare Eigentumsimmobilie im Raum Berlin finden, die uns ein Leben in einem Haus oder benachbarten Häusern ermöglicht hätte, und die zu den Bedürfnissen aller Beteiligten passen. Jetzt fehlt mir die räumliche Nähe, die leichte Besuchbarkeit, die vielen innigen Gespräche, die eben nur im Alltag möglich sind, das spontane sich-in-den-Arm-nehmen-können. Einfach da sein, Trost spenden, gemeinsam Spaß haben, sinnlich und lustvoll miteinander zu sein, helfen, wo es nötig ist und ich es kann, alles, was eben schön und sinnvoll ist, wenn Menschen sich mögen. Das alles in wenigen Minuten Fuß- oder Fahrradentfernung.
Mein Glaube: so geht es nicht nur mir, sondern auch anderen Menschen - und wir können diejenigen finden, die bereit sind, für diese Vision von gemeinsamem Zusammenleben und Altern in Nachbarschaft ihre derzeitige Komfortzone zu verlassen, um mit gleichgesinnten Menschen eine neue aufzubauen.
Schritt 1: Vertrauensaufbau zwischen Dir und mir
Meine Idee ist, dass wir bis zu 6 Monate auf dem fernmündlichen/-schriftlichen Wege ein persönliches Vertrauensverhältnis aufbauen. Mir ist eine seriöse, nachhaltige Motivation und gute Kommunikation wichtig, damit wir evtl. aufkommende Konflikte versöhnlich lösen können. Ich habe eine Vorstellung davon, was auf uns zukommen kann, und das braucht Friedenswillen, Selbstverantwortung und Ausdauer.
Schritt 2: Wir lernen uns kennen
Mein Gefühl sagt mir heute Morgen, dass wir uns dann für ein (verlängertes?) Wochenende persönlich an einem Ort treffen, wo es für alle machbar ist und uns kennenlernen.
Wer danach dabei bleiben möchte, wird in eine Mailingliste aufgenommen, mit der wir alle gleichzeitig in Verbindung stehen.
Bis dahin unterrichte ich monatlich über den Stand der Dinge:
• wie viele Interessenten
• welchen Alters/gruppe
• welchen Geschlechts
• Anzahl Haushalte mit Kindern
• in welcher Region jetzt wohnend
Bei Deiner Antwort bitte ich Dich um die entsprechenden Angaben.
Schritt 3: Gemeinsames Planen und Handeln
Ab da wird es schwieriger :-).
Leichter wäre es, einen Mäzen zu haben, der uns ein Feriendorf am See neben Bushaltestelle und Supermarkt für kleines Geld zur Verfügung stellt und sagt: "Macht mal" und sich ansonsten unterstützend einbringt, statt 'reinzureden ;-))).
So wird es eher nicht sein.
Wir müssen einfach schauen:
• Welche Bedürfnisse haben wir? Auf welche können wir verzichten?
• An welchem Standort werden sie erfüllt?
• Welche Ressourcen haben wir (Kontakte, Kapital und Kompetenzen) ?
Ich gehe davon aus, dass wir uns zur Klärung dieser Fragen für längere Zeit in einer Art Workshop mit externer Begleitung begegnen. Es gibt erfahrene Berater, die bei solchen Veranstaltungen helfen. Natürlich kosten sie Geld.
Deine Fragen zu meiner Person beantworte ich gerne.
Wie ich mir das nach Schritt 2 alles genauer vorstelle, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Ich will nicht, dass irgendwer nach meiner Pfeife tanzt, und ich möchte weder Vorturner sein, noch nach jemandes Pfeife tanzen.
Wichtig ist mir, welche Vorstellungen jeder von uns in den Schritt 3 mitbringt, und was wir gemeinsam daraus machen wollen. Eines ist mir elementar wichtig: dass Du weißt, dass Du in Selbstverantwortung handelst. Du kannst nicht zu etwas gedrängt werden, was Du wirklich nicht willst.
Herzliche Grüße
Tom
Vlt. klärt das manche Fragen oder regt zur Diskussion an.
Übrigens soll(te) die Nachbarschaft vom Konzept her keine heteronormative Veranstaltung sein. Zärtliches, liebevolles Miteinander ist von Menschen abhängig, nicht vom Geschlecht.