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Ist Polyamory Ergänzung oder Ersatz?

*******beth:
Du bringst es auf den Punkt

In Wirklichkeit ist es viel komplizierter ... *lol*
*****_be Mann
271 Beiträge
Meine Überlegungen, in einem Satz zusammengefasst: Ist es moralisch vertretbar, bestimmte Bedürfnisse außerhalb der Hauptpartnerschaft zu erfüllen, oder nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?

Während ich die Diskussion grundsätzlich sehr interessant finde, und dazu auch einiges zu Schreiben hätte, so würde ich doch zunächst auf einen ganz anderen Aspekt eingehen wollen, den diese "Zusammenfassung" der TE sehr schön (und ich glaube ungewollt) auf den Punkt bringt:

Die Idee, dass es einem selbst und den Liebsten gut geht, wenn man "moralisch vertretbar" (Originalzitat) lebt. Diese Idee ist im Grunde nichts als eine mögliche Definition von Religion. Religion zeichnet sich im Unterschied zu persönlicher Spiritualität dadurch aus, dass man sich nicht an eigenen und mit den Liebsten erarbeiteten, sondern an kollektiv von einer größeren Gruppe geteilten Werten "richtigen Handelns" orientiert.

Um es klar zu schreiben: Ich habe kein Problem mit Religion, auch wenn ich Religion im oben genannten Sinne für mich selbst aus diversen Gründe ablehne. Ich frage mich nur, warum die Frage des "was einem und den Liebsten in der Polybeziehung gut tut" automatisch und wie selbst verständlich mit Fragen von religiöser Moral (aus welcher Quelle die auch immer stammen mag) vermengt. Und nein, ich glaube nicht, dass ich hier überinterpretiere. Es ist nämlich offensichtlich, dass es hier um Fragen von Sollen und Sein geht. Sehr viele Menschen können sich scheinbar auch in vermeintlich säkularisierten Gesellschaften und vermeintlich offenen Szenen nicht von der Idee lösen, dass es um allgemeine Maßstäbe des Verhaltens gehen würde, die uns näher zu "Gott" / Glück / Freude bzw. allumfassender Liebe bringen.

Aus meiner Sicht und Erfahrung spielt aber auf diesem Pfad keine Rolle, "was vertretbar" ist. Ich interessiere mich deswegen auch nicht für irgendwelche "Sollen"-Maßstäbe und glaube auch nicht, dass sie irgendwen anders jenseits der Anregung "es mal anders zu probieren" weiterbringen. Interessanter fände ich, die Perspektive auf konkrete Erfahrungen darüber richten, was und warum Poly-Beziehungen langfristig und beständig macht. Und die dürfen bitte auch vermeintliche Widersprüchlichkeiten und "Regelbrüche" enthalten. Und ein paar Antworten im Thread haben ja auch sowas offenbart. Danke dafür!

Und im übrigen, die Idee, das Partner zur Bedürfnisbefriedigung da sind, das ist noch so ne religiöse Nummer, aber dazu mehr, wenn ich mehr Zeit habe...

Euch allen ganz viel Liebe,

Shabd
**********ckoff Frau
8 Beiträge
Danke an Shabd! Ich habe nur überflogen und wollte sagen: "Das ist eine Frage des Glaubens!" und es dabei belassen - weil ich gerade meinen philosofischen habe *zwinker* Doch das hat mein Vorredner ja nun schon erledigt.
Deshalb: Wenn Du so fragst, zeigt es einen typischen Koflikt und zwar in Dir *zwinker* Du fasst das gut zusammen: a) eigentlich willst Du "frei und individuell ausgehandelte Beziehungen" führen (würde ich jetzt als Deine "Überzeugung/kognitiv/bewuste Entscheidung" sehen) - aber andererseits hast Du viele Zweifel. Der Zweifel - auch Überzeugungen und Glaubensätze, die aber in Konflikte führen mit Satz a) . Die Frage ist welche sind das "was eine "richtige" Beziehung ausmacht "gemeinsames Wachstum soll vollumfänglich und immmer stattfinden" "alle Bereiche müssen in einer Partnerschaft vorhanden sein - sonst ist sie keine", "die hohe Verantwortung einer Partnerschaft gerecht zu werden und was immer das alles an "Emotionen beinhalten" ("kurz: ich identifiziere diesen Komplex als "sozio-/kulturelle Überzeugungen"--das ist der "Kram", den Du verinnerlicht hast, in diesem Wertesystem). Diesen Konflikt kannst Du nicht lösen indem Du uns fragst *zwinker* Wenn ich "Kram" schreibe... bin ich nur "flapsig" *zwinker* Diesen "Kam" schreib mal einen Nachmittag auf, was Dir so einfällt. Und viele Situationen, wann Du wirklich gerührt warst und Dich geliebt gefühlt hast, wenn ein Partner etwas gemacht und getan hat...und warum Du so "berührt" warst. Was war Deine Interpretation? Diese Interpretation...die Gedanken, werden von bestimmten Glaubenssätzen erzeugt und die sind kulturgeprägt... und so tief verwurzelt, dass sie Dir nicht bewusst werden. Das nennt man dann "Konditionierung" (Biologe) oder "Konditionierung"(Soziologe). Mach Dir klar das die"normativen Werte dieser Gesellschaft" nicht - "die, da" sind...und DU "non-konform" und frei einfach Beziehungen zu verhandeln *zwinker* Erst wenn Dir klar ist was Du tief im inneren mitbringst - kannst Du gucken was davon Du ab heute bewust in Deine Zukunft mitnehmen kannst. Mit der Erklärung was Du willst ist es nicht getan...der Konflikt zeigt dies an, deshalb ist er eine Chance zum Wachstum *zwinker* Jedes Mal, wenn eine Frau sich geliebt und als etwas besonderes fühlt, weil ein Mann etwas tut das besonderes "Commitment ausdrückt" auf dem Boden unserer Kultur - jedes Mal, wo Du DIch besonders gefühlt hast, weil ein Junge zwei Stunden nach einem Date schon die erste SMS geschickt hat...jedes Mal, wenn Du vor Glück geplatzt bist, weil ein Mann "zu sammen gehen" Zusammen ziehen, heiraten (!) mit Dir Kinder haben wollte oder oder auch anderes: ein geminsamer "google Kalender" vielleicht - oder "das FB- Passwort oder einen gemeinsamen account...."rote Rosen" der viellicht den abend mit den Kumpels abgesagt, weil Du Dich nicht gut fühltest"...Jeds Mal kamen mit diesem Gefühl eine Millionen Werte und Normen dieser Kultur - das meint es "Glaubensätze!" Schreib Dir auf welches Deine Erinnerungen sind, welche Situationen welche Gefühle ausgelöst haben. Daefühl ist der Intepretationsschlüssel...es verrät welche Überzeugung dahinter steckten....so identifizirst Du. Dann liegt alles auf dem Tisch und Du kannst neu überlegen - was ab jetzt besser zu Dir passt. Und dann überlege welche Handlungen dazu passen würden und dann geziehlt und bewusst trainieren. Neues Verhalten wird trainiert - Neukonditionierung - kann sehr effektiv sein. Aber am Anfang ist es Arbeit (!) a) Bewust machen was ist, b) neue passene Überzeugung formulieren, c) passendes Vorgehen überlegen, d) in Aktion gehen, e)auswerten... Dann kommt es zu neuen (hoffentlich positven) Erfahrungen, Gefühlen und so kann an einer Stelle - das ganze "Ich" eine neue Richtung nehmen. Wachstum - am Ende bist Du Heil und ganz - der Konflikt ist aufgelöst - das bedeutet Integrität *zwinker*

Es handlt sich also nicht um "Kram" ...es ist der untere, unsichtbare Teil des Eisbergs Dir viel Kraft und dann viel Spaß!
Wir fragen zu oft: "Warum ist ...?" oder "wie kann ich...?" Dabei lautet die Frage eigentlich besser: "was ist eigentlich wirklich los?" -> wir auch ich fangen mit einer Mischung aus b und d an...LOL

Einen sonnigen Tag Euch Allen und Namaste *zwinker*
*****_be Mann
271 Beiträge
Sehr schön geschrieben, liebe Vorrednerin!
Oder wie Terrence McKenna das Problem mal zusammengefasst hat:
"Culture is not your Friend!"
**********ullus Mann
187 Beiträge
@ Attagirlfuckoff
Wunderbar!

Du hast die Sache im Kern erfasst.

Es freut mich, wenn ich so etwas lese und dankbar wahrnehmen darf, dass ich mit meinen Erkenntnissen nicht ganz alleine bin.

Gleichwohl vermute ich, dass die TE bezüglich ihrer Aussage "moralisch vertretbar" nicht die kulturell geprägte Moral meinte, sondern ihren eigenen moralischen Wertekatalog, den sie sich mühsam erarbeitet hat.

Ich persönlich bezeichne die großen Weltreligionen gerne als Geißel der Menschheit. So lange selbst bei uns in Deutschland Kirchenrecht vor Arbeitsrecht geht und es den Kirchen (egal welche, die schenken sich nicht viel in ihrer grenzenlosen Arroganz) erlaubt wird, von der Kanzel aus nach Lust und Laune zu diskriminieren und unser Grundrecht mit Füßen zu treten, wird sich an meiner Einstellung sicher nichts ändern.

Das Ergebnis dieser über Jahrhunderte andauernden Indoktrinierung manifestiert sich in eben der von dir geschilderten gesellschaftlichen Moral. Was natürlich bedeutet, dass diese gesellschaftliche Moral genauso verlogen und scheinheilig daherkommt wie ihre Quelle.

Aktuelles Beispiel vom heutigen Tage:

Ich habe zusammen mit einer lieben Freundin, die sich durch Zufall von ihrem 400 Kilometer entfernten Wohnort beruflich ich meine Ecke verändern wird, Wohnungen besichtigt. Dabei muss ich anmerken, dass sie 22 ist und ich 48.

Bei einem Termin wurde ich ganz selbstverständlich zum Papa erklärt. Das war ja noch witzig.

Bei einem anderen Termin hingegen wurden vom Vermieter Fragen gestellt, die eindeutig darauf abzielten festzustellen, ob ich hier für meine junge Geliebte ein Liebesnest einrichten möchte. Die Art, wie gefragt wurde, beinhaltete eine prophylaktische moralische Entrüstung, im Fall dass das so sei.

Ja, diese falsche Moral ekelt mich an. Permanent fühle ich mich von ihr umgeben. Ich sehe, was sie aus unseren Kindern macht. Ich sehe, was sie mit den Beziehungen meiner Mitmenschen anstellt. Wo ich die Chance sehe, dagegen zu wirken, tue ich das. Oder ich verdränge es, wenn ich nichts daran ändern kann.

Aus meinem familiären Umfeld höre ich immer wieder Kritik, weil ich alle gängigen Konventionen in Sachen Beziehungen ablehne. Die mir das sagen, ahnen nicht, dass sie mir damit ein Kompliment machen.
*******enig Mann
10.111 Beiträge
ach ja, die Religionen,
das Opium fürs Volk, wie ein gewisser Herr schon mal vor längerer Zeit angemerkt hat. Immerhin sind sie die einzige zulässige Quelle für moralische Orientierung. Der Gedanke, dass die Menschheit ganz von sich alleine auf den Trichter kommen könnte, sich ein moralisches Grundgerüst zu geben, ist einfach zu abwegig, da muss der göttliche Funke her.

Und nicht zu vergessen das wichtigste aller religiösen Gebote, nämlich das ELFTE: "du darfst dich nicht erwischen lassen" - womit die Bigotterie und Verlogenheit dieser ganzen Religions-Faschos am allerbesten aufgezeigt wird.

Da gibt es das 16 jährige Mädel aus dem Bekanntenkreis meiner Frau. nach langem Hin und Her hat sie sich dazu entschlossen, ihr Kind, was sie erwartet, nun doch nicht abtreiben zu lassen. Was machen die Religions-Faschos von ihrem verkackten konfessionellen Gymnasium? Richtig, sie verweisen sie von der Schule, weil hey: ein schwangere Schülerin hat der liebe Gott nicht vorgesehen.

Fickt euch doch alle selber! Ich schlag euch mit rostigen 150er Nägeln ans Kreuz und zwick euch mit einem stumpfen alten Nagelklipser genüsslich die Vorhaut ab und von euren Schmerzensschreien mach ich mir eine Schallplatte, die ich mir jeden Abend zu Einschlafen auflege...*schnaub* Manchmal könnt ich die ganze Brut einfach nur erschlagen, so sehr regen sie mich auf.
*****_be Mann
271 Beiträge
Meine Kritik bezog sich aber nicht auf Religion als Quelle von Moral, sondern auf die unhinterfragte kollektive Annahme, dass überhaupt Moral nötig fürs Glück sei, es also es bestimmte, "für alle richtige Handlungsweisen" gibt (also "vertretbare") die den Weg zum Glück und zur Liebe ebnen, sowie solche, die per Seite falsch sind und damit "verdienterweise" Pech, Unglück und Missgunst erzeugen. Diese Annahme ist im Kern religiös und man findet sie in Deutschland bei vielen sogenannten Atheisten und Alternativen IMHO meist deutlicher ausgeprägt als bei Leuten, die sich religiös nennen.
**********ullus Mann
187 Beiträge
Diese Annahme ist im Kern religiös und man findet sie in Deutschland bei vielen sogenannten Atheisten und Alternativen IMHO meist deutlicher ausgeprägt als bei Leuten, die sich religiös nennen.

Da habe ich andere Erfahrungen machen müssen. *zwinker*

Allerdings verorte ich das Problem auch nicht in der religösen Haltung des Einzelnen. Viel mehr geht es mir um die Prägung der Gesellschaft - und der damit übernommenen Moralvorstellungen.

Damit schließt sich für mich der Kreis zur Eingangsfrage der TE:

Ist es richtig, was ich tue? Kann ich das vor mir verantworten? Mache ich mir etwas vor?

Erst wenn man seine eigene Moral entwickelt hat und diese in Gelassenheit leben kann, ist die Frage mit "ja" zu beantworten.
*****_be Mann
271 Beiträge
Ich würde sagen: dann stellt sich die Frage aber so gar nicht mehr.

Wenn mein Tun gleichzeitig von Liebe für mich und mein Empfinden und in Anerkennung der Situation und des Empfindens der anderen geschieht - warum soll es dann noch um fragen von Vertretbarkeit gehen? Vor wem muss ich denn irgendwas vertreten und warum?
Wer jetzt sagt "vor mir selbst" macht damit ja die Differenz zwischen selbstkonzept und tatsächlichem Handeln auf, als ob diese natürlich wäre. Dabei ist sie ja eigentlich nur Ausdruck das jenes handeln eben nicht aus Liebe und Empathie geschah, sondern aufgrund "moralischer" Überlegungen.
*******nka Mann
54 Beiträge
für mich ist Poly ... weder Ergänzung noch Ersatz.
Es ist ein Spiegelbild meiner Persönlichkeit. Es braucht jedoch völlige Offenheit aller Beteiligten. Also ich verstehe es nicht als die Möglichkeit neben einer "Hauptbeziehung" Nebenbeziehungen zu haben die bestimmte Bereiche Abdecken.
Ich sehe es als eine Lebensform an die von größtmöglicher Offenheit lebt.
Jeder in meinem Umfeld weis wie ich ticke und welchen Anspruch ich habe. Es gibt unter den Beteiligten keine Heimlichkeiten. Das was ich mir erlaube so zu Leben gestatte ich natürlich auch jedem Anderen. Ein Mensch kann ein Begleiter sein ist aber niemals Eigentum.
Das schöne an dieser Lebensform für mich ist ich setze mich immer wieder mit mir auseinander es ist nichts beiläufig was geschieht. Es bedarf auch der Kommunikation mit den Gegenüber, also der stetige Austausch.
Langweilig wird es nicht.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Auf die Gefahr hin, dass ich ein ganz wenig bis mittelschwer abschweife, wage ich folgenden Exkurs:

zunächst würde ich mir eine etwas sauberere Trennung zwischen Moral, Ethik und Religion wünschen. Ich bin kein Ass in Philosophie, aber bei dem Satz:
Diese Idee ist im Grunde nichts als eine mögliche Definition von Religion.
sträubt sich etwas in mir. Würde man "Religion" durch "Ethik" ersetzen, wäre der ganze Frust über Kirchenvertreter und ihre Macht über das Volk außen vor geblieben und trotzdem wäre der Fragestellung der TE ein übergeordneter Sinn gegeben.

Der Dalei Lama schreibt dazu sinngemäß: "Religion ist wie Tee, es gibt Früchtetee, Grünen Tee, schwarzen, Kräuter. Gemacht werden sie alle aus Wasser und das Wasser ist die Ethik, die wichtiger ist als Religion".

Aus eigener Erfahrung kann ich schreiben, dass ich christlich aufgewachsen bin (nicht durch meine Eltern geprägt, sondern durch die christlichen Pfadfinder- ich habe ein "Kreuzpfadfinderversprechen abgelegt, mich damit in die Nachfolge Jesu Christi gestellt- und durch die christliche Jugendarbeit). Ich habe immer mit unseren Pastoren und Diakonen gehadert, mir war der Glaube zu kleingeistig, schon sehr früh war mir klar, dass es ein übergeordnetes göttliches Prinzip geben muss, womit ich auf Widerstand stieß).

Mit 42 Jahren hatte ich eine bewusstseinserweiternde Erfahrung nach einer Tantramassage. Eine Art nahtodähnliches Erlebnis mit klassischen Elementen (Tunnel, Licht, etc.).

Danach war mein Gewissen auf eine kompromisslose Art geschärft. Lügen ging nicht mehr, fieses Verhalten unmöglich. Mitgefühl, erste Feinfühligkeiten, all das war Folge davon. Tatort- schauen unmöglich- ab der ersten Schießerei flüchtete ich aus dem Raum, stellte das Fernshen komplett ein.

Das Video auf meiner Pinnwand (Angus an Julia Stone "My heart beats slow"), was eine grausames Erschießungsszene als Abschluss hat kann ich symbolisch betrachten für die emotionalen Verletzungen, die wir uns immer wieder zufügen, wenn wir unsere alten Verletzungen nicht aufarbeiten. Ich bin in einer Lebensgemeinschaft, die sich diesen Themen kompromisslos und vorrangig vor allem stellt. Bin in Gruppen, die sich dieser Themen annehmen und sehe Erfolge: bewusstere Beziehungen, Auflösung der Muster, mehr Wertschätzung, liebevoller Umgang.

Zunehmend empfinde ich mein Verhalten als von Liebe und Empathie geprägt UND in nahezu automatischer Deckung mit den landläufigen moralischen Auffassungen und ich muss mich überhaupt nicht anstrengen oder zwingen dazu!

Mein polyamores Gefühl bildete sich von der spirituellen Seite her aus: alles ist mit allem in Verbindung und das wollte ich mit all meinem Sein - auch dem körperlichen- in die Welt bringen.

Für mich gibt es keine Trennung mehr, kein poly oder mono, keine Unterscheidung mehr der Beziehungen. Prinzipiell gehe ich mit jedem Menschen in Beziehung, wie es sich ergibt, stelle wenig in Frage.

Auch in der Lebensgemeinschaft gibt es bisweilen Ernüchterung über die Tatsache, dass auch wir keine bessere Welt kreieren können, aber wir lassen nicht nach....

Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen und es braucht das Dorf genauso, um projektionsfreie Paarbeziehung zu führen Und auch dieses Forum ist bisweilen Dorfplatz!

Es ist mal wieder länger geworden, aber es lag mir am Herzen.....
***la Frau
369 Beiträge
Das Thema Moral, Ethik und Philosophie...
Wir sollten vielleicht mal einen Neuen Threat öffnen damit?!
"Philosophie, Ethik & Moral"

Ich finde wundervoll, was du schreibst, Themisabeth!
RELIGIO ist von der ursprünglichen Wort-Bedeutung her nichts anderes als "die Rückverbindung" an die ( göttliche ) Quelle. Und das haben Menschen gesucht und praktiziert, seit es Menschen der Erde gibt.
Schon zu Urzeiten gab es diese Rückverbindung, z.B. an die Zyklen der Natur... mit Festen, die die Heiligkeit des Seins feierten. Ich praktiziere es heute wieder...

Und diese Verbundenheit ist ein Grunprinzip des Lebens... alles ist miteinander vernetzt, alles ist in Schwingung, in Feldern verbunden.

Polyamorie ist die Einladung, diese existierende Verbundenheit - in der Praxis von Liebesbeziehungen - offen, authentisch und achtsam zu leben.
Nicht auszugrenzen, sondern einzubeziehen und sich allem zu stellen, was Trennung erschafft... und dieses zu überwinden, raus aus alten Konditionierungen und kollektiven Prägungen...
******ore Frau
4.635 Beiträge
Religion als universellem Prinzip, dem könnte ich bedingungslos zustimmen!

Und danke Dir Skala fürs "Bogen spannen" zwischen Ethik und Polyamorie!
********er62 Mann
2.463 Beiträge
meiner Meinung
nach ist Polyamory weder Ergänzung noch Ersatz, sondern die eigentliche originäre Grundlage menschlichen Zusammenlebens, auch wenn unsere Vorfahren dies anders gelebt haben, als wir es uns "heute" erschließen, er-leben.
Nach der Lektüre des Buchs "Sex at Dawn" (Sex - Die wahre Geschichte) von Christopher Ryan und Cacilda Jethá bin ich einmal mehr davon überzeugt, dass die Monogamie ein Kunstprodukt des Patriarchats, kulturelle Indoktrination ist und nicht unserer menschlichen Natur entspricht.

Der Religion kann ich in diesem Kontext allerdings so gar nichts abgewinnen, denn Monotheismus korreliert in meiner Wahrnehmung deutlich mit Monogamie, nicht umsonst wird dem christlichen Gott nachgesagt, eifersüchtig zu sein (Du sollst keine anderen Götter neben mir haben). Als Atheist "glaube" ich, es deutlich leichter zu haben, mich konstruktiv mit Polyamorie auseinanderzusetzen.

Allein der Begriff "Hauptbeziehung" impliziert m.E. schon einen Besitzanspruch, der neben Verlustangst und Minderwertigkeitskomplexen Eifersucht auslöst. Es ist davon auszugehen, dass die Monogamie erst mit dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht vor ca. 10.000 Jahren Einzug in die menschliche Gesellschaft hielt, vor 200.000 Jahren, als der homo sapiens auf die Bühne des Weltgeschehens trat, lebte er nicht monogam. Ich bezweifle, dass wir die Monogamie als Errungenschaft der Zivilisation, geschweige denn als Ergebnis evolutionsbiologischen Fortschritts bezeichnen sollten.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Besitzanspruch
Allein der Begriff "Hauptbeziehung" impliziert m.E. schon einen Besitzanspruch,

Könnte er auch eine besonders enge Verbundenheit ohne Besitzanspruch implizieren?

T*frage*M
********er62 Mann
2.463 Beiträge
nun ja
... ich halte nichts von Rankings und Superlativen *g*
*******enig Mann
10.111 Beiträge
ich glaube,
dass die Vorschrift der monogamen Beziehung einen rechtlichen Hintergrund hat. Schon den alten Römern war klar, dass bei einem Kind immer nur die Mutter sicher ist, nie jedoch der Vater, weshalb es notwendig wurde, die menschliche Sexualität einem strengen Regelwerk zu unterwerfen, damit sich nicht irgendwelche Findlinge oder Kuckuckskinder unter die reinrassigen Nachkommen mischen konnten. Deshalb auch die Todesstrafe für Ehebruch, weil das ja so wichtig ist. Mit Moral hat das alles einen ganzen Scheiß zu tun.

Der Begriff Hauptbeziehung leitet sich nach meiner Meinung allerdings mehr von der zwangsläufig sich ergebenden Reihung von Beziehungen ab, falls mehrere davon für einen einzigen Menschen zutreffen sollten. Dann unterscheidet der Mensch eben in erstklassige, zweitklassige und drittklassige Beziehungen, aber weil das so hässlich klingt, sagt man lieber "Haupt- und Nebenbeziehung".

Geschenkt.
********er62 Mann
2.463 Beiträge
ich empfinde
jede Beziehung einzigartig, insofern halte ich die Differenzierung in Haupt- und/oder Nebenbeziehung, oder eben auch als Primär-, Sekundär-, Tertiärbeziehung für obsolet. Diese Differenzierung wird dem Menschen nicht gerecht. Das ist natürlich für jemanden, der Hauptbeziehung - Nr. 1 - sein möchte, nicht leicht zu vermitteln. Der Punkt ist m.E. eben, dass jemand, der für sich den Rang als Hauptbeziehung reklamiert, schon einen Besitzanspruch geltend macht und den/die andere(n) abwertet.
@Siegburger und @TomChichote
"Allein der Begriff "Hauptbeziehung" impliziert m.E. schon einen Besitzanspruch" ... unter dieser Aussage ist das Eis doch sehr dünn.

Beziehung hat nicht unbedingt oder ausschließlich etwas mit Liebe zu tun, sonst wäre unsere Welt schon viel paradiesischer *zwinker* .
Hauptbeziehung hat auch nicht unbedingt was mit Besitzanspruch zu tun. Gründe für eine Hauptbeziehung gibt es viele. Von der besonders engen Verbundenheit über gemeinsame Kinder, Verbindlichkeiten und Treue im rein positvem liebenden Sinne....
Unsere Welt auf diesem Planeten hält auch andere Felder als "nur" die Liebe für uns bereit. Diese wollen wahrgenommen werden und auch kein Polyamorer lebt nur von der Liebe...
Daher mag ich weder die jetzt lebenden Menschen noch die Vergangenheit bewerten, in gut und böse aufteilen..., das wäre eher arrogant und hat wenig mit Liebe zu tun.
Ich mag da mal fragen:
Ist das, was mein Leben und das meiner Liebsten zulässt schon Wertung? Man könnte bei mir von der Form her in Hauptbeziehung und Nebenbeziehung aufteilen. Mit A verbringe ich die meisten Wochenenden, mit B nur alle paar Wochen eins. Wunderbarer Weise passt das bei uns dreien nahezu perfekt übereinander; aufgrund unserer verschiedenen Lebenssituationen. "Form follows function" ist ein Begriff, den eine Liebste da beschreibend eingebracht hat. Ich empfinde dieses Setting weder als Wertung noch mag ich das schubladengerecht betrachtet wissen. Es ist einfach im Jetzt wie es ist, und wir füllen das mit Liebe und Leben, ohne irgendeine Norm erfüllen zu wollen oder zu müssen...
*******OfMe Frau
2.647 Beiträge
Themenersteller 
Begrifflichkeiten
Das wird gerade ein Off Topic, aber da jetzt schon ein paar Beiträge lang darüber diskutiert wird, möchte ich gerne meine Gedanken dazu teilen.

Für mich impliziert der Begriff "Hauptbeziehung" (den ich selten nutze - ich sage "mein Partner"), dass ich mit dieser Person mein Leben teile - mindestens gemeinsame Wohnung und damit aufeinander abgestimmter Alltag, evtl Hochzeit, Immobilien, Kindern, was Euch sonst noch so einfällt, was Menschen nicht nur emotional, sondern auch sachlich aneinander bindet. Durch diese Bindung entsteht eine erhöhte Verbindlichkeit und Verantwortung; ich bin eine Verbindlichkeit eingegangen, der ich verpflichtet bin, aus mehr als nur emotionalen Gründen.

Rein zeitlich hat mein Partner einen besonderen Stellenwert in meinem Leben und ich frage mich bei allen anderen Beziehungen, die ich eingehe, welchen Einfluss sie auf diese Beziehung haben und wie ich meinem Wunsch nach Begegnung nachgehen kann, ohne meinen Partner zu verletzen. Es ist mir wichtig, dass meinem Partner immer bewusst ist, wie wichtig mir unsere Beziehung ist und dass ich auch für ihn da bin, wenn ich gerade mal schwer in jemanden anders verliebt bin.

Neue Begegnungen/ Beziehungen können durchaus zeitweise eine höhere emotionale Bedeutung für mich haben als meine Hauptbeziehung. Wie sie sich zeitlich entwickeln, ist immer individuell; es war bei mir jedoch bis jetzt noch nie so, dass ich auch nur annähernd so viel Zeit mit einer anderen Person verbracht habe wie mit meinem Partner.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Ja, so habe ich es auch lange erlebt. Ich finde große Teile davon auch nach wie vor stimmig.

Ich stelle aber auch eine Ergänzung dazu fest: nach dem Scheitern meiner Ehe (wir zwei Menschen hatten einfach sehr unterschiedliche Vorstellungen, was die Gestaltung dieses verbindlichen Lebens betraf: ich sehr gesellig, er sehr zurückgezogen, ich sehr aktiv, er eher phlegmatisch- all das beachtet man in der Regel bei Beziehungsbeginn nicht ausreichend.....) beginne ich dieses Netz auszuweiten. Konkret in einer Lebensgemeinschaft. Das ist ein intensiver Veränderungsprozess. All das, was ich vorher mit einem Menschen abstimmen musste, das stimme ich jetzt mit 10 Menschen ab. Auch das ist intensive Beziehung.

Ich kann (und will!) nicht mehr sagen, dass ein Partner den Hauptteil meiner Zeit mit mir teilt. Abgesehen davon möchte ich am liebsten mit allen meine Zeit verbringen (Tür auf, alle rein *zwinker* ) und mittlerweile halte ich diese Lebensform nicht mehr für pure Kompensation meiner Ehe, wie in der Zeit nach der Trennung. Es pendelt sich gerade MEIN Leben ein. Ich bin in all der Nähe und Verbindlichkeit deutlich unabhängiger geworden.
********er62 Mann
2.463 Beiträge
Hauptbeziehung?
ich lebe in einer offenen LAT-Beziehung (LAT = living apart together) und könnte natürlich grundsätzlich diese Beziehung als meine Hauptbeziehung bezeichnen. Ich teile mit dieser Person mein Leben (wohl richtiger: einen Teil meines Lebens), aber das bedeutet für mich mitnichten "mindestens" gemeinsame Wohnung und damit aufeinander abgestimmter Alltag, geschweige denn Hochzeit, Immobilien, Kinder. Ich bin geschieden und werde ganz sicher nicht wieder heiraten. Die Ehe stellt in meinen Augen nur eine juristische Institution dar, mit der sich der Staat ganz praktisch seiner Verantwortung gegenüber einem Individuum entziehen kann, indem er sie auf ein anderes Individuum abwälzt - aber darum geht es hier nicht.
Meine Gefühle kann ich der geliebten Person gegenüber auch ohne Ehe ausleben und bin deshalb ebenfalls verbindlich, mache mich aber nicht abhängig und lasse Abhängigkeit nicht zu. Nach der Lektüre des Buches "Treue ist auch keine Lösung" habe ich feststellen müssen, dass ich letztlich nicht geliebt hatte (wie ich immer glaubte), sondern nur emotional abhängig war, indem ich meiner Ex-Frau die Aufgabe zuschob, mich glücklich zu machen.
Glücklich zu sein ist aber meine eigene Aufgabe und setzt ein hohes Maß von Selbstvertrauen und -liebe voraus.

Mit meiner Beziehung verbinden mich insofern die gemeinsamen Erlebnisse der vergangenen Jahre und ich freue mich ebenso auf die Erlebnisse der nächsten Zeit, auch wenn wir uns darüber bewusst sind, dass sich dies u.U. nicht bis ans Lebensende fortsetzen wird. Trennung bedeutet für mich aber keineswegs Scheitern, denn ich kann in jedem Falle auf eine gemeinsame Zeit zurückblicken (auch mit meiner Ex), die mein Leben bereichert hat.

Eine Beziehung gleichzeitig mit einer zweiten Person zu führen, stellt für mich immer noch Neuland dar, aber ich fände es schade, wenn meine (Haupt-)Beziehung der neuen Person gegenüber Veto-Rechte geltend machen würden, oder Vereinbarungen zum Ziel hätten, bestimmte Dinge zu verbieten oder Entwicklungen zu verhindern, die in meiner (Haupt-)Beziehung völlig selbstverständlich sind.

Viel eher bin ich der Meinung, dass sich in einer neuen Beziehung auch Dinge entwickeln dürfen und sollen, die in der (Haupt-)Beziehung so nie möglich waren und sich auch nicht hätten entwickeln können; das wertet diese keineswegs ab.
Im Umkehrschluss ist es für mich selbstverständlich, dass meine (Haupt-)Beziehung im Kontakt mit anderen Freunden ebenso völlig Neues erleben kann, was mit mir nicht möglich war und ich ermutige sie ausdrücklich zu solch neuen Erlebnissen, ohne dass sich am Wert meiner eigenen Beziehung etwas ändert.

Falls es dennoch zur Trennung mit der Hauptbeziehung kommen sollte, ist dies für mich keineswegs ein Zeichen dafür, dass die neue Beziehung daran "schuld" war, zu dieser Trennung hätte es auch durch das Innenverhältnis kommen können. Darüber sind wir uns beide im Klaren. Entscheidend ist immer, was uns gut tut.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Es kommt darauf an
Liebe Aspects_of_me:
Meine Überlegungen, in einem Satz zusammengefasst: Ist es moralisch vertretbar, bestimmte Bedürfnisse außerhalb der Hauptpartnerschaft zu erfüllen, oder nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?

Was moralisch vertretbar ist, und ob und inwieweit Du Dich davon von kollektiven Wertvorstellungen leiten lässt, bestimmst nur Du.

Mein Empfinden ist, dass neue Kontakte mich bereichern - dazu muss ich mich bisher nicht im Mangel gefühlt haben. Kann aber sein. Dann suche ich auch aktiv nach Menschen, mit denen ich ungelebte Aspekte meines Seins erfüllen kann. Dann entsteht zunächst eine Gemeinschaft zur Befriedigung gegenseitiger Bedürfnisse (GBgB i.S. Robert Betz'). Mit Liebe hat das imho zunächst nichts zu tun, sie kann sich aber daraus entwickeln.

Die Auswirkung auf das Miteinander in einer anderen, von mir aus auch "Haupt"beziehung genannt, können unterschiedlich sein.
1. Es kann sie bereichern, weil mein Hauptpartner mich zufriedener, runder, glücklicher erlebt, und er das wertschätzt.
2. Es kann Ängste in meinem Partner auslösen, auf die er mit Angriff, Starre oder Flucht reagiert.

Wie ich damit wiederum umgehen kann, hängt von den beiderseitigen Möglichkeiten und der gemeinsamen Motivation ab. Im besten Fall begleiten sich die Partner in der Hauptbeziehung und wachsen daran. Wesbezüglich dieses Wachstum stattfindet, kann wiederum unterschiedlich sein. Entweder die beiden Hauptpartner ergänzen sich künftig besser, weil sie ihre "Sprache der Liebe" (i.S. Roger Chapmans) verstehen und anwenden lernen, und/oder sie wachsen emotional in den Bereichen noch tiefer zusammen, in denen ihre Verbindung schon stimmig ist. Stagnation in Verstrickung ist leider auch eine Möglichkeit.

Fest steht imho: Ein neuer Mensch im Beziehungsnetz verändert auf jeden Fall etwas im bestehenden. Wenn ich nichts tue, ist eine Ent-wicklung (Frage: in welche Richtung?) in der Hauptpartnerschaft unwahrscheinlicher, als wenn ich mich auf einen weiteren Kontakt einlasse. Es sei denn, die Hauptpartnerschaft steckt in einer Krise oder (noch) in einem Höhenflug, die beide ihre eigene Entwicklungsdynamik entfalten.

Fazit: Es kommt darauf an.

*herz*lich
T*herz*M
******ore Frau
4.635 Beiträge
Roger Chapman *dance* der hat auch viel mit seiner Musik zum Liebesverständnis beigetragen....

Und Freud hieß mit Vornamen Gary..... Gary Freud

Ach, es kommt IMMER im Leben darauf an *haumichwech*
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