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Ist Polyamory Ergänzung oder Ersatz?

*******OfMe Frau
2.647 Beiträge
Themenersteller 
Ist Polyamory Ergänzung oder Ersatz?
Ich lebe seit vielen Jahren polyamor und sehe das als einzige für mich passende Beziehungsform. Trotzdem erlebe ich immer wieder eine Dynamik, die mich an meinen Motiven zweifeln lässt. Ich versuche im Folgenden, meinen Gedankengänge zu erklären, und hoffe, dass es verständlich wird.

Mein Anspruch an Begegnungen und Beziehungen ist, jedem Menschen offen und unabhängig zu begegnen und zu sehen, wohin sich eine Beziehung entwickelt. Dazu gehört, dass ich theoretisch keine Ansprüche habe, wie Beziehungen auszusehen haben (Häufigkeit von Treffen, gemeinsames Wohnen etc), sondern dass das etwas ist, was man miteinander entwickelt, (hoffentlich) in enger Kommunikation über Erleben und Emotionen. Praktisch weiß ich mittlerweile, dass ich einige Dinge brauche, um mich sicher zu fühlen und emotional stabil zu sein; ich bin in der Lage, das klar zu kommunizieren (meistens zumindest) und für meine Emotionen die Verantwortung zu übernehmen.

Nach diesem Anspruch sind Beziehungen unabhängig voneinander; jede Begegnung ist einzigartig in der Art, wie sie sich entwickelt, und hat unterschiedliche Aspekte und spricht unterschiedliche Seiten von mir an.

Soweit der Anspruch. In der Praxis lebe ich eine Hauptbeziehung, mit diesem Partner teile ich mein Leben. Diese Beziehung hat ihre Geschichte, ihre positiven Seiten, aber natürlich auch Dinge, die nicht funktionieren - unsere Themen, an denen wir immer wieder arbeiten, die aber (noch) nicht gelöst sind. Paartherapeutisch sind das genau die Gründe, warum man eine Beziehung führt: um gemeinsam an schwierigen Themen zu wachsen und sich zu entwickeln und gegenseitig zu fördern.

Nun habe ich mich schon mehrfach dabei ertappt, dass ich eine zweite Beziehung angefangen habe, die die Bedürfnisse aufgefangen hat, die für mich in meiner Hauptbeziehung (gerade) nicht erfüllt werden (Sexualität, Nähe, Zuverlässigkeit, etc). Es ist nicht so, dass ich das bewusst mache und sage "Mit dir klappt das nicht, dann suche ich mir jemanden anders.", sondern es passiert unbewusst und fällt mir meist er deutlich später auf, wenn die Situation etabliert ist. Dann kommt bei mir der Gedanke auf, dass ich quasi weggelaufen bin, dem Konflikt aus dem Weg gegangen bin.

Auf der anderen Seite: Kann eine Beziehung alle Bedürfnisse erfüllen? Ist nicht genau das ein Grund für Polyamory, dass dem eben nicht so ist?
Welche Bedürfnisse sollten in einer Beziehung erfüllt sein, damit es Sinn macht, sie fortzusetzen? Gibt es solche Grundbedürfnisse, die erfüllt sein sollten, oder führe ich eine Beziehung, solange ich mich wohlfühle, und "substituiere" halt mit anderen Begegnungen? Damit fallen ja eigentlich fast alle Trennungsgründe weg - ich mag meinen Partner, fühle mich wohl in unserer Beziehung, wir entwickeln uns in vielen Bereichen gut zusammen, und ich sehe keine Grund zur Trennung.

Meine Überlegungen, in einem Satz zusammengefasst: Ist es moralisch vertretbar, bestimmte Bedürfnisse außerhalb der Hauptpartnerschaft zu erfüllen, oder nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?
***la Frau
369 Beiträge
Eine spannende Fragestellung öffnest du hier!
Ich empfinde es ja gerade als Geschenk, dass ich von einem Partner NICHT erwarte, dass er alle meine Bedürfnisse erfüllt.
Ich liebe es, DAS zu teilen, bei dem ich mit dem/der jeweiliegn Partner/in in Resonanz bin und was wir beide lieben, miteinander zu teilen.
Und wenn sich etwas verändert, ist es erst einmal ein Gefühl von Verlust mit demjenigen, weil es ja mal ging... z.B. heißer Sex!
Aber dann stellt sich Entspannung ein, weil ich darauf ja nicht grundsätzlich verzichten muss. *happy*
Und ich eben das wertschätzen kann, was ich gerne und voller Freude teile...

In meiner langfährigen Gefährtenschaft ist das z.B. gemeinsames Philosophieren, zusammen Seminare planen und durchführen, zusammen aufwachen, morgens kuscheln ( auch ohne Sex ), zusammen Essen genießen, interessante Filme gucken und darüber reden, Beziehungsdynamiken reflektieren, mit denen wir in Kontakt sind und die wir auch bei anderen Polyamoren mitbekommen...
Ich finde, dass es sehr wertvoll ist, was wir ( immer noch - jetzt im 10. Jahr ) teilen können!

Ja, natürlich lass ich mich auch herausfordern in dieser Beziehung zu wachsen... wenn es mich triggert, habe ich mir das Thema anzuschauen, da ist der andere "Erfüllungsgehilfe", aber es darf auch leicht gehen und Spaß machen und das Leben st nicht nur dazu da, Probleme zu lösen...

In meinen anderen Beziehungen gibt es anderes, was mich herausforderrt und was mit diesem Menschen da ganz Besondere ist. Das kann ich eben mit den anderen nicht so teilen, wie mit ihm/ihr.
Den Unterschied merke ich bei den Männern und noch mal intensiver in meinen innigen Frauenliebschaften!
Ich schätze jeden und jede für ihr einzigartiges Sein mit mir... denn ich erlebe mich darin immer wieder anders und neu!
Also, ich finde, es entlastet alle, so zu leben!
Wichtig ist, dass das Besondere jedes Partners gewürdigt ist.

Von Herzen *herz*
Sylvia
Danke für deinen schönen Beitrag. Ich kann die Thematik gut nachvollziehen und glaube mich dann und wann auch in solchen Mustern wieder zu finden. Was mich jedoch stutzig macht ist der Umstand, dass du von einem Konflikt sprichst, sollten gewisse Bedürfnisse nicht gestillt werden und du vermutlich deswegen in eine andere Beziehung "springst". Sind es tatsächlich Konflikte oder ganz normale Vorgänge innerhalb einer Beziehungsdynamik. Begehrt man immer gleich stark? Im Grunde hast du es dir ja schon selbst beantwortet.

Um auf deine Kernfrage zurück zu kommen. Ich halte es so, dass ich wegen Streitigkeiten oder ungeklärten Konflikten in meiner "Hauptbeziehung" nicht direkt zum nächsten Menschen renne um dort zu substituieren. Das finde ich unfair und möchte selbst auch nicht so behandelt werden. Gibt es jedoch Zeiten, in denen man aufgrund von Stress, zeitlichen Engpässen, Krankheit usw. vom Gegenüber gar nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erhalten kann, ist es aus meiner Sicht sogar sinnvoll den Druck gar nicht erst aufzubauen. Bevor wir (Hauptpartnerin & Ich) in Richtung offene polyamore Lebensform gegangen sind, sind Themen wie zu wenig Sex nicht mehr vorhanden. Zumindest für mich.

Ich möchte alle meine Begegnungen immer als Ergänzung wahrnehmen. Ersatz wäre schlichtweg unfair und man sollte sich die Frage stellen, inwiefern die aktuell geführten Beziehungen relevant für das eigene Glück sind.
*******enig Mann
10.111 Beiträge
ich glaube nicht,
dass es gesund ist, wenn die Polyamorie als Kompensation für nicht erfüllte Bedürfnisse in der Beziehung oder gar als eine Konfliktvermeidung verwendet wird. Vielmehr erschiene mir das eher riskant und schädlich für ein ausgeglichenes und ruhiges Seelenleben.

In meiner Welt sollte man eventuelle Defizite in einer Beziehung zuerst mit dem Partner klären und danach mag man sich gerne einem weiteren Partner zuwenden. Die andere Lösung - Hasi1 erfüllt meine Bedürfnisse nicht und deshalb nehme ich mir jetzt noch Hasi2 dazu - erscheint mir irgendwie verkniffen oder wie auch immer man das nennen mag, jedenfalls nicht optimal.

Immerhin strebt das Ideal der Polybeziehung ja nach einer allseits zufriedenen Beziehung aller Beteiligten. Ich könnte mir denken, das wäre suboptimal, wenn mindestens einer der Beteiligten das Gefühl haben müsste, er oder sie wäre nur "Ersatz"...

Ach ja, und das mit der Bedürfnisabdeckung erscheint mir auch kein zulässiges Argument pro Poly-Beziehung zu sein. Wenn es danach ginge, müssten nämlich alle Beziehungen Poly-Beziehungen sein, weil vermutlich die meisten Menschen nicht alle (im strengen Wortsinne) Bedürfnisse erfüllen können.
@*******enig

Deine Ansätze finde ich durchaus interessant. Ich bin Poly, weil ich eben nicht glaube, dass ein Mensch mich komplett glücklich machen kann und alle meine Interessen, Wünsche, Gelüste und auch Defizite mit mir erleben möchte und kann.

Für mich steht diese Aussage auch nicht im Konflikt mit einem gleichberechtigten und erfüllten Miteinander. Allerdings bin ich auch noch nicht in der Position ein Polykonstrukt, in dem alle miteinander und voneinander beglückt werden (wodurch auch immer), bewerten zu können. Aktuell haben wir quasi eine offene Beziehung, in der auch Gefühle erlaubt/erwünscht sind. Dabei haben wir nach wie vor unserer Schnittmengen z.B. bei den Interessen der Freizeitgestaltung, es sind durch die neuen Menschen nur Dinge hinzugekommen oder es können Dinge in der Zweisamkeit erlebt werden, die vorher allein gemacht werden mussten, weil der Partner darauf einfach keine Lust hat.

Der Grund dafür, dass es nicht nur Polybeziehungen gibt, liegt wohl kaum an den nicht übersehbaren Vorteilen, sondern vielmehr daran, dass Menschen Angst davor haben. Von daher kann ich deinem letzten Absatz nicht zustimmen und empfinde genau diese Vielfältigkeit als großes pro Argument. Ich habe bereits eine für mein Alter lange Monobeziehung von 7 Jahren geführt. Dort ist so einiges auf der Strecke geblieben, sowohl von mir als auch von ihr. Schließlich ist es auch daran zerbrochen. Trotz guter und offener Kommunikation und dem Bewusstsein um die Bedürfnisse des Anderen.

Vielleicht habe ich dich hier aber auch einfach nicht gut verstanden.
Ergänzung
Ich denke nicht das ein Partner in einer Beziehung alle Bereiche abdecken kann. Viel mehr sehe ich gerade im Polyleben die Möglichkeit mich selber wie auch anderen die Chance zu eröffnen sich besser, erweitert und vielfältiger zu erleben.
Eine Bereicherung die allen beteiligten zu gute kommt.
*********rerin Frau
743 Beiträge
Polyamorie ist Polyamorie
Meine Entscheidung Polyamorie zu leben hat sich aus meinen Beziehungshistorien entwickelt. Ich habe nur insgesamt 3 Mal monogam gelebt, weil mein Gegenüber mit offenen Konstrukten nicht umgehen konnten. Die offenen Beziehungen hakten letztlich auch daran, das es Grenzen gab, die sich mir nicht erschlossen haben. Wo sollte ich in meinem Herzen eine Grenze ziehen? Wo soll mein Gegenüber diese ziehen? Ich habe nach meiner letzten Beziehung eine Art "Beziehungspause" eingelegt, etwa 3 Jahre, um mich zu fragen wo ich stehe und welche Bedürfnisse ich wirklich habe.

Ich habe mich nach dieser Pause ganz bewußt für Polyamorie entschieden. Nur hier bleibt - glaube ich - die Vielfältigkeit von Liebe lebbar. Ich muss niemandem erklären, warum meine Gefühle für verschiedenen Menschen eine bedeutsame Ebene haben. Ich gestalte meine Beziehungen anhand meiner Ressourcen. Es nützt nichts sich zu verlieben, wenn ich der Person zeitlich und von der Aufmerksamkeit nicht gerecht werde. Es ist die Eigenverantwortung, die ich mit meinen Polypartnern sehr ausgeprägt in den Vordergrund stelle. Die Kommunikation der Verletzlichkeit des Ego. Das Bewußtsein, jeder ist freiwillig da wo er ist. Und auch den Rahmen, den jeder in unterschiedlicher Art braucht.

Ich lebe als Poly-Single und möchte zum Beispiel weder Kinder noch mit irgendjemand zusammen wohnen, oder eine Zukunft mit diesem Ziel. Ich glaube, darin unterscheide ich mich von anderen Polyamorie lebenden. Wenn sich Beziehungen dieser Art anders, als aus einer "gewollten Distanz" heraus entwickeln, sind auch ganz andere Dynamiken im Spiel.

Ich finde mich deshalb eher bei @***la und @***ly wieder. Mir geht es um das Geschenk, mit jedem das leben zu können, was besonders zwischen uns ist. Nicht das was beim anderen "fehlt". In meinem Konstrukt gibt es auch eine Art "Hauptpartner", mit dem ich mehr Zeit verbringe, als mit den anderen beiden. Wir teilen auch Verantwortung für einander - zum Beispiel den Zugang zu einer Patientenverfügung oder Schlüßel für die Wohnung des anderen. Das hat sich so entwickelt und es geht allen Beteiligten gut damit. Es passt in unser Setting. Genauso wird es in anderen Poly-Konstrukten anders sein.

Wenn sich das verändern wird - aus welchen Gründen auch immer - dann wird es natürlich auch mit Liebeskummer einher gehen und ich hoffe mit der Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Veränderung ist für mich die Normalität. Dann wird sich auch das gesamte Setting vermutlich verändern

Ich würde für mich sagen, Polyamorie ist keine Ergänzung oder ein Ersatz. Es ist Polyamorie und eine für mich eigenständige Beziehungsform, mit unterschiedlichen Möglichkeiten diese auszuleben.
****e59 Frau
3.600 Beiträge
@BuntesRauschen
... ganz bewußt für Polyamorie entschieden. Nur hier bleibt glaube ich die Vielfältigkeit von Liebe lebbar. Ich muss niemandem erklären, warum meine Gefühle für verschiedenen Menschen eine bedeutsame Ebene haben. Ich gestalte meine Beziehungen anhand meiner Ressourcen.
... besser hätte ich das nicht beschreiben können.

Auch ich lebe als polyamorer Single und möchte dies nicht verändern, auch in Zukunft nicht.

Mir geht es um das Geschenk, mit jedem das leben zu können, was besonders zwischen uns ist. Nicht das was beim anderen "fehlt".
So sehe ich das auch. Jede meiner Beziehungen ist einzigartig und genau so individuell sind meine Gefühle für denjenigen. Ich kann und will keinen mit dem anderen vergleichen oder gar Mängel festhalten. Wir genießen unsere Zweisamkeit, wenn wir zusammen sind und dann bin ich auch zu 100% nur für diesen Partner da. Das Glück, was ich aus jeder Beziehung mitnehme, bereichert auch die anderen.

Oder ist es nicht so, dass eure Partner sich freuen, wenn ihr glücklich seit? Genau so wie ihr euch freut, wenn es euren Partnern gut geht?
Diesmal ganz kurz:
Bei mir sind es fließende Übergänge, sodass ich das thematisch nicht trennen kann. Mag ich auch nicht. Denn dies würde mich und meine Lieben in der Dynamik des Lebens einschränken.
Was mir dabei hilft ist, dass ich zunehmend mir selbst und meiner Motivation gegenüber großzügig sein kann. Und dadurch den Anderen gegenüber auch.
Herzliche Grüße
Stefan
****o69 Mann
455 Beiträge
Na, das ist ja mal eine sehr interessante Fragestellung. *spitze*

Mein Anspruch an Begegnungen und Beziehungen ist, jedem Menschen offen und unabhängig zu begegnen und zu sehen, wohin sich eine Beziehung entwickelt.


Diesen Anspruch habe ich prinzipiell auch und er führt dazu, dass jede Begegnung das Potenzial für eine Entwicklung zu mehr hat. Die zeitlichen und/oder emotionalen Umstände sorgen aber dafür, dass es auch mal ein mehr oder weniger "offen sein" gibt. Ist irgendein Bedürfnis nicht befriedigt und gleichzeitig relevant, stehe ich einer Begegnung mit einem bereits bekannten oder noch unbekanntem Menschen in dieser Hinsicht vielleicht offener gegenüber als sonst. Ich finde es nicht verwerflich, sich in solch einem Moment einem anderen Menschen zu nähern und möglicherweise eine weitere Beziehung einzugehen, wenn sich diese nicht von vornherein und absehbar auf das bestehende Beziehungsgeflecht negativ auswirkt.

Praktisches Beispiel aus meiner Vergangenheit: Ich habe fast 2 Jahre 9000 km von der Heimat entfernt gearbeitet und bin in dieser Zeit alle paar Monate mal für 2-3 Wochen nach Hause gekommen. Der Kontakt zu meiner damaligen Partnerin war über die ganze Zeit hinweg intensiv, offen und sehr leidenschaftlich. Trotzdem waren in der fremden Welt (auch wegen völlig anderer Kultur, Sprache usw.) nicht alle Bedürfnisse befriedigt und ich habe die körperliche wie auch seelische Nähe zu einer Frau vor Ort gesucht und letztendlich auch gefunden. Dies natürlich mit Wissen und Einverständnis der Partnerin in der Heimat, die mich zu diesem Schritt sogar ermuntert hat.

Kann eine Beziehung alle Bedürfnisse erfüllen? Ist nicht genau das ein Grund für Polyamory, dass dem eben nicht so ist?

Ich glaube, dass es sehr selten vorkommt, dass eine Beziehung wirklich alle Bedürfnisse erfüllen kann. Auch unter dem Aspekt, dass sich die Bedürfnislage von 2 Menschen ja für gewöhnlich ändert und somit nicht immer ausgeglichen ist, spricht schon dagegen, langfristig alle Bedürfnisse mit nur einem Partner abdecken zu können. Ich empfinde es als angenehm, zu wissen, dass ich nicht jeder Partnerin alle Bedürfnisse erfüllen muss und es da noch "andere" gibt. Umgekehrt genauso.

Welche Bedürfnisse sollten in einer Beziehung erfüllt sein, damit es Sinn macht, sie fortzusetzen?

Bei mir sind es die Rahmenbedingungen, die stimmen müssen. Immer offen & ehrlich sollte in jeder Beziehung die Maxime sein. Dann zeigt sich die Schieflage der Bedürfnislage schneller und führt auch eher zu Konsequenzen.

Ist es moralisch vertretbar, bestimmte Bedürfnisse außerhalb der Hauptpartnerschaft zu erfüllen, oder nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?

Ich denke, es ist durchaus moralisch vertretbar, dass bestimmte Bedürfnisse auch außerhalb einer "Hauptpartnerschaft" Erfüllung finden dürfen. Für mein Verständnis ist das ohnehin ein praktischer Vorteil der Polyamorie. Wenn der eine unbedingt über Politik diskutieren möchte und ihm dies ein tägliches Bedürfnis ist, dann denke ich, ist es gut, wenn es da außerhalb der "Hauptpartnerschaft" jemanden gibt, der das Bedürfnis teilt. Da nehme ich der "Hauptpartnerschaft" wohl eher nicht die Entwicklungsmöglichkeit sondern halte eher das Konfliktpotenzial auf Distanz. *gruebel*
Ist Polyamory Ergänzung oder Ersatz?

Weder noch ...

es ist der Prozess der Liebe genau die Bühne zu geben, wo es keine "Regularien, Zwangsjacken und Dogmen" gibt.

Liebe ist ... frei

Polyamor leben, ist befreite Liebe

*g*

lg danny
*******wers Frau
93 Beiträge
Nur ein kleiner Gedanke zu deinem Satz
oder nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?

Vielleicht eröffnest du deiner Partnerschaft gerade dadurch Entwicklungsmöglichkeiten, weil der Druck wegfällt, sich zu ändern und eine Veränderung dann stattfinden kann, weil dein Partner es aufrichtig will (statt sich dazu gedrängt zu fühlen)? Oder anders ausgedrückt, du gibst deinem Partner damit Freiraum um zu schauen, was ihm denn am meisten entspricht und gut dauerhaft umsetzbar ist.
Ich habe selber so manche Eigenarten und Macken, die auch mit noch so viel Arbeit an mir selbst wohl nie ganz verschwinden werden. Zu respektieren, dass das so ist und von dieser Grundhaltung her offen für Veränderungen zu bleiben, statt mir Druck zu machen/machen zu lassen, ist für mich ein sehr wohltuender Schritt gewesen.
**********ullus Mann
187 Beiträge
Beim Lesen Deiner Fragestellung, liebe TE, habe ich innerlich etwas grinsen müssen, weil ich mich ertappt gefühlt habe. Ich nehme das genauso wahr wie Du.

Auch ich habe schon öfter versucht, dieses Thema für mich zu er- und begründen.

Es scheint, dass es zunächst einmal sehr von einer speziellen Eigenschaft abhängt, ob man überhaupt polyamor leben möchte und kann. Natürlich mache ich das an meinen persönlichen Empfindungen fest, weiß also nicht, ob andere polyamore Menschen das genauso sehen.

Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass für mich eine Eigenschaft dominant im Vordergrund steht, die mich von den meisten anderen Menschen unterscheidet: Ich bin neugierig. Nicht ein bisschen. Sondern so richtig. Wird diese Neugier nicht befriedigt, fehlt mir etwas. Ich fühle mich dann unausgefüllt, leer. Diese Neugier ist so stark, dass ich ihr vieles unterordne. Auch bezieht sich diese Neugier nicht nur auf partnerschaftliche Hintergründe. Das betrifft alle Lebenslagen, beispielsweise auch den Beruf. Alles was in irgendeiner Form zur Routine wird, saugt mir die Lebensfreude weg.

Was das Zwischenmenschliche angeht, bin ich auf der anderen Seite sehr gefühlskonstant. Wenn ich zu jemandem Zuneigung entwickle, bleibt das im Regelfall so.

Lese ich Dein Eröffnungsposting, beispielsweise den Satz - Mein Anspruch an Begegnungen und Beziehungen ist, jedem Menschen offen und unabhängig zu begegnen und zu sehen, wohin sich eine Beziehung entwickelt - blitzt auch bei Dir diese überdurchschnittliche Neugier durch.

Bringt man das in denn Kontext zur Frage "Suche ich mir das, was ich in meiner Hauptbeziehung nicht bekommen kann", komme ich zur folgenden Gedankenkette:

Die Menschen, die wir lieben, unterscheiden sich voneinander. An jeder der Frauen, mit denen ich mich innig verbunden fühle, liebe ich etwas anderes. Dabei empfinde ich nicht, dass mir bei den anderen das fehlt, was ich an einer so schätze. Es ist umgekehrt: Gerade wegen dieser speziellen persönlichen Eigenschaft liebe ich.

Ganz emotionslos betrachtet könnte man sagen: Mein Kopf braucht es offenbar, sich nicht nur mit einem Charakter zu beschäftigen, sondern mir mehreren. Treten dann diese für mich wichtigen Menschen auch noch in gemeinsame Interaktion, wie es ja bei polyamoren Lebensmodellen durchaus üblich ist, ergeben sich derart berauschende Synergien, dass ich darin regelrecht bade.

Mit anderen Worten: Der Input ist gewaltig. Für mich - und wahrscheinlich für die meisten hier in der Gruppe - das Lebenselixier schlechthin. - Verdammte Neugier!
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Für mich ist Polyamory auch weder Ergänzung noch Ersatz. Am ehesten wohl Erweiterung.

Sicher kann kaum ein einziger Mensch alle die Befürfnisse, Wünsche, Vorstellungen etc "befriedigen", die ich habe, und all meinen Facetten begegnen. Wohl aber sehr viel davon, insbesondere die grundlegenden. Für mich geht es in eine glücklichen Partnerschaft nicht um Kompatibilitätsmaximierung und möglichst vollständige Bedürfnisbefriedigung, sondern um Liebe, um ein Gefühl, zusammenzugehören. Selbst wenn vielleicht etwas fehlen mag.

Wenn ich nun aber deshalb einen weiteren Partner dazunehme, weil dieser mir etwas gibt, was der andere meines Empfindes nach nicht vermag, so pflanze ich damit schon die Saat der Unzufriedenheit bei diesem. Denn er/sie spürt das, und egal wie offen er ist und polyamor zu empfinden grundsätzlich auch seiner Gefühlswelt entsprechen mag - ich glaube, über kurz oder lang wächst aus dem Gefühl, nicht ausreichend zu sein, ein Kraut, das das Glück und die Liebe zerstören kann.

WD2 schrieb:
Polyamor leben, ist befreite Liebe
Bei dieser Aussage regt sich in mir heftiger Widerstand. Sicher, "befreite Liebe " klingt schön. Aber das impliziert im Zusammenhang mit Polyamory, das monoamore Liebe dann gefangene Liebe wäre? Da wären wir wieder bei dem Thema, Polyamory höher zu stellen, als Entwicklungsstufe und Reifeprozess. "Wer nicht polyamor lebt, ist noch nicht so weit." Das können meiner Meinung nach nur Menschen sagen, die ihre Welt- und Lebenssicht, die ja in der Tat aus ihrer ureigenen, ganz persönlichen Entwicklung erwachsen ist, als eine Art universelle Wahrheit betrachten. Da schwingt schon etwas fundamentalisitisches mit.

Mit Sicherheit gibt es Menschen, die monoamor leben, um besser von sozialen Normen und Erwartungen zu entsprechen, die unreflektiert einer "Tradition" folgen und sich damit selbst beschränken und einsperren. Mit ebensolcher Sicherheit aber gibt es mindestens ebensoviele Menschen, für die - vielleicht auch ohne sich bewusst mit Poly- und Monoamory zu beschäftigen - die einzige (parallele) Liebe genau ihrem Selbst- und Lebensgefühl entspricht. Die genau dies frei macht, weil sie mit einem Menschen glücklich sind und nicht noch einen anderen brauchen, weil der eine vielleicht irgendetwas nicht kann oder macht oder mitbringt. Menschen, für die Ganz zu sein und eins zu sein mit dem Partner nicht aus dem möglichst hohen Grad der Bedürfnisbefriedigung erwächst, sondern die "Mut zur Lücke" haben. Und denen dabei nicht einmal etwas fehlt.
*****ern Frau
991 Beiträge
Hmmm ich bin wahrscheinlich mal wieder die falsche denn ich befinde mich in einer geschlossenen triade....Wie ich ja schon in sehr stark diskutierten Beiträgen lernen durfte ist das ja keine polyamorie 😉aber für mich ist es das.ich liebe zwei Menschen. Punkt.
Allerdings unterteile ich sie nicht in Haupt und nebenbeziehung. Hört sich erst mal anstrengend an ist aber umsetzbar mit dem richtigen gegenüber
Für mich ist es so am Anfang ist man evtl nur verliebt aber man liebt noch nicht. Natürlich kommt das verlieben aus bestimmten Bedürfnissen oder Situationen heraus zustande.
An dem Punkt kommt halt immer die Frage lass ich mich darauf ein oder nicht?
Es stünde ja jedem auch frei es zu lassen und Afrika das Bedürfnis zu verzichten oder man kann dann wie viele andere seinen Partner betrügen.
Aber betrügen ist für mich natürlich keine Option trotzdem muss ich bei einer Freundschaft +nicht gleich lieben.

Liebe ich aber dann werden auch in der anderen Beziehung Konflikte kommen.hier trennt sich für mich dann Bedürfnissbefriedigung und liebe.
Ganz simpel liebe ich mit Haut und Haar wate ich auch gemeinsam durch scheiße! Jenseits von Bedürfnissen die gestillt werden sollen
Dies ist für mich dann eine Beziehung mit amore😊
*******enig Mann
10.111 Beiträge
aber nein Glitzern,
du bist natürlich nicht die Falsche um hier einen Kommentar abzusondern. Und ich stimme auch deinem Verdikt nicht zu, eine geschlossene Triade hätte nichts mit Poly zu tun, vielmehr entspricht sie auch eher meinem Ideal einer gleichgewichtigen, vorurteilsfreien und lügenfreien Beziehung zwischen mehr als zwei Menschen.

Allerdings wird sich die Einteilung in Haupt-und Nebenbeziehung nicht so ganz vermeiden lassen. Immerhin kann man sich z.B. nur mit einem Menschen verheiraten, insofern böte sich diese Unterscheidung halt doch an, falls jemand verheiratet ist und zusätzlich weitere Beziehungen unterhält. Das erscheint mir alleine schon deshalb zulässig, weil ich ja selbst auch verheiratet bin und bleiben werde und dem interessierten weiblichen Publikum deshalb nur eine Verbindung zur linken Hand anbieten kann...;)
*******erli Paar
4.485 Beiträge
nehme ich damit meiner Hauptpartnerschaft die Entwicklungsmöglichkeit?

Man nimmt Druck aus der Partnerschaft und Erwartungen vom Partner/in weg, weil diese Bedürfnisse/Erwartungen Träume/Wünsche dann andere Menschen erfüllen werden.

Das kann positiv, wie auch negativ sein.

Vor allem im rein sexuellen Bereich sehe ich die Gefahr, dass der Mensch der mit einem den Alltag und all die möglichen unangenehmen Dinge des Lebens teilt, zum sexuell eher uninteressanten Menschen mutiert.

Vielleicht bin ich die einzigste Frau oder auch nicht, die folgenden Satz von Menschen extrem unangemessen findet.
Ich liebe meine/n Frau / Mann und wir harmonieren im Alltag wunderbar, aber sexuell ......

Ich denke dann immer nur: ob sie/er das weiß und auch so empfindet ?

Ein Mensch der seine/n Partner/in erotisch und sexuell sehr begehrenswert findet, ist mir alle Male lieber, als ein Mensch der obiges von sich gibt.
Ergänzung
Für bedenklich halte ich auch die Sichtweise: "Ich liebe meinen Partner/in, aber Sexuell..."
Ist die Frage wie tief sind die Gefühle bei beiden für den anderen.
Polyamor zu leben, bedeutet für mich allen Gefühlen, Emotionen, Wünschen Gedanken auch Träumen Raum und Platz zu geben.
Mit dem oder den betreffenden offen darüber zu reden. Ehrlichkeit zu sich, dem eigenen empfinden ist für für mich Basis um Polyamor zu leben.
Wie ein jeder Polyamor als Lebensweise auslegt, definiert ist offen und frei, so unterschiedlich wie ein jeder Mensch ist und fühlt.
Ich bin auch der Meinung, das es gerade im Polyamoren noch mehr Arbeit an den Beziehungen gibt als in einer Monogamen Lebensweise.
Ich glaube jedoch auch das es im Polyleben einfacher ist zu reden, eigene Gedanken und Wünschen in Worten ausdruck zu geben.
Aus zwei Betrachtungswinkeln!
Zum einen stimme ich Hexle59 voll umfänglich zu. Jede Liebe ist einzigartig und unvergleichlich und damit eine Ergänzung in meinem Liebesleben und in meinen Partnerschaften. Jede erfüllt mich anders und jede Beziehung deckt auch Nuancen ab, die sonst wohl unerfüllt blieben.
Andersherum als der Hauptpartner meiner Frau empfinde ich es als befreiend, eben nicht alle Interessen von ihr abdecken zu müssen und bin dafür dankbar, mich mit manchen Themen nicht so intensiv beschäftigen zu müssen. Das gibt mir das Gefühl von Freiheit!
Micha
********er75 Mann
6.901 Beiträge
Ist Polyamory Ergänzung oder Ersatz? Eine sehr gute Frage.
Ersatz ist sie fur mich auf keinen Fall. Und Ergänzung ist zuwenig, das beschreibt es auch nicht.
Für mich ist es Bereicherung, Erweiterung, die Möglichkeit Liebe, Gefühle und Wünsche auf verschiedenen Ebenen auszuleben.
Sehr gut kann ich das an einer meiner früheren Beziehungen beschreiben:
BDSM und Dominanz sind sehr wichtige Teile meines Lebens und meiner Persönlichkeit. Ich war über mehrere Jahre mit einer ebenfalls dominanten BDSMlerin zusammen. Wir haben uns kennengelernt und verliebt, es war aber klar, dass auf Grund der beidseitigen dominanten Neigung und ihrer Bi-Sexualität eine klassische, monoamore Beziehung direkt ausschied. Dass wir beide polyamor veranlagt waren wussten wir auch. Es lief dann zu erst so, dass jeder von uns eine weibliche Sub hatte, und diese Beziehungen auch sehr stark waren und über BDSM hinausgingen. Wir habe auch viel zu dritt oder zu viert unternommen, seien es Party Besuche, gemeinsame Sessions oder auch genznormale Ausflüge und nicht-erotische Freizeitaktivitäten.
Als dann eine Sub, wegen Umzugs, uns leider verließ, ergab es sich, dass wir als Triade lebten. Das waren wunderschöne Jahre, die mir halfen Meine Polyamory zu verstehen. Die Beziehung endete wegen beruflicher Veränderungen und Karriereplänen.
Wir haben alle die Beziehungen untereinander als große Bereicherung und Glück empfunden.
Gerade wenn es um sehr starke Neigungen und auch Veranlagungen geht, die auf Dauer einfach nicht unterdrückt werden können und auch nicht sollten - bei uns waren es die Dominanz, das BDSM und ihre Bi-Neigung - und ein Partner sie einfach nicht erfüllen kann, ist die Polyamoriy, wenn sie von allen Beteiligten gewollt ist, ein wunderbarer Weg der Erweiterung und Bereicherung für alle.

Polyamory hat für mich auch etwas mit Ehrlichkeit mir selbst gegenüber zu tun.
Ich kann sehr starke Gefühle zu mehreren Mensch gleichzeitig haben, das ist so, das wird sich, so glaube ich, auch nicht ändern, dies hat für mich auch nicht zwangsläufig etwas mit sexuellem Verlangen zu tun, dies kann sich entwickeln, muss es aber nicht. Letztlich entscheidet die Zeit und die gemeinsame Entwicklipung, wo hin eine Beziehung führt.
Dies kann ich auch nicht "verhindern" , es passiert oder es passiert nicht.
Ich "muss" nicht zwanghaft polyamor leben. Wenn die richtigen Menschen in meinem Leben sind, dann will ich aber die Möglichkeit haben polyamor zu leben, das gilt primär für die Gefühlsebene, aber eben auch für die sexuelle Ebenen, wenn es sich dahin entwickelt.
*****ern Frau
991 Beiträge
@smartkönig
Da gebe ich dir recht es gibt Dinge die gehen im Rechtsstaat nicht heiraten von mehreren personen gehört dazu.auch Kinder ist immer wieder heiß diskutiert...
Aber emotional muss ich mir diese Schranken ja nicht auch noch antun.das ich dann sage der eine ist mein Ehepartner und ist somit in der liebe in Problemen etc höher gestellt als der andere.
So hört sich das manchmal bei einigen polys an.
Dann kann man ja gleich offen und ehrlich kommunizieren ich werde dich nie so lieben wie mein Erstpartner und mich immer für ihn entscheiden. Das empfinde ich halt irgendwie weder als frei noch als ehrlich...Ich möchte dann nicht der zweit Partner sein
*******enig Mann
10.111 Beiträge
nö nö Glitzern,
da bin ich voll bei dir: sobald man anfängt zu klassifizieren: der und der ist in meiner Gefühlwelt höher angesiedelt als jener, fängt der Katzenjammer schon an und selbstverständlich hast du Recht mit deiner Aussage, dass unter diesen Voraussetzungen niemand mehr "Zweitpartner" sein möchte. Oft habe ich ja das Gefühl (und das früher auch schon geschrieben), dass viele Paare sich einen "Zweitpartner" einfach nur zur Erfüllung ihres erotischen Kopfkinos suchen. Die meisten ignorieren dabei dezent die Tatsache, dass am gewünschten Geschlechtsteil doch tatsächlich noch ein ganzer Mensch dranhängt. Schön blöd, wenn man mit diesem "Anhängsel" jetzt nix anfangen kann.

Und JA, Beziehungen bestehen eben nicht nur aus Sex. Wieviel Stunden am Tag wollt ihr denn Sex haben? Eine, Zwei? Okay, dann bleiben immer noch 22-23 Stunden am Tag übrig, während dessen man mit dem Gegenüber irgendwas machen sollte oder kann. Wenn dann außer Sex nix läuft, wird das ganz schnell eine blutleere Nummer.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Für mich ist Polyamorie auch weder Ergänzung, noch Ersatz, sondern Synergie. Normalerweise spiegeln alle unsere Beziehungen (also Nachbarn, Freunde, Familie, Kollegen etc. ) uns wieder, sodass wir uns in Resonanz entwickeln können.
Wenn ich sowohl den sexuellen, als auch den tief emotionalen (Liebe in partnerschaftlicher Beziehung....) Bereich ausklammere, dann entgeht mir an der Stelle der Synergieeffekt. Liebe TE: Du kannst doch gerade Deine polyamoren Beziehungen nutzen, um doch an den Themen mit Deinem Lebenspartner zu arbeiten. Vielleicht hättest Du Dich ohne diese (noch) viel langsamer entwickelt. Solange keine Vermeidung, Unverbindlichkeit, kein Ausweichen stattfindet, IST es doch eben der Synergieeffekt, der Dich überall voranbringt.
Und was das sexuelle betrifft: es ist doch ein Unterschied, ob ich sage:
"ich bin mit meinem Partner sexuell unzufrieden, ich lebe Sexualität woanders und setze mich an der Stelle nicht mehr mit meinem Partner auseinander"
oder
"ich bin mit meinem Partner sexuell unzufrieden, lebe zufriedene Sexualität woanders und schaue, was das für Auswirkungen auf meine Partnerschaft hat und ob es da etwas zu tun gibt"

Polyamorie lebt für mein Verständnis von Transparenz und Einvernehmen, das möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen.

Ich persönlich würde ja sogar so weit gehen, zu sagen, dass nahezu alle Menschen poyamor fühlen, die meisten sich aber entscheiden (oft passiv, selten aktiv....), dies nicht in Beziehungsführung umzusetzen......
Vom Gefühl her bin ich eher Beziehungsanarchistin, als klassisch polyamor, von der Beziehungsführung gerade monogam und das widerspricht sich für mein Empfinden überhaupt nicht!

Zu MorningSuns Aussage:
WD2 schrieb:
Polyamor leben, ist befreite Liebe
Bei dieser Aussage regt sich in mir heftiger Widerstand. Sicher, "befreite Liebe " klingt schön. Aber das impliziert im Zusammenhang mit Polyamory, das monoamore Liebe dann gefangene Liebe wäre? Da wären wir wieder bei dem Thema, Polyamory höher zu stellen, als Entwicklungsstufe und Reifeprozess. "Wer nicht polyamor lebt, ist noch nicht so weit." Das können meiner Meinung nach nur Menschen sagen, die ihre Welt- und Lebenssicht, die ja in der Tat aus ihrer ureigenen, ganz persönlichen Entwicklung erwachsen ist, als eine Art universelle Wahrheit betrachten. Da schwingt schon etwas fundamentalisitisches mit.


Die Aussage von WD2 so zu interpretieren finde ich sehr gewagt. Mit dem Wissen, dass wir alle unsere Filme haben und jeder in seiner ureigenen Wahrheit lebt, die aus der jeweiligen Entwicklung erwachsen ist kann es keine universelle Wahrheit unter uns Unerleuchteten geben und das sagt hier auch niemand, soweit ich aufmerksam gelesen habe.
Hochinteressantes Thema! *top* Und ich glaube, dass mal wieder die Antwort keine eindeutige sein kann, weil so viele Aspekte dabei angesprochen sind.

Nur mal einer: Ist es nicht so, dass weitere Menschen schlicht unseren Horizont erweitern? Ich habe ja nicht einen streng definierten "Bedürfnis-Topf", den es nur zu füllen gelte. Mein Wachsen erweitert auch meine Bedürfnisse (und Sichtweisen und Wünsche und Erfahrungen und Fähigkeiten und und und).

Das ginge also mehr in Richtung Erweiterung. Nicht alles davon (wenn auch manches) wird der eine Partner mit mir teilen können. Besonders wenn es die Gemeinsamkeit bereichert. Aber manches auch nicht - also zugleich auch Ersatz ...

Im Ergebnis: Mehr als zwei wird oft mehr Leben sein. *zwinker*
Cheers
Joshi
******ore Frau
4.635 Beiträge
Joshi, Du bringst es auf den Punkt und Du brauchst immer weniger Worte dafür (als ich z.B.)

*anbet*

Danke
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