Ich stehe dazu...
...und deshalb bin ich auch bereit, mir das Schild umzuhängen.
Ich halte die Idee für bedeutender, als es vielen hier scheint.
Mehr dazu hier:
http://www.joyclub.de/my/homepage/653680-39849.warum_oeffentlichkeitsarbeit_fuer_polyamory.html
Weil ich das gerade nochmal überarbeitet habe und die Mods das noch nicht freischalten konnten, hier doch noch einmal den vollen Wortlaut aus meiner HP:
Warum Öffentlichkeitsarbeit für Polyamory?
Vorweg...
Stell’ Dir vor, Polyamory sei ein Dorf, in dem diese Idee gelebt wird.
Du fährst auf der Straße und liest einen Wegweiser dorthin. Du hast die Möglichkeit, geradeaus weiterzufahren oder in dieses Dorf, es Dir nur auf der Durchfahrt anzusehen, anhalten und auszusteigen, bei einer Rast mit Menschen dort zu reden, zu Gast zu sein und, wenn es Dir gefällt, so lange dort zu bleiben, wie es sich richtig für Dich anfühlt, oder irgendwann dahin umzuziehen.
Niemand erwartet etwas von Dir außer Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Toleranz.
Wenn ich mich für die Öffentlichkeitsarbeit einsetze, dann will ich nicht mehr sein, als das Schild an der Straße. Ein Wegweiser - kein Missionar und erst recht kein Guru.
Warum möchte ich vielleicht Dir diesen Weg zeigen?
Gesellschaftspolitische Gründe
1. Für mehr Geborgenheit im Alter
Wir werden immer älter, im Krisenfall alltagstaugliche Familienverbünde zerfallen, und in nicht allzu ferner Zukunft ist zu befürchten, dass junge Menschen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche attraktivere Arbeitgeber wählen werden, so dass es nicht genug Menschen geben wird, die wachsende Zahl Gebrechlicher zu versorgen.
Wenn die Alten der Zukunft es nicht schaffen, beizeiten belastungsfähige soziale Netze aufzubauen sowie im Krisenfall Ressourcen zu bündeln und zu koordinieren, könnte es sein, dass niemand da ist, wenn wir Hilfe brauchen oder jemanden, der gerne Zeit mit uns verbringt.
Polyamore Netzwerke könnten ein Weg aus diesem Notstand sein, weil die Menschen hier liebevoll miteinander verbunden sind und die Solidarität gleichgesinnter Menschen besser tragen könnte als reine Zweck-Alten-WGs, von denen viele in dem Verdacht stehen, dass sie nur Mini-Heime sind, mit denen die Auflagen des Heimgesetzes umgangen werden sollen.
2. Für weniger Leid in einer kinderfreundlicheren Gesellschaft
Leid lässt sich nicht messen, aber wenn ich gefühlsmäßig versuchen würde zu erfassen, wer in monogamen Beziehungen leidet unter
• Selbstbeschränkung und Aufgabe von Selbstbestimmung,
• der Sehnsucht, sich als Mann oder Frau wieder attraktiv, wertvoll, geschätzt und geliebt zu fühlen,
• Eifersucht und Gewissenskonflikte aufgrund von Seitensprüngen
• Trennungsschmerz und wirtschaftlichem Ruin nach gescheiterten Beziehungen,
• Leid von Kindern bei und nach der Trennung der Eltern,
dann müsste ich wohl mein Nervensystem abschalten können, weil der Schmerz nicht auszuhalten wäre.
Eine offener, ehrlicher Umgang mit Liebe und Sexualität zu mehr als einem Menschen hilft in vielen Punkten erwiesenermaßen. Die Beziehungen funktionieren mindestens so gut wie monogame und bergen große Chancen auf persönliche Weiterentwicklung und mehr Stabilität.
Das wiederum kann Scheidungen unnötig machen und Kindern eine sichere emotionale Heimat geben – einmal abgesehen davon, dass
• Kinder, die mehrere dauerhafte Bezugspersonen haben, sozial mehr lernen und
• Beruf und Familienleben besser vereinbar sind, wenn ein kleines Kollektiv bei der Kinderbetreuung zusammen arbeitet.
3. Für Gleichberechtigung
Die Diskrepanz in der Bewertung polyamor lebender Frauen als Schlampen etc. im Vergleich zu polyamor lebenden Männern, die als Hengste oder tolle Hechte mehr oder weniger respektvoll beneidet werden, empfinde ich diskriminierend und einer Gesellschaft, die Gleichbehandlung als Verfassungsziel definiert hat, unwürdig.
Dieser Gedanke sollte nicht nur in Jurisdiktion, Judikative und Exekutive Niederschlag finden, sondern auch in der menschlichen Wertschätzung zwischen den Mitgliedern unserer Gesellschaft.
Deshalb möchte ich einen Beitrag zur gesellschaftlichen Anerkennung von Polyamory leisten, damit diese Lebensform genauso anerkannt wird wie beispielsweise Homosexualität.
4. Für eine friedlichere Gesellschaft
Ich träume von einer Gesellschaft, die zärtlicher und sinnlicher miteinander umgeht. Menschen, die sich öfter liebevoll umarmen, küssen – am Arbeitsplatz, an öffentlichen Orten, in den Familien, zu Hause. Eine Gesellschaft, die sich nicht geärgert fühlt, wenn sich ein Paar öffentlich liebt, sondern sich mitfreut. Und vielleicht mitmacht ;-).
Menschen, die so l(i)eben, haben weniger Interesse an Macht(kämpfen), Aggression und Kriegen.
Persönliche Gründe
1. Ich bin überzeugt von Polyamory als Alternative zum monogamen Liebesmodell.
Ich habe 21 Jahre lang treu in zwei monogamen Partnerschaften gelebt und 6 Jahre vollständig sexfrei. Sexualität war für beide Trennungen kein Thema, eher
• Nähe und Distanz im Alltag und
• Bedürfnis- und Interessengefälle
Heute weiß ich, dass ich liebe und beziehungsfähig bin. Ich bin nur ein anderer Nähetyp als der, den eine romantische Zweierbeziehung benötigt.
Ich lebe in drei Beziehungen und weiteren liebevollen Freundschaften zu anderen Frauen immer noch romantisch, aber auch realistischer: niemand muss dem anderen mehr alles geben können. Was uns aneinander fehlt, gönnen wir uns woanders. Wir sind so frei.
Ich lebe Zeiten inniger Nähe, und meine eigene Wohnung gibt mir die Möglichkeit, wirklich ganz bei mir zu sein, wenn ich das brauche.
Mein Leben ist voll Liebe – ich liebe und werde geliebt in einem Netzwerk von Menschen, die mich mögen. Es macht mir Freude, immer wieder neue Fäden einzuweben und das Glück meiner Lieben zu erleben… Ein schöneres Leben kann ich mir nicht vorstellen und wünsche es auch anderen Menschen.
Darum arbeite ich daran, dass Polyamory bekannter wird, als es ist. Ich sehe darin EINE Möglichkeit, Liebesbeziehungen freudvoller, liebevoller und stabiler zu gestalten.
Ich lebe polyamor erst seit August 2007. Ich habe den „Dauertest“ also noch nicht bestanden. So, wie es sich anfühlt, könnte es endlos weitergehen.
Zuversicht verleiht mir auch die Tatsache, dass es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis viele langjährige Partnerschaften gibt, die seit weit über 20 Jahren bestehen. Einige bestehen nur deshalb noch, weil die Partner ihre Beziehung auch für andere Menschen geöffnet haben.
2. Soziales Engagement
Nach vielen Jahren egoistischen Lebens fühlte ich das Bedürfnis, mich gesellschaftlich zu engagieren, aber wo ich auch hinspürte (Politik, Sozialwesen) – es sprach mich nicht an oder ich war nicht überzeugt genug, um mich tragfähig einzubringen.
Heute habe ich Ziele und setze mich dafür ein. Öffentlichkeitsarbeit für Polyamory ist eines davon.
3. Vergrößerung des Bekannten- und Freundeskreises
Unter Polies habe ich schon viele interessante Persönlichkeiten kennen lernen dürfen. Seitdem macht es mir Freude, neue Menschen dieses Schlages kennen zu lernen. Freilich hoffe ich bei der Öffentlichkeitsarbeit auch, Begegnung zu erleben, die über den Tag hinaus Bestand haben können – kameradschaftlich, freundschaftlich, erotisch und/oder sexuell und Menschen zu gewinnen, die sich vorstellen können, bei folgenden Ideen mitzuwirken:
• privater Party- und Poly-Freundeskreis,
• Polyamore Kiezgemeinschaft mit Club (PolyKiG)
• polyamores Jurtendorf am See
• Poly-Art.
Soweit ich die Ideen in meinem Profil noch nicht genauer vorgestellt habe, werde ich das noch tun.
Wen ich suche
Vielleicht genau Dich, wenn Du
• Dich schon für ein Poly-Leben entschieden hast und mich bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen möchtest. Vielleicht magst Du Presse- und Filminterviews geben, bist selbst künstlerisch aktiv, gleich auf welchem Gebiet, oder Du hast evtl. hilfreiche Kontakte zu Medien, Künstlern, Produzenten oder Galeristen,
• Du Dir in Deinen bisherigen monogamen Partnerschaften mehr Freiheit gewünscht hast,
• in einer monogamen Beziehung lebst, Dich ernsthaft in jemanden verliebt hast und beide Partnerschaften leben möchtest, aber nicht weißt, wie Du es Deinen Lieben mitteilen sollst,
• Deine bisherigen monogamen Partnerschaften selten von längerer Dauer waren, ohne dass Du das wolltest,
• wenn Ihr das Gefühl habt, Eure monogame Partnerschaft sei in der Sackgasse und dass das nicht alles gewesen sein kann,
• Dich mit den Grundgedanken zu Polyamory z.B. auf Wikipedia vertraut gemacht hast und weiterführende persönliche Fragen dazu hast.
Welche Wege ich gehe
Die Öffentlichkeitsarbeit steckt in den Kinderschuhen. Eine Organisation, die als Ansprechpartner zu polyamoren Themen funktioniert, gibt es im deutschsprachigen Raum nicht.
Zurzeit
• reagiere ich auf Medienanfragen, die Interview- oder Dokumentationspartner suchen,
• helfe Journalisten bei der Suche nach Zielpersonen, sofern diese mir bekannt sind,
• schreibe gelegentlich polyamore Texte (Lyrik, Kurzgeschichten, Songtexte),
• suche ich nach Möglichkeiten, diese Texte einer Öffentlichkeit vorstellen zu können,
• schreibe ich Frauen im JC an, wenn ich im Profil Charakteristika für eine polyamore Neigung zu erkennen glaube,
• erzähle ich Menschen in der persönlichen Begegnung von meiner Lebensweise, wenn die Themen Liebe, Partnerschaft/Beziehung oder Sexualität zur Sprache kommen. Dafür sorge ich dann auch ganz gerne mal, ohne dass ich meine Form, das zu zu leben, 'raushänge. Ich interessiere mich für mein Gegenüber und antworte offen auf Rückfragen. Das gibt immer wieder interessante Gespräche.
Bei allen, die mir - in welcher Form auch immer - dabei helfen wollen, bedankt sich
Herzlich Euer
PolyPoet Tom