Wow...
... mit so vielen Reaktionen habe ich jetzt nicht gerechnet! Scheinbar ist dieses Thema doch noch nicht zur Genüge diskutiert worden.
Einigen Leuten habe ich ja schon per "Danke" gedankt, da sie mir aus der Seele gesprochen haben. Ein paar Gedanken möchte ich dennoch loswerden.
Im Falle von Polygamie, der Vielehe, ist der Begriff auch juristisch belegt. Somit macht es nicht Sinn hier zu überlegen, ob wir den Begriff anders definieren wollen, weil er schon definiert ist.
-Heartdiver75
Da gebe ich dir grundsätzlich recht, wie ich in meinem Eingangspost ja auch selbst schon schrieb. Mein Problem ist aber, dass ja auch viele Singles oder unverheiratete vergebene Menschen von sich sagen, sie leben monogam. Obwohl sie niemals heiraten. Und damit meinen sie eben, dass sie nur mit einem Menschen (dauerhaft und regelmäßig) sexuell interagieren. Der Begriff hat sich mittlerweile von dem der "Ehe" losgelöst und bedeutet manchmal einfach, nur mit einer Person Sex zu haben. Deswegen habe ich nach einer Abgrenzung bzw. Definition gesucht. In einer Zeit, in der nur noch die wenigsten Paare unter 30 verheiratet sind, macht es meines Erachtens schon Sinn, den Begriff anders zu definieren!
Mit dem Rest deines Posts hast du allerdings voll in's Schwarze getroffen und auch meine Frage beantwortet: promiskos. Das war das Wort, das ich gesucht habe. Die offene Beziehung, die ich führte, war monoamor aber promiskos, nicht polygam.
Polygamie ist die Vielehe, meines Wissens mit einem Mann und mehreren Frauen, umgekehrt nennt es sich Polyandrie mit der speziell in Nepal weit verbreiteten Variante der fraternalen Polyandrie, d.h. eine Frau heiratet zwei oder mehr Brüder. In Deutschland sowohl als Polygamie, wie auch Polyandrie nicht zulässig, weshalb man sich weitere Ausführungen dazu sparen kann.
- Smartkoenig
Nein, denn Polygamie heißt erstmal Vielehe und ist der Oberbegriff. Polyandrie ist mit mehreren Männern, Polygynie (daher auch der Gynäkologe) bezeichnet die mit mehreren Frauen.
Soviel zum Klugscheißen... Was mir aber wichtiger ist:
offene Beziehung ist üblicherweise eine Zweierbeziehung, wo sich die beiden Partner sexuelle Freiheiten gewähren, allerdings keine Herzensbeziehungen. Außerdem ist es oft genug missbräuchlich als Hilfswort verwendet für eine Beziehung wo einer der beiden Partner aushäusig rummacht und der andere Partner (öfter eigentlich die Partnerin) mehr oder weniger todunglücklich zuhause sitzt und darauf wartet, dass Herr oder Frau Gemahl von ihren Eskapaden zurückkehren mögen - und das möglichst schnell bitte.
- Smartkoenig
Du magst damit recht haben, allerdings ist das schon wertend. Und eben genau darum geht es ja nicht in meinem Ausgangsgedanken. Es geht um das rein objektive Betrachten von Beziehungsformen und deren Definitionen. Nicht darum, warum Menschen so etwas ihren Liebsten antun oder diese es mit sich machen lassen oder was für eine "böse" Beziehungsform das doch ist. Plus, ich habe den "Fachbegriff" gesucht, der sich zwischen Polygamie und Polyamorie einreihen lässt - am besten also auch etwas griechisch-römisches.
Selbiges gilt auch für:
JC_91:
Gibt es einen Fachbegriff für die monoamore offene Beziehung?
Ja: Offene Beziehung
- Tinchenbinchen
Sorry, aber einen Begriff mit sich selbst zu definieren ist nicht so die feine Art. Wussten auch schon die Römer und nannten es "idem per idem". Und wie gesagt, offene Beziehung klingt nicht so toll wie Polygamie
Seh das auch so...Polyamorie...bedeutet für mich...die Tugend zwei Menschen zu lieben ...ganz gleich...und ehrlich.
-shootingstars12
Da ist sie wieder, der Hang zu Definitionen des unterdrückten Autisten in mir: Poly heißt viel, nicht zwei.
D.h. Sex mit anderen ja, aber keine zweite Freundin bzw. Freund und auch keine zu stark romantischen Gefühle zu den Affären oder Handlungen mit/zu anderen Personen, z.B. Händchen-Halten, Küssen in der Öffentlichkeit und so weiter.
Das finden Frauen bestimmt ganz wunderbar nur für sexuelle Aktivitäten bereitzustehen.
Wie verhindert und unterbindet man eigentlich, das Gefühle solcher Art aufkommen bei den betreffenden Menschen ?
-Ahja_Baerli
Da kann ich DreimalS nur zustimmen, wenn er sagt:
Erst einmal: Wieso sollten das Frauen anders sehen als Männer? Das kommt durchaus in beide RIchtungen vor - trotz bestehender einseitiger Vorurteile.
Aber um das zu beantworten: Klar, manche finden das in der Tat ganz angenehm. Keine emotionalen Verpflichtungen, aber austoben können. Heißt ja nicht, dass man nicht auch befreundet sein kann (kann, nicht muss!) wenn man das darüber hinaus möchte. Es ist eben nur keine Liebesbeziehung, wenn man sich nicht liebt. Aber Sex ohne Liebe ist nun weiß Gott nicht so selten.
Das mit den Geüfhlen verhindert man natürlich garnicht. Aber bei nicht-polyarmoren Menschen, die eine Liebesbeziehung haben, erledigt sich das Verhindern von selbst: man KANN eben dann gar keine zwei Leute lieben. Natürlich kanne s sein, dass man sich in den neuen Partner verleibt und den bisherighen nicht mehr liebt - aber darum, wie man bestimmte Lebensformen praktikabel macht geht es hier nicht, ondern darum, dass es sie gibt.
Sind beide Partner polyarmor, dann entstehen vermutlich öfter Gefühle als sie ausbleiben - aber das tut der Definition ja keinen abbruch, denn dann reden wir sowieso von polyarmor.
Drückt es so gut aus, dass ich da wirklich nichts hinzufügen muss. Oder vielleicht doch: Ahja_Baerli war(en) wertend und es geht hier wie gesagt nicht um die Bewertung von Beziehungsformen oder Handlungen, sondern deren begriffliche Abgrenzung...
Warum ist so vielen immer eine Definition sp wichtig. Warum muss alles immer in irgendeine Form gepresst werden?
Wollt ihr Lieben oder eure Liebe definieren?
Liebe kennt keine Form.
-waverider69
Ja, genau deswegen habe ich diesen Thread gemacht! Hat aber Sysyphe gut erklärt mit:
Ja, es braucht eine Definition. Schon damit man darüber reden und sich austauschen kann. Wenn man nur über etwas redet, von dem man keine genaue Vorstellung (Definition) hat, kommt letztlich nur Geschwafel dabei heraus und Missverständnisse sind vorprogrammiert.
Oder themisabeth:
Nochmals : wenn ich mich in Gesprächen mit einbringe, brauche ich keine Definition von meiner Liebe zu meinen Lieben. Meine Liebe ist. Und darf sein.
Ja, das kann ich nachvollziehen! Hier geht es aber eher um die Beziehungsebene, also um das, was aus der Liebe resultiert (oder auch nicht....).
Ich persönlich kann für mich immer wieder sagen:
Liebe ≠ Beziehung (und: ≠ Sex.....)
Vielen lieben Dank für all eure Antworten. Auch die, die ich hier kritisiert habe oder nicht genannt habe!
Mir ist ja gerade der Diskurs wichtig. Und die vielen verschiedenen Antworten haben ja gezeigt, dass es scheinbar doch nicht so einfach zu definieren ist. Obwohl das hier eine Gruppe voller Gleichgesinnter in einem Forum voller offener Menschen ist.
Mir zumindest geht es oft so, dass die meisten meiner Gesprächspartner überhaupt nichts damit anfangen können. Wenn ich dann mit verschiedenen Begrifflichkeiten anfange und Beispiele bringe, mit denen sie etwas anfangen können, dann wird das Verständnis meistens größer. Es ist ja nunmal so, dass man/frau sich als polyamorer Mensch oft anhören muss, man/frau wolle sich einfach nicht festlegen.
Definitionen helfen mir dann aber gerade dabei, mich festzulegen.
Denn wenn es einen Begriff gibt, der mich bzw. meine Art zu lieben beschreibt, dann heißt das, dass es doch etwas konkretes ist. Dass sich andere Leute damit auseinandersetzen. Dass ich nicht alleine bin. Und eben nicht, dass ich mich einfach mal entscheiden sollte! Das wäre wie einem bisexuellen Menschen zu sagen, dass er/sie sich doch für ein Geschlecht entscheiden solle...
In diesem Sinne vielen Dank für eure Gedanken & Liebste Grüße
JC
Und für alle ein TL;DR:
Q.E.D.: Meine Exfreundin und ich waren weder polygam noch polyamor sondern promiskuitiv.
Darum ging es mir.