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"Ich brauche dich nicht mehr"

**********vence Frau
430 Beiträge
leider schaffe ich es gerade nicht alles zu lesen, vielleicht wiederhole ich ...

"ich brauche Dich" heißt doch "ich genüge mir nicht"

Der Umkehrschluss trifft nicht notwendigerweise zu.

Wenn die Aussage "ich brauche Dich nicht mehr" von meinem Gegenüber mich zutiefst erschüttert, muss ich mir zuerst Gedanken darüber machen, ob auch ich mir nicht genüge, ob ich das Gebrauchtwerden brauche.

Poly geht, IMHO, nur wenn beides keine Rolle spielt - das Brauchen und das Gebrauchtwerden ...

Würzigen Gruß
die Herbe
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
Natürlich...
"braucht" man keinen anderen Menschen um zu überleben...zu atmen...man kann das Wort brauchen aber auch durch " ich will dich " weil ich dich liebe...oder deine Nähe tut mir gut..du tust mir gut..ersetzen...das hat für mich, nicht perse' etwas mit Abhängigkeit zu tun oder gar mit Erwartungen...dies interpretiert der Empfänger wohl aus seinem Erlebten oder seiner Sicht hinein...für mich sind solche Worte einfach das was ich fühle...mein Empfinden...

der Satz " ich brauche dich ( für mich ) weil ich dich liebe..." ( mein Herz, meine Seele hat entschieden ) trifft es sehr gut...ich liebe dich, genauso wie ich mich liebe...und wer sich liebt...ist sich selbst auch genug...befindet sich im Inneren Gleichgewicht...achtet darauf was ihm gut tut...sorgt gut für sich...fühlt sich durch seine Liebe, zu einem weiteren Menschen bereichert, nicht bedürftig oder abhängig...durch sein Geben können und Empfangen...einfach durch "DA" sein
(Angebot)

Hier im Thema, macht es auf mich den Eindruck...als wäre dieser Mensch... der sagt
" ich brauche dich nicht mehr " bedürftig gewesen...war sich selbst nicht genug...liebt sich selbst vielleicht nicht...ist bei sich noch nicht wirklich angekommen, kennt das Gefühl der erwachsenen Liebe noch nicht...
*****gra Frau
5.733 Beiträge
@PolySoph
Hui... Ironie?
Ich habe aktuell keine Zeit/ Möglichkeit, meine Sichtweise argumentativ auszuführen.
Das ist so wie es ist.
Irgendwie ist dieses „brauchen“ hier so sehr negativ besetzt, das man meinen könnte, wir wären wirklich alle Beziehungsstört.
Ich verstehe es nur zu Teilen.
Und ja ich kenne die schriftlichen Abhandlungen aus diversen Büchern dazu.
Jedoch sehe ich es einfach nicht so eng.
Natürlich liegt ein Missverhältnis vor, wenn brauchen als Ersatz für Defizite gesehen wird und es so dazu kommt das ein anderer ausgenutzt wird.
Aber wenn alles nur davon abhängt, wie gut mein Verhältnis zu mir selbst ist, warum suchen wir uns dann überhaupt einen anderen? Eben weil doch einige Dinge zu zweit/dritt mehr Spaß machen. Also brauche ich doch irgendwie einen anderen.
Was ist daran so schlimm?
*****oph Mann
110 Beiträge
Deutsch und so…
Hmmm… Ich finde es sehr schwierig bei einer Diskussion, wenn sich jeder seine eigene Bedeutung der Worte zurecht legt. Das ist dann der Klassiker, wo alle meinen, sie reden über das Selbe und defacto meint jeder was anderes damit.
Und gerade das sorgt in vielen Beziehungen für unnötige Konfussion, finde ich.

Bestes Bsp. der Umdefinition von Worten war die Deutsche Demokratische Republik. Wir wissen alle, die hatte mit Demokratie nicht viel zu tun.

Und genauso finde ich, ist es nicht legitim, brauchen umzudefinieren oder jedes andere Wort. Dann funktioniert nämlich Kommunikatiin nur noch sehr schwer. Und nur mit so ellenlangen Begründungen.

Wörter sind mächtig. Steht schon in der Bibel, "Im Anfang war das Wort!".

Was und wie wir denken, sind wir. Denken wir in Abhängigkeit, sind wir abhängig.

Brauchen drückt nunmal ein Bedürfnis aus. Ich brauche etwas zu essen, trinken, die Luft zum atmen, einen Partner, Sex,…
Wird ein Bedürfnus nicht erfüllt, bekomme ich über kurz oder lang ein Problem, bis hin zum Tod, wenn es ein nicht erfülltes Primärbedürfniss ist.

Ok, bei "Ich will Dich" bin ich deutlich mehr bei Dir. Wobei das für mich schon eher in ne sexuelle Richtung geht. *zwinker*

Aber auch ich hab die Schwierigkeit, daß ich kein adäquates Wort finde, um genau des Pudels Kern hier auszudrücken.

Vuelleicht ist es für mich etwas in die Richtung wir "ich genieße es sehr, daß es Dich gibt"!? Klingt aber auch eher schwülstig… Oder zumindest ungewohnt für mich. *ggg*


PS: … und mein Nick kommt nicht von ungefähr… *baeh* *zwinker*
********rz28 Paar
158 Beiträge
Hi PolySoph
wie so oft musst du den Klugscheißer spielen. Sorry aber ich denke es fässt halt jeder anders auf. Für den einen ist brauchen ein Besitzanspruch, dazu zähle ich mich auch.
Für den anderen ist es nicht so fest gefahren (nicht so negativ belastet) gebraucht zu werden.
Und somit hat jeder seine eigene Definition und das finde ich auch wertvoll.und

Polyamorie bedeutet für den einen mehrere Geliebte zu haben, für den anderen mehrere sexuelle Partner zu haben. Für mich und den ein oder anderen, bedeutet Polyamorie die Liebe zu einem weiteren Partner, die über das sexuelle hinaus geht. Oder es gibt das Verständnis, dass es nichts mit Sex zu tun haben muss.

Somit lebt doch jeder seine eigene Polyamorie und am Ende müssen alle Beteiligten damit leben können und nicht alle. Und so sehe ich das auch mit dem brauchen. Wenn es für alle Beteiligten okay ist gebraucht zu werden ist alles prima.

Sorry aber das musste raus.
*********lebee Mann
1.600 Beiträge
. . . ok, dann werfe ich mal Oxytocin und . . .
. . . Dopamin in's Rennen . . . wobei, Oxytocin alleine tut's ja schon.

Bindungshormon. Kuscheln, etc. . . . "der Mensch braucht 8 Umarmungen täglich, um nicht vor seiner Zeit zu verwelken" . . . aktueller Stand der 'Belesenen' . . .

Also haben alle Recht mit dem Brauchen . . . ich z.B. brauch's und hab's auch gerne (die Umarmung/en) . . . nicht mit jeder, aber dort, wo ich Attraktion spüre, umso lieber und öfter und kann auch gar nicht genug davon bekommen. Geschätzte Lebenserwartung: 125 Jahre.

Die, die sich's auf die harte Tour möglicherweise abgewöhnt haben und entsprechend seltener haben, weil sie's ja nicht 'brauchen' . . . sterben halt etwas früher . . . so what . . . suum cuique . . .

Es geht ja 'nur' um lebenswichtige körperliche Zusammenhänge, die die 'Pflanze Mensch' erblühen oder verwelken lassen . . . *g*

Aber ging's um's Rechthaben ? Oder um die Liebe ?

supermaus_63 hat's für mich sehr schön formuliert . . . danke dafür . . . xoxo
*****gra Frau
5.733 Beiträge
danke
für diesen Beitrag *g*
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
"Ich brauche dich nicht mehr"
vielleicht auch dann, wenn man zu Sich selbst gefunden hat...sich selbst annimmt und liebt wie man fühlt..

Aber wenn alles nur davon abhängt, wie gut mein Verhältnis zu mir selbst ist, warum suchen wir uns dann überhaupt einen anderen?

Selbstliebe und Eigenfürsorge ist im Leben eines jeden Menschen wichtig...auch und gerade in Beziehungen und Lebenspartnerschaften...ich kann nur schenken was ich in Fülle in mir spüre...ich kann nur für Andere auch "DA" sein...wenn ich mit mir im Reinen bin...ich dafür Sorge trage das es mir gut geht...das schützt eben auch vor "Abhängigkeiten" die ich nicht bewusst möchte...

Menschen sind soziale Wesen...sie lieben auch die Gemeinschaft...den Kontakt zu anderen Menschen...

erwachsene Liebe...kann man nicht suchen...aber man kann ihr begegnen...wenn man dafür reif ist...
*****oph Mann
110 Beiträge
Sorry, so nicht! @Rosenquarz28!
wie so oft musst du den Klugscheißer spielen.

Ah ja, und wenn Du keine Gegenargument hast, dann wirste eben lieber mal persönlich!? Wow! Bist schon der Checker, gell, ey Aldder, ey!? *lach*


Sorry aber ich denke es fässt halt jeder anders auf.

So, aber ernsthaft. Das ist sehr oft genau das Problem schlechthin. Gerade Beziehungsprobleme, selbst in Standard-Monobeziehungen kommen genau da her! Weil A mit den gleichen Worten etwas ganz anderes meint als B.

Und in Polybeziehungen kann es genau wegen solcher Unschärfen noch mal deutlich komplexer werden. Daher ist das Reden bei Poly um ein Vielfaches wichtiger...

Daher finde ich es um so wichtiger, Begriffe klar herauszuarbeiten! Das kann einem viel Energie sparen. (Deswegen gibt es für die normalen Dinge des Lebens Gesetze, Rechtsanwälte, Richter & Co. Würde da es jeder so auslegen, wie er es gerne hätte, würde unsere Gesellschaft schneller auseinanderbrechen, als wir Piep sagen können.)

Was ich nicht verstehe ist eher, warum schaffen es die Amis bspw. wenn es keinen passenden Begriff gibt, einen zu kreieren? Bestes Bsp. Compersion (http://imaginendless.blogspo … etymology-of-compersion.html). Wir haben in unserer Sprache noch immer kein passendes Wort als Gegenteil zur Eifersucht gefunden.


Polyamorie bedeutet für den einen mehrere Geliebte zu haben, für den anderen mehrere sexuelle Partner zu haben.

Sorry, jetzt wird es aber ein wenig hanebüchend!

PA ist als kleinster gemeinsamer Nenner, die Fähigkeit mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. (Womit nicht der Sex gemeint ist!)

Sorry, aber genau so ein lachses Umgehen mit definierten Begriffen führt auch oft zur Nichtakzeptanz des ganzen Themas.


Und so sehe ich das auch mit dem brauchen. Wenn es für alle Beteiligten okay ist gebraucht zu werden ist alles prima.

Da will ich auch keineswegs widersprechen. Wenn sich Menschen in Abhängigkeit finden und es für diese so paßt und es funktioniert, dann sollen sie so leben.

Meins ist es nicht und daher gibt es genau 2 Menschen auf der Welt, die mich brauchen dürfen. Und das sind meine Kinder! (Weil sie eben noch weit vom Ewachsensein entfernt sind.)
*****gra Frau
5.733 Beiträge
Zu kurz gedacht?
Mich brauchen durchaus auch meine alte Mutter, Freunde mit schweren Krankheiten, Nachbarn mit Sorgen, ... die Reihe lässt sich weiter fortsetzen. Es gibt doch ein soziales Gewissen , ein Polyamores sowieso - mit Abhängigkeit hat das meines Erachtens nur am Rande zu tun. Mir fallen da eher Stichworte wie Fürsorge, Kümmern, Empathie ein.
Schönen Sonntag
******ore Frau
4.634 Beiträge
Bei alten, kleinen, (auch psychisch) kranken Menschen stecken andere Bedürfnisse dahinter, als in einer Beziehung zwischen zwei gesunden Menschen. Und ich war selber schon 5 Jahre in Beziehung mit einem psychsich kranken Menschen, weiß also, wovon ich rede.

Es spricht für mich auch nichts dagegen, Bedürfnisse in einer gesunden Beziehung zu erfüllen/ erfüllen zu lassen.

Genauer hinschauen würde ich, wenn es um solche Punkte wie "Freiwilligkeit" und "Abhängigkeit" geht. Und wenn jemand sich sehr über seinen Partner definiert, was so ein "ich brauche Dich" für mich auch ausdrücken könnte, dann stelle ich Freiwilligkeit in Frage und Abhängigkeit in den Raum. Abhängigkeit ist kein guter Nährboden für eine gesunde Beziehung und für mich wäre es ein Zeichen, allein oder zu zweit daran zu arbeiten.

Abgesehen davon würde ich es begrüßen, wenn sowohl Ironie, als auch Bewertungen und Versuche, hier Allgemeingültiges zu schreiben keinen Raum fänden......
*****al4 Mann
798 Beiträge
Jetzt komm mal runter, PolySoph. Ich finde dein Post auch völlig klugsch...

Also:
Brauchen drückt nunmal ein Bedürfnis aus. Ich brauche etwas zu essen, trinken, die Luft zum atmen, einen Partner, Sex,…
Wird ein Bedürfnus nicht erfüllt, bekomme ich über kurz oder lang ein Problem, bis hin zum Tod, wenn es ein nicht erfülltes Primärbedürfniss ist.

Brauchen drückt ein Bedürfnis aus, okay. Und jetzt? Ist das schlimm?
Nirgendwo steht geschrieben, das es deswegen zu einer Abhängigkeit kommen muss, bei der es einen Unterlegenen und einen Überlegenen geben muss. Und mehr als Bedürfnis sagt Bedürfnis nicht aus - und null und überhaupt nicht, wie ich mit Bedürfnissen umgehe, oder, um bei deiner polysophischen Ader zu bleiben, wie man damit umzugehen hat.

Wenn ich in einer irgendwie sozialen Gesellschaft lebe, bringen mich die Primärbedürfnisse gegenüber meinen Mitmenschen nicht in eine Ohnmacht. Okay, in unserer kapitalistischen Welt schon manchmal. Wenn ich Hunger habe, dann ist es meine Sache, wie ich an das Essen komme: ich könnte Leistung gegen Lohn stellen und mir etwas zu Essen kaufen. Ich könnte betteln gehen, oder containern. Ich könnte auch den nächstbesten Menschen einfach überfallen, ihn ausrauben oder schneller noch seinen Kühlschrank leer essen. All das bringt mich zur Befriedigung meines Bedürfnisses. Der Weg, wie ich dieses Bedürfnis befriedige, ist ganz allein meine Sache, bzw die Sache, wie ich es im Rahmen der Gesellschaftsordnung, in der ich lebe, angehe.
Andersherum genauso: wenn mir ein hungriger Mensch gegenübersteht, kann ich völlig unterschiedlich reagieren: ich kann ihm schlicht Geld für Essen geben, ich kann ihn zum Essen einladen oder auch nicht, ich kann ihn stehenlassen, und ich kann ihn natürlich auch irgendwie unter Druck setzen, das er diese oder jene Leistung für mich erbringen muss, um etwas zu Essen von mir zu bekommen. Der Weg, wie ich mit den Bedürfnissen von anderen umgehe, ist genauso meine Sache bzw... siehe oben.

Das macht aus dem Bedürfnis an sich nichts anderes, als es vorher schon war. Es ist schlicht ein Bedürfnis. Ob nun ein primäres oder sekundäres oder tertiäres - es bleibt ein Bedürfnis und mehr nicht.

Ich für meinen Teil sage: wir brauchen einander. Wir haben das Bedürfnis nach Nähe, nach Geborgenheit, nach Begegnung und Auseinandersetzung, wir brauchen uns als Gegenüber, um uns selbst näher kommen zu können, und wir brauchen uns, um einander Liebe geben zu können.

Für mich sind das alles Bedürfnisse, die ich habe. Und, um bei deinem Satz zu bleiben:
Brauchen drückt nunmal ein Bedürfnis aus.
Ja, und damit brauche ich.

Wie ich mit diesen Bedürfnissen umgehe, das ist meine Sache. Ob ich mich abhängig mache, indem ich jemand anderen für die Erfüllung dieser Bedürfnisse verantwortlich mache, oder ob ich sie meinem Gegenüber als Wunsch formuliere. Oder ob ich hier und da dieses Bedürfnis in mir fühle und wahrnehmend akzeptiere, das ich es jetzt nicht befriedigt bekomme, weil mein Gegenüber es mir nicht geben kann. Und auch, ob das, was ich als Bedürfnis jetzt empfinde, nicht ganz woher anders kommt und von meinem Gegenüber garnicht zu erfüllen ist (siehe zB ParadiesQuelles Darstellung bzgl Innerem Kind).

Und genauso, wie ich mit den Bedürfnissen meines Gegenübers umgehe; bitte lies Allegras Beitrag noch einmal. Wenn ich das Bedürfnis nach Raum, nach wertfreiem liebevollem Raum bei meinem Gegenüber fühle und sehe, dann kann ich diesen Raum, wenn ich das gerade kann, einfach geben. Ohne irgendwelche Gegenleistungen zu erwarten, und ohne in irgendwelche gedanklichen Strukturen abzurutschen, das jetzt irgendwer von irgendwem abhängig ist und man doch unbedingt allein klarkommen muss.

Nein, muss man meiner Meinung nach nicht. Wir brauchen einander; wir haben Bedürfnisse, die wir uns nur miteinander und gegenseitig erfüllen können. Noch einmal: ja, es erfordert Mut, zu diesem Bedürfnissen zu stehen, und es erfordert viel Achtsamkeit auf beiden Seiten, diese Bedürfnisse auch leben zu können.

Für mich ist es aber keine Alternative, aus Angst vor diesem Miteinander meine unbedingte Unabhängigkeit "erarbeiten" zu müssen. Ich weiss, das in unserer Gesellschaft Konkurrenz statt Kooperation gelebt wird, das daraus Abhängigkeiten und Machtstrukturen erwachsen und ich dann am unantastbarsten bin, je unabhängiger ich bin. Also auf garkeinen Fall zugebe, das ich brauche.

Bitte akzeptiere, das es auch andere Wege gibt, die für dich nicht richtig sein müssen. Ich für meinen Teil möchte lieber lernen, ein Miteinander zu leben, in dem wir diese Bedürfnisse haben dürfen - in einem Miteinander von gegenseitiger Achtsamkeit. Auch wenn das manchmal sehr viel Mut braucht.

Bitte nicht vergessen: ich habe hier über den abhängigen Teil in mir geredet. Den unabhängigen Teil gibt es genauso.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber mich wundert etwas, dass die Antworten, die ich gelesen habe, den Schwerpunkt in Richtung des "Brauchens" legen.
Im Eingangstext stand doch noch etwas anderes, nämlich das "Wegentscheiden" in die monogame Verbindung, weil das Leben von Polyamorie als unrealistisch erscheint.

DAS ist der Punkt, über den ich weitaus mehr nachdenke, denn dieses "Brauchen" sofort mit Abhängigkeit gleichzusetzen, liegt mir persönlich sowieso fern.

Die andere Thematik - das "Wegentscheiden" von der Polyamorie, wenn ein neuer Partner Exklusivität fordert - ist für mich das wichtigere Thema.
Es führt nämlich zu dem, was auch ich bereits mehrfach im Leben als Erfahrung gemacht habe:
Die Männer, mit denen ich etwas anderes als Exklusivität lebte, sind inzwischen in monogamen Beziehungen.
Ist Polyamorie also oft eine Art der "Übergangslösung", bis dann doch "der/die Richtige" kommt?

Mich macht das ganze Poly-Thema inzwischen etwas unsicher, denn ich scheine ... irgendwie... "untypisch" zu sein.
Ich habe noch NIE im Leben danach gezielt gestrebt, in polyamoren Verbindungen zu lebe. Es war NIE das Ersehnen einer Lebensform als Solche, sondern immer situationsabhängig und auf die Menschen bezogen, die mit mir in dieser Verbindung standen. Alleine die besonders tiefen Gefühle ließen mich überhaupt wagen, was in unserer Gesellschaft doch eher ungewöhnlich ist.

Umso mehr erstaunt mich immer wieder diese "Sortiertheit" (weiß nicht, wie ich das Ganze treffend ausdrücken könnte).
Selbst dann, wenn mich dieses Leben und/oder Bedürfnisse - natürlich auch die des Anderen - vor eine nicht zu umgehende Trennung stellen, so scheint es mir selbst wesentlich schwerer zu fallen, mich "zu sortieren".

Ich kann mich für oder gegen eine Beziehung entscheiden. Logisch. Ich kann auch gucken, was mir selbst gut tut, oder was mir schadet und reflektieren, ob das erwähnte Empfinden "zu brauchen" noch im Bereich des Gesunden liegt, ABER
ich persönlich schaffe es tatsächlich nicht, mich aufgrund rationaler "Notwendigkeiten" zu ent-lieben.

Das ist, was mich bei mir - und somit auch besonders bei Menschen, die ich gut zu kennen glaubte - verunsichert.
Selbstverständlich kann ich in keinen Menschen hineingucken und sein Fühlen genau erkennen, aber ich habe sehr oft das Gefühl, dass sich ( MEIN Gefühl! MEINE Wahrnehmung!) alle anderen Menschen leichter damit tun, ggf. notwendige, gesunde Entscheidungen auch ins tatsächliche Fühlen zu bekommen.
Das hat zur Folge, dass ich nicht - oder nur sehr schlecht und durchaus dann auch leidend - wirklich loslassen kann.

Wenn Beziehung nicht gesund ist, macht es ggf. auf Dauer Sinn, sich zu trennen. Das "Sich-nicht-zum- Überleben-Brauchen" heißt aber offensichtlich für andere Menschen auch, sich zu entlieben, wenn man sich aus der Beziehung trennt?

Wie kann DAS bei polyamor fühlenden Menschen sein?

Auch im hier Beschriebenen wurde sich wegentschieden und es liest sich so, als sei danach einzig die Monogamie das, was überhaupt eine reale Chance hat, wenn ich das, was sie von diesem Partner beschreibt, richtig verstehe. (?)

Wie kann das sein? Wieso finden offensichtlich derart Viele diese Klarheit und können in einer rational getroffenen Entscheidung auch ihre Emotionen so - wie es auf mich wirkt - lenken... ausknipsen... , oder wie auch immer ich das nun nennen könnte?
"Polyamor" empfinde ich persönlich so völlig anders....
*****uja Frau
2.504 Beiträge
*bravo* super, Lateral! Vielen Dank, dass du dir diese Mühe gemacht hast, all das so gut auszudrücken, was ich unterschwellig und unausformuliert denke. *g*


Ich möchte dir, Polysoph, zwar zustimmen in der Aussage, dass unterschiedliche Auffassungen über Begriffe häufig zu Missverständnissen in Beziehungen führen. Aber es gibt nicht nur die einzige Lösung, ganz starr und fest zu definieren, quasi mit "Gesetzcharakter", wie nun ein Wort einzig korrekt zu verwenden sei hat und wie nicht - sondern es genügt oftmals, sich darüber im Dialog oder "Polylog" zu verständigen, wie es eben der Eine oder die Andere meint und verwendet. Und das mit einem "aha, so meinst du das also" zur Kenntnis zu nehmen und fortan zu berücksichtigen. Funktioniert jedenfalls bei meinem Mann und mir im Laufe unserer 35jährigen Ehe schon ganz gut. Und mit etwas Lockerheit, Humor und Flexibilität fühlt sich das Ganze auch noch angenehm entspannt an.
*zwinker*

Die Sprache ist nunmal etwas Lebendiges, sich permanent auch Veränderndes... und lässt sich ungern fest an die Kandarre nehmen (auch wenn man es manchmal vielleicht gern würde - und bei Verträgen und Gesetzestexten wohl auch entschieden versuchen muss)

Und auch Black bumblebee hat Aspekte ausgeführt, die ich sehr wichtig finde: die Tatsache, dass wir soziale Wesen sind - insofern ist das Bedürfnis nach Kontakten, der Wunsch nach menschlicher Nähe, Aufmerksamkeit usw..... Das Gefühl die Liebe von anderen Menschen zu brauchen - schon etwas sehr Menschliches und hat mit (krankhafter) Abhängigkeit oder Sucht nicht automatisch etwas zu tun.

Ich bin, wie sicher manche Anderen hier auch, aber sehr wohl der Meinung, dass man zwischen diesem "menschlichen Bedürfnis nach Liebe" und der flehenden Aussage "Ich liebe dich, ich brauche dich, ich kann ohne dich nicht leben" unterscheiden kann und sollte.


• - -
Die im Eingangspost erwähnte Aussage "ich brauche dich nicht mehr" - kam bei mir gefühlt an wie ein "Ich kann dich nicht mehr gebrachen" im Sinne von, "du wirst mir allmählich zu viel, lästig" - Ich weiß nicht, ob es so gemeint war in dem Kontext. Aber eine sinngemäß solche Aussage fühlt sich natürlich wie eine herbe, verächtliche Zurückweisung an.
*****gra Frau
5.733 Beiträge
Dem ...
schließe ich mich liebend gerne an . Dank an Lateral, Black Bumblebee und Maracuja für die Qualität ihrer Aussagen und die Mühe, das alles zu tippen.
Es geht hier vielleicht noch mehr Menschen so wie mir : manchmal klappt nicht so mit längeren Ausführungen... wie immer aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Da tut es gut, die eigenen Grundgedanken so passend zu lesen!
Danke 🙏
**********ucher Mann
5.541 Beiträge
Ich hatte das irgendwie geahnt, ...
... dass man hier Anstoß an dem Satz " Ich brauche dich nicht mehr" nehmen könnte und mich oben deswegen hierzu erstmal bewusst zurückgehalten.

Aber aller Klugscheißerei zum Trotz: Menschen brauchen Menschen. Ganz essentiell. Sonst wären wir alle nicht, oder? Wir brauchen einander um zu existieren, uns fortzupflanzen und unsere Art zu erhalten. Das scheint mir ein Urprinzip zu sein.

Wer also sagt, "Ich brauche dich nicht mehr.", hat schlicht etwas besseres gefunden. Es ist hart, es ist kalt, es ist gefühllos. Und ich bezweifle zudem, dass es stimmt. Aber es ist eine Aussage, die dem entspricht, was derjenige wohl gerade empfindet, der sie äußert. Damit muss man als Empfänger dieser Nachricht umgehen. Ist nicht immer leicht, denn man hat sich auf die nun aufgekündigte Beziehung eingestellt. Da bleibt nach meinem Empfinden nur eins, nämlich zu akzeptieren, dass es so ist und ihn/sie ziehen zu lassen, auch wenn es noch so schmerzt und dem eigenen "Brauchen" zuwiderläuft.

Nach vorne schauen und jemand neues finden, nicht dem Gehenden nachweinen, jedenfalls nicht zu lange. *zwinker*
*******ben Mann
3.383 Beiträge
was wäre, wenn
als das, was ich hier beim anderen Schreibenden als so schlimm empfinde / getriggert bin (von etwas was noch nicht einmal real in meinen Leben ist, sondern nur hier virtuell geschrieben), nur Spiegel von eigenen ungeliebten/ unbewußten Anteilen in mir sind?
Ich (mein höheres Selbst) mir genau solch eine Situation/ Beziehung kreiert, weil es hier durch das Potential gibt, in meinem Leben zu wachsen / etwas zu lernen / erleben / verändern / wacher zu werden / erwachsener zu werden ... ?

Wie könnte ich dann mit solchen potentiellen Geschenken umgehen, wie sie bestmöglich für mich nutzbar machen?
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