Hallo Hannah_40
diese Tendenz beobachte ich auch zunehmend. Das war aber schon vor Polyamorie so. Sprich Polyamorie ist keine Folge von Unverbindlichkeitswünschen, da das Thema Zuverlässigkeit in Partnerschaften hier sehr oft thematisiert wird.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir derzeit in einem gesellschaftlichen Beziehungswandel sind, in den viele verschiedene Faktoren mit hineinspielen. Anstelle einer einsperrenden und versorgenden Monogamie, bei der eh die Hälfte aller Partner irgendwie femdgehen (ob es die Hälfte sind, weiß ich nicht, aber es sind schon enorm viele Menschen), kommen nun immer mehr Menschen, die gut wirtschaftlich und unabängig für sich selbst sorgen können und wollen.
Ich glaube, da ändern sich wirklich Werte. Man ist nicht mehr wirtschaftlich so sehr aneinander gekettet.
Vielleicht erkennen auch viele Menschen, dass man gar nicht Treue bis in den Tod versprechen kann, sondern abwarten muss, wie so etwas Lebendiges wie eine Beziehung wachsen und gedeihen kann.
Ich erwische mich in diesem Jahr regelmäßig bei Gedanken, wo ich mich frage, wie ich Beziehung überhaupt sehe, wohin sie führen sollen und schwanke zwischen meinem Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Gemeinschaftlichkeit.
Für mich als Frau, die tatsächlich wirtschaftlich unabhängig ist, ich also keinen Mann brauche, um mich versorgt zu fühlen, tut sich da auch so eine Leere auf, wo ich noch nicht weiß, wie ich das füllen kann. Niemanden wirtschaftlich zu brauchen führt mich zu der Frage, was ich dann brauche. Und welche Bedürfnisse ich für mich erfüllt sehen möchte.
Das wechselt sich mit Phasen ab, wo ich andere Menschen irgendwo für nichts brauche. Und dann wieder doch. Phasen, wo Menschen mir auf den Keks gehen und Phasen, wo ich Menschen schrecklich vermisse. Gerade, weil unsere Gesellschaft aufgebrochen ist und jeder Mensch seinen eigenen Weg suchen darf .
Macht dich das auch unsicher, traurig, auch ein wenig ängstlich? Mich schon, obwohl ich einen Ehemann habe, also wo was festes, wird mir immer wieder bewusst, wie fragil Beziehungen letztendlich doch sind.
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