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Ist Polyamorie/Monogamie angeboren oder erlernbar?47
Gibt es hier jemanden, für den es früher ein Alptraum war sich…
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Polyamorie tut auch weh

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****fan
2.319 Beiträge
Themenersteller 
Polyamorie tut auch weh
Polyamorie tut auch weh

Warum ich die Schmerzen auf meinem Weg brauche, um mich aus der Kraft des Monogamen zu befreien.

Verdammt, es tut weh. Richtig weh. Und das ist gut so, denn diese Schmerzen brauche ich. Nein, ich bin kein Masochist, ich quäle mich nicht freiwillig. Doch nur aus den Schmerzen, aus dem realen Erleben erwächst für mich die Leichtigkeit, das Leben locker zu sehen und Los-Zu-Lassen. Dieser Weg ist mein Weg, ich gehe ihn für mich. Dir, meiner Gefährtin, die mit mir durch die Weiten das Leben zieht, gebe ich die Freiheit, so zu leben, wie Du möchtest. Und ich nehme mir die Freiheit, zu leben, wie ich möchte. Und trotzdem sind wir uns in Freiheit nah, oder, wir wollen es zumindest sein.


Die Kraft des Monogamen

Es sind die gewaltigen Kräfte meiner monogamen Denkstrukturen, das Beharrungsvermögen der monogamen Glaubenssätze, die mich quälen und mir Schmerzen verursachen.

Du darfst nur eine Frau lieben, wer wagt es, mir diese Vorschrift zu diktieren?

Ehe bedeutet bedingungslose Treue, und damit auch individuelles Leiden?

Monogamie ist die alleinig mögliche Form des Zusammenlebens, und daneben gibt es nichts?

Nur einige der Fragen, die es zu für mich auf meinem Weg zu hinterfragen galt. Denn Monogamie wurde mir als Heranwachsender als die einzig mögliche Form des Zusammenlebens präsentiert.

Natürlich, die Fronten sind heute viel durchlässiger geworden, die Gesellschaft toleranter und mehr Menschen als früher leben ihre eigenen Lebensmodelle, ohne sich um Konventionen zu scheren.

Die Kraft des Monogamen ist dennoch immer noch mächtig, die Anpassung hatte ich von Kindheit an gut gelernt und im Mainstream schwamm es sich für mich so wunderbar leicht und locker mit der Masse. Und ich lebte gut so, ohne etwas zu vermissen. Denn was sollte ich vermissen, was mir nicht bewusst war?


Es bricht sich Bahn

Doch irgendwann brachen die lange verborgenen Bedürfnisse aus, sie drängten aus den Tiefen des Unbewussten ans Licht und wollten wahrgenommen werden. Sie wollten gelebt und nicht mehr ignoriert werden.

Wie lange habe ich mich belogen, eine Rolle gespielt und eine Maske getragen? Und, hat es mir geholfen? NEIN, ich spürte die Diskrepanz in mir, dieses mysteriöse Unbewusste, dieses " da ist noch was, was versteckt werden muss".

Hier begann der Kampf der Gefühle für mich. Verdammt, ich habe so viel an Gefühlen, ich möchte sie verschenken. Ich möchte meine Neu-gier leben, möchte wissen, wie es sich mit einer anderen Frau anfühlt. Was macht es mit mir, wenn ich "Fremd gehe", wie andere es bezeichnen würden? Wie fühle ich mich damit, wirkt es stimmig auf mich, bin ich mit mir im Reinen? Will ich mich weiter verbiegen, nur um nicht aufzufallen?

Schon wieder Fragen, die ich hinterfragen muss, um mit mit ins Reine zu kommen. Es bricht sich Bahn, dieses Gefühl des, Ich bin Ich und lebe so, wie ich es will. Daraus erwächst die Kraft, es mit meinen monogamen Denkstrukturen, den beharrenden monogamen Glaubenssätzen aufzunehmen und mich aus ihren Fesseln zu befreien, die mein Handeln bestimmten. Denn Los-Lassen, Laufen-Lassen, meiner Gefährtin die Freiheit lassen, die sie braucht, tut immer noch weh. Verdammt weh! Weil mein Unbewusstes Liebe mit Besitzansprüchen koppelt. Meine Frau sagen wir, mein Mann. Besitzen wir den Anderen wirklich? Wohl eher nicht....

Wir gehören zusammen, nur wir gehören uns nicht

Sehr gut ausgedrückt. Ich liebe Dich und meine Freiheit! Halt mich fest und lass mich gehen! Nur wer freiwillig zu dir zurückkehrt, liebt Dich wirklich!

Doch warum schließe ich Freiheit in Liebe manchmal immer noch aus? Warum leide ich, wenn ich ziehen lasse und die Türen weit offen für die Rückkehr halte? Weil die faktische Macht des Monogamen mich immer noch gefangen hält.Weil mein Gehirn schon viel weiter als meine Seele ist!

Weil diese Glaubenssätze mich immer noch ein Stück weit beherrschen.

Ja, Polyamorie tut auch weh. Verdammt weh. Und es wäre naiv, zu glauben, hier ließe sich nur ein Schalter umlegen und danach leben wir mal locker & easy polyamor. Polyamor leben bedeutet für mich viel offene, ehrliche und auch harte Kommunikation miteinander. Es bedeutet Achtsamkeit, Respekt und einen behutsamen Umgang miteinander und mit sich selber. Es bedeutet für mich tägliche Arbeit.

Und, es bedeutet, auch mal inne zu halten und die Seele nachkommen zu lassen, damit sich das eigene Leben wieder stimmig anfühlt.

Es tut weh und doch will ich es weiter. Nur scheinbar ein Widerspruch! Denn Schmerzen bedeuten vorhandene Gefühle, bedeuten eine ablaufende Veränderung.

Und ich frage mich, was mit mir passiert, wenn ich meine Gefährtin völlig ohne Schmerzen ziehen lasse. Liebe ich sie dann überhaupt noch? Schon wieder eine neue Frage....
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Was wäre, wenn
Denn Schmerzen bedeuten vorhandene Gefühle, bedeuten eine ablaufende Veränderung.
Dies gar nicht aktuelle Gefühle sind, sondern Emotionen. Du also nicht im Hier und Jetzt bist, sondern in der (kindlichen) Vergangenheit und hier also "nur" die alten Muster wirken. Weil als Kind brauche ich zum Überleben die absolute Liebe der Mutter/Eltern/Familie. Als Erwachsener kann ich diesen kleinen Jungen in mir auch an die Hand nehmen und einen Raum schaffen, wo er erlebt, das er nicht dabei stirbt.
Ja, Polyamorie tut auch weh. Verdammt weh.
Nicht Poly (oder Mono oder ...) tut weh, sondern wir spüren hier kindlichen alten Schmerz. Damit wir hier loslassen können von alten Muster/Verhaltensweisen, die damals "wirkten" (durch Abschottung, Verleugnung, ...) aber uns auch innere Lebensengen und Abhängigkeiten kreiert haben.

Wünsche dir passende Gedanken, Gefühle und Unterstützung um in deinem Tempo auf deinen/eurem Wege zu gehen.
*******Sun Mann
2.232 Beiträge
Nicht immer ist das, was schmerzt, auch gut und wirksam. Manchmal kann es auch ein Signal sein, dass es nicht der geeignete Weg ist.

Aber ja: Polyamorie kann weh tun. Allen Beteiligten. Eine Garantie dafür, dass sie gelingt, gibt es auch nicht.
@yogafan
Weder Monogamie noch Polyamorie, also weder das eine noch das andere tut weh, wenn du im Hier und Jetzt mit der Leichtigkeit und Unbeschwertheit eines Kindes leben, lieben, agieren kannst. Es so an-zu-nehmen, wie es kommt, es fließen zu lassen und nichts zu analysieren, zu zer-denken, das bewirkt erfülltes, liebe-volles Da-sein für dich. Und wenn du eine solch harmonische, liebe-volle Beziehung mit dir und zum Kosmos/Universum leben kannst, wirst du auch harmonische, verlustangstfreie und sehr liebe-volle Beziehungen egal welcher Art zu anderen leben können. Ich wünsche dir und allen einen lieb-vollen Tag. Herzlichst. Eve
***is Mann
12 Beiträge
Du hast einen Weg eingeschlagen, der weg führt von dem, was dir Vertraut ist. Das schafft Verunsicherung, unsere gewohnten (Schutz-)Muster (Besitzdenken, Wunden aus alten Verletzungen) werden aktiv und wollen bearbeitet werden. Ich kann dich gut verstehen. Ich bezeichne diese Zeit in der ich ähnliches fühlte als "das Erwachen aus der Matrix" denn genau wie im gleichnamigen Film fühlte es sich bei mir an. Gib Dir Zeit, Deine Gedanken empfinde ich als ganz normal und man hört heraus, dass du dich mit dir und deinem Inneren auf eine gute Weise auseinandersetzt. Geh es in den Schritten an, die Du auch verarbeiten kannst. Nicht alles muss von heute auf morgen möglich sein. In einer wertschätzenden und achtsamen Partnerschaft sollte es möglich sein diesen Weg gemeinsam in Rücksicht aufeinander und den jeweiligen Möglichkeiten zu gehen. Ich weiß, dass auch dies eine Herausforderung für sich ist. Es ist eine schöne Reise zu Dir selbst, anstrengend und bisweilen schmerzhaft ja, aber auch spannend, positiv herausfordernd, lebendig und mit der Kraft der Veränderung und Bewegung.
Paradiesquelle
Die gar nicht aktuelle Gefühle sind, sondern Emotionen. Du also nicht im Hier und Jetzt bist, sondern in der (kindlichen) Vergangenheit und hier also "nur" die alten Muster wirken.

Dine Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen verstehe ich nicht, für mich sind das Synonyme. Und ich gebe zu bedenken, dass ich Gefühle im Hier und Jetzt habe, auch wenn sie aus meiner Vergangenheit herrühren. Die Gefühle sind da. Sonst würde ich sie ja nicht spüren. Nur deswegen kann ich ja mit ihnen umgehen, sie liebevoll auflösen, sie loslassen.

Und ich gebe zu bedenken, dass ich auch als Erwachsener Schmerzen habe.
*********eeker Mann
1.582 Beiträge
[OT]Emotionen und Gefühle
Der Unterschied kommt aus einer bestimmten philosophischen Schule. Er ist nicht allgemeingültig und hat mich als ich zum ersten Mal mit anderen eher ideologischen Polys in Kontakt gekommen bin auch verwirrt.

**********masio:
Emotionen sind komplexe, größtenteils automatisch ablaufende, von der Evolution gestaltete Programme für Handlungen. Ergänzt werden diese Handlungen durch ein kognitives Programm, zu dem bestimmte Gedanken und Kognitionsformen gehören; die Welt der Emotionen besteht aber vorwiegend aus Vorgängen, die in unserem Körper ablaufen, von Gesichtsausdruck und Körperhaltung bis zu Veränderungen in inneren Organen und innerem Milieu. Gefühle von Emotionen dagegen sind zusammengesetzte Wahrnehmung dessen, was in unserem Körper und unserem Geist abläuft, wenn wir Emotionen haben. Was den Körper betrifft, so sind Gefühle nicht die Abläufe selbst, sondern Bilder von Abläufen; die Welt der Gefühle ist eine Welt der Wahrnehmungen, die in den Gehirnkarten ausgedrückt werden.

Des weiteren bin ich sehr oft der Meinung begegnet, dass Emotionen eben nicht nur evolutionäre Prägungen sind, sondern auch durch Erfahrungen und Erinnerungen unser Verhalten prägen. Insgesamt scheinen sich jedoch weder Neurologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie oder auch die Forschung zu künstlicher Intelligenz alles andere als einig zu sein, was Gefühle sind. paradiesquelle verwendet dies hier so, dass das Gefühl, dass zusammen mit einer Erinnerung gespeichert wird, zur Emotion nach Damasio wird.
OT: Begriffsklärung
Vielen Dank. Gut, dass ich mich nicht daran halten muss (
Er ist nicht allgemeingültig
), ist für mich viel zu kompliziert gemacht - Philosophen halt.

Für mich gibt es Empfindungen (Körpersensationen: kalt, warm, Gänsehaut, Verspannung...), Gefühle (Wut, Trauer, Angst...) und Gedanken (Wertungen, Analyse, Assoziationen ....). Manches geht ineinander über (Bilder), anderes kann ich fein trennen und mir separat anschauen. Auch das, was ineinander übergeht, kann ich auseinanderfieseln und mir eins nach dem anderen anschauen. Dieses Konzept kommt vom Somatic Experiencing nach Peter Levine. Emotionen bzw. Gefühle verbinden sich danach auch mit Erfahrungen.

Mir kommt das immer allgemeingültig vor, weil ich es so gelernt habe, so wie auch Paradiesquelle seinen Ansatz und die Unterscheidung nicht erklärt hat, weil er sie wohl für selbstverständlich hält.
****ken Mann
45 Beiträge
Gefühle und Emotionen
Egal wie an es beschreibt, gibt es meines Erachtens einen wichtigen Aspekt.
Das was auf der körperlichen Ebene passiert (Schmetterlinge im Bauch, Kloß im Hals, Herzrasen vor Angst oder Freude, etc.) und das, was ich durch meine Gedanken bzw. meinen "Geist" daraus mache (mehr davon, weniger davon). Dies beeinflusst wiederum stark meine Reaktion auf die, die Gefühle auslösende Situation.

Und wenn ich in meinem bisherigen Leben viele Situationen erlebt habe, in denen ich z.B. mit Verlust konfrontiert war und diese "mehr schlecht als recht" gemeistert habe, so reagiert mein Geist in der Regel deutlich stärker mit Aversion auf körperliche Empfindungen, die mit solchen Situationen assoziert sind; will heißen meine geistige Reaktion (Gefühl oder Emotion) fällt heftiger aus.

Und da ich im Kindesalter relativ abhängig, wenig reflektiert und wenig autonom bin, sind die Prägungen aus dieser Zeit recht stark...

Diese Unterscheidung finde ich insofern relevant, da ich meine körperliche Reaktion auf eine bestimmte Situation nicht beeinflussen kann - die läuft recht autonom -, meine geistige Reaktion auf diese körperlichen Empfindungen aber durchaus!
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****fan
2.319 Beiträge
Themenersteller 
Hallo in die Runde....
.... ich finde die Unterscheidung zwischen Emotionen und Gefühlen interessant, nur bitte ich darum, diese in einem separaten Thread zu führen, weil es vom eigentlichen Thema zu weit wegführt.
Mich würde eher interessieren, ob und wie Ihr diese Schmerzen, dieses Gefühl, es zerreißt Dich fast, weil Deine Gefährtin/Dein Gefährte bei einer/einem Anderen ist, weil sie/er sich von einem anderen Menschen emotional/ sexuell/ kulinarisch/ mit einer Massage oder was auch immer verwöhnen lässt, auch kennt und wie Ihr damit umgeht.
***vy Frau
224 Beiträge
das Allgemeine u das Konkrete
@****fan....im ersten Posting redest Du allgemein u verallgemeinend...in deinem Kommentar wirst Du konkret. Ob mono o polyliebend: Vertrauen in die Liebe zu haben fällt nicht immer leicht. Es helfen: Klare Verabredungen/ wenn alle Gefühle ohne Wertung sein dürfen/Rituale geteilt werden und Zeit da ist zu spüren.. Verdauen...begreifen. Und immer spielt mit hinein wie sehr ich mich gerade selbst liebe/souverän bin. Selbstliebe u Souveränität kann man nicht heucheln. Milde mit sich sein. Sich annehmen auch im Doofsein. Das tut saugut.
****ata Frau
8 Beiträge
Danke!
Für diesen wunderschönen, aus tiefster Seele ehrlichen Text!
Ich kenne das Gefühl sehr gut, ich könnte rasen vor Eifersucht wenn ich glaube, er verheimlicht mir einen neuen Kontakt. (Wenn er drüber spricht ist alles in Ordnung, dann kann ich das einschätzen und damit umgehen)
Aber ich habe erkannt, das diese Gefühle von mir kommen, genau wie du geschrieben hast. Und du tust das einzig mögliche, du arbeitest an und mit dir selber! Es wird besser werden, versprochen!
Was mir dabei sehr geholfen hat, war ein sehr objektiver Blick auf den Gefährten: wie geht es ihm wenn er nur mich allein hat und wie, wenn er beide hat?
Der Unterschied ist herzzerreißend!!
Das eine ist ein stolzer Löwe, gefangen im kleinen Käfig und nur mehr eine Erinnerung seiner Pracht.
Das andere ist ein Löwe, frei und stolz in seiner Natürlichkeit, der mir immer wieder aufs Neue das Geschenk seiner Zuneigung macht!
Um wieviel köstlicher, ja wertvoller! Ist es jetzt, da es aus Freiheit kommt?
Wer wirklich liebt, könnte sein liebstes eingesperrt und vetwelkend sehen wollen?
Als ich das gesehen habe, löste sich mein Besitzdenken von ganz alleine auf. ❤
Meine Eifersucht kommt übrigens von der Angst, er könnte sich zu weit von mir entfernen. Daran arbeite ich, da mein Herz eigentlich weiß, das er mich in seinem Leben genauso braucht wie ich ihn. Nur das Ego quasselt son Mist, das da evtl eine ist, die ihm besser gefällt. 😉
Hab Geduld mit dir, es wird besser!
*******mie Mann
82 Beiträge
Mono und Poly
Ich empfinde es als recht schwierig, hier so klar zu kategorisieren, da Poly erstens, wie ich bisher den Eindruck gewann, sehr unterschiedlich definiert und praktiziert werden kann und da Poly und Mono sich, wie ich denke, nicht grundsätzlich ausschließen (auch wenn das unsinnig klingt).

Die immer wiederkehrende Diskussion, was Poly ist, wie es praktiziert wird (Freiheit vs. Verbindlichkeit) will ich hier gar nicht aufflammen lassen, sondern nur am Rande benennen, da sie in den folgenden Punkt mit einfließen kann.

Mono und Poly schließen sich nicht aus, da die meisten von uns wahrscheinlich auf unterschiedlichen Gefühlsebenen mit unterschiedlichen Partnern agieren. Somit kann ich mich meiner Ehepartnerin in einem gewissen monogamen Sinne verpflichtet fühlen, meiner zweiten Partnerin jedoch ebenso, da jede auf ihrer Ebene Exklusivität genießt. (Dieses Beispiel funktioniert nur, insofern beide Frauen das wollen, bzw. damit leben können, versteht sich) Hier überreize ich die Begrifflichkeiten teilweise schon, ich weiß - mir geht es auch um den Inhalt.

Was mir im Eingangspost fehlt, sind die Faktoren, die den Alltag und die Person an sich meistens weitreichender definieren als das bloße Liebesleben. Ich fände es sehr schade, hier zu abstrakt zu diskutieren.

Was ist mit dem menschlichen Grundbedürfnis nach Sicherheit? Schmerz ist eine Sache, Angst eine ganz andere. Es geht bei Poly nicht zwingend nur um Eifersucht oder Besitzansprüche - es kann genauso gut um rein existenzielle Ängste gehen (was ist, wenn eine Frau wirtschaftlich abhängig ist und der Mann sich mit anderen treffen möchte?).
Für mich persönlich ist z.B. Augenhöhe sehr wichtig. Eine Schräglage halte ich für recht ungesund. Was nun, wenn ein Partner sich eine zweite oder auch mehrere weitere Beziehungen aufbaut, der andere jedoch ungeschickt im Finden weiterer Partner ist, Angst vor Zurückweisung hat ... sich aus konkreten Gründen nur sehr schwer oder gar nicht auf weitere Partner einlassen kann?

Ich denke, man muss die möglichen negativen Gefühle (natürlich auch den Schmerz, klar) ganz genau betrachten und sich auf einen riesigen grauen Bereich einstellen, in dem sich beide Partner und zuletzt das Paar als solches verorten muss, um seinen Weg zu finden.
Hier kategorisch von Poly und Mono zu sprechen, halte ich aus den oben genannten Gründen für nicht ausreichend.

Auch würde ich Mono nicht als veraltet bzw. gesellschaftliches Diktat oder dergleichen verteufeln. Das gleiche haben wir mit der Emanzipation durch (Beispiel: Natürlich ist es falsch, eine Frau an den Herd zu zwingen, wenn man aber von Rechten spricht, hat sie das Recht, sich für den Herd zu entscheiden.)
****ken Mann
45 Beiträge
Wie ich damit umgehe...
In meinem Beitrag oben habe ich es angedeutet.
Das was auf der körperlichen Eben geschieht, dieser unsagbare Schmerz, der alles andere überlagert, der ist nicht verhinderbar. Mein Körper reagiert mit allen möglichen Symptomen von Angst und Unsicherheit, da ich entsprechende Erfahrungen angesammelt habe.

Wie ich damit umgehe, wie ich ihn sehe, wie ich ihn erlebe, wie er mir helfen kann, alte Wunden zu schließen, das lehrt mich der Weg hindurch und Meditationstechniken, deren Ziel es ist zu lernen, Körperreaktionen ohne zu großes Verlangen oder zu große Abneigung zu er-leben...
Frei von Leiden?
Es gibt die Gruppe von Polys, die konstatieren, daß Liebe immer freigibt.
Sie halten ebenfalls fest, daß diese vollkommene Freiheit auch in Beziehung um jeden Preis zu erhalten ist, daß das Schlimmste, was man seinem Beziehungsmenschen antun kann, das "Flügelstutzen" ist.
Hm.
Wenn wir uns "in Beziehung" begeben, habe wir festgestellt, daß wir uns - wenn man so will - freiwillig in Abhängigkeit" begeben.
Nun hören da Viele "Abhängigkeit" - und Abhängigkeit klingt ja so abhängig und muß deswegen per se etwas Negatives sein.
Hm.
Denkanstoß:
Wenn wir einen Beziehungsmenschen freiwillig in unser Leben lassen, dann entsteht doch eine Verbindung.
Wird dieser Beziehungsmensch morgen final von einem Bus überrollt, werden wir Schmerz fühlen, werden wir Leere an dieser Stelle in unserem Leben spüren.
Verflixt! - Wir sind also gar nicht mehr frei!
Hätten uns diesen Schmerz und diese Leere ersparen können, wären vollkommen frei und ungebunden in unserem Fühlen geblieben, hätten wir nur diesen Beziehungsmenschen nicht in unser Leben gelassen...
Es gibt die vollkommene Freiheit und Unabhängigkeit des Eremiten, des Leuchtturmwärters und des Inselbewohners - ein Hauch Askese scheint diese zu umwehen.
Es gibt wie die Mit-Freude auch den Mit-Schmerz - auch Empathie genannt - wenn wir in Beziehung stehen.
Verlust und freiwillige Aufgabe eines Teils unserer Freiheit? Eine offene Angriffsstelle für potentielles Leid?
Mag sein.
Aber um wieviel größer ist der Gewinn!!!
Und mit DEM vor Augen gehen wir in Beziehung.
Selbstschutz vor Schmerz kann eine Weile dienlich sein.
Aber nicht in einem mitfühlenden Miteinander, in dem aus Dein und Mein "Unseres" wird.
****ta Frau
255 Beiträge
Schmerz und Grenzen
Dem einen will ich näher sein. Spüre aber meine Zurückhaltung, weil er wahrscheinlich eine tiefe Sehnsucht nach einer monogamen Beziehung hat, die ich mit ihm nicht eingehen will.
Dem anderen will ich nicht mehr sexuell nahe sein, weil sein "Polytraum" für mich zum Trauma wurde, ich mit dem radikal promisken Verhalten an eine Schmerzgrenze gekommen bin.
Dem dritten Mann bin ich in tiefer Freundschaft verbunden, teile aber nur eine kleinen Ausschnitt von gemeinsamer Sexualität mit ihm.

Jede dieser Geschichten ist mit schmerzhaften Gefühlen verbunden, die mir eine emotionale oder sexuelle Grenze aufgezeigt haben. Aber trotzdem lebe ich in diesen Grenzen Beziehung mit den Menschen. Schmerz durchleide ich, kommuniziere ich und versuche darin eine Botschaft zu erkennen.
Was mich auf diesem Weg nur beutelt, sind die Be- und Entwertungen von meist monogam lebenden Menschen. Danach geht es oft darum, solche Kontakte nach dem Motto "Hopp oder Topp" zu bewerten. Da bleibt mir oft die Luft weg, weil ich so nicht mehr auf Beziehungen schauen will. Und diese Kontakte entwickeln sich manchmal in Richtung Sprachlosigkeit, die viel mehr schmerzt als die Grenzen in den "fließenden Beziehungen".
Schmerz
kann ein Katalysator sein. Erst wenn es unbequem wird, entsteht Raum für Bewegung. Wenn wir den gewohnten Rahmen verlassen, erblicken wir neue Wege und Möglichkeiten.

Natürlich, die Fronten sind heute viel durchlässiger geworden, die Gesellschaft toleranter
Ach ja? Dann erzähl mal der Bäckersfrau von nebenan, bei der du schon seit 35 Jahren deine Brötchen kaufst, dass deine Freundin am Wochenende zu Besuch kommt, während deine Frau mit ihrem Freund nach Paris fährt. Die Toleranz in ihren Augen möchte ich sehen. Nein, ich glaube, die wenigsten "tolerieren" es. Meine Freunde reagierten (fast) alle mit "Aha. Also für mich wär das ja nix, aber wenn es dich gücklich macht..." Weil sich kaum einer etwas darunter vorstellen kann. Wenn sie es in Loyalität, Ausdauer, Liebe und Miteinander erleben wird es greifbar. Eine grundsätzliche Akzeptanz in der Gesellschaft kann ich nicht erkennen. Aber es ist dein Weg und der gehört eben zu dir.

Denn Los-Lassen, Laufen-Lassen, meiner Gefährtin die Freiheit lassen, die sie braucht, tut immer noch weh. Verdammt weh!
Ich glaube, im Leben kommt es nicht darauf an, dem Schmerz aus dem Weg zu gehen, sondern ihn als Begleiter des Wachstums zu integrieren. Ich spreche nicht von Selbstzerstörung aber ich habe für mich zu oft die Erfahrung gemacht, dass im Leid die Entwicklung zu finden ist.
Ich denke, es kommt immer darauf an, was du für deine Liebe zu geben bereit bist.

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.
(Konfuzius)
Leid, Schmerz und Not sind evolutionäre Trigger von Entwicklung. Daher lohnt es sich wirklich, Veränderung lieben zu lernen.

Was willst du geben, was willst du ernten? Da stehen sich oft unvereinbare Polaritäten gegenüber. Man kann allenfalls wie bei Schiebereglern jeweils das einstellen, was sich in dem Moment am besten anfühlt. Das muss nicht die Mitte sein...
*****ane Frau
116 Beiträge
Vielleicht sind es ja verschiedene Sorten Schmerz?
Zu allererst: ja, Poly tut (mir) manchmal scheißeweh. Und zwar oft genau an den Stellen, an denen es vor Poly auch weh tat^^

Abschiedsschmerz, Sehnsucht, Unklarheit, Ungleichgewichte, Projektionen, Trallala, you name it.

Aber, was mir gerade vorhin auffiel: meine Wahrnehmung von diesem Schmerz hat sich verändert.

Kurze Situationsbeschreibung: ich genieße die Freundschaft zu einem
(monogam) verheirateten Mann, der mir sehr das Herz füllt- was auf Gegenseitigkeit beruht. Es ist wundervoll und nah- und manchmal so frustrierend! *augenzu* *lol*

Als ich ihn vorhin in die Weihnachtsferien verabschiedet habe, brach es mir ein kleines Stück aus meinem geschundenen Herzen und ich habe so richtig schön den ganzen Heimweg über alles vollgeweint.

("er feiert Weihnachten mit seiner Familie und ich wäre so gerne dabei, das ist alles so doof, dabei sind wir so tapfer und brav, ich armer Mensch, echt mal, fiese monogame Mistnormen, es könnte doch alles so....!" Ungefähr so sah es in meinem Kopf aus)
Worauf ich hinauswill:

Das war auf eine schräge Art irgendwie schön *umpf* *koenig*
Und hätte mich jemand gefragt, wie es mir geht, hätte ich aus vollstem Herzen "prima" gesagt. Ich war mir nah, ich habe diesen riesigen Berg Liebe für diesen Mann mit mir spazieren getragen und ich hatte Fantasien und Sehnsucht in mir, die sich zwar (noch) nicht erfüllen, aber die irgendwie so... Ich weiß nicht: schön sind? ^^

Das war ein bisschen seltsam vorhin. Aber strenggenommen ist es eigentlich ziemlich nah dran an dem, was ich mir wünsche : meine Wünsche spüren zu können, sie ggf zu äußern und im Zweifel in ihrer momentanen Nichterfüllbarkeit den Trost zu finden, der die Traurigkeit darüber besänftigen und in etwas Schönes verwandeln kann.

Und, um noch eine kleine philosophische Schippe obendrauf zu legen: das war die Art von Schmerz, die zwar weh tut, mir aber auch das Gefühl schenkt, ganz sein zu dürfen und nichts verbergen zu müssen. Weil auch das Nichterfüllenkönnen von jemanden ausgehalten wird- mit mir zusammen.

Verrückt.

Und schön- auch mit Tränen *g*


Habt ein fröhliches Weihnachtsfest und viel Gutes um euch herum!
********er62 Mann
2.463 Beiträge
sorry...
was ist an deiner Geschichte polyamor?
*****ane Frau
116 Beiträge
Kein Ding! An dieser Geschichte allein? Tatsächlich nicht so viel^^ Wenn man aber weiß, dass diese Geschichte ein Auschnitt aus einem ziemlich bunten und vielfältigen Beziehungsleben ist, schließt sich der Kreis zum Thema *g*

Es war einfach eine Begebenheit, an der es mir (und vielleicht ja auch nur mir *g* ) vorhin nochmal deutlich wurde, wie sich die Wahrnehmung von Schmerz verändert, wenn man mehrfach in Beziehung ist, liebt, lässt und irgendwie, na- echter wird *g*
********er62 Mann
2.463 Beiträge
außer
diesem monogam verheirateten Mann hast du also auch noch andere Liebesbeziehungen?
*****ane Frau
116 Beiträge
Das habe ich. Und in diesem Fall verbindet uns eine sehr enge Freundschaft, die für meine Begriffe mit sehr viel Liebe geführt ist - aber eben nicht zB sexuell.

Schließlich ist er monogam verheiratet und so innig diese Freundschaft auch ist, findet sie in dem Rahmen statt, den sein Ehepartner setzt- auch wenn der hier und da möglicherweise ein kleines bisschen enger steckt, als ich (vielleicht sogar wir?) das aussuchen würden *zwinker*


Und trotzdem: ich wäre gerne zu diesem festlichen Anlass dabei, hätte ihn gerne um mich herum und würde gerne teilhaben an dem, was er und seine Lieben erleben.

Momentan sind nur die ganzen Grundfesten noch nicht so gebaut, dass er seiner (Groß)Familie gut erklären kann, warum eigentlich diese fremde Frau mit unter ihrem Weihnachtsbaum sitzt ^^


Das sind die monogamnormativen Strukturen, die ich meinte: es braucht einfach noch Erklärung, dass einem Menschen auch außerhalb einer sexuellen (Zweit)Beziehung so wichtig werden können, dass man sie Weihnachten gerne dabei haben mag.


Und allein darin, dass ich das gerne hätte und damit einen Menschen mehr in meinem Leben, mit dem ich mich so gut fühle, macht mich in all dem "Das ist schade und Mist"-Gefühl wiederum sehr froh *g*
********er62 Mann
2.463 Beiträge
dann gab/gibt
es doch sicher Alternativen, Weihnachten mit anderen Lieben zu verbringen, die nicht in Erklärungsnot Verwandten oder Bekannten gegenüber sind?
*****ane Frau
116 Beiträge
Jap:)
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