Lateral4 schreibt:
Und irgendwie taucht die andere Seite selten oder garnicht auf: bin ich mit einem monoamoren Menschen zusammen, ist jede intime Begegnung dieses Menschen mit irgendwem anderen sofort eine Bedrohung. Ich weiss nämlich dann, das ich automatisch verglichen werde und entweder bestehe oder verliere: der Mensch kann nämlich nur einen lieben; entweder mich oder den Anderen. So gesehen ist das auch mal echt interessant anzuschauen, was da unter Verbindlichkeit und Vertrauen so verstanden und gelebt wird. Eigentlich ziemlich viel Angst, oder? Und superviel Druck.
Danke!
Für mich ist genau DAS ein ganz wichtiger Punkt, wenn es darum geht, einen vorher mono Fühlenden (und Denkenden) in die polyamore Gefühlswelt "mitnehmen" zu wollen.
Das ist bei mir zum ersten Mal schon vor inzwischen 10 Jahren dramatisch schief gegangen und heute bin ich zu 99,9% sicher, dass es unmöglich ist.
Warum?
Weil die Gefahr besteht, dass sich der monoamor Fühlende aus Liebe verleiten lässt zu glauben, dass "Poly doch ganz toll" ist, denn auch vom Kopf her ist ja bzgl. der Polyamorie extrem vieles logisch.
Und dann?
Akzeptiert der monoamore Partner die polyamoren Verbindungen des geliebten Menschen - ist sogar davon überzeugt, dass er selbst in tief empfundener "Symbiose" genauso tickt - bis hin zum extremen Verteidigen der Polyamorie vor jedem, der mit ihm diskutiert...
Es ist glaubhaft, da der mono Fühlende es an dem Punkt selber glaubt.
Und dann?
Trifft dieser, doch eigentlich zutiefst Monoamorie Ersehnende, einen anderen gleichfühlenden Menschen und erst dann - so denn tiefe Gefühle zwischen den Beiden "ins Spiel kommen" - zeigt sich (leider) das ganze Drama des "mitnehmen Wollens in die polyamore Gefühlswelt".
Ende - "Rettungsanker Gleichgesinnte(r)" - und auf, in eine exklusive Zweierbeziehung....
Das monoamore Fühlen lässt am Ende nichtmal Verständnis für den zurückbleibenden Poly übrig, denn "der ist doch nicht alleine".
So weit gehen mEn diese gravierenden Unterschiede.
Vielleicht ist es nicht allgemeingültig, aber ... in jedem Fall ... höchstwahrscheinlich.
Jeder Mensch wertet doch das Fühlen und Handeln des Partners nach seinem eigenen (Werte-)Empfinden. Er kann ja gar nicht anders.
Wie soll ein Mensch, der selbst monoamor fühlt, denn nachvollziehen, dass wirklich tiefe Liebe zu mehr als Einem überhaupt möglich ist?
Er kann bemüht sein, es vom Kopf her nachzuvollziehen, aber... FÜHLEN... (?)
Natürlich kann man jetzt anführen, dass auch Polys irgendwann zum ersten Mal poly fühlten und wahrscheinlich anders sozialisiert wurde - also, dass es auch für sie selbst irgendwann den Punkt gab, ihr bisher Gel(i)ebtes zu hinterfragen -, ABER, ich vermute mal (sicher bin ich natürlich nicht), dass die Einflüsse von Erziehung, Kindheit... und Sozialisation bei Unterschiedliches ersehnenden Menschen auch unterschiedlich "gewichtet" sind.
Wenn also ein Mensch bereits in jungen Jahren hinterfragt, ob es nicht doch anders sein KÖNNTE als von den Eltern (oder wem auch immer) vermittelt und die gesellschaftlichen Normen generell kritisch betrachtet, so war da ggf. schon immer ein anderes Fühlen - andere Sehnsüchte - , als bei dem Menschen, der sich mono immer wohl fühlte, bis er auf einen Poly trifft...
Ich sehe es sogar in meinem ehemals polyamor lebenden Umfeld. Es gibt nämlich niemanden unter diesen Männern, der heute noch polyamor lebt.
"Egal", wie sie selbst auch fühlen, sie haben sich inzwischen auf die exklusive Zweierbeziehung eingelassen - und es zuvor IMMER als "NoGo" - "absolut ausgeschlossen" bezeichnet (so, wie ich selbst).
MEIN Fazit
:
Sobald der Mensch, in den sich "der Poly" verliebt, monoamor fühlend ist, gibt dieser monoamor fühlende Mensch die Bedingungen für die Beziehung an.
In unserer Gesellschaft leben - in Relation zum Ganzen gesehen - erziehungsbedingt nur wenige bekennende Polys.
Wer - da ist die 0,1% "Dunkelziffer
bzgl. "ich bin mir zu 99.9% sicher" - an wen "gerät", der bisher nur nicht den Mut zum Hinterfragen der gesellschaftlichen Norm fand, hat Glück.
Wahrscheinlichkeit: Sehr gering.
Für alle anderen heißt es wohl:
Exklusivität akzeptieren, oder... monoamore Partner für eine Beziehung ausschließen.
Nur... wer ist schon ein derart krasser Kopfmensch?