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Eifersucht & Beziehungssucht

*****oph Mann
110 Beiträge
Themenersteller 
Eifersucht & Beziehungssucht
Hier mal ein Artikel, der den Bogen ein wenig weiter spannt.

"... Suche ist immer Mangel und zur Sucht wird etwas, wenn der Mangel unbedingt verbessert, vertuscht oder verhindert werden soll. Du fühlst dich unsicher, ungenügend oder gar wertlos? Die beste Voraussetzung, dass du ohne eigene Identität bist. ..."

http://www.clarius-institut.info/eifersucht/
*******usy Mann
136 Beiträge
Was mich besonders fasziniert an dem Thema Eifersucht das ist, dass es das einzige negative Gefühl ist, das gesellschaftlich akzeptiert ist. Im Gegensatz zu Neid oder Gier - und dabei ist Eifersucht doch deutlich gefährlicher als diese beiden. Man muss sich nur anschauen, aus welchem Grund die meisten Morde geschehen ...

Warum ist es trotzdem so sehr akzeptiert durch unsere Gesellschaft?
*****uja Frau
2.503 Beiträge
Sooo akzeptiert ist es doch auch wieder nicht. Übertriebene Eifersucht gilt oft als krankhaft und ist dann auch verpönt.
Es kommt auf "den Grad" der Eifersucht an. Und auf die Bewertung, ob sie "berechtigt", also "wohlbegründet" sei. Ein gewisses Maß an Eifersucht halten manche für einen "Beweis von Liebe", ihr völliges Fehlen wird als Gleichgültigkeit gedeutet.

Ich persönlich halte ihr Auftauchen für verständlich und nachvollziehbar, wenn der Fortbestand einer gewünschten Beziehung bedroht ist.
*******usy Mann
136 Beiträge
Aha. "Berechtigte Eifersucht" ist also berechtigt und unberechtigte Eifersucht ist unberechtigt.

Seh ich völlig anders. Ich find sie immer schlecht denn sie hat immer eine ungute Wirkung. Und falls es tatsächlich jemand toll finden würde, dass jemand auf ihn/sie eifersüchtig ist, dann sollte er/sie sich fragen, was genau ihm/ihr daran gefällt. Die allermeisten Leute findens aber gar nicht toll.

"Ich musste mich trennen, mein Partner hat mir das Leben mit seiner Eifersucht zur Hölle gemacht" - solche Sätze kennen wir doch alle.

Der Wunsch, an Eifersucht was Gutes zu finden entsteht meist daraus, dass man die eigene behalten will - und das will man irgendwie als richtig begründen.
Keine Kost für mich -
Weder mit meinen Beziehungserfahrungen noch mit meinem Sein und Leben als Mensch kann ich am Artikel andocken - *sorry*.
*****_71 Frau
196 Beiträge
Mich stimmt diese ganze Diskussion, aber vor allem dieser Artikel echt nachdenklich.
Ich würde behaupten, ich bin nicht ganz unreflektiert in meinem Sein, in meinem Tun ....
Anscheinend ist dann bei mir aber doch etwas "komplett falsch", wenn ich durchaus gelegentlich eine gewisse Eifersucht in ganz unterschiedlichen Situationen einräumen muss.
Aber nun mal ernsthaft, mir ist der Artikel zu schwarz-weiß. Es gibt nun mal auch die Grautöne und ich halte Eifersucht nicht per se für so schwarz und verwerflich.
*****rsa Frau
8 Beiträge
?
Eifersucht ist nur ein Dach unter dem sich Emotionen befinden, die durch bestimmte Auslöser, nun ja, ausgelöst werden.
Neid, Wut, Scham, Angst etc.
Warum wird sie so verteufelt? Mitfreuen ist total ok, aber Verlustangst ist verabscheuungswürdig? Ich darf allen alles gönnen, aber neidisch darf ich nicht sein?
Ey, Leute, wir sind Lebewesen, und wir sind lebendig und dazu gehört die ganze Bandbreite an Emotionen und Gefühlen.
Ich gehöre zu den Eifersüchtigen und bin außerordentlich froh, dass mein Partner zu mir hält und mich unterstützt. Seine Geduld und auch das Zurückschrauben seiner Befürfnisse, zeigen mir wie loyal und integer er ist, wie ernst und wertvoll ihm unsere Beziehung ist. Und das wiederum hilft mir alte Erfahrungen mit neuen zu überschreiben und letztendlich die Eifersucht aufzulösen. Trotzdem finde ich es wichtig, die darunter liegenden Gefühle spüren zu dürfen und mich nicht auch dafür zu schämen. Denn dann kann ich sie auch verarbeiten. Alles darf gespürt werden. Und ich meine wirklich Alles!
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Aber gibt es nicht einen klaren Unterschied zwischen bei sich spüren und für diesen geschützten nährenden Raum sorgen oder diesen (kindlichen) Emotionen das Lebens-Ruder zu übergeben und die Abhängigkeit vom Gegenüber weiter ausbauen?
****nna Frau
213 Beiträge
Den Unterschied gibt es auf jeden Fall. Also, JA

Und wir sind unseren Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert.

Und es ist wenig hilfreich sich selbst oder andere wegen eines Gefühls bzw einer Seelenlage, die ohnehin schon schmerzhaft ist, auch noch zu verurteilen.

Liebevolle Annahme (siehe Liv_Yrsas Beitrag) bedeutet Heilung. Und damit immer weniger Schmerz.

Eigentlich ganz einfach *g*
*******usy Mann
136 Beiträge
Man kann nicht wollen wollen
Ich glaub ich habe gerade gemerkt, wo das Missverständnis liegt. Grundsätzlich kann sich ja niemand von uns seine Gefühle, Bedürfnisse, Impulse "aussuchen". Also: "Man kann nicht wollen wollen".
Insofern ist es natürlich erst mal gut wenn man all seine Gefühle annimmt und nicht sofort einsperrt (denn das macht auf Dauer unglücklich) - wenn man sie zunächst erst mal stehen lässt ohne sie zu bewerten. Das ist ein wichtiges Ding - auch im Verhalten anderen Menschen gegenüber wenn man deren Gefühle wahrnimmt.

Interessant wird es dann im zweiten Schritt: In dem geht es dann darum, zu erkennen, zu welchen Verhaltensweisen mich das Gefühl bringt. Und hier stellt man fest, dass ein Gefühl (z.B. Liebe) abhängig von der Situation zu Gutem ("ich hab Dich lieb!") oder etwas Ungutem ("weil ich Dich lieb habe bring ich Dir Deinen Schulranzen bis ins Klassenzimmer!") führen kann. Die allermeisten Gefühle sind also nicht eindeutig "gut" oder "schlecht" (Sadismus kann in bestimmten Situationen sooo toll sein *zwinker* )
Sondern sind situationsabhängig "eher passend" oder "eher unpassend".

Soweit einverstanden?

So - wenn man das tut, dann stellt man fest, dass manche Gefühle sehr sehr selten zu positiven Verhaltensweisen führen - vielleicht sogar nie. Jeder von uns weiß, dass es solche Gefühle gibt. Ich selbst rechne Eifersucht auch dazu - wenn mir aber jemand Situationen nennen kann, in denen Eifersucht auf irgend jemanden positiv wirkt (aber bitte nicht als Beweis für Liebe bezeichnen - das ist mir echt zu kurz gesprungen), dann bitte raus damit.

Nächster Schritt: Ich habe also den Eindruck, dass ein bestimmtes Gefühl nie zu was Positivem führt. Dann ist es logisch, dass ich beginne, diesem Gefühl zu misstrauen - dass ich auch beginne, dieses Gefühl auch zu bewerten. So ist es mir mit Neid und Eifersucht gegangen - ich persönlich bewerte dies beiden Gefühle als negativ. Und durch diese innere Einstellung zu diesen beiden Gefühlen haben sie sich in mir über die Jahre deutlich "verdünnisiert". Das ist/war aber ein langwieriger Prozess, kein spontaner.
Also nicht so: "Ich finds nicht gut also fühl ich das jetzt auch nicht mehr!"
Sondern: "Schau Dich an - was genau geht hier in Dir vor?"
Letzteres hat dann eine Wirkung, die sich langfristig auch in der Änderung der eigenen Gefühlswelt bemerkbar macht.
*****rsa Frau
8 Beiträge
@Paradiesquelle
Emotionen greifen immer in den Raum des Anderen, wenn Du mit ihm interagierst. Meiner Meinung nach bist Du ohnehin abhängig von anderen Menschen. Wir sind soziale Wesen, wir brauchen die Anderen!
Die Frage ist hauptsächlich, wie die Beteiligten damit umgehen. Und wenn der eine seine Gefühle zulässt und der Partner sie aushält, da entwickelt sich ein vertrauensvoller Raum. Ewig dieses Abschirmen von den angeblich negativen Emotionen eines anderen Wesens und dann auch noch zu behaupten, dass es der einzige Weg ist, versteckt unter einem spirituellen und esoterischen Deckmantel....neeee
*******enig Mann
10.063 Beiträge
ich bin immer skeptisch,
wenn mir Leute gegen Gebühr die Welt erklären wollen. Insofern tue ich mir schwer, mit den verschiedenen Coaching-Angeboten warm zu werden. Trotzdem ist natürlich vieles wahr, was auf dieser Seite ge- bzw. beschrieben wird.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
für mich
ist Eifersucht ganz klar kein Gefühl; sondern eine Emotion. Ich befinde mich also wenn ich das bemerke/meine zu fühlen nicht in der Gegenwart mit dem jetzigen Gegenüber, sondern in der Vergangenheit als Kind gegenüber Elternteilen, Kindergärtnerin etc.
Und hier gibt es ein Bedürfnis meines inneren Jungen/Mädchen, was in der Kindheit nicht ausreichend genährt und erfüllt wurde. Meine Aufgabe als Erwachsener ist nun den kleinen Jungen an die Hand zu nehmen und zu schauen, wie ich hier dieses "Loch" gut "füllen" kann. Einen geschützten Rahmen kreieren, wo er bekommt, was er hier braucht. Also Gegenüber suchen und mit denen einen klar definierte Basis (was genau will ich, was bin ich bereit dafür zu geben) kreieren auf den sich dann Erfüllung findet. Wenn in der Partnerschaft möglich toll, wenn nicht im Freundeskreis oder auf professioneller Basis finden. Vielleicht hat der Junge nicht genügend Brust bekommen, also nach einer Frau mit "passenden" Brüsten schauen, die selber im Idealfall auch Lust hat mich hier zu nähren, den kleinen Jungen willkommen heist. Vielleicht fehlte mir der Papa, der mit mit spielt und mich toll findet, also einen passenden Mann suchen, der mich hier gerne an die Hand nimmt (weil ihm im Idealfall auch fehlt Vater sein zu können). Solange bis dieses innere Loch wahrhaftig gefüllt ist.
Das entspricht nicht unserem romantischen Liebesbild, aber für mich die klare Selbstverantwortung für Selbstliebe. Mich zu befreien von Lebensengen/Traumas/kindlichen Weltbilder über mich/Gegenüber die einseitig/falsch sind ... Dafür zu gehen, wahrhaftig erwachsen zu werden.
Und eine Welt erschaffen, wo ich mich/Raum ebenso dann anderen zur Verfügung stelle. Verantwortung dafür zu übernehmen, dass diese Löcher nicht mein Ruder in der Hand haben und mein Leben letztendlich eng machen und weit unter dem möglichen Glück halten. Diese Bedürfnisse wahrhaftig ernst nehmen und mir erfüllen, statt meist unausgesprochen automatisch von meiner Partnerin zu erwarten.
Das beinhaltet dann auch, dass der kleine Junge weiterhin in meinem Leben sich ergözen/erfreuen kann. Ich Dinge (angeln gehen, Holzhaufen stapeln, Eis essen, ...) in meinem Lebenalltag einbaue, die jugendlichen Spaß bedeuten.
*******usy Mann
136 Beiträge
.... ist Eifersucht ganz klar kein Gefühl; sondern eine Emotion.....
Wow - das ist das erste Mal dass jemand das mir gegenüber unterscheidet - könntest Du erklären, was für Dich der Unterschied ist?
*danke*
*******ster Mann
1.763 Beiträge
Es gibt keine falschen Gefühle.
Punkt.

Ich habe Verantwortung dafür, was ich tue und lasse.
Nicht dafür, was ich fühle.

Es gibt auch keine falschen Träume. Oder falsche Phantasien.

Ich lehne jeden direkten oder indirekten Druck zur Selbstoptimierung ab. Weil ich es für wichtiger halte, zu lernen, sich und Andere anzunehmen. Mit allem, was schwach, problematisch oder unreif erscheint. Annehmen können ist ein Merkmal von Liebe. Verändern wollen ist es eher nicht.

Manchmal sind wir für uns selbst und für Andere eine Zumutung. Darin wird nichts und niemand etwas ändern. Aber wir können vielleicht lernen, damit umzugehen.
*******ster Mann
1.763 Beiträge
@paradiesquelle
Es ist natürlich richtig, daß unser Leben und Fühlen heute mit Erfahrungen gestern verknüpft ist.
Es ist aber nicht so einfach, wie Du schreibst. Die Erfahrung eines Kindes ist kein isolierter Unfall, den ich im heute symbolisch beheben kann um mich so von den Auswirkungen dieser Erfahrung im Jetzt zu befreien.
Und es ist Küchenpsychologie mit unredlicher Absicht, wenn ich einem Menschen, dessen Eifersucht mir unangenehm ist, unterstelle, seine Eifersucht gründe nur darauf, daß er als Kind eine nachteilige Erfahrung gehabt habe. Er solle seine Eifersucht also für sich behalten, dem inneren Kind ein Eis kaufen und mir ohne Eifersucht begegnen, denn ich könne ihm gar nicht weh tun, sondern nur alten Schmerz aktivieren.
Mach das nicht, denn damit wirst Du Dir und Deinem Gegenüber nicht gerecht.
******age Mann
3.161 Beiträge
Eifersucht hat Folgen ...
Ich bin zwar eifersuchtsfrei und fühle dennoch eher monogam was Nähe und Zuhause sein angeht. Wenn ich Eifersucht fühle, brauche ich da ja nicht hineingehen. Und treu kann ich vor allem dann sein, wenn mir keine Eifersucht entgegenschlägt, sonst glaube ich, kann ich es in Zukunft nicht mehr sein.

Ich habe eine siebenjährige eifersuchtsfreie Beziehung ohne Fremdvögeln hinter mir, es war einfach nicht nötig und eine noch längere offene Beziehung und eine Beziehung mit einer extrem eifersüchtigen Frau: Warum war sie eifersüchtig? Ist sie fremd gegangen und hat mir deshalb nicht vertraut?

Ich denke, Eifersucht sagt eher etwas über den Menschen aus, der eifersüchtig ist, als über den, der damit kontrolliert werden soll - Treue kann ich immer nur freiwillig geben - man nennt das auch Liebe. Und vielleicht kann ich auch zwei Menschen lieben, auch dann ist Eifersucht fehl am Platze.
****ken Mann
45 Beiträge
Kann Eifersucht positiv sein???
*******usy:

... Wenn mir aber jemand Situationen nennen kann, in denen Eifersucht auf irgend jemanden positiv wirkt (aber bitte nicht als Beweis für Liebe bezeichnen - das ist mir echt zu kurz gesprungen), dann bitte raus damit.

Zunächst einmal denke ich, dass die Unterteilung in positive und negative Emotionen oder Gefühle zu kurz greift. Wie schon angemerkt sind Gefühle und Emotionen nicht kontrollierbar - Sie kommen und gehen einfach. Als solches würde ich sie nicht werten. Sie haben alle ihre Gründe, Berechtigungen sowie Vor- und Nachteile. Meines Erachtens kommt es darauf an, wie man mit den Emotionen bzw. Gefühlen umgeht.

Das "Positive" an der "Eifersucht" ist, dass es mir meine Verlustängste aufzeigt ... Und die haben die allermeisten Menschen. Nur eben unterschiedlich stark ausgeprägt.

Ich empfinde in bestimmten Situationen durchaus eifersüchtig. Zwar nicht so stark, dass ich deswegen meine Partnerin kontrollieren will oder diese Emotion in sonst einer Form mich kontrollieren lassen will. Trotzdem würde ich sie in der Bandbreite von "Eifersucht" einordnen. Hätte ich solche Emotionen aber in der Vergangenheit nicht gehabt, so hätte es auch nicht die Gespräche darüber gegeben, so hätte ich auch nicht ergründen können, warum ich so empfinde, so ...

wäre mein Leben um so vieles ärmer gewesen. Danke auch an das Beispiel von Liv_Yrsa. Eifersucht kann eben auch zueinander führen...

Sind es nicht oft gerade die "negativen" Empfindungen, die uns zu uns selber führen? *nachdenk*
*******wers Frau
93 Beiträge
Eifersucht (und andere sie umgebende schwierige Gefühle) können auch auf eine Schieflage in der Beziehung hinweisen. Als Signalschild kann sie also sehr sehr positiv sein!

Wie man dann die Schieflage ausgleicht, ist eine andere Sache und da gibt es mehr oder weniger hilfreiche Wege, das zu tun. Nicht jeder Weg ist für jeden Menschen zum gegebenen Zeitpunkt gangbar.

Nur am Innen zu arbeiten und kein bisschen am Außen... naja, so buddhamäßig ist fast niemand auf dieser Welt drauf *zwinker* Die meisten von uns würden sich damit sehr aufreiben und verhältnismäßig wenig erreichen. Genau das ist für mich das Gegenteil von einer liebevollen, selbstfürsorglichen Haltung.

Wir dürfen auch mal eine Zumutung für den anderen sein. Andere dürfen auch mal eine Zumutung für uns sein.
(Und ich sollte mir das wohl mal ganz groß an die Wand schreiben *ggg* )
******ore Frau
4.633 Beiträge
Und manchmal ist es auch gar nicht so einfach, den Zugang zum inneren Kind zu finden.

Der ist uns sicher nicht ohne Grund ganz schön verborgen.....

Wer Kinder hat und weiß, wie schwierig es ist, ihnen gerecht zu werden (wir wissen selbst nicht, was welche Folgen hat, können nicht immer für Abhilfe sorgen, weil es schlicht übergeordnete Bedürfnisse gibt und unsere Gesellschaft eben nicht mehr so konzipiert ist, dass mehr als zwei Menschen für die Erfüllung kindlicher Bedürfnisse zuständig sind), weiß, was ich damit meine.

Meine Traumata sind gerade schwer zugänglich und trotz intensiver Bemühungen und mich dem/ den anderen zumuten - und die mich mindestens teilweise damit sehr willkommen heißen!!!- lösen sie sich nicht auf.
Und mich persönlich zieht es nicht näher zum anderen hin in Beziehung, nein! Mein Ergebnis ist, mich nach dem Anschauen unabhängiger zu machen, erstmal mit meinen Bedürfnissen bei mir zu bleiben, sie in mir zu erfüllen und das bedeutet: Rückzug von anderen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich wage einen persönlichen Beitrag.
Ich habe die letzten mindestens eineinhalb Jahre sehr intensiv darauf verwendet, mich meinen Gefühlen, Emotionen und Traumata zuzuwenden. Dies - und es ist mir wichtig, das das als Grundlage, als Motivation verstanden wird, nicht um einer Selbstoptimierung willen. Sondern eher genau andersherum: ich habe mehr als deutlich wahrgenommen, das mich meine Emotionen und Traumata steuern; ich mich ihnen quasi hilflos ausgesetzt fühlte, mit ihnen identifiziert war. Und ich litt immer mehr darunter, wie sehr nicht nur ich selbst, sondern auch alle meine Begegnungen eingeschränkt waren - und eben auch die Menschen, die ich doch eigentlich lieb hatte. Ich spürte, das ganz ganz oft, in ganz dichten für mich als bedrohlich empfundenen Situationen nicht ich das bin, der da so agiert und reagiert - und ich wollte da raus, ohne zu wissen oder vorzuformulieren, wohin genau. Ich wollte wissen, wer ich dahinter bin und was alles an Lebendigkeit geht, wenn ich nicht aus Emotionen und traumatischen Mustern heraus reagiere.
Vivian Dittmar hat die beiden Begriffe Gefühl und Emotion getrennt und spezifisch belegt; für den "normalen" Sprachgebrauchler unüblich und vielleicht etwas verwirrend. Gefühle sind schlicht Interpretationen im Hier und Jetzt; mit ihnen orientiere ich mich und setze mich für meine Bedürfnisse ein. Ich fühle jetzt und hier direkt; ich habe Angst, bin traurig, bin wütend oder habe Freude, und gut ist. Aus ihnen heraus kann ich dann agieren und mich für das ein oder andere einsetzen. Emotionen dagegen beschreiben alte, frühere nicht gefühlte Gefühle. Zum Beispiel bekomme ich in einer bestimmten Situation Angst, die eigentlich überhaupt nicht in diese Situation passt. Etwas triggert mich an, und ich reagiere sofort aus dieser alten Emotion heraus, obwohl ich heute die Situation ganz anders interpretieren könnte. Irgend jemand macht mir zum Beispiel Angst; wasweissich; zum Beispiel, das ich Angst bekomme, von diesem Menschen verlassen zu werden. Der Mensch meint das aber garnicht so und will mich überhaupt nicht verlassen, aber ich kann garnicht im Hier und Jetzt und schon lange nicht bei meinem Gegenüber bleiben, und das was ich dann fühle, ist eben nicht das im Jetzt begründete Gefühl, sondern ein aus Emotionen heraus agierendes System. Traumata, besonders Entwicklungstraumata sitzen da noch eine Etage tiefer, und übrigens nicht einfach im Kopf, sondern im gesamten System; ganz tief als Körpererinnerung verankert.
Nichts an diesem Verhalten ist falsch, im Gegenteil. Es war irgendwann total und vollständig vonnöten, dieses Gefühl nicht zu fühlen, sondern ganz tief in den Keller zu legen. Es war nämlich zu gross, oder durfte nicht gefühlt werden - und es war Überlebensstrategie, das dann abzuspalten und nicht wahrzunehmen. Es gibt überhaupt und null und wirklich keinen einzigen Grund, deswegen in irgendeine Wertung oder Verurteilung zu gehen. Im Gegenteil: dieser Mechanismus hat uns schlicht am Leben erhalten, hat uns überleben lassen. Nur: das war gestern, und ich kann ganz vieles im Hier und Jetzt überhaupt nicht leben, weil mir mein Gefühl fehlt und ich nur aus Emotionen heraus reagiere. Und alle Schutzmechanismen, die auf andere zum Teil auch richtig übel gerichtet sein können, helfen mir heute nicht weiter: ich habe keinen Zugang, weder zu mir noch zum Gegenüber. Die Mechanismen kennen wir alle, das sind Geschichten und Dramen und Täter und Opfer und ichweissnichtwasalles.
Es geht dabei überhaupt nicht um Selbstoptimierung, sondern andersherum um Wiederfinden. Es geht nicht um den Kopf, NoJealousy. Und das, was wir brauchen, um uns da wiederzufinden und im Hier und Jetzt wieder da zu sein, sind Menschen, die uns liebevoll begleiten, die uns sicheren Raum bieten, die uns Gegenüber bieten und einfach da sind. Wir brauchen einander, und in meinem Verständnis und in meiner Erfahrung liebevoll und verbindlich; ich bin sehr sehr dankbar für deine Liebe, liebe RSF.
Das, was Vivian so formuliert und ausgearbeitet hat, findet sich in vielfacher Weise auch woanders. GFK macht nichts anderes; Roosevelt zB sagt, das man "gewaltfrei" auch durch "einfühlsam, empathisch" ersetzen kann. Schnarch zB beschreibt nichts anderes, wenn er von Differenzierung spricht.
Und natürlich versuchen wir auszulagern auf den Partner; ziemlich genau den Teil, den wir an uns selbst vermissen und zu dem wir keinen Zugang finden. Aber diese ganze bedrohliche Kacke von "Verantwortung übernehmen müssen" und Richtig und Falsch und Defizit und Schuld - das ist pure Gewalt, und im Falle von Werbung solcher Psychoterroristen, die mit dem schlechten Gewissen, das sie mir machen und was ich haben muss, wenn ich mir all dieser Defizite bewusst werde, so ziemlich das Mieseste, was wir füreinander tun können.
Nö - wir suchen uns unsere Gegenüber selbst aus; von mir aus auf feinstofflicher Ebene, wie es im Artikel heisst. Aber nicht, weil wir irgendetwas müssen, sondern weil wir wollen und können. Es ist eine Einladung, die ich mir und meinem Gegenüber ausspreche - und das ist etwas ganz anderes, ganz liebevolles. Wir brauchen einander, und wir tun besser daran, gemeinsam uns Raum zu geben als uns abzugrenzen und zu bedrohen.
*******usy Mann
136 Beiträge
Hallo Lateral,

zuerst: Danke für den Beitrag - ich hab immer wieder mit dem Kopf genickt - ich stimme Dir zum größten Teil sehr zu. Manche Begriffe verwende ich etwas anders - z.B. erschließt sich mir die Trennung zwischen "Gefühl" und "Emotion" nicht - sie erscheint mir als Versuch, etwas zu sortieren was an der Stelle nicht wirklich etwas Verschiedenes ist. Aber macht nichts. Der Absatz:

Zum Beispiel bekomme ich in einer bestimmten Situation Angst, die eigentlich überhaupt nicht in diese Situation passt. Etwas triggert mich an, und ich reagiere sofort aus dieser alten Emotion heraus, obwohl ich heute die Situation ganz anders interpretieren könnte.

den kann ich dick unterstreichen. Ich würde nur am Schluss sagen: "... interpretieren sollte" weil die alte Emotion mich ja da über die wirklich Realität hinwegtäuscht. Was natürlich nicht gut ist.

Nichts an diesem Verhalten ist falsch, im Gegenteil. Es war irgendwann total und vollständig vonnöten, dieses Gefühl nicht zu fühlen, sondern ganz tief in den Keller zu legen. Es war nämlich zu gross, oder durfte nicht gefühlt werden - und es war Überlebensstrategie, das dann abzuspalten und nicht wahrzunehmen. Es gibt überhaupt und null und wirklich keinen einzigen Grund, deswegen in irgendeine Wertung oder Verurteilung zu gehen. Im Gegenteil: dieser Mechanismus hat uns schlicht am Leben erhalten, hat uns überleben lassen. Nur: das war gestern, und ich kann ganz vieles im Hier und Jetzt überhaupt nicht leben, weil mir mein Gefühl fehlt und ich nur aus Emotionen heraus reagiere. Und alle Schutzmechanismen, die auf andere zum Teil auch richtig übel gerichtet sein können, helfen mir heute nicht weiter: ich habe keinen Zugang, weder zu mir noch zum Gegenüber. Die Mechanismen kennen wir alle, das sind Geschichten und Dramen und Täter und Opfer und ichweissnichtwasalles.

Ja - genau so ist es. Beispiel: Meine Mammi hat mich nicht geliebt *heul* - und deswegen glaub ich auch heute keiner Frau dass sie das tut *oh* - dass das nicht so gut ist, das ist wohl klar.

Wo wir bisher aber nicht zusammengekommen sind: Ich werte ein solches Verhalten (eine solche Prägung) durchaus. Ich glaube, dass eine Prägung die so etwas verursacht, heute insofern "schlecht/falsch" -ist, als sie mir und anderen heute schadet. Manche nennen so ne Prägung auch "Schattenkind" - und sowas ist zwar verständlich (und ich sollte dieses verletzte Schattenkind in den Arm nehmen) aber es ist insofern "falsch" als es heute etwas behauptet was nicht stimmt! Und das sollte ich diesem Schattenkind (also mir selbst) beibringen.

Es geht dabei überhaupt nicht um Selbstoptimierung, sondern andersherum um Wiederfinden. Es geht nicht um den Kopf, NoJealousy.
Hmm - ich weiß nicht, was Du mit "Selbstoptimierung" meinst. Ich habe den Wunsch, "es besser zu machen" als in der Vergangenheit (also bessere Entscheidungen zu treffen). Das kannst Du nennen wie Du willst. Oder meinst Du was anderes?
Dass mir mein Kopf/Verstand dabei hilft, das find ich super - dass es nicht um ihn geht, das ist auch klar. Er ist "nur" ein Werkzeug. Allerdings ein wichtiges. *g*
Schau - der Verstand in uns - der hat keine Motive. Alles was wir tun, alles was uns antreibt ist in der Gefühlswelt begründet. Allerdings kann das Gefühl nicht denken. Solche Fragen zu beantworten wie: "Was richte ich bei meinem Kind (gefühlsmäßig) an wenn ich es jeden Tag bis ins Klassenzimmer begleite?" - das ist eindeutig der Job des Verstandes, das kann das Gefühl nur mit seiner Hilfe verstehen.

Und an solch einem Beispiel will ich nochmal erklären, was ich als "falsch" empfinde. Die Aussage "nichts ist falsch" ist zum Treffen von Entscheidungen (was wir jeden Tag tun müssen) völlig unbrauchbar - natürlich müssen wir rausfinden, was wir als falsch empfinden. Allerdings sind Gefühle wie schon gesagt meist nur "situativ" richtig oder falsch - genauer: Sie sind eigentlich gar nicht richtig/ oder falsch sondern verleiten uns in der Situation nur zu etwas, was eher richtig oder falsch ist. Wenn man dann beginnt bestimmten Gefühlen zu misstrauen weil man die Erfahrung macht, dass sie einem immer wieder auf die Füße fallen, dann ist es vielleicht etwas voreilig das Gefühl als "falsch" zu bezeichnen - das geb ich zu. Wenns einem immer auf die Füße fällt ist das aber nachvollziehbar, oder? *g*

Auch wenn ich finde, dass mein Schattenkind nicht besonders klug ist - ich nehms trotzdem in den Arm, ich weiß ja, woraus es entstanden ist ...
Ich lass es aber nicht auf dem Tisch tanzen - ich lass es nicht bestimmen, was ich heute für richtig halte. So gut ich das eben hinkriege.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich finde Schattenkinder unglaublich schlau: sie sorgen bestmöglich dafür, dass ich "überlebe"!

Dass diese Strategien mir langfristig nicht gut tun, dass sie später- wenn ich selber besser für mich sorgen kann, weil ich unabhängiger bin- nicht mehr nicht mehr sinnvoll sind, das ist eine andere Sache!
*******usy Mann
136 Beiträge
Ich finde Schattenkinder unglaublich schlau: sie sorgten bestmöglich dafür, dass ich "überleben konnte"!
Dass diese Strategien mir langfristig nicht gut tun, dass sie heute, wo sich die Welt um mich herum geändert hat und ich unabhängiger bin nicht mehr sinnvoll sind, das ist das, was mich heute beschäftigt!

*g*
*******ius Mann
62 Beiträge
Eiffersuch fühlen Vs eiffersüchtig Handeln
Ich halte es sehr wichtig das gefuehle gefuehlt werden Duerfen und angenommen werden.

Aber es besteht ein grosser unterschied zwischen gefuehlen aeussern und dem Handeln aus eiffersucht, wie beispielsweise aussprechen von Vetos nicht akzeptieren anderer Partner und nicht freiraeume gewaehren.

Klammern ist schwierig und gefuehle bekommen dann schwerer luft und es gibt einen zyklus zu brechen.
Je mehr gefordert wird wenn die andere person luft braucht desto weniger kann das gegenueber geben.
Und gefuehle werden dann erstickt. sich gegenseitig luft geben ist sehr wichtig, genau wie sich liebe geben. Das feuer der Liebe hat eben diese zwei wichtigen komponenten, die liebesnahrung das wie Holz verbrennt und die luft die es verzehrt.

Ich hoffe die metapher des feuers ist jetzt nicht ueberreizt.

Wuensche uns allen fuerige liebesnaechte und die luft sie geniessen zu koennen!
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