ich finde die Frage gut...
und die Antworten sehr hilfreich, wenn auch nicht immer nett.
Das ist also der aktuelle Stand und so werden "wir" wahrgenommen.
Aber es wundert mich auch nicht, denn ich würde behaupten, die meisten von uns (inklusive mir selbst) haben noch kein richtiges "Coming out" hinter sich. Unter richtig verstehe ich: alle wissen Bescheid.
Und wenn man die Beiträge so liest, dann weiß man auch direkt wieder, warum man sich dem nicht aussetzen möchte.
Im letzten Beitrag den ich mir angeschaut habe, ich glaube vom SWR, wurde deutlich erwähnt, dass es sich mehr als schwierig gestaltete, polylebende Menschen zu finden, die offen mit diesem Thema umgehen möchten und sich auch vor der Kamera zeigen.
Klar, dass sich dann hauptsächlich Menschen finden die "anders" (und das meine ich durch und durch positiv) sind und mit dem Anecken umgehen können oder es gar lieben. Das ist mutig und das ist "über den Dingen stehen", aber damit kann sich der Nullachtfünfzehn-Bürger natürlich nicht identifizieren.
Die Antworten auf deine Frage haben mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, genau deshalb trotzdem offen zu leben. Sich der Angst vor den Vorurteilen zu stellen, aber auch den evtl. realen Anfeindungen, die einen womöglich erwarten werden. Wir sind mit diesem Thema trotzdem noch am Anfang, wenn auch nicht mehr bei 0. Ich lese immer mal wieder, "Polyamorie, der neuste Trend", das ist doch ein gutes Zeichen. Ich glaube nicht, dass es ein Trend ist, aber dass immer mehr Menschen sich trauen und das find ich toll.
Aber ja, man muss bei sich selbst anfangen und so an dieser Stelle wieder die Notiz an mich: Sei mutig, lebe und liebe offen!
Zur eigentlichen Frage möchte ich dir natürlich auch antworten. Und das ist ein sehr persönlicher und ehrlicher Einblick in mein weibliches Hirn
:
Als ich noch mono eingestellt war, wäre ein Poly-Mann auf jeden Fall durchs Raster gefallen. Ich würde behaupten, (Mono-)Frau nimmt immer den Mann mit dem sie sich die schönste Love-Story ausmalen kann. Ich glaube es ist das "teilen" das unattraktiv wirkt. Ich denke sogar, ein vergebener Mono-Mann, den man zumindest theoretisch für sich allein erobern könnte, ist eine "attraktivere" Option.
Heute unterscheide ich: Ein Poly-Mann, der offen für eine weitere gleichberechtigte Beziehung ist für mich sehr attraktiv, ein Poly-Mann, der auf der Suche nach einer Zweitbeziehung ist, ist für mich weniger attraktiv (auch als polydenkende Frau gefällt mir dieser "zweite-Geigen-Gedanken noch nicht), ein Poly-Mann der auf der Suche nach einer Freundschaft+ oder eine Sexbeziehung ist, ist für mich persönlich gar nicht attraktiv.
Da kommen mir sofort folgende Vorurteile in den Sinn: "unsere Intimität würde nicht gewahrt werden" (die andere/n Frau/en sind über alles im Bilde), dann käme das grundsätzliche Zeit-Problem zweier gebundener Menschen hinzu und ebenso das Location-Problem. Das sind schon vorab zu viele negative Gedanken (wahrscheinlich gar keine reale Sorge) ggü einer Sache, die ja quasi von "Lockerheit, Zwanglosigkeit und einer stressfreien Zeit" lebt. Ein ungebundener Mann wäre mir hier also zumindest theoretisch deutlich lieber.
Das ist aber nur meine verkopfte Einteilung. Hier im joy, wo im ersten Moment nicht die Ausstrahlung entscheiden kann, sortiere ich mit Sicherheit auch entsprechend aus.
Im normalen Leben entscheiden ganz andere Dinge. Wenn ich verliebt bin, bin ich vielleicht doch bereit die "rangniedrigere Position" in einer Mehrfachbeziehung einzugehen oder wenn die sexuelle Anziehung riesig ist, entsteht vielleicht doch eine Freundschaft + mit einem Poly-Mann. Im normalen Leben bin ich dann wieder viel beziehungsanarchistischer eingestellt als hier im Joy.
Vielleicht stelle ich deine Frage in eine paar Wochen erneut im Forum. Würde mich mal interessieren, was man als Frau so für Antworten bekommt. Ich wette, die fallen komplett anders aus ..zumindest von der Männerwelt.