Ich finde es blöd, weil ein solcher Vergleich immer nicht nur eine Sache auszeichnet/erhöht sondern gleichzeitig die andere Seite erniedrigt/runterdrückt. Also so, als würde ich mich beim Schwimmen aus dem Wasser recken, indem ich mich auf der neben mir schwimmenden Person aufstütze.
Warum lässt du es dann nicht sein, "automatisch die andere Seite abgewertet zu verstehen"?
Aus meinem Beispiel wäre es die Wertung und dann daraus zu implizieren: ist die andere Frau jung, bin ich alt, also bin ich unattraktiver usw.
Ich impliziere in meinem Kopf. Es passiert eben nicht automatisch, dass es so immer ist.
Wenn ich zu meinem Mann sage, dass der andere Mann ganz toll streichelt, bedeutet es nicht automatisch, mein Mann streichelt schlecht und soll das lieber lassen.
Nur weil unsere Beziehung ohne On-Off-Drama läuft, bedeutet es nicht implizit, dass ihm mit mir dieses Drama fehlt.
Wenn jemand einen Wettbewerb gewinnt, ist er der Beste. Wer impliziert, macht daraus "Alle anderen Menschen sind Verlierer". Wer nicht impliziert, weiß, dass es ganz normal ist, dass es einen gibt, der am schnellsten gelaufen ist, die beste Prüfungsnote geschrieben hat und so weiter. Schließlich gehen großartigen Bewertungen großartige Leistungen voraus. Das muss ich nicht entwerten, damit bloß wieder alle gleich gemacht werden können und sich bloß niemand (am Ende geht es doch um einen selbst? ) weniger wertvoll ist.
Bevor so ein Umkehrschluss gemacht wird, einmal kurz innehalten und schauen, woher das Bedürfnis danach kommt. Was die Kränkung ausmacht, wenn der andere Partner besser küsst, gebildeter ist, mehr Geld verdient, mehr Zeit hat, schon viele Medaillen gewonnen hat.
Denke ich zurück als ich Mitte 30 war, mein Körper straffer, ich hatte mehr Kraft, noch viel mehr Lebensjahre vor mir, da könnte mich schon der Neid überkommen, die Uhr nicht zurück stellen zu können. Es könnte mich traurig machen und wütend und frustriert. Ich könnte Missgunst entwickeln.
Aber will ich das?
Solche Gedanken flattern auch durch mein Gedankenfach. Zulassen. Durchlassen. Oh guck mal, was ist das denn wieder für ein interessanter Gedanke. Huhu Gedanke, wer bist du denn und wo kommst du her?
Ich schreibe gerade im Brainstorming Modus.
Jedenfalls haben Gedanken meistens einen Ursprung und eine Funktion. Viele kommen glaube ich aus unserer Erziehung. Man muss alle Menschen gleich behandeln. Zum Beispiel. Oder ich darf nicht besser sein als andere, weil andere dann gemein zu mir werden, also darf ich sie nicht neidisch machen. Oder eben die scheinbar automatische Implikation. Bin ich besser, ist der andere schlecht. Vielleicht habe ich erlebt aussortiert zu werden, weil jemand anderes besser in etwas war und will das unbedingt vermeiden.
Ich gewöhne mir an nichts wirklich zu wissen. Zu hinterfragen, sobald ein eigener Gedanke mir weh tun will. Gerade wenn sich so eine kleine Mistkrampe normal und richtig anfühlt. Dann nehme ich ihn hoch und guck ganz genau was der von mir will.
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