Ich frage mich nach dem Lesen aller Beiträge zwar, woher Smartkoenig das Folgende
Bei dem Mann mit der 30 jährigen Ehe, die er aufgegeben hat, ist es einfach so, dass er eine Beziehung zu dir nicht vertiefen möchte.
weiß, aber das ist für meine Gedankenflut zu themisabeths Thematik natürlich zweitrangig. Würde eine vorausgegangene, sehr lange Beziehung einer neuen Bindungsfähigkeit widersprechen, gäbe es meine eigene aktuelle Beziehung nicht.
Den Mann, von dem uns themisabeth hier berichtet, kennen wir alle nicht und generell läuft ja niemand in den Schuhen des Anderen, weshalb hier viel Interpretation und Spekulation unterwegs ist.
Immer wieder gibt es diesen Moment bei mir, wenn ich in dieser Gruppe lese... - diesen Gedanken, dass ICH "hier völlig falsch gelandet" bin.
Solche Threads - wie dieser hier - stimmen mich allerdings sehr nachdenklich, haben sie doch zur Folge, dass ich zum Teil eigene, ganz große Fragen darin wiederfinde. Und dann weiß ich wieder, dass ich in dieser Gruppe richtig bin
.
Ganz lieben Dank, themisabeth!
Meine Gedanken zum Thema sind mal wieder recht wirr und es ist mir von gestern auf heute auch nicht gelungen, sie zu sortieren.
Ohne jetzt wieder beim oft diskutierten - echt inzwischen leidigen - Thema "Definition" landen zu wollen, sehe ich es auch hier wieder als problematisch, dass "Polyamorie" für so vieles als Beschreibung herhalten muss, dass es echt schwer ist, in einer Gefühlswelt Gleichgesinnte überhaupt noch unter "polyamor" ausmachen zu können...
Weiter im "Wirrwarr" meiner Gedanken:
WENN polyamore Verbindungen nun tatsächlich den Einzelnen aus alten "Zwängen", die in der Vergangenheit in monoamoren Verbindungen empfunden wurden, befreien soll, wieso sollen dann ausgerechnet diese "frei lassenden" Verbindungen für (mein Eindruck!) so vieles herhalten?
Werden "Brauchen" und "Abhängigkeit" weniger, wenn ich den Anspruch erhebe "mich weiterentwickeln zu wollen" und "meine Themen gespiegelt zu bekommen"?
Verlagert sich nicht dann fataler Weise unter dem Begriff "Polyamorie" alle Liebe weg vom Anderen zu mir und Verbindungen mutieren zu einer Form von "Benutzen" des Gegenübers?
Liebe als "Mittel und Zweck zur Selbstverwirklichung"???
"Ich bin unabhängig von dir und frei. Du kannst weitere Partner haben - ich auch - und wir sind ja alle so tolerant, ach so achtsam und in Selbstliebe unterwegs, ABER wenn ICH dann zum Zwecke der Selbstfindung dein Spiegeln brauche, DANN sei da!" ?
Das mag jetzt provozierend und "böse" klingen und ein bisschen ist es auch so gemeint
.
Ich beobachte, dass polyamor fühlende Menschen einerseits voller Sehnsucht nach einer anderen Welt, nach besonders tiefen Verbindungen und nach dem ganz großen Wunsch nach Selbstfindung unterwegs sind - ich auch.
Andererseits sehe ich oft, dass versucht wird, bestimmte andere, sehr MENSCHLICHE Eigenschaften, Bedürfnisse und Sehnsüchte diesem "großen Ziel" unterzuordnen.
Ich sehne mich zwar nach einer "anderen Welt", einem anderen - tiefgründigerem - Austausch, nach bestimmten Freiheiten und nach einer gewissen Unabhängigkeit, ABER ich KANN nicht immer achtsam, beherrscht, reflektiert, spirituell, ... etc. sein.
Ich bin nämlich ein Mensch und werde nie "weiter" kommen, als zu mir und dort finde ich dann auch wieder Unbeherrschtheit, Angst, Eifersucht, Neid, Ungeduld und all das, was sich seit meiner Geburt (und vielleicht noch davor) in mir "angesiedelt" hat.
Warum sollten wir zu besonderen Menschen werden, wenn wir mehr als einen Menschen lieben können?
Warum können wir unsere zutiefst menschlichen Bedürfnisse deshalb weniger sehen wollen und warum sollen Wut und Tränen nicht auch mal den Raum bekommen, den sie sich berechtigt zu bahnen versuchen?
Wenn "polyamore Reflektiertheit" bedeutet, dass ein potentieller Partner derart "bei sich" ist, dass ich in seinem Leben am Rand bleibe, so würde das MEINER Sehnsucht nach Geborgenheit einen Tritt versetzen, der mit Achtsamkeit und Liebe nichts zu tun hat.
Warum wird immer - auch hier, wie ich finde - beim Anderen geguckt, was dieser gerade braucht?
Und warum neigen - wie ich echt oft lese - polyamore Menschen DANN zum Rückzug, wenn unterschiedliche Bedürfnisse zum Konflikt werden?
Könnten "auf Distanz gehen" und "Kontakt abbrechen" an einem Punkt, wo bereits Liebe im Spiel ist, nicht genau das Gegenteil von dem auslösen, was wir (Stichwort: erwachsenes Handeln) wollen: Nämlich: Klärung.
Wenn der Gute sagen würde: "Ich liebe dich nicht und das, was du dir an Reflektiertheit und Beziehungsarbeit etc (wie auch immer) wünschst, ist mir viel zu eng.", so wäre das eine Aussage, die (meine Meinung!
) zum "gesunden" Abbruch des Kontaktes führen könnte.
Ohne diese - ggf. "krasse" - Klärung bleiben nur Spekulation und Interpretation und ... letztendlich der Selbstschutz, wo man sich doch - angeblich - "als Poly
" mit dem "im Anderen Gespiegelten" auseinandersetzen möchte.
Das ist jetzt NICHT ausschließlich auf themisabeths Thema bezogen.
ABER
, so oft, wie ich hier schon zu lesen bekommen habe, dass ich eine vielleicht "abhängige Beziehung" überdenken sollte, so oft frage ich mich, ob es wirklich "weiter", "reflektierter", "tiefgründiger" oder "POLYAMORER" ist, immer wieder neue Verbindungen einzugehen und eigene (meiner Ansicht nach zutiefst menschliche) Sehnsüchte von vorne herein zu unterdrücken.
Das hat m.E.n. überhaupt nichts mit poly oder mono zu tun. Wohl aber mit Unterdrückung der eigenen Träume, nicht höhren der inneren Stimme und... fast "übermenschlichem Wachsen Wollen".
Wozu eigentlich, wenn es so anstrengend ist und so weh tut?
ICH wünsche mir das Ganze etwas "abgespeckt", was Ansprüche an mich UND an andere betrifft.
Trotzdem verbindlich und geborgen, denn dies beinhaltet, dass ICH mein Gegenüber sehe und gesehen werde - ganz und mit allen Schwächen, vor denen ich selbst so gerne die Augen verschließen möchte.
Ich wünsche mir Menschen, in deren Gegenwart ich mich laut zu denken traue und die mich wahr nehmen.
In kurzem Kontakt - in Freundschaft - in Liebe... bewusst, verbindlich... eben so, wie wir GEMEINSAM das definieren.
Solange "die Polys" sich selbst die gemeinsame Sprache, durch zu tolerantes, extrem breites Fassen von "Polyamorie", verwehren ... so lange führt schon das dazu, dass wir eben NICHT miteinander in einem Kreis stehen und uns Arm-in-Arm-in-Arm halten könnten, weil uns was verbindet. Wir können uns heute nichtmal verständigen durch Begriffe, durch Sprache und viele wollen schon Größeres?
Ich lese hier in vielen Threads sinngemäß, was Man(n) für sich, "aber nicht gegen andere" tut.
Das wird immer wieder anders formuliert, bleibt in der Konsequenz dennoch gleich.
Die Verletzung des Anderen KANN durch das "für mich Tun" aber da sein und diese nicht zu sehen, oder zu ignorieren, ist FÜR MICH(!) reiner Egoismus in negativem Sinne, der vielleicht "in andere Dimensionen"
führen kann, aber in diesen begegne ICH mir sicher nicht und auch nicht denen, die ich in diesem Leben noch zu treffen hoffe.
Ist für mich heute noch erstrebenswert, was offensichtlich die meisten hier unter "Polyamorie" verstehen und was zu so vielen Missverständnissen führt, weil man nur noch GLAUBT, dass poly = poly ist?
NEIN!
Erstrebenswerter ist für mich, meine eigene Beziehung zu gestalten, um darin zu gucken, wohin wir in Liebe gehen wollen. Wie das dann heißt und ob das nun "poly", "mono", "sapio" oder "bli-bla-blub" genannt wird, ist mir total schnuppe.
"Polyamorie" wurde hier abgenutzt.
Ich schenke euch den Begriff zum weiteren zerfleddern!
Themisabeth, fühl' dich ganz ganz feste gedrückt!