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Beziehungs-Anarchie
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Das Lieblose der Polyamory

Man kann ein tiefsitzendes emotionales Problem eben nicht intellektuell abarbeiten.

Das versteht sich.

Ich meinte: den intellektuellen Teil des emotionalen Problems abarbeiten.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Hier in der Gruppe bleibt nunmal ausschließlich der (mehr oder weniger) intellektuelle Austausch. Und im "wahren Leben" versucht man es auch so lange, bis man emotional mit dem Rücken an der Wand ist und alles Denken nichts mehr bringt, weil es keine Lösung im Kopf mehr gibt. So fühlte ich mich beim ersten Fühlen von polyamorer Liebe. Emotionaler Ausnahmezustand mit - damals - tiefer Verurteilung, vor allem durch mich selbst und MEIN Denken.
Als ich begann offensiv dazu zu stehen und darüber zu reden und ZU LEBEN, war alles weniger dramatisch, als in meinen dramatischsten Gedanken. 😉
******ore Frau
4.635 Beiträge
Ich will Lateral nochmal unterstützen:

es gibt keinen intellektuellen Teil eines emotionalen Problems.

Man kann das Fühlen noch so bedenken, besprechen, verarbeiten, es wird sich nichts ändern.

Fühlen kann man nur durch Fühlen wirklich und nachhaltig verändern. Das ist meine tiefste Erfahrung.

Letztes Ergebnis dieser Erkenntnis:

ich lag auf dem Boden eines Yoga- Studios, fast am Kotzen und brüllte: "ich kämpfe nicht mehr für Dich!". Danach hat sich die Situation zum Vater meines Kindes deutlich entspannt.

Hinterher sagte einer aus der Runde, dass er fast mitgekotzt hätte, so greifbar war dieses Gefühl im Raum.

Ich wünsche mehr Mut zu solchen Prozessen, ich erlebe sie nachhaltig und befriedend.
*******usy Mann
136 Beiträge
@****on

Und Einverständnis ist die Voraussetzung für einfach alles im Miteinander. Eine unabdingbare Voraussetzung.
Ja. Und dass alles ok ist wenn Einverständnis herrscht (Geschäftsfähigkeit vorausgesetzt), das ist trivial, darüber streitet sich wohl niemand. Die Auseinandersetzungen (auch hier) gehen immer erst los, wenn eben nicht alle einverstanden sind. Und ich hatte vorausgesetzt, dass wir genau darüber reden.

Und dabei wünscht sich doch jeder das lang andauernde....

Du wünschst es dir. Andere wiederum nicht: Lebe lieber brennend und kurz als lauwarm und lang. "Was nur kurz auflodert, brennt dafür um so heller", ein (ungenaues) Zitat aus "Blade Runner".

Ja - aber die meisten von uns sind keine Replikanten ..... *zwinker* und wünschen sich das andauernde Glück .... Du nicht?

Ich habe vorausgesetzt, dass sich auch der andere nicht gerne mit der Gerte schlagen lässt. Das war für mich eine selbstverständliche Annahme, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es fast niemanden gibt, der sich gerne von anderen was verbieten lässt.

Und was ist mit der immer weiter um sich greifenden BDSM-Leidenschaft?

BDSM? Wenn Du mich schlägst, dann tust Du, was ich mir wünsche! Nee nee - wir sprechen hier schon von echten Meinungsverschiedenheiten in Form von: "Ich verlange etwas von Dir, was Du nicht willst". Das mit der Gerte war doch nur ein Bild - entscheidend ist: Echte Unterschiede in den Wünschen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
@*******usy
@****on

Könntet Ihr Eure Begriffsdefinitionen und Deutungsunterschiede nicht per ClubMail ausmachen? Ich weiss echt nicht, was das alles mit diesem Thread zu tun haben soll.
es gibt keinen intellektuellen Teil eines emotionalen Problems.

Auch wenn das jetzt vom thread abweicht: Auch das was wir "Emotionen" nennen sind natürlicherweise Prozesse in neuronalen Netzwerken, die sich in denselben Netzwerken abspielen wie das was wir "Intellekt" nennen.
. . . und insofern sind Emotionen dem intellektuellen Verständnis ebenso "zugänglich" wie auch der "Intellekt" dm emotionalen Verständnis zugänglich ist . . .
******ore Frau
4.635 Beiträge
Und meine ERFAHRUNG ist:

Alles, was wir vor dem 2./ 3. Lebensjahr erlebt haben, ist vor Anlegung unseres Ich- Bewusstseins und Intellekts direkt somatisch abgespeichert worden und entzieht sich hartnäckig der Bearbeitung mit dem Intellekt.
Beweisen kann ich das nicht, Belege durfte ich leider schon reichlich sammeln....

Die zunehmende Relevanz von modernen Traumatherapien (EMDR, SE) spricht da Bände.

Panik- Attacken sind das beste Beispiel dafür: Die Reaktion steht in keinem relativen Zusammenhang mit dem Auslöser, weil die Ursache so relevant ist.
Verlustängste können die heftigsten körperlichen Symptome hervorrufen.....
Ja, das ist sicher was dran, diese "Effekte" sind mir bekannt und ich bezweifle sie nicht.

Dieses "somatische" Gedächtnis läßt sich auch durchaus nicht "löschen", aber es läßt sich - und jetzt könnten wir natürlich trefflich darüber streiten, ob bspw. eine klassische Psychoanalyse ein "intellektueller" Weg ist um Emotionen bewußt zu machen - auch zeigen, daß die Plastizität unserer Hirne lebenslänglich groß genug ist um den"alten" Mustern neue Muster an die Seite zu stellen, die irgendwann auch stärker wirksam sein können als die alten Muster.

Die Abläufe bspw. im "Mandelkern" unseres Hirns sind natürlich nicht intellektuell zu "moderieren", aber die neuronalen Netzwerke, die bei bestimmten Signalen bestimmte Prozesse [z.B. Emotionen] ablaufen lassen, die lassen sich über intellektuell gesteuerte Interventionen abändern.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Ja dann viel Spaß und Erfolg bei dem Versuch!

Ich habe es aufgegeben und gehe andere Wege.....
schneller und effektiver, was notwendig ist, wenn man als alleinerziehende Mutter mit einer 50- Stunden- Woche seinen Lebensunterhalt irgendwie bestreiten muss......
*******usy Mann
136 Beiträge
es gibt keinen intellektuellen Teil eines emotionalen Problems.
Man kann das Fühlen noch so bedenken, besprechen, verarbeiten, es wird sich nichts ändern.
Fühlen kann man nur durch Fühlen wirklich und nachhaltig verändern. Das ist meine tiefste Erfahrung.

Ich bin völlig anderer Ansicht - und habe auch ganz andere Erfahrungen gemacht. Intellektuelle Erkenntnis (zum Beispiel auch über die Funktionsmechanismen unseres Gehirns) helfen mir durchaus, zu verstehen wer ich bin und wo meine Emotionen herkommen. Und auch, sie zu verstehen - und das wirkt sich durchaus auf meine Gefühle aus. Vereinfacht: "Gib mir das Oyxtocin-Nasenspray, ich möchte mal wieder so oder so fühlen" *g*

Wenn ich das verstehe, dann verstehe ich mich selbst besser. Und da rede ich durchaus auch von Intellekt. Das ist meine Erfahrung.
Hallo,

selbstverständlich beeinflussen die Gedanken unsere Gefühle.

Wenn ich es als lieblos bewerte, dass mir ein anderer Mensch nicht das gibt, was ich möchte, dann fühle ich mich schlecht. Vielleicht werde ich wütend und suche nach Mitteln und Wegen meine Bedürfnisse doch noch erfüllt zu bekommen. Vielleicht lege ich mir eine zweite Identität zu, um der anderen Person zu beweisen, dass ich Recht habe. Vielleicht hoffe ich, so doch noch zu kriegen, was ich will... da beeinflussen starke Gefühle mein Denken und Handeln.

Erkenne ich, dass meine Bewertung unsinnig ist, weil jeder Mensch frei entscheidet, wie er leben und Beziehungen gestalten möchte, bin ich vielleicht nur noch traurig darüber. Da ich weiß, dass ich andere Menschen nicht zwingen kann für mich richtig zu sein, suche ich einen besseren Umgang mit meinen Bedürfnissen, vielleicht trenne ich mich und suche jemanden, der besser zu mir passt. Vielleicht überdenke ich, woher meine Anspruchshaltunghaltung kommt. Und justiere mich neu. Meine Gedanken haben meine Gefühle besänftigt und in milderes Klima geführt.

Schreibt Sie
*****al4 Mann
798 Beiträge
Körper und Gehirn haben tatsächlich etwas miteinander zu tun, und tatsächlich nicht einbahnstrassentechnisch so, das das Gehirn vorgibt, was der Körper zu tun oder zu empfinden hat. Viele neuronale Verknüpfungen sind in Abhängigkeit zu somatischen Vorgängen entstanden und werden entsprechend auch immer wieder abgerufen. Gefühle sind immer Interpretation, dh in der Hauptsache von Gedanken oder eben neuronalen "Autobahnen" abhängig. Insofern beeinflussen Gedanken natürlich unsere Gefühle.
Somatische Erfahrungen und neuronale Verknüpfungen (sprich: Muster) hängen zusammen, und insofern ist es völlig sinnvoll, dieses Zusammenhängen zu reflektieren und zu verstehen. Nur braucht es eben auch den umgekehrten Weg, um eine Alternative in Erleben und Handlung wiederentwickeln zu können, nämlich den aus dem "Körperlichen" zum Gehirn. Also einen Informationsfluss von oben nach unten ebenso wie den von unten nach oben (top-down und bottom-up). Das ist quasi das, was Grundlage von SE, EMDR und NARM ist. Und ja klar, je intensiver die entsprechenden Abdrücke, desto tiefer liegen sie halt.
Total verkürzt, mehr als vereinfacht gesagt; man entschuldige bitte.
*******Top Mann
1.164 Beiträge
*******beth:
Es gibt keinen intellektuellen Teil eines emotionalen Problems.

Beides findet "nur" im Kopf statt.

Emotionen sind keine mechanischen Verletzungen, die einen Schmerz-Reiz auslösen, sondern Gedanken, die sich als Emotionen ihren Weg bahnen, als solche oder als Gefühle klassifiziert oder mit etwas mehr emotionionaler Distanz als intellektuelle Auseinandersetzung wahrgenommen werden.

Was im Kopf (= im Denken) passiert, kann nur im/mit Denken sortiert und gelöst werden. Das Etikett (Emotion, intellektuelle Aueinandersetzung) ist nicht von Bedeutung.

Von Bedeutung ist viel mehr, das in Einklang zu bringen! Und im zweiten Schritt, sein Leben danach auszurichten.

Wenn das aus dem Ruder läuft, kann das körperliche Symptome verursachen. Da kann man sich schon mal zum Kotzen fühlen. Gewissermaßen die letzte Warnung.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Dann empfehle ich Dir, mal an einer systemischen Aufstellung teilzunehmen.

Und damit Du nicht doch noch ein intellektuelles Konzept einbringen kannst, leitet der Aufstellungsleiter die Aufstellung verdeckt an, d.h., Du weißt als Stellvertreter nicht, für wen oder was Du stehst. Ob Mensch oder Sache, Mann, Frau, Du weißt es nicht.

Und Du bekommst handfeste somatische Informationen, die mit dem, was Dich als Stellvertreter ausmachen, NICHTS zu tun haben.

Dir wird möglicherweise kalt, Du hast Schmerzen, Dir laufen die Tränen. Gefühl pur ohne jeden Intellekt.

Ich bin sicher, es gibt einen Haufen rationaler Begründungen für diese Erlebnisse....
*******Top Mann
1.164 Beiträge
Danke für die Empfehlung
*******beth:
damit Du nicht doch noch ein intellektuelles Konzept einbringen kannst, leitet der Aufstellungsleiter die Aufstellung verdeckt an, d.h., Du weißt als Stellvertreter nicht, für wen oder was Du stehst.

Wenn es um meine eigenen Gefühle, Emotionen und die intelletuelle Auseinandersetzung mit mir selbst geht, geht das für mich völlig am Thema und Ziel vorbei. Die Erkenntnisse, die ich als Stellvertreter für irgendwen oder irgendwas gewinne, mögen vielleicht recht interessant und vielleicht auch eine nette Ablenkung von meinem eigenen "Päckchen" sein, bringen mir für das eigene aber –wenn überhaupt– nur begrenzt etwas.

Bevor ich mich bemühe, andere und anderes zu verstehen, fange ich lieber erst mal mit/bei mir selbst an.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Wir haben offenbar ein Missverständnis:

es ging mir nicht darum, von mir abzulenken, sondern ein Beispiel für die Trennung von Gefühl und Intellekt zu finden.
Die Erkenntnisse, die ich als Stellvertreter für irgendwen oder irgendwas gewinne, mögen vielleicht recht interessant und vielleicht auch eine nette Ablenkung von meinem eigenen "Päckchen" sein, bringen mir für das eigene aber –wenn überhaupt– nur begrenzt etwas.
Da geht es nicht um dich, sondern um die Person, für die aufgestellt wird.

Du wirst Gefühle haben, die ohne Denken entstanden sind. Gefühle sind die unmittelbar ersten Informationen, die uns erreichen. Der Neokortex, der das Denken, also die Re-Konstruktion der Realität, ist sehr viel jünger. Instinkt-Gefühl-Gedanke. Das ist die Reihenfolge, wie Informationen verarbeitet werden.

Mit viel Übung können wir lernen sogar einige unserer Instinkte zu überschreiben. Nicht nur den Bewegungsapparat betreffend, sondern auch unsere Gefühle. Und natürlich beeinflussen sich alle drei Instanzen gegenseitig. Oben drauf kommen die Spiegelneuronen. Dazu die Gewichtung unserer durch Erfahrung gemachten Verknüpfungen, wie bei einer KI.

Der Intellekt fungiert als Steuerungseinheit. Und die wird häufig massiv überschätzt.

Schreibt Sie
*******Top Mann
1.164 Beiträge
@ BlueVelvet6874
Einig.

Deswegen meine Anmerkung zum Einklang. Den erreiche ich im (inneren) Dialog mit mir selbst besser als über das Vorgeschlagene. Etwa so wie ich lieber direkt mit einem anderen spreche als über Dritte.
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