Curious, Danke für deinen Beitrag. Für mich erklärt er BlueVelvets Haltung und Meinung ziemlich gut - und ist damit für mich eine Brücke im Verständnis zwischen euch beiden.
Für mich ist es auch so, das es zu einer Liebesbeziehung eine Entscheidung braucht, mich wirklich diesem Menschen zu öffnen; mich einzulassen, zuzumuten, Vertrauen zu haben und Vertrauen zu geben. Und ja, die Nähe und die Intimität, die Geborgenheit und der sichere Raum lassen uns beide dann auch Dinge leben und an Tiefen in uns selbst herankommen, die in unabhängiger Verliebtheit, in austauschbaren Begegnungen garnicht möglich wären.
Genau da sind zwei Menschen miteinander, die sich immer mehr kennen, die sich gegenseitig unterstützen, die sich gegenseitig loslassen und Raum geben - die sich lieben. Und wie du sagst, braucht das ganz viel, auch Zeit.
Und wenn jetzt ein weiterer Mensch dazu kommt, Curious? Braucht es da von diesem Menschen nicht genau die Achtung und den Respekt vor dieser Beziehung, von der Blue und auch andere sprechen? Und braucht es da nicht genau diese Entscheidung, von der du sprichst: will ich mich darauf einlassen? Will ich mich auf diese Menschen einlassen?
Du sprichst von Blaupausen, die es nicht gibt für solch eine Situation. Nee, die gibt es nicht, aber es gibt in uns „Bilder“; unsere ganz normalen Muster, neuronale Autobahnen, die wir benutzen und auf denen wir uns bewegen. Da passiert es auch schon mal ziemlich schnell, das eine Verliebtheit und eine Initimität nach Haben-Wollen, nach Mehr, nach Sicherheit ruft. Und ganz schnell plötzlich auch Konkurrenz empfunden wird, wenn jemand da ist, der da schon diesen Raum hat. Und die Achtung vor diesem bestehenden Raum, vor dieser bestehenden Liebesbeziehung, von der du sprichst, nicht hat.
Ich habe das öfter so erlebt, und deswegen ist mir nichts besseres eingefallen, als definitiv auszuschliesssen, mich gegenüber Nicht-Gebundenen, also Singles zu öffnen. Ich habe es aber auch einmal anders erlebt und war (und bin ehrlich gesagt immer noch) ganz verliebt in eine Frau, die große Achtung gegenüber meiner bestehenden Beziehung hatte. Mir hat es sehr weh getan, als sie sich in einen Mann verliebte und mit ihm genau die Intensität einer Liebesbeziehung suchte, von der du sprichst.
Will sagen: ich verstehe Blue genau so. Man kann in eine bestehende Liebesbeziehung nicht einfach einschlagen und sagen: so jetzt bin ich hier. Mach mal Platz.
Und ehrlich gesagt ist mir gerade aus deinen Worten heraus noch einmal klar geworden, das diese Begriffe von primary und secondary nicht wirklich erklärend sind. Sie beschreiben eine bestehende Konstellation, ja. Aber diese Konstellation entsteht für mich genau durch deine beschriebene „Geschichte“: zwei Menschen lassen sich aufeinander wirklich ein, entscheiden sich für gelebte Liebe zueinander. Und mit ganz viel Mut, ganz viel Haltung, ganz viel Öffnen entsteht solch ein Raum miteinander. Der ist primary - wäre er das nicht, wäre all das, was du zu Liebe schreibst, völlig sinnlos. Das hat deswegen auch wenig mit Hirarchie zu tun, sondern einfach nur etwas mit diesem Raum. Und nur schon von dem Bild aus betrachtet ist es so, das jemand in diesen Raum eintritt; da ist schon ein Raum. Und inwieweit der jetzt so gerichtet wird, das drei darin Platz haben - puh. Aber reinpoltern und beanspruchen ist da auch nicht so sinnvoll.