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Ist die Polyamory überholt?

*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Sich selbst genug sein
Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Aber Beziehungen erfordern eine ganze Menge. Nicht den Verzicht und das Handeln eines anderen Menschen zuliebe, wie von den Moraltrullas im offenen Forum immer wieder gefordert, sondern das Einlassen aufeinander.

Wir alle wollen als das gesehen werden das wir sind. Auch wenn wir eine noch so schöne Fassade aufbauen, von den Menschen die wir lieben, wollen wir so geliebt werden wie wir sind. Mit allen Schwächen, Fehlern und all unserem Scheitern. Da ist es völlig egal, wie viele Partnerschaften wir führen. Es wird jedoch schöner, wenn es mehrere sind und wenn diese sogar so verschmelzen, dass es zur Familie wird.

Das hat einen hohen Preis: nämlich organisatorische und kommunikative Mehrbelastung. Hier werden Defizite viel schneller offenbar als in reinen Zweierbeziehungen.

Selbstliebe wurde als Voraussetzung vorgeschlagen. Die ist sicher ideal. Aber wenn wir ehrlich sind, ist die nicht immer und in jeder Situation vorhanden. Ich würde daher vorschlagen: sich selbst genug sein. Wer nicht ständig auf Begleitung angewiesen ist, wer sich selbst genug ist, wer weiß seine Zeit auch gut alleine zu verbringen, ist für Polybeziehungen geeignet.

Das klingt paradox, man ist doch mit so viel mehr Menschen zusammen, wieso muss ich dann alleine sein können? Na, weil die auch Dinge ohne mich unternehmen. Vielleicht gehen sie zusammen ins Theater und ich bleibe zurück und putze die Küche oder hüte die Kinder. Wer mit solchen Situationen nicht umgehen kann, der hat es schwer.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Naja...

stimmt alles, was Trigon und curios_seeker sagen. Das läuft nur nicht "nebenbei", sondern ist ein bewusster Prozess, denn es unterscheidet sich in den allermeisten Fällen von unser Ursprungs- Familien- Konditionierung.

Es soll aber möglichst "leicht" sein: selbstverständlich oder gar überflüssig...

So funktioniert es nach meiner Erfahrung nicht. Dann machen nämlich die anderen die Arbeit und DADURCH kommt es zu Schieflagen durch Projektion all der unterdrückten Gefühle.

Meine Erfahrung: es lohnt sich, den eigenen Entwicklungsprozess anzuschieben. Es ist zwar anfangs mühsame Arbeit, aber ich kann jetzt- nach 7 intensiven Jahren (da gab es einiges nachzuholen........)- sagen, dass ich anfange zu ernten und dann- so wird ein Schuh draus: kann ich wieder neu aussäen: andere mitnähren, ohne selbst in den Mangel zu kommen!

DAS ist für mich der Sinn der Polyamorie!
"Ursprungs- Familien- Konditionierung"
Teilen, ohne daß es weniger wird. Manchmal wird es sogar mehr.

Wann ungefähr fängt die "Ursprungs- Familien- Konditionierung" an, die Du ansprichst Gioiamore

Im angeblich so düsteren Mittelalter gab es sie meiner Meinung nach noch nicht. Da gab es Stände, Handwerker, Verbünde. Großfamilien. Auch das "Gesinde", die Helfer im Haus waren Teil der Familie und vielleicht auch die lieb Haber und -Innen (Oder ist dies retrospektives Wunschdenken *zwinker* ???

Bis Napoleon Deutschland überfiel und die Macht-Strukturen für Verwaltung und Steuern schaffte. Unabdingbare Voraussetzung für den nächsten Schritt.

Spätestens durch die Industrialisierung mit perfekter publizistischer Unterstützung der Kirchen, war die "moderne" Kleinfamilie viel einfacher und kostengünstiger zu handhaben/manipulieren. Papa geht ganztags (12-15h) uffe Malloche, Mono-Mama produziert und bereitet die Kids auf ihr zukünftiges "Leben" vor.
"Ballast", wie Alte, Kranke, Behinderte wurden und werden in "Anstalten" gesteckt, die Allgemeinheit trägt die Kosten und die "Verantwortung", nicht die Unternehmen.

Daran hat sich bisher wenig geändert.

Poly ist für mich nur einer, aber dafür ein ganz wichtiger Schritt zurück in die Zukunft, in Richtung Gemeinschaftsleben, Verantwortung für andere übernehmen, sich nicht durch hierarchische und Geldgier Gesteuerte vereinnahmen zu lassen.
******ore Frau
4.633 Beiträge
@ IchwillAlles1

Du setzt mit Deiner Sicht bei der Gesellschaft an. Da trifft sich ja auch die individuelle Prägung.

Meine Sicht fängt beim Individuum an: stell Dir die Frage, ob Säuglinge und Kleinkinder im Mittelalter Ängste hatten. Ich bin sicher: ja! Sie wurden gestillt, aber sie waren häufiger (tod-)krank....
Ihnen war kalt, sie hatten Hunger, hatten Verlustängste.

Diese Phase im Leben eines jeden Menschen ist die prägendste und es hat seinen Sinn, dass wir Dinge im Unterbewusstsein verschlossen haben, um nicht immer mal wieder "vor Angst zu vergehen"....

Zwei Aspekte kann ich noch in diesem Zusammenhang aufzeigen:

Integrale Philosophie nach Ken Wilber: Spiral Dynamics: aus jeder Phase der gemeinschaftlichen Vernetzung geht wieder eine individualisierte Entwicklung hervor.
Tiki Küstenmacher hat das in "Gott 9.0" ganz simpel heruntergebrochen

http://gott90.de/gott-9.0-deutsch/stufen

Danach befinden wir uns nahezu alle zwischen blau und grün, einige bei gelb und sehr wenige haben das türkise Bewusstsein.

Der andere Aspekt: wir haben durch systemische Methoden Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Vergangenheit.
Beispielsweise heilen Sabine Lück und Ingrid Alexander in ihrem "Generation code" bis zu vier Generationen rückwärts gerade solche Dinge wie Krankheit, Tod, Armut, einengende Moral etc..

Lesenswert ihr Buch "Ahnen auf die Couch"......

Ich war Stellvertreterin in einer Aufstellung bei ihnen und konnte spüren, wie das System wirkt und was es braucht.

Allein schon mit diesen Aspekten im Hintergrund ist die Beantwortung der Frage der TE ja wohl sonnenklar zu beantworten!
Immer noch schade, dass sie es nicht mehr liest und allen anderen Dank für die erhellenden und konstruktiven Beiträge!
*********under Frau
4.365 Beiträge
Zurück z den Clans? Nun ja, ich denke das Poly weniger mit der gelebten Struktur zu tun hat, oder das diese zumindest nicht die Basis sein kann, denn Strukturen sind genauso verschieden und offen wie Poly selbst. In einem Clan kann es auch Machtstrukturen geben.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Zurück zu lila? 2.0???

Ne, ich seh mich da deutlich eher bei 8.0.

Nach einem nahtodähnlichen Erlebnis vor ein paar Jahren irreversibel.....

Aber - FroileinWunder- Du hast dich wahrscheinlich auf "IchwillAlles1" bezogen und weniger auf mich, oder?
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Was ist mit "andere mitnähren" und mit "Heilung" in Bezug auf mehrere Generationen ganz praktisch gemeint?

Dass Gegebenheiten aus der Vergangenheit - auch aus der, die nicht wir, sondern Generationen vor uns erlebt haben - Auswirkungen auf uns haben, finde ich logisch. Rucksäcke werden weitergereicht, auch, wenn nicht im Ansatz feststellbar sein kann, wer sie mal gepackt hat.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Es gilt, die Rucksäcke auszupacken, ohne von Angst überwältigt zu werden, dass der Inhalt vernichtend sein könnte, oder viel zu viel...

Durch die systemischen Ansätze haben wir Zugang zu den Inhalten bekommen, die zunehmend genutzt werden- so meine Erfahrung.

Das ist therapeutische Arbeit, die von - im besten Fall- Psychotherapeuten oder systemischen Therapeuten mit fundierter Ausbildung und Erfahrung durchgeführt, völlig neue Perspektiven schaffen kann, die tatsächlich etwas ändern. Spürbar und anhaltend.
******ore Frau
4.633 Beiträge
@ Soukie_3
Nelly Stockburger ist da übrigens eine der ersten.....

Aus eigener Not geborene (aus seiner Geschichte heraus emotional sehr eingeschränkter Vater) Notwendigkeit von Veränderung und Entwicklung, hat sie ihr Wissen jahrzehntelang als Sexualtherapeutin weitergegeben. *zwinker*
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ja, themisabeth 😉. Das hat sie.

Wenn ich selbst mich in einer Therapie auf den Weg mache und es sich tatsächlich nach einer wirklich guten "Aufarbeitung" anfühlt... habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass ich irgendwann ganz klar und deutlich auf etwas stoße, was ganz sicher "einen besonders "
schweren Stein im Gepäck" darstellt...

Dann würde ICH gerne weitergucken, komme aber an Grenzen, wo man mir (z. B. Eltern oder Großeltern) die Tür zum Wissen zuschlägt.

Nicht jeder mag "hingucken" und aufarbeiten. Für so Manchen wirkt bedrohlich, was - auch meiner Ansicht nach - eine Chance im Austausch und Weitergehen wäre.
Dann stockt es etwas, bis ich eine Art "Umgehungsstraße" entdecke, auch ohne eine Info weiterzugehen... So neugierig ich auch bin...
******ore Frau
4.633 Beiträge
Dafür genau sind ja die systemischen Methoden da!

Dort werden Stellvertreter eingesetzt, um an das - nur vermeintlich verborgene- Wissen heranzukommen.

Sie sind sehr zuverlässige Umgehungsstraßen!

Das habe ich IMMER als funktionierend erlebt, bis auf eine Ausnahme und ich akzeptiere, dass sich in dieser Ausnahme -noch???- nichts zeigen will, weil es wohl irgendeinen Sinn hat.

Und doch bin ich durch all diese Methoden unendlich weitergekommen! (Und ich habe deutlich mehr Geduld in diesen Sachen, weil ich dem System zutiefst als "für mich gut sein" vertrauen gelernt habe...)

Vielleicht ist es für Dich noch nicht in der Konsequenz "dran".
Hoch spannend, was Du schreibst....
*******beth:
@ IchwillAlles1

Du setzt mit Deiner Sicht bei der Gesellschaft an. Da trifft sich ja auch die individuelle Prägung.

Meine Sicht fängt beim Individuum an: stell Dir die Frage, ob Säuglinge und Kleinkinder im Mittelalter Ängste hatten. Ich bin sicher: ja! Sie wurden gestillt, aber sie waren häufiger (tod-)krank....
Ihnen war kalt, sie hatten Hunger, hatten Verlustängste.

Wo immer die Sicht anfängt, Individuum und Gemeinschaft gehören zusammen. Außerdem noch mit allen Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen, Welten, Gott.

Aber zurück: Ich bin überzeugt, die "Traumfabriken" gaukeln uns Horror Geschichten über das Mittelalter vor, mit dem Ziel, uns einzuimpfen, was für ein tolles Leben wir doch heute haben. Quaaaark *zwinker* Die in Lumpen gekleideten Menschen mit den Ruinen im Mund, stinkend, tumb, gewalttätig, sind sicher nicht haltbar, vor allem beim Punkt Gesundheit nicht.

Das ganze Käuter- und Naturheilwissen aus dem Volk ist komplett zusammen mit den weisen Frauen und Männern auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Auch denke ich, ist nichts so einfach, wie eine Lebensdauerstatistik von vor Hunderten von Jahren zu fälschen. Kommt immer drauf an, was man einrechnet, nimmt man die Kriegstoten dazu, sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung gewaltig.

Wie viele Kinder schreien hier verzweifelt, weil sie von den Eltern allein gelassen wurden. Und wenn ich bedenke, was alles an Giftstoffen in die besonders empfindsam reagieren Kinder heute rein gestopft wird aus Profitgier, glaube ich nicht, daß wir heute besser dran sind, im Gegenteil.

Fortsetzung folgt *zwinker*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich bin gespannt!

Hexen sind ja nicht ohne Grund verbrannt worden, das alte Wissen lagert nicht umsonst in Kirchengemäuern unzugänglich ein.....

Wir sind weit über den Rand des Threads gelehnt..... aber noch immer innerhalb der Fragestellung.....
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Das mit den "Stellvertretern" klingt spannend, wenn ich es mir auch - so "praktisch" - gar nicht vorstellen kann.
Wie soll der Stellvertreter denn z. B. wissen, was Ursache dafür ist, dass sich jemand Nahes aus der Verwandtschaft zu einer ganz konkreten Frage nicht äußern will, oder kann?
Meist ist das Warum sowieso offensichtlich, aber die Antwort wird man deshalb wohl trotzdem nie erfahren.

Außerdem stelle ich es mir WAHNSINNIG schwer vor, seine Baustellen den anderen Leuten, die man ja gar nicht kennt, mitzuteilen.
Trotzdem bin ich neugierig, selbst, wenn es eine Grenzerfahrung sein könnte.

Wir haben hier in der Nähe einen Ort gefunden - bzw erstmal das Prospekt darüber *zwinker* - wo sowas angeboten wird.
Wahnsinnig teuer, finde ich.
Und dann frage ich mich mal wieder, was es ggf *skeptisch* für "ein Geschäft" - ein "Markt" - ist, der offensichtlich recht lukrativ an dem Ganzen zu verdienen scheint...
Na, ich forsche mal weiter, halte eine gewisse Skepsis aber für gesund. *nachdenk*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Das kann man auch günstig haben.

Ich bezahle in meiner Gruppe 30 € pro Abend. Dort macht jeder eine kurze Aufstellung.

Es gibt Orte, wo sich interessierte Menschen zusammenschließen (Polytreffen z.B. und Gruppen, die sich in Städten bilden, weil Bedarf da ist), wo das ganze ein Non- profit- space ist.

Die teuren Leute nehmen Geld von unbekannten Teilnehmern, weil sie eine kostenintensive Ausbildung haben. Ich habe selber mal das Curriculum einer solchen Ausbildung gelesen, es ist enorm umfassend!

Die Scheu, sich zu öffnen, wird meistens durch den Leidensdruck gesteuert.
Wenn Du mehr unter der Situation leidest, als unter der Angst, Dich in einer Runde Gleichgesinnter zu öffnen, ist die Zeit reif......

Und das Funktionieren der Methode ist kein Hexenwerk, sondern kollektive somatische Intelligenz. Ich könnte Dir in 5 Minuten eindrücklich die Wirksamkeit demonstrieren. Es ist verblüffend, wenn man es noch nicht erfahren hat und ein riesengroßer Schatz, wenn man es nutzen kann und darf!

Ich habe neulich als Stellvertreterin für eine Frau gestanden, die massive Probleme hat und fühlte binnen Sekunden eine unglaubliche Hitze an der Körpervorderseite, weiche Knie, Schwindel und so viel Veränderung, das hatte ich so auch noch nicht erlebt. Es wurde sehr viel gelöst und trotzdem war ich froh, nach dem Abschluss wieder aus der Rolle entlassen zu werden....

Skepsis ist Angst und Angst hat auch Schutzfunktion. Wir können die Angst auflösen, aber nur, wenn wir es wirklich austiefstem Herzen wollen!
*******usy Mann
136 Beiträge
@****on
Zu den wichtigen Poly-Fähigkeiten würde ich daher rechnen, ein unbedingtes, unzerstörbares Vertrauen zwischen allen Beteiligten aufblühen lassen zu können. Vertrauensaufbau und -erhalt als Top-Bedingung, ohne die "poly" sinnlos wird.

Ja, aber worin genau will ich/sollte ich vertrauen?

Vertraue ich meiner Geliebten, dass sie mich JETZT liebt? Ja - das sollte möglich sein, wer das obwohl es zutrifft nicht glauben kann hat echt ein Problem ....

Aber das reicht den meisten nicht - sie wollen gerne sicher sein, dass der andere niemals weg geht .... Und das ist eine unerfüllbare Forderung - denn niemand von uns weiß, was er/sie in 10 Jahren fühlt ....

Also, welche Art von Vertrauen und Sicherheit fordere ich? Welche halte ich für angemessen, erfüllbar, richtig und "mir zustehend"?

Ich stimme zu, Vertrauen ist eine Basis einer guten Beziehung (übrigens auch im Beruf) - aber: Welche Art von Vertrauen will ich haben vom/in den anderen? Wenn er mich jetzt liebt aber in 10 Jahren nicht mehr - habe ich ihm dann zu unrecht vertraut? Hätte ich ihm misstrauen sollen? Oder waren einfach nur meine Forderungen unerfüllbar?
****on Mann
16.232 Beiträge
*******usy:
Ja, aber worin genau will ich/sollte ich vertrauen?

Vertraue ich meiner Geliebten, dass sie mich JETZT liebt?

In die romantische Liebe zu vertrauen, steht bei mir nicht im Vordergrund. Es ist schön, geliebt zu werden, aber die Stablität der Beziehung hat in meinen Augen nicht soo viel damit zu tun.

Warauf ich vertraue: In die Stabliltät der Beziehung. Vertrauen heißt: Ich bin zuversichtlich, dass es gut läuft, und dass der Andere sich dafür maximal einsetzt, ebenso wie ich. Vertrauen heißt nicht: Ich habe nun eine Garantie oder eine Sicherheit.

Weil ich gerade ein Auto verkauft habe, kommt mir dieses Bild in den Sinn: Der Käufer vertraut darauf, dass dieses Auto nicht in den nächsten Monaten seinen Geist aufgibt. Er tut auch was dafür: rechtzeitige Ölwechsel, Motor nicht überdrehen etc. Aber eine Garantie oder Sicherheit hat er natürlich nicht. Doch fahren die meisten Autofahrer mit einem Gefühl der Zuversicht und Sicherheit (zu recht, wie ich finde). Obwohl sie wissen, dass in der nächsten Sekunde der Kolben festfressen kann. Bei 200 km/h, mit Hintermann in nur 10 m Distanz.

In Stablilität vertraue ich, wenn...

• beide Partner den Willen zur Kontinuität haben (die Beziehung erhalten wollen),
• beide zur emotionalen Kontinuität neigen (keine sprunghaften Gefühle),
• beide sich gegenseitig gleichmäßige Aufmerksamkeit schenken (ohne langes Wegschwenken zu Anderen),
• beide emotionale und tatsachenbezogene Transparenz bzgl. weiterer Lieben pflegen,
• beide wahrhaftig sind.

Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle (Gefühl, alles garantiert oder sonstwie im Griff zu haben). Sicherheit entsteht durch Vertrauen in den guten Ausgang. Kein naives Vertrauen, sondern ein plausibles Vertrauen aus guten Gründen. Ohne den Anspruch auf eine illusionäre "absolute" Sicherheit.
******ore Frau
4.633 Beiträge
@ Trigon
Jetzt musst Du es nur noch unvorstellbarerweise auf ein paar mehr hochrechnen.......

Das geht nur unter Optimalbedingungen. Arbeiten und andere Baustellen versorgen geht dann nicht mehr, aber lieben ohne Ende dafür.....
*******usy Mann
136 Beiträge
@****on

Ja, das klingt einleuchtend. Was dabei durchklingt (und was ich sehr wichtig finde): Das Vertrauen nicht nur in die Wünsche des Gegenübers ("er wünscht sich, dass es mir gut gehen möge") sondern auch in seine Fähigkeiten ("er ist klug und aufmerksam genug, um zu erkennen, was mir gut tut und was nicht"). Ich halte das für sehr zentral - denn meist ist es nicht der böse Wille des anderen der mir weh tut sondern seine Ignoranz....

Worauf ich bei dem Thema "Vertrauen" raus wollte: Wir alle ändern uns. Und das Versprechen: "Willst Du ihn/sie lieben, achten, usw ....Bis dass der Tod euch scheide!" - das kann kaum noch jemand halten. Weil 60 Jahre einfach verdammt lange ist. Wenn das jemand verspricht + dann nicht hält (weil er/sie nach 20 Jahren anders drüber fühlt als damals vor dem Altar) - bedeutet das dann, dass das Vertrauen falsch war?
Oder hab ich zu viel verlangt? Also - ich denke, das Vertrauen war nicht falsch - und ich sollte akzeptieren, dass Dinge sich ändern. Ohne dass ich deswegen denke: "Es war falsch, ihr zu vertrauen."
****on Mann
16.232 Beiträge
@themisabeth
Verstehe ich richtig: Vertrauen kostet Zeit, die sich aufsummiert, wenn ich mehreren vertraue?
Hmm,

Aufgaben nicht freiwillig fair zu teilen hat nichts mit Moral zu tun, sondern mit Egoismus und Bequemlichkeit.

Nicht wenige Netzwerke zerbrechen aus so profanen Gründen.

Und leider bleibt der sehr arbeitsintensive und eher selten bereichernde Anteil an Frauen hängen. Soviel zum gesellschaftlichen Erbe.

Dann bin ich lieber alleine, anstatt mich darüber zu ärgern, dass andere sich einen Lenz auf meinem Buckel machen.

Schreibt Sie
****on Mann
16.232 Beiträge
*******usy:
bedeutet das dann, dass das Vertrauen falsch war?
Oder hab ich zu viel verlangt?

Ich würde nicht in Details vertrauen wie in bestimmte Wünsche, Fähigkeiten, Emotionen oder Prognoseversuche. Wozu auch?

Ich würde in die Stabilität selbst vertrauen.
*******usy Mann
136 Beiträge
Was ist denn stabil daran, dass jemand sagt: "Ich liebe Dich" und das dann 9 Monate später nicht mehr tut? Worin vertraust Du dann?
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Vertrauen
Ich kann darauf vertrauen, dass Versprechen gehalten werden. Mehr kann ich nicht. Ich kann nicht auf Liebe vertrauen, ich kann nicht mal auf Verhaltensweisen eines anderen Menschen vertrauen. Spannende Menschen verändern sich nämlich ständig. Ich muss mich mit verändern oder einen anderen Weg gehen.

Das coole an Polyamorie ist, dass ich mich für diesen anderen Weg nicht trennen muss. Ich kann den anderen Weg ja mit jemand anderem gehen, solange ich zu meinen Versprechen stehe. Deshalb sind Versprechen wie ewige Liebe oder ähnliches auch sittenwidrig. Das wäre übrigens auch die Ehe, wenn sie nicht Verfassungsrang hätte. Aber ich komme vom Thema ab. Man sollte nichts ankündigen, was man nicht bereit ist zu halten. Das gilt in Partnerschaften, im Berufsleben, in der Kindererziehung.

Wenn ich meine Versprechen breche, bin ich untreu. Mir selbst gegenüber. (Es sei denn das ist total mein Ding, aber dann vertraut mir auch kein anderer mehr.) Vertrauen wächst dadurch, dass die Aussagen und Handlungen des anderen sich immer wieder bestätigen.
****on Mann
16.232 Beiträge
*******usy:
Was ist denn stabil daran, dass jemand sagt: "Ich liebe Dich" und das dann 9 Monate später nicht mehr tut? Worin vertraust Du dann?

Wie gesagt - ich vertraue nicht den Liebesgefühlen an sich. Ich schaue mir an: wie lange liebt mein potentielle Partner denn so, wie war das denn bisher? Und wenn er so tickt wie ich (nämlich üblicherweise offenbar ewig liebt), dann vertraue ich auf Stabilität zumindest in dieser Hinsicht.

Aber die Liebe ist nur ein Puzzleteilchen für die Stabilität einer Beziehung. Darum liegt mein Fokus nicht darauf, sondern wie weiter vorstehend von mir gesagt.

*********eeker:
Ich kann darauf vertrauen, dass Versprechen gehalten werden.

Das wäre ein bisschen blauäugig, finde ich. Ich kann aber feststellen, wie zuverlässig die Aussagen des Kandidaten in der Vergangenheit waren, und bei gutem Abschneiden in dieser Hinsicht darauf vertrauen, dass gute Chancen bestehen, dass seine Versprechen eine gewisse Substanz haben.

Aber auch das empfinde ich allenfalls am Rande entscheidend für das Vertrauen in Stabilität.

Ich will was sehen in Sachen Aufrichtigkeit, Selbstehrlichkeit, Realismus, Transparenz und gutem Willen pro Stabilität - damit beginne ich zu vertrauen.

*******beth:
Jetzt musst Du es nur noch unvorstellbarerweise auf ein paar mehr hochrechnen.......

Die Komplexität ist eine Herausforderung. Wenn aber nur einer in so einem Polynetz ist, dem ein relevant Betroffener nicht vertraut, liegt die Explosion in meiner Vorstellung bereits in der Luft.
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