Sich selbst genug sein
Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Aber Beziehungen erfordern eine ganze Menge. Nicht den Verzicht und das Handeln eines anderen Menschen zuliebe, wie von den Moraltrullas im offenen Forum immer wieder gefordert, sondern das Einlassen aufeinander. Wir alle wollen als das gesehen werden das wir sind. Auch wenn wir eine noch so schöne Fassade aufbauen, von den Menschen die wir lieben, wollen wir so geliebt werden wie wir sind. Mit allen Schwächen, Fehlern und all unserem Scheitern. Da ist es völlig egal, wie viele Partnerschaften wir führen. Es wird jedoch schöner, wenn es mehrere sind und wenn diese sogar so verschmelzen, dass es zur Familie wird.
Das hat einen hohen Preis: nämlich organisatorische und kommunikative Mehrbelastung. Hier werden Defizite viel schneller offenbar als in reinen Zweierbeziehungen.
Selbstliebe wurde als Voraussetzung vorgeschlagen. Die ist sicher ideal. Aber wenn wir ehrlich sind, ist die nicht immer und in jeder Situation vorhanden. Ich würde daher vorschlagen: sich selbst genug sein. Wer nicht ständig auf Begleitung angewiesen ist, wer sich selbst genug ist, wer weiß seine Zeit auch gut alleine zu verbringen, ist für Polybeziehungen geeignet.
Das klingt paradox, man ist doch mit so viel mehr Menschen zusammen, wieso muss ich dann alleine sein können? Na, weil die auch Dinge ohne mich unternehmen. Vielleicht gehen sie zusammen ins Theater und ich bleibe zurück und putze die Küche oder hüte die Kinder. Wer mit solchen Situationen nicht umgehen kann, der hat es schwer.