Tja,
ich habe beides schon erlebt und finde es schön, wenn ein Mensch nicht nur nimmt, sondern auch zurück gibt. Ich halte es für mich genauso.
Wie Du das bewerten willst steht dir frei. Wie du es handhaben möchtest ebenfalls.
Vielleicht verstehst du inzwischen, dass deine Provokationen mich nicht treffen. Und wir können zum Thema zurück kommen.
Das Polyamorie sehr sehr unterschiedlich mit Inhalten gefüllt wird, dürfte klar geworden sein. Deshalb finde ich es wichtig aus Erfahrungen zu lernen und so den eigenen polyamoren Weg zu finden.
Definieren mag ich schon länger nicht mehr. Menschen leben alle möglichen Modelle, hierarchisch oder nicht ist ja nur ein Teil vom Ganzen. Beides ist legitim.
Im BDSM scherzt man gerne, wenn wieder jemand meint, nur auf eine bestimmte Art wäre BDSM "richtig", wo das im großen schwarzen Buch steht, dass allen SMlern vorschreiben will, wie es richtig geht.
Das würde ich hier auch anführen, die große Polyfibel vielleicht?
Natürlich ist das Unsinn, wenn ich fremden Menschen erklären will, wie sie gefälligst zu leben haben.
Den Austausch finde ich daran interessant, denn von kommunistischer Kommune, wo alles geteilt zu werden hat bis zu regelrecht diktatorischen Modellen ist auch innerhalb der Polyamorie alles vertreten. Ich kann da nur für mich schauen, was ich möchte und wie ich mein Leben gestalte. Das macht Polyamorie in gewisser Weise und unabhängig davon, wie "sozial" man es füllen möchte, zu einem Egotrip. Denn ich lege die Regeln für mein Leben fest und schaue, wer mein Modell so mit leben möchte oder eben nicht.
Monogam fühlende Menschen machen das genauso. Bei aller Liebe finden sich zwei Menschen eben auch da nicht zusammen, wenn die Vorstellungen und Bedürfnisse zu weit auseinander liegen.
Nun gibt es überall Menschen, die es fürchterlich finden, wenn der Lieblingsmensch das Eigene nicht teilt. Egotrip. Unabhängig davon, womit es gefüllt wird. "Sei du, wie ich dich brauche."
Für mich bedeutet Liebe tatsächlich Raum geben zu können. Und wenn Vorstellungen zu weit auseinander gehen, kann das bedeuten, sich besser zu trennen, anstatt sich zu zwingen, die Beziehung aufrecht zu erhalten. Oder Bereiche zu trennen, wenn es zb zu Dritt oder Viert nur Stress gibt.
Ich empfinde Konflikte nur dann unaushaltbar, wenn ich genötigt werden soll, etwas mit zu tragen, bei dem ich leide oder materiell, emotional oder psychisch ausblute. Dann handel ich entsprechend.
Polyamorie kann meiner Erfahrung nur so funktionieren, dass jeder Mensch im Netzwerk gut in Selbstfürsorge ist. Und ich empfinde Polyamorie als ein auf Egoismus (in der gesunden Form) basiertem Beziehungskonzept. Gerade weil man sich quasi zwischen mehreren Lieben zerteilt und sich dabei nicht verlieren darf.
Wo Polyamorie nicht funktioniert, ist wenn es als Netz ausschließlich für die eigene Bedürfnisbefriedigung benutzt wird. Das Netzwerk hat keine Fürsorgepflicht für den Einzelnen. Das kann es auch gar nicht leisten. Es kann höchstens kurzfristig vom Einzelnen beansprucht werden. Und Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Das ist meine Beobachtung. Meine Erfahrung. Und als solches sind die meisten Poly Netzwerke sehr fragil und zerbrechlich und die Fluktuation relativ hoch. Außer in klar hierarchisch organisierten Netzwerken. Da gibt es durchaus einen stabilen Kern, meist ist dss tatsächlich ein Paar oder zwei Paare und weitere Menschen organisieren sich drumherum. Die Hierarchie ergibt sich nicht aus einer künstlich geschaffenen Struktur, sondern den vorgefundenen Begebenheiten. Das ist tatsächlich ein Unterschied.
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