Beziehung, Freundschaft+, Affäre, fuckbuddy, ...
Es gibt hier ja einige Begriffe, die von vielen verwendet werden, ohne so richtig benennen zu können, was sie denn eigentlich bedeuten. Freundschaft+ ist für mich so einer. Das liegt aber eben auch massiv daran, dass alleine Freundschaft schon von mir mit völlig anderen Augen gesehen wird als von vielen anderen.
Auf Facebook oder auch hier landet man recht schnell auf Freundschaftslisten. Da sammeln sich schnell hunderte Freunde an. Freund bedeutet sehr oft einfach nur: kenne ich, hab ich mal getroffen, ist ganz cool. Unter der Maßgabe ist die Freundschaft+ aber eigentlich nur ein fuckbuddy. Das Wort ist etwas älter, ist aber in meinen Augen ehrlicher. Es geht um jemanden mit dem man sich für Sex trifft. Das ist total ok, super unkompliziert und kann sehr schön sein. Erst recht, wenn darum geht einen Fetisch und einen anders gelagerten Bedarf zu stillen.
Unternimmt man auch neben dem Bett etwas, ist das für mich auch noch lange keine Freundschaft. Der Kino oder Theaterbesuch, der Nachmittag im Café oder im Park, das Dinner oder auch mal ein Wochenendausflug sind ja schon tolle Aktivitäten. Da kann sogar Verliebtheit dabei sein. Aber für den Status einer Freundschaft fehlt mir da noch was. Für mich ist das jetzt eine Affäre. Man mag sich, hat Spaß miteinander. Schüttet sich vielleicht auch mal das Herz aus, aber man ist nicht wirklich füreinander da. Vielleicht ist es sogar heimlich.
Zur Freundschaft gehört für mich wirklich viel Vertrauen. Nicht nur auf Diskretion und Gemeinsamkeit, sondern auch auf Offenheit meinen Problemen und meinem Wesen gegenüber. Kurz: Man mag sich dafür, dass man ist wer man ist. Verurteilt nicht und hilft dem anderen, selbst wenn man sein Verhalten eigentlich nicht gut findet. Wäscht einander auch mal den Kopf. Achtet die Meinung des anderen. Versucht den anderen zu verstehen. Akzeptiert einander und toleriert sich nicht nur. Freundschaft funktioniert auch über zeitliche Entfernung, also selbst dann, wenn man sich nur selten sieht. Wenn wir jetzt das Plus dazugeben, wird es interessant. Ist da körperliche Begierde? Oder ist es mehr Spaß und ein Spiel? Prinzipiell sind wir dann aber bei der Freundschaft+. Für mich bis auf den Zeitfaktor genauso verbindlich wie eine Beziehung.
Ich glaube eine F+ hält nicht sehr lange. Sie zerbricht entweder, verliert das Plus oder wird zur Beziehung. Denn sobald da Begierde ist, will ich mehr von meinem Gegenüber. Dann reicht es mir sehr schnell nicht mehr die Person einfach mal nur so alle paar Monate oder noch seltener zu sehen. Ich verzehre mich dann sehr schnell nach mehr. Polyamorie gibt mir die Möglichkeit, dem dann auch nachzugeben. Ziemlich natürlich, als normaler allmählicher Prozess. Ich muss niemanden auf Distanz halten, ich will und kann ihn einen regelmäßigen Teil meines Lebens werden lassen.
Wir könnten jetzt noch streiten, ob wir Freunde lieben. Ich kann das für jeden meiner Freunde bejahen. Es würde mich hart treffen, wenn ich sie verlieren würde und habe eh nur sehr wenige davon. Alles andere sind für mich Kollegen, Bekannte, usw.
Aber ich verstehe, wenn das für andere Menschen anders ist. Für mich ist eine F+ nur ein Übergangsstadium, vielleicht für ein paar Monate. Bei mir kam aber bisher immer die Freundschaft lange vor dem Plus. Weshalb ich auch keine F+ suchen kann. Denn dafür müsste sie ja schon eine Freundschaft gewesen sein. Die meisten, die eine F+ suchen, suchen in meinen Augen eine Affäre oder eine*n Fuckbuddy.