Einverständnis
***gy:
dann gehört (für mich) die Ehrlichkeit und Offenheit dazu mit dem Partner darüber zu reden und auch sein Einverständnis zu haben.
Letztlich ist alles Vereinbarungssache. Das mit diesem "Einverständnis" war mir immer ein Dorn im Darm, weil die Begriffsinhalte zunächst einmal unklar sind und sich, je nach den Vorstellungen der Partner bis hin zu einer "Begegnungsgenehmigung für jeden Einzelfall" auswachsen kann. Diese Art Einvernehmlichkeit, z.B. schon bei der Mitbestimmung, meine Partnerwahl betreffend, geht mir grundsätzlich zu weit, und neben aller Freude am (Mit)Teilen darf es auch Privatsphäre geben.
Ich finde: Wissen von Anfang an, also noch vor der ersten Begegnung ist fair und darf genügen. Das darf in wichtige Details (safer Sex), muss aber nicht bis in die letzten Details gehen. Wer sich einlässt, toleriert zumindest, und das ist die Mindestvoraussetzung; ich habe einige MonoPoly-Paare kennengelernt, die dieses Commitment hatten.
******eon:
Das romantische Ideal sagt uns, es gäbe nur einen richtigen Grund, und zwar den aus "Liebe" - mit anschließender Partnerschaft, bestenfalls natürlich fürs Leben. Dann ist Sex moralisch richtig
Das Gefühl habe ich auch bei manchen Poly
amorieaposteln (so noch vorhanden), die sich prüde aufplustern und ihren Riechkolben gen Swingerlager und anderes rümpfen, als dürfe Sex erst nach Eintreten der Liebe stattfinden. Als würde der Muff unter den Talaren ("Sex nicht vor der Ehe resp. Liebe") nur polyform herausquellen, wenn mensch sie ein nur wenig lupft.
Zustimmen kann ich ihnen allerdings gerne, wenn sie sagen, mensch möge Sex außerhalb der moralinsauren Poly
amoriekategorie nicht unter dieselbe subsumieren. Schon aus Gründen der Klarheit für die Einen, aus Gründen der Moralreinhaltung für die Anderen.
In der Tat: das Swingen, Fuck For Fun hat für mich auch nichts mit Polyamorie zu tun. Genau Letzteres bedecken manche Polys mit dem Edelschimmel der Amorie, um einem Moralideal zu entsprechen. Viele sind sich dessen nicht einmal bewusst, weil sie es nicht sehen wollen. So entstehen schon mal ONRs (One Night Relationships) oder die Liebe, wenigstens die Verliebtheit wird schnell herbeidefiniert und als "Liebe des Moments" -gefühlt. Das sind dann "gedachte Gefühle". Kann jeder seine Definition festlegen, und das habe ich ganz früher auch so gemacht, weil ich sonst ja nicht "polyamor" gewesen wäre, und ich doch wollte dazugehören.
Wenn schon Polys die Trennung zwischen Sex, Liebe und Partnerschaft, Bindung und Verbindung, die in dem Artikel so deutlich herausgearbeitet wird, nicht klar ist, und stattdessen alles im bunten Blumentopf der Romantik verrührt wird, wie kann dann Polyamorie einer romantisch verprägten, vorurteilsbehafteten Mitwelt schlicht vermittelt werden?
Prompt passiert wie eine selbst erfüllende Prophezeiung das Unerwünschte: die moralische Verurteilung durch die "öffentliche Meinung". Das beschwörende Mantra, das in meinen Ohren mittlerweile eher nach tröstender Selbstbeschwichtigung klingt ("Es (doch) geht um mehr als Sex!"), zieht da schon lange nicht mehr.
Dabei ist der Zuruf: "Ihr wollt doch nur wild rumvögeln!" so eine schöne Vorlage. Wie hört sich diese Antwort an? "Klar doch, Ihr etwa nicht? Und es darf gerne Liebe [und ....zutreffendes einsetzen] daraus werden, auch mit mehreren Menschen."
Liebe kann sein und ist erwünscht, muss sich aber nicht einstellen. Polyamorie ist, wenn die Einladung zur Liebe angenommen wurde. Egal, ob und wann Sex passiert.
T
M