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Der Umgang mit "ich liebe dich"

****e59 Frau
3.598 Beiträge
********2015:
Wenn ich für die Liebe erst etwas TUN muss, ist es keine Liebe.

Das ist richtig... Wenn es ein MUSS ist...
Ist es mir wichtig, dass es dem Partner gut geht und tue ich aus diesem Antrieb etwas dafür... dann tue ich es aus Liebe (meine Einstellung)
Wenn ich für die Liebe erst etwas TUN muss, ist es keine Liebe. Dann sind wir wieder in dem uns vermutlich allen bekannten Muster aus der Kindheit "Liebe gegen Leistung" *snief*

Nene. Erst lieben und dann Gutes tun wollen.

Nicht was tun um geliebt zu werden. Das ist unsinnig. Und funktioniert nicht. Da sind wir bei dem Leistungszwang. Und wer sich gezwungen fühlt, der kann gar nicht lieben.

Wenn mir jemand sagt, dass er mich liebt und keine Handlungen folgen, hat dss Gesagte für mich weder eine Wirkung noch eine Bedeutung. Es passiert ja nichts, außer das Worte ausgesprochen wurden.

Nützlich werden die drei Worte für mich erst durch Handlung. Bleibt sie aus, sind es leere Worte und ziemlich nutzlos, was meint, auch die Aussprache kann sich gespart werden. Dann liebt ein Mensch nämlich nur in seinem Kopf und für das eigene Wohlbefinden. Und das hat mit mir recht wenig zu tun.

Liebe ist für mich mehr als Theorie. Liebe will gelebt werden, nicht nur einsam in der Fantasie am Leben gehalten werden.

Und wenn ich es lebe, brauche ich Zeit als erste Ressource. Ohne Zeit zb für den geliebten Menschen passiert nämlich gar nichts. Und Zeit nehme ich mir, kann sie verbringen und auch verschenken.

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Die einzige Handlung im Sinne der Liebe ...
... ist Hingabe. Der Rest ist Sein.
********weiz Mann
11.234 Beiträge
... ist es die Hingabe allein
Oder ist es die Akzeptanz , die Annahme des Anderen in all seinen Facetten.
**********ena38 Mann
110 Beiträge
Angst der Gefühle....
....es geht doch nicht nur um die Worte „ich liebe dich“, sonder um die Angst und das Gedanken Karussell was damit ausgelöst wird! Man sollte die jeweilige Situation beurteilen in der man sich gerade befindet.... „ich liebe dich“ wird heute doch viel zu oft und zu schnell gesagt und dann mit Erwartungen verknüpft. Ich liebe meinen Hund, meine Freunde etc...nur zeige ich all den Menschen das und bekomm das auch zurück! Hier bedarf es keiner Worte.... einen Partner kann man auf gleicher weiße Zuneigung und Verbundenheit zeigen! Was bedeuten Worte wenn man diese nicht zeigt!
**********ena38 Mann
110 Beiträge
Angst der Gefühle....
....es geht doch nicht nur um die Worte „ich liebe dich“, sonder um die Angst und das Gedanken Karussell was damit ausgelöst wird! Man sollte die jeweilige Situation beurteilen in der man sich gerade befindet.... „ich liebe dich“ wird heute doch viel zu oft und zu schnell gesagt und dann mit Erwartungen verknüpft. Ich liebe meinen Hund, meine Freunde etc...nur zeige ich all den Menschen das und bekomm das auch zurück! Hier bedarf es keiner Worte.... einen Partner kann man auf gleicher weiße Zuneigung und Verbundenheit zeigen! Was bedeuten Worte wenn man diese nicht zeigt!
****on Mann
16.232 Beiträge
*********t6874:
Wenn mir jemand sagt, dass er mich liebt ...

Nützlich werden die drei Worte für mich erst durch Handlung.

Ich verstehe durchaus, dass du etwas praktisch Sinnvolles mit Aussagen verbinden möchtest. Legitimer Wunsch.

Aber ebenso legitim ist der Wunsch, ein Gefühl aussprechen zu dürfen, ohne dass das Gegenüber etwas Nützliches daraus ziehen könnte. Wenn ich sage: "Hach, ist das Wetter wieder herrlich, der Himmel blau, es ist nicht zu heiß, der Wind steht still, Vögel zwitschern, die Erde duftet frühlingshaft!" - dann ist das eine Aussage voller Positivität, aber für nichts nütze.

Mit der Aussage "Ich liebe dich" ist es nicht anders. Auch wenn es toll wäre, wenn diese gleichzeitig ein Versprechen zur immerwährenden Versorgung oder ähnlichem darstellte, so ist sie nur eine Botschaft aus dem Gefühlsleben des Sprechenden. Das darf auch so sein.
Lieber Trigon,

das meine ich doch. Liebe ohne Handlung nutzt nur dem, der in diesem Gefühl schwelgen möchte. Es ist rein egoistisch, nur an sich zu denken.

Deshalb bewerte ich solche Schmetterlingsaussagen für mich entsprechend.

Ein Mann, der sich mir gegenüber derartig unverbindlich positioniert, da gibt es für mich keinen Wert, wenn er mir ein ich liebe dich entgegen säuselt. Da denke ich mir nur, ach ja, dem geht es jetzt gerade gut.

Für mich liegt tatsächlich auch eine Art Absicht in diesen drei Worten. Das ist tatsächlich fernab vom Kapitalismus. Es geht schlicht um geben und nehmen.

Meine Erfahrung mit dem unverbindlichen Gesäusel hat entsprechend für Missverständnisse gesorgt. Denn ich gehe davon aus, dass ich einem Menschen wirklich wichtig bin und er auch wirklich für mich da sein wird, wenn ich seine Zeit, seine Aufmerksamkeit brauche. Na ja. Ich habe recht schnell gelernt, vorsichtig zu sein, zu prüfen und nachzufragen, was mit dem Liebesgefühl tatsächlich gemeint ist. Und ich ziehe mich tatsächlich zurück, wenn jemand nur säuselt für das eigene momentane Wohlbefinden. Es hat weder eine besondere Bedeutung für mich, noch fühle ich mich gefordert für denjenigen da zu sein. Ist doch eh nur Gerede.

Jedenfalls sorgt diese Art der Benutzung der drei Worte bei mir keinerlei Bindungsgefühle aus. Eher das Gegenteil. Ich spüre dahinter eine große Furcht vor Verbindlichkeit.

Erlebe ich Liebe durch Handlung, sieht es ganz anders aus. Das schafft Bindung bei mir. Und dann kommt es, beruhen die Worte auf Taten, zu schönen Zeiten miteinander.

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*********ueck Frau
11 Beiträge
Im Hier und Jetzt sein
Ich kann von mir sagen, dass ich eine Liebende bin und mich sehr leicht damit tue, Liebe zu empfinden und sie auch zu bekunden. Ich mache die Erfahrung, dass je offener mein Herz ist und je mehr ich liebe, umso mehr Liebe kommt zu mir zurück, die mich manchmal fast überquellen lässt.

Zu meinem Liebsten habe ich das erste Mal gesagt: "Ich weiß nicht, ob es morgen oder nächste Woche oder nächsten Jahr noch gilt, aber jetzt, in diesem Moment liebe ich dich." Und er hat mir später gesagt, dass das für ihn unglaublich befreiend war, da für ihn bis zu diesem Zeitpunkt ein "Ich liebe dich" immer mit Forderungen verbunden war.
Mittlerweile sagen wir uns sehr häufig, dass wir uns lieben. Aber wir fragen auch oft nach, was der andere damit in diesem Moment genau meint. Manchmal ist es nämlich auch: Ich begehre dich. Der Sex mit dir gerade war unglaublich gut. In deinen Armen zu liegen fühlt sich wie Zuhause an. Ich fühle mich dir nahe. Oder vieles andere. Und es tut gut, bei sich selbst nachzuspüren, was man mit diesem Ich liebe dich eigentlich sagen will.

Zu anderen Menschen sage ich auch öfter Ich liebe dich und es bedeutet immer eine Gefühl der tiefen Verbundenheit in genau diesem Moment, ein Sehen und Gesehen werden. Und es ist niemals mit Erwartungen verbunden. Klar gibt es Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche an andere Menschen, aber die kommen bei mir aus einer anderen Quelle als die Liebe.
****on Mann
16.232 Beiträge
@*******vet

Du schreibst viel von Nutzen, Nützlichkeit, Geben-Nehmen, und das alles im Zusammenhang mit Liebe. Reines Lieben bewertest du als egoistisch.

Ich kann dir nicht in diese Gedankenwelt folgen. Ich wäre traurig, wenn mir mein Gegenüber mit seiner Liebe "Nützlichkeit" anböte. Liebe ist Bindung, kein Deal. Liebe ist bedingungslos und uneigennützig - sie fragt nicht nach Nutzen für sich und andere.

In Liebe kann mensch nicht "schwelgen" (du meinst damit wohl eher Verliebtheit), denn Liebe gibt dem Liebenden kein Wohlgefühl. Liebe ist verbindlich. Verbindlichkeit hat in meinen Augen mit Nutzen nichts zu tun.
Fish Love

****on Mann
16.232 Beiträge
Twerski wiederholt das Mantra der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft: Liebe darf gemäß seinem YouTube-Video nicht absichtslos und bedingungslos sein, nein, sie bedeutet unbedingt ein Geben.

Ferner beklagt er Selbstliebe, jeder liebe nur sich selbst, und in seinem Beispiel der "Fischliebe" liebt jemand Fisch - weshalb er ihn umbringt, kocht und isst.

Zwar modifiziert er seinen postulierten "Geben"-Aspekt, indem er sagt: Du gibst nicht, weil du liebst, sondern du liebst, weil du gibst. Was nichts rettet, denn er sagt dann: Du investierst in dein Gegenüber, daher liebst du.

Das überzeugt mich trotz seines Gottvater-Looks und der Altersweisheitsattitüde nicht.

Erich Fromm hatte schon auf die zwei Grundhaltungen Haben und Sein hingewiesen. Das Haben ist materialistisch, erstarrt, ängstlich und bedeutet ein Leben in den Kategorien Geben und Nehmen. Das Leben als Deal.

Das Sein braucht nichts als die reine Existenz. Besitz bedeutet nichts, es wird nichts gehamstert, nichts aus Erlebnissen "mitgenommen", das Leben ist im absichtslosen Fluss, Kosten-Nutzen-Rechnungen, "Investieren", Geben-Nehmen keine Kategorien. Menschen "haben" und "brauchen" keinen Partner, sondern sie leben Seite an Seite in Selbstliebe und Liebe. Nicht, weil sie etwas davon "haben", sondern weil sie eine innere Bindung spüren.
********weiz Mann
11.234 Beiträge
Ist Liebe nicht immer egoistisch?
Die sogenannte „Fischliebe“ nach Twerski hat für mich etwas Einleuchtendes.
Ich gebe „Liebe“, dafür dass ich etwas bekomme. Es richtet sich weniger auf die Person, als auf das was ich bekomme, das was ich bedarf. Es ergänzt mich also, ob es nun ein Fisch ist der meine Genussfreuden befriedigt oder der liebevoll gedeckte Tisch, die Umarmung, das Zuhören, der Sex oder die Sicherstellung des Lebensstandards, bleibt sich im Grunde genommen gleich.

Die ‚gebende Liebe‘ von der er als hohes Ziel spricht, muss man im Kontext der Religionen betrachten. Hier sprechen fast alle Weltreligionen von einer solchen Liebe zu Gott. Aber auch in dieser Liebe geht es letzlich darum sich selbst mit dieser Liebe zu erfüllen, sch zu berauschen am selbstlosen Geben.
Trigon,

deine Schilderung ist sehr interessant und macht etwas mit mir. Es hinterlässt bei mir das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, weil ich eben mein Empfinden überhaupt nicht mit Politik und Gesellschaft verbinde. Im Gegenteil. Es ist höchst persönlich was ich hier schreibe.

Inwiefern bist du verbindlich, wenn deine Liebesgefühle zu nichts weiter fühlen, als das dir deine Gefühle Wohlbefinden machen? Du äußerst sie. Und dann?

Für mich resoniert nur ein "schön für dich" und sobald du mir was von Leistungsgesellschaft erzählen willst, höre ich ein "bleib mir bloß vom Leib mit deinen Bedürfnissen und Wünschen und Sehnsüchten.".

Kapitalismus verbinde ich mit Gewinnmaximierung und anzustreben, vom anderen Menschen mehr zu bekommen, als ich zu geben bereit bin, wenn ich das Prinzip auf die zwischenmenschliche Ebene bringe. Und das empfinde ich als kalt, egoistisch und ganz weit weg von mir. Der andere will etwas von mir, nämlich das ich gebe und bloß nichts zu nehmen habe.

Bei uns im Netzwerk ist dieses Thema präsent. Es geht um Bedürfnisse, Sehnsüchte und Vorstellungen, wie unsere Beziehungen gestaltet werden. Und wie hier schon erwähnt, funktioniert es meist bereits in den Basics nicht, wenn jemand damit anfängt, seine Pflichten zu vernachlässigen. Ganz profane Dinge und da bin ich noch nicht einmal bei Bedürfnissen wie zuhören und gemeinsame Freizeit zu gestalten.

Das war rückblickend auch in meinen monogamen Beziehungen immer der Punkt, wo es begann zu zerbrechen, ein ich liebe dich hohl und substanzlos wurde. Meist entwickelte es sich so, dass an mir alles Unangenehme im Alltag hängen blieb, er sich gefordert fühlte und Liebe als Mittel zur emotionalen Erpressung genutzt wurde.

Im Grunde hatten diese Männer ein Problem mit sich. Ein Bedürfnis noch mehr auszubrechen, weil ihnen der Alltag und Haushalt zum Hals raushing. Als Frau wirst du auch heute noch rasend schnell in die Haus und Mutti Position gedrängt. Das ist alles meins plötzlich und daraus kam dann regelmäßig ein"ich liebe Dich doch", wenn ich da raus wollte und Fairness einforderte.

Deshalb triggern mich hohle Worte und ja, möchte jemand mit mir zusammen sein, ergeben sich daraus automatisch auch Pflichten. Wenn ein Mann mir dann mit Unverbindlichkeit kommt und betont, dass Alltagszeug selbstverständlich von alleine läuft, stellen sich mir die Nackenhaare auf, weil ich das zu oft im Leben gehört und dann doch auf der Arbeit alleine sitzen blieb, weil der Mann schrittweise immer bedürfnisloser wurde. Plötzlich brauchte er es nicht ordentlich, weil ich mich garantiert vor ihm bewegte, bevor die Wohnung zum Saustall wurde. Eine ganz miese Masche und dann soll ein "ich liebe Dich" mir irgend etwas bedeuten?

Deshalb muss Liebe spürbar für mich sein und das Bett und schöne Worte deutlich verlassen.

Ansonsten nehme ich ein "ich liebe dich" als Gefühlsbekundung hin, die für mich keine Bedeutung hat. Es schafft keine Bindung bei mir. Und ich finde meine Einstellung dazu schützt mich davor, mich einbinden und dann ausnutzen zu lassen. Wer vor Taten und dem Prinzip von der Ausgewogenheit von Geben und Nehmen zurück schreckt, wird auch über kurz oder lang davor zurück schrecken meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfüllen, aus Liebe und intrinsisch motiviert, sondern immer ein Gefängnis darin sehen. So ein Mensch nutzt meine erwiderte Liebe nur aus, die sich dann in Handlung ausdrücken wird, wie ein böser Kapitalist. *zwinker*

Mit einem Ex Freund habe ich das neulich erst diskutiert. Er kam auch mit Freiheit und Unverbindlichkeit und trotzdem zu wollen, dass seine Freundin in seinem Sinne funktionieren soll. Und zu dem Ergebnis, dass er vielleicht tatsächlich ein klein wenig beziehungsunfähig sein könnte. Wir waren vor drei Jahrzehnten einige Jahre ein Paar. Und immer sind ihm die Frauen weggelaufen, so wie ich damals auch. Jetzt wird er langsam alt und einsam und merkt, dass es seine Angst vor Verbindlichkeit ist, sein Gefühl sich eingesperrt zu fühlen, sobald eine Frau ihn quasi verpflichtet im Sinn von Geben und Nehmen. Und die Frauen durchaus Recht damit hatten, Fairness einzufordern und dass es nicht nur um ihn und seine Bedürfnisse gehen kann.

Das kann auch hinter einem unverbindlich gesprochenen "ich liebe dich" stehen.

Gefühle sind dabei die Bitch, die einen reinreiten kann und Worte ihre Methode. *ggg*

Übrigens kann ich deinem Modell folgen. Frei und unabhängig zu lieben. In diesem Modell habe ich meine eigene Wohnung und besuche ihn in seiner, wenn ich Lust auf ihn habe. Mein Alltag bleibt alleine mein Ding und ich bin natürlich so nett und wasche bei ihm auch mal ab. Um alles andere kümmert er sich. Er wohnt da. Wenn er mir auf die Nerven geht, weil er Probleme hat, habe ich eben keine Zeit. Passt ihm das nicht, ist es eben aus und meine Gefühle haben sich geändert. Und wenn ich ihm sage, dass ich ihn liebe, füge ich hinzu, dass er bloß nichts von mir erwarten darf. Das ist einfach nur eine Äußerung im Moment, die keine weiteren Erwartungen auslösen darf. Dann fühlen wir uns ganz toll verbunden und haben tollen Sex. Was will Frau mehr?

Ich kenne genug Frauen, die in meinem Alter sind und es nach ihrer Scheidung und Beziehungen, in denen sie Lastenesel waren, genauso halten. Und selbst da bestehen hohe Ansprüche an den Lover.

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Ist Bedingungslos am Ende nicht auch eine Bedingung?
Für mich definitiv.
Nämlich die Bedingung für nichts. Dementsprechend auch, sich letztlich wie ein Arschloch verhalten zu können, schließlich gibt es ja keine Bedingung.
Insofern kann ich BlueVelvet‘s Ausführungen gut folgen.

Ich für meinen Teil möchte NIE!!! gesagt bekommen, das mich jemand „gerade in diesem Moment“ liebt.
Für mich gliche es einem Horroszenario. Denn ich sehe da absolut keine Verbindlichkeit in dem Wort „Liebe“. In diesem Beisatz sehe ich „Liebe“ als temporäres Wegwerfprodukt.
Ich liebe dich zwar jetzt gerade, aber was morgen ist, weiß ich noch nicht.
Immer schön ein Hintertürchen zur Flucht offen halten.
Und auch wenn alte kirchliche Grundsätze, wie „bis das der Tot euch scheidet“ überholt sind, so ist es für mich zumindest erstrebenswert, wenn Liebe auf eine gemeinsame Perspektive angelegt ist.
Wie lange das tatsächlich anhält, kann niemand sagen. Aber das wäre für mich verbindlich.

Zu der Liebe ohne Gegenliebe, oder wenn kein Kontakt besteht...
Ja ich kenne das.
Aber sie flaut mehr und mehr ab, je weniger Kontakt besteht. Somit ist sie für mich irgendwann nicht mehr spür-und fühlbar.
Ich weiß, das wenn irgendwann ein Kontakt stattfindet, alles wieder ist wie beim letzten Kontakt.
Aber es stellt sich mir die Frage, ob mich nicht einfach ein Hormoncocktail aus alten Erinnerungen, Wunden der Verlassenheit; die plötzlich temporär heilen; und Oxitocin überschwemmt?
Und ob das dann wirklich Liebe ist, oder eben nur temporäre Gefühlsüberschwemmung, sei mal dahingestellt.
Paradox? Ja und Nein.
Liebe ist ein Paradox. Man könnte viele Etiketten daran kleben. Es ist schön, das wir uns dieses Paradox anzuschauen, darüber schreiben. Für mich bedeutet ein sehr freier Umgang mit der Liebe nicht, nicht ungebunden zu sein, sondern innerlich eine Verbindung einzugehen. Das kann viele Formen haben. Es kann sich jenseits von Sprache bewegen, auch jenseits von Berührung. Mit Beidem ist es jedoch schöner, menschlicher und leidenschaftlicher. Traditionell war das »Wollen« immer nachgelagert. Im Digitalzeitalter, mit Casual Dating und Personal Profiling, leisten wir uns eine große Unschärfe. Die Evolution hat sich das anders gedacht. Zudem taugen Konzepte, Dogmen, Gegenentwürfe nur zum besseren Zweifeln. Es ist gut das alles zu vergessen, wenn man sich gegenüber sitzt. Schnell verliert man den Augenblick, das Staunen. Das sind im schönsten Fall Momente, in denen sich das Paradox der Liebe auflöst. Oder einlöst. Je nachdem wie man es sieht.
********er62 Mann
2.463 Beiträge
Die Evolution
... hat sich das anders gedacht? Was hat sie sich denn gedacht?
****on Mann
16.232 Beiträge
*********t6874:
Trigon,

deine Schilderung ist sehr interessant und macht etwas mit mir. ...

Inwiefern bist du verbindlich, wenn deine Liebesgefühle zu nichts weiter fühlen, als das dir deine Gefühle Wohlbefinden machen? Du äußerst sie. Und dann?

Ich bin - das würden Partnerinnen von mit stets bestätigen - sogar besonders verbindlich. Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sind mir extrem wichtig. Übrigens nur, soweit ich sie lebe - selbst benötige ich sie nicht im selben Maße, genieße sie aber sehr, soweit vorhanden.

Ich bin aber nicht verbindlich, weil ich liebe, sondern weil ich in einer Beziehung bin. Liebe ist Liebe, Beziehung ist Beziehung. Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun, in meinem Fühlen. Wenn ich liebe, strebe ich nicht unbedingt eine Beziehung an - ich liebe auch Menschen, die mit mir nicht zusammenpassen. Eine Beziehung könnte ich auch führen, ohne zu lieben. Ich wäre dann genau so verbindlich.

Liebe, ich erwähnte es etwas weiter oben, macht mir kein Wohlbefinden. Liebe ist einfach innere Bindung, verbunden mit dem heißen Wunsch, dass es dem geliebten Menschen gut gehen möge. Davon habe ich selbst nichts. Liebe ist kein Gefühl, das mich mich besser fühlen lässt. Verliebtheit allerdings (und die hat mit Liebe nichts zu tun) ist ein Gefühl des Rausches und des Schwelgens - doch diese ist hier ja nicht Thema.

*********t6874:
und ja, möchte jemand mit mir zusammen sein, ergeben sich daraus automatisch auch Pflichten.

Möchte jemand mit mir zusammensein, ergeben sich daraus keinerlei Pflichten. Aber eins ist mir wichtig: Dass wir uns zusammensetzen und verbindlich regeln, wie wir uns den Alltag sinnvoll organsieren, wo wir uns unterstützen, wer was wann macht. Erst dann sind Pflichten entstanden, aus gemeinsamem Verhandeln - nicht einfach "automatisch" kraft der entstandenen Beziehung.

*********t6874:
sobald du mir was von Leistungsgesellschaft erzählen willst, höre ich ein "bleib mir bloß vom Leib mit deinen Bedürfnissen und Wünschen und Sehnsüchten.".

Das ist dein Thema in Beziehungen. Sowas hat mit mir noch keine Partnerin erlebt. Ich bin höchst präsent in Sachen gegenseitiger Bedürfnisse. Liebe ist bedingungslos - Beziehung hingegen richtigerweise voller Bedingungen. Liebe und Beziehung haben einfach NICHTS miteinander zu tun. Die Vermengung führt zu Kommunikationsdesastern, in der die reine Gefühlsäußerung, unschuldig und ohne jedes Ziel, in einen automatischen Pflichtenkanon führt.

*********t6874:
Deshalb triggern mich hohle Worte ... Plötzlich brauchte er es nicht ordentlich, weil ich mich garantiert vor ihm bewegte, bevor die Wohnung zum Saustall wurde. Eine ganz miese Masche und dann soll ein "ich liebe Dich" mir irgend etwas bedeuten?

Ich verstehe so sehr gut, wie es zu diesem Triggern kommt. Liebe wurde dir gegenüber auch nicht absichtslos und ohne Ziel geäußert, sondern als Affirmation der Bindung sehr absichtsvoll heruntergebetet - damit du Ruhe gibst und nicht wegläufst. So läuft jede Beziehung vor die Wand. Und Liebe wird als Gefühlsäußerung herabgewürdigt und ruiniert. Ich fühle das mit dir.

*********t6874:
Mit einem Ex Freund habe ich das neulich erst diskutiert. Er kam auch mit Freiheit und Unverbindlichkeit

Ich bin für Freiheit und Verbindlichkeit. Unverbindlichkeit hat in meinem Beziehungsleben von meiner Seite nichts verloren. Zur Verbindlichkeit gehört auch verbindliche Freiheit.

Zusammenfassend:

Liebe ist ein Gefühl der inneren Bindung mit dem Wunsch, dass es dem anderen gut gehe. Sie ist weder verbindlich noch unverbindlich, sondern einfach ein Gefühl ohne weiteres Ziel, ohne Absicht, ohne Folgen.

Beziehung ist eine hochverbindliche Gemeinschaft, in der beide ihre Mitarbeit miteinander verpflichtend aushandeln. Diese Verbindlichkeit mit "ich liebe dich" darstellen zu wollen, ist für mich ein kommunikativer Unfall. Beziehung verlangt, wenn schon, eine Aussage wie: "Vertraue mir, ich bin weiter verbindlich und zuverlässig."
*******ster Mann
1.763 Beiträge
KKMK
Wer von euch hat "Ich liebe dich" schon vorm Spiegel zu sich selbst gesagt? Ist eine spannende Erfahrung...

Dit muß ick probieren. Kanns gar nicht abwarten, bis alle im Bett sind! Aber nen Antrag mach ich mir nicht!
****on Mann
16.232 Beiträge
*******onne:
Ist Bedingungslos am Ende nicht auch eine Bedingung?
Für mich definitiv.
Nämlich die Bedingung für nichts. Dementsprechend auch, sich letztlich wie ein Arschloch verhalten zu können, schließlich gibt es ja keine Bedingung.

Liebe ist ein Gefühl. Dieses Gefühl kommt aus einer entstandenen inneren Bindung. Die Bindung ist eine Voraussetzung für Liebe, sie ist Teil ihrer Definition. Bedingungslos ist sie insoweit, als dass sie für ihr Bestehen nichts vom Gegenüber fordert. Sie ist nicht verhandelbar. Kein Deal möglich. Liebe will nichts, ausser dass es dem geliebten Menschen gut geht. Sonst nichts. Keine Nähe, keine Beziehung, kein Geben und Nehmen.

Liebe kann kein Grund für Arschloch-Verhalten sein.

Beziehung hingegen ist ein bedingungsVOLLES Miteinander. Hierhin gehören all die Regeln und Vereinbarungen, die verhindern, dass sich jemand aufgefordert fühlen könnte, sich wie ein Arschloch zu verhalten. Beziehung ist eine Zwei-Personen-Organisation mit Zielen, Absichten und Bedingungen. Beziehung will Nähe, Geben und Nehmen.

Ich vermische Liebe und Beziehung nicht.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Also, Trigon, ich bin in vielem bei dir. Trotzdem finde ich jetzt einiges ziemlich widersprüchlich.
Liebe kann bedingungslos sein, Beziehung ist immer bedingt. Okay. Ich möchte ehrlich gesagt, das es meiner Nachbarin gut geht, dem LKW-Fahrer, der einfach mal links rauszieht, auch. Und das es dir gut geht, auch. Eigentlich jedem. Jetzt liebe ich entweder jeden oder die Bedingung, das zur Liebe dazugehört, das ich möchte, das es meinen geliebten Menschen gut geht, ist ziemlich Unsinn. Ich plädiere zum Zweiten.
Ist jetzt Liebe für dich ein Gefühl oder eine Haltung? Das hast du jetzt in deinen letzten Posts unterschiedlich beschrieben. Ich dachte, Verliebtsein ist Gefühl?

Ich frag nur nach.
****on Mann
16.232 Beiträge
*****al4:
Ich möchte ehrlich gesagt, das es meiner Nachbarin gut geht, dem LKW-Fahrer, der einfach mal links rauszieht, auch.

Ja, weiter vor wurde das als "Nächstenliebe" schon mal angesprochen. Ich hatte geantwortet:

Ich spreche von dem Wunsch, dass es dem geliebten Menschen gut geht, der jede Faser meines Seins erfüllt - nicht von prinzipiellem Wohlwollen. Es ist ein Gutgeh-Wunsch, für den ich im krassesten Fall jedes Opfer bringe.

*****al4:
Ist jetzt Liebe für dich ein Gefühl oder eine Haltung? Das hast du jetzt in deinen letzten Posts unterschiedlich beschrieben. Ich dachte, Verliebtsein ist Gefühl?

Für mich:

Verliebtsein: Das Gefühl der Begeisterung für einen Menschen, bis hin zur Rausch und Besessenheit. Zu einem großen Teil von Projektionen genährt. Ein wichtiges, wertvolles Gefühl. Die Projektionen sind zwar illusionär, doch finde ich alle liebevollen Gefühle zwischen Menschen richtig, gleich wie brüchig ihr Boden sein mag.

Liebe: Das Gefühl der inneren Bindung, verbunden mit dem Wunsch, dem anderen möge es gut gehen, ein Wunsch, der jede Faser meines Seins erfüllt (s.o.). Liebe ist keine Haltung.

Liebesbeziehung: Praktisch durchgeführte Lebensverbindung, die einer gerechten inneren Organisation bedarf, und großer Achtsamkeit, um befriedigend bleiben zu können. Verbindlichkeit ist eine weitere Voraussetzung.

Das habe ich aber in allen Postings sinngemäß gleich geäußert - wo siehst du unterschiedliche Beschreibungen?
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ähm -

geht, der jede Faser meines Seins erfüllt - nicht von prinzipiellem Wohlwollen. Es ist ein Gutgeh-Wunsch, für den ich im krassesten Fall jedes Opfer bringe.

Aha. Das heißt, das du im Falle BlueVelvets selbstverständlich dieses und jenes und auch noch das für den geliebten Menschen tun würdest, weil der Gutgeh- Wunsch in dir das krasseste Opfer rechtfertigt?

Verstehe ich nicht.
Hört sich für mich eher nach Bibel- Zitat an, von wegen Opfer und so. Oder wie die Liebe zum Vaterland, für das jedes Opfer zu bringen ist.

Ich verstehe Liebe anders.
****on Mann
16.232 Beiträge
*****al4:
Aha. Das heißt, das du im Falle BlueVelvets selbstverständlich dieses und jenes und auch noch das für den geliebten Menschen tun würdest, weil der Gutgeh- Wunsch in dir das krasseste Opfer rechtfertigt?

Verstehe das gerade nicht. Ich will eben, dass es dem geliebten Menschen gut geht. Geht es ihm nicht gut, würde ich mitwirken, dass sich das ändert. Das ist zwar keine Liebe, aber Folge meiner Liebe. Und im Extremfall würde ich mein Leben geben, soweit das nötig ist. Das Opfer wird durch gar nichts "gerechtfertigt", sondern ich bin halt bereit, es zu geben. Weil ich liebe.

*****al4:
Ich verstehe Liebe anders.

*nixweiss* Nichts dagegen einzuwänden *g* .
Liebe ist ein Gefühl. Dieses Gefühl kommt aus einer entstandenen inneren Bindung. Die Bindung ist eine Voraussetzung für Liebe, sie ist Teil ihrer Definition.

Lieber Trigon,

da bin ich ganz bei dir. Nur was führt zum Bindungsgefühl?

Das sind doch wesentlich erleben und Erfahrungen, die ich mit einem Menschen mache.

Jetzt schreibst du, dass Liebe Bindung macht, die aber Voraussetzung ist für Liebe?

Was kommt denn jetzt zuerst?

Für mich lerne ich einen interessanten Menschen kennen. Sa liebe ich noch lange nicht. Erst ganz langsam und über die gemeinsamen Erlebnisse kommt Sympathie und mehr erleben wollen und je positiver diese Begegnungen ausfallen, desto wahrscheinlicher ist es, dass so etwas wie Bindung überhaupt entstehen kann. Also bevor ich sagen kann, dass ich jemanden liebe, muss ich zwingend den anderen Menschen erlebt haben. Und was wir erleben, erzeugt Bindung und dann erst Liebe.

Wer erst oder sehr schnell von Liebe redet, oder gar, wenn Begegnungen voller Konflikt und Enttäuschung verlaufen, da bekommt ein ich liebe dich eine vollkommen andere Bedeutung für mich.

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