dlfKultur ’Zeitfragen’: "Für immer treu! Oder doch nicht?"

du hast die Sendung im Radio gehört, ich habe nur den Artikel hinter dem Link gelesen.
Du schreibst, das Normativ der (sexuellen) Exklusivität und das romantische Liebesideal in unseren heutigen Beziehungen [wurden] beleuchtet und hinterfragt.
Nach dem, was ich gelesen habe, wurde aber Treue immer wieder mit Exklusivität verwechselt - denn m.E. wurden nicht die untreu, die von ihrem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung Gebrauch machten, sondern eher die, die sich "betrogen" fühlten und deshalb die Beziehung beendet haben und sich in ihrem Schmerz suhlen.

Ein spannendes Thema, wenn auch nicht ganz das was im Radio thematisiert wurde. Ich hasse Untreue und die geht bei mir leider schon sehr früh los. (Küssen, Blowjob etc.) Ist die Sache nicht einfach so, dass wir alle vielleicht keine Versprechen eingehen sollten, die wir nicht halten können? Damit meine ich eine Liaison mit einer oder mehreren Partnern, der/die Treue erwartet. Es gibt erstaunlich viele Menschen die keine unbedingte Treue erwarten. Warum sich also mit jemand einlassen, der Treue (und dann heißt sie plötzlich Exklusivität) erwartet, wenn ich das nicht erfüllen kann?

Grüße in die Runde
Tango

benutzt du den Begriff Treue und meinst Exklusivität.

Im Artikel heißt es sogar über Treue:
Treue steht für "fest sein, sicher sein, vertrauen, glauben, wagen". Es ist eine Tugend, nach der viele in Beziehungen streben. Sie wollen sich als verlässlich und vertrauenswürdig erweisen, als glaubwürdig, als fester Fels.

Sorry, aber ich kann das Wort Sex in dieser Definition nicht entdecken. Darin ist auch nirgendwo davon die Rede, dass ich nicht mit einem anderen schlafen darf. Treue meint doch damit ganz andere Qualitäten, die ich dennoch erfülle, auch wenn ich mit einem anderen Menschen Sex habe - warum auch immer. Oder? Ich kann mich sehr wohl als verlässlich, vertrauenswürdig und glaubwürdig erweisen, natürlich erst dann, wenn ich offen über meine Gefühle und Bedürfnisse sprechen kann. Das wiederum setzt Vertrauen meinem Partner gegenüber voraus, dass er mir zuhört und nicht aus einem Besitzanspruch heraus eine Beziehung beendet, im wahrsten Sinne des Wortes mir untreu wird.

In meinen Beziehungen bin ich treu. Doch gibt es mich nicht für eine alleine.
Da ich offen zu meinem Polyleben stehe und alle Begegnungen bekannt sind.
Treu in der Zeit die gemeinsam erlebt wird. Geistig und Körperlich anwesend,
ohne Gedanken zu haben: Was ist wenn Sie anruft.
In einer monogamen Partnerschaft ist beides erwartet und Anspruch beider.
Was sehr gut über lange Jahre in tiefer Liebe zum anderen sehr erfüllend
und bereichernt sein kann.
Für mich ist das Polyleben die Art und Weise meines Sein und Selbst, die
für mich und die beteiligten ebenfalls mit tiefer Liebe und Verbundenheit
gelebt wird.