Ich finde diesen Thread bemerkenswert — und oute mich in diesem Zusammenhang als eine der Personen, die sich nach dem lesen diverser öffentlich sichtbarer Beiträge mit einem Beitritt schwer getan haben, denn
*****e_3:
Das fängt m.E. schon bei der Überhöhung der Polyamorie an, die ich oft beim Lesen von Gruppenbeiträgen empfinde. Da wird eine Erkenntnis — eine "Wahrheit", die man in der Polyamorie zu finden glaubt — mit einer Allgemeingültigkeit versehen ( z.B. "liegt in der Natur DES Menschen"), die wieder zeigt, dass der, der eine Erkenntnis zu haben scheint, allen anderen Menschen deren Allgemeingültigkeit überzustülpen versucht.
Ich glaube, so funktioniert das eben gerade nicht.
vieles, das ich las, wirkte auf mich zunächst ähnlich.
Gleichwohl kann ich verstehen, dass jemand, der für ein Thema oder eine Anschauung brennt, diese entsprechend vertritt und auch anderen nahebringen möchte. Es ist sehr menschlich anzunehmen, dass etwas, das für einen selbst gut funktioniert, so auch für andere funktionieren könnte.
Schade finde ich, wenn eine Diskussion — selbst eine kontrovers geführte — so abgebrochen wird:
*******beth:
Ich bin an dieser Stelle nicht nur aus der Diskussion raus, sondern aus der Gruppe.
…
Wenn das aber andere triggert und darüber NICHT OFFEN geschrieben oder gesprochen werden kann, dann bin ich hier am falschen Platz.
Das läuft m.E. den am meisten –um nicht zu sagen: am vehementesten– vertretenen Gedanken und Grundsätze polyamorer Lebensweise zuwider.
Ich habe aus vielen Beiträgen hier herausgelesen, dass gerade die Reibungspunkte und Trigger es sind, mit denen zu beschäftigen sich lohnt, um sich damit (und mit sich) auseinanderzusetzen und daran zu wachsen. „Du bist anderer Meinung, ich fühle mich angegriffen und spiele nicht mehr mit Dir“ ist Kindergarten-Niveau, das ich so nicht erwartet hätte.
Dazu fiel mir ein Ringelnatz ein:
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben.
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,
Daß andere ganz anders als wir glauben.
Und stimmte es, daß Leidenschaft Natur
Bedeutete im guten und im bösen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.
Besonders den letzte Satz möchte ich allen poly, und besonders den amor fühlenden, ins Gedächtnis rufen. Der sollte nicht nur m Umgang mit Partnern gelten.