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Blog zu Polyamorie und Beziehungsanarchie

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Blog zu Polyamorie und Beziehungsanarchie
Für die Sammlung:

Dieser Blog http://beziehungsanarchie.org/polyamorie/
bespricht
• den Spiegel-Artikel "Polyamorie – die Zukunft des Sex vom 05.03.2017" (in voller Länge leider nur gegen Buchung eines einmonatigen Gratis-Probe-Abos zu lesen)
und
• ein Interview des Zeit-Magazin mit Ulrich Clement: "Wie frei darf die Liebe sein?" vom 30.03.2017

Herzlich
T*wink*M
*******_08 Mann
204 Beiträge
Spiegelbericht
Ob nun der Spiegel oder auch andere Medien darüber berichten - die Erkenntnis, das der Mensch von Natur aus kein monogames Wesen ist, ist wirklich nicht neu. Er ist in seiner Struktur eh polygam und hat, in erster Linie durch kirchlich geprägte Konventionen, gegen seine Natur gelebt. Das Ergebnis: Lug und Betrug in den Beziehungen - gegenseitiges Hintergehen und oftmals familiäre Tragödien als Folge.

In Zeiten der Emanzipation haben vornehmlich die Frauen sich frei gemacht von derlei Konventionen und haben gelernt ihre Wünsche und Vorstellungen nicht nur zu äussern, sondern auch einzufordern - was zur Folge hat, das es heutzutage mehr Singles in unserer Gesellschaft gibt als je zuvor. Eine eher Besorgnis erregende Situation. In diesem Umfeld öffnen sich aber Chancen für bisher unkonventionelle Lebensmodelle - die totale Kommunikation schiebt diese Entwicklung auch noch kräftig an.

Warum noch mit einem Kompromiss leben ? warum sich in Konventionen zwängen ? warum nur einen Liebhaber oder eine Liebhaberin ? warum nicht die totale Freiheit und Offenheit in unseren Beziehungen ?

Es wir eine Weile dauern, bis dieser Gedanke in unseren Köpfen gedeiht und Akzeptanz findet - aber ich bin der Meinung, diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten und mehr als opportun !!
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Ich entschuldige mich schon mal im Vorfeld für diese sehr philosophische Betrachtung der geposteten Artikel.

**************** Clement:
Von Natur aus sind wir gar nichts. Die Natur lässt alle Möglichkeiten offen, die Kultur macht die Einschränkungen. Am Ende ist es eine individuelle Entscheidung.

In diesem Absatz steckt noch viel mehr als in dem Blog und in dem Interview herausgearbeitet werden.

• Es gibt keine natürliche Prägung der Beziehungsform.
• Die Gesellschaft schafft durch Normen die Einschränkungen und Rahmenbedingungen für die Wahl der Beziehungsform.
• Die Entscheidung für oder gegen eine Beziehungsform ist individuell.

Was steckt da drin? Eine Menge Gesellschaftskritik (wobei hier Kritik überhaupt nicht als negativ zu werten ist). Wir erleben eine immer stärker werdende Vereinzelung. Moralische Rahmen verlieren an Kraft. Dadurch wird die Welt komplexer. Die gesellschaftlichen Normen geben mir in vielen Punkten keine Handlungsorientierung mehr. Mein eigener moralischer Kompass ist gefordert. Gleichzeitig ist der Druck auf das Individuum enorm. Man ist für die eigene Gesundheit verantwortlich und sollte doch am besten Sport treiben. Beruflicher Erfolg und Karriere sind inzwischen für beide Geschlechter vorgesehen und der wirtschaftliche Druck erfordert dies quasi sogar. Die alten Rollenbilder, die aus der Arbeitsteilung der Kernfamilie im 18. Jahrundert abgeleitet wurden, werden massiv herausgefordert. Selbst die Heteronormativität ist nicht mehr garantiert. Gleichzeitig werden wir durch Algorithmen bewertet und auf unseren Werbewert beurteilt. Wir werden vermessen und zu reinen Wirtschaftsobjekten.

Jetzt kann man sich hinstellen und dies alles verteufeln. Wie schlimm das doch alles ist. Die Welt war früher doch so viel einfacher und schöner. Einfacher, ja. Das bedeutete aber auch einengender und unterdrückender. Die Ironie in all dem liegt darin, dass dies nur die konsequente Weiterführung der Idee aus eben der Mitte des 18. Jahrhunderts und der romantischen Idee ist: dem Liberalismus. Genau dieser Liberalismus fordert nun die Surrogate heraus, die im Laufe der Zeit geschaffen wurden, um ihn zu bändigen und ihm in der Gesellschaft zu Akzeptanz zu verhelfen.

Polyamorie ist nicht die Kommerzialisierung des Privaten. Sondern sie ist die Folge der individuellen moralischen Entscheidung Gemeinschaft in Freiheit zu leben.

Das klingt jetzt pathetisch. Das klingt als sei die Entscheidung für die Polyamorie die Erfüllung des gesellschaftlichen Widerstandes der 68er mit ihrer freien Liebe. Die gelebte Anarchie im Privaten. Aber genau das ist es nicht. Es ist eine zutiefst libertäre Zwangsläufigkeit, um die menschlichen Bedürfnisse mit dem Liberalismus zu vereinen. Gemeinschaft zu schaffen, in der wir leben können, während wir gesellschaftlich auf unsere Funktion und unseren Wert reduziert werden. Aber genau in dieser Reduktion liegt die Ursache, dass wir diese Entscheidung für die Polyamorie überhaupt treffen können.
*********enzer Mann
279 Beiträge
Danke
für diesen Thread.

Und übrigends, die Schwäne, als Symboltier einer lebenslangen Treue, sind nicht monogam wie mittlerweile weltlich wissenschaftlich nachgewiesen wurde. *rotfl*

Bin bei Dir, curious_seeker.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ob der Mensch nun "von Natur aus" poly der mono ist, halte ich, bezüglich der zukünftigen Entwicklung gelebter Beziehungsmodelle, für wenig relevant. Die beiden Antworten auf den von Tom eingestellten Beitrag, die ich bisher hier lese, finde ich klasse. Und doch glaube ich nicht, dass sich polyamore Beziehungen jemals über das hinaus - und in diese Gesellschaft hinein - etablieren werden.

Warum?
Weil es "in der Natur des Menschen" *zwinker* etwas gibt, was dagegen spricht und das zeigt sich (leider) im Streben nach "Überwinden der Individualtität", die bereits mit der Geburt auf jedes neue Leben einwirkt.
Klar, braucht Zusammenleben Regeln, aber die, die wir heute teilweise vorfinden, resultieren daraus, Menschen schon sehr früh zu normieren und das ist im Sinne von Religionen, von Regierungen und von allen Institutionen, die ein Interesse am Erhalt ihrer Macht haben - so gewollt und seit vielen Jahren praktiziert.

Menschen, die unter Berücksichtigung der menschlichen Natur nach einer freiheitlichen Gestaltung im menschlichen Miteinander streben, können noch so tolle Erkenntnisse gebildeter Zeitgenossen anführen, um ihren Weg zu begründen... sie werden sich nicht durchsetzen.
Selbst die, die es in Gemeinschaften anders zu leben versuchen, scheitern meiner Meinung nach am oben Erwähnten - nämlich an der Macht, welche sich auch dort immer wieder einzuschleichen scheint und sich in von mir wahrgenommenen Dogmen zeigt, die ja nicht besser sind, wenn sie in kleineren Einheiten wiederum zur Normierung führen.

Ich glaube, dass Polyamorie im gelebten Miteinander nur in der kleinsten Einheit überschaubarer Verbindungen ggf. längerfristig lebbar sein könnte und dass alles darüberhinaus Angedachte ein schöner Traum bleiben wird, der daran scheitert, dass der Mensch selbst seine Natur diesbezüglich nicht einfach als gegeben annehmen kann, sondern... analysieren, sortieren, ergründen und lenken will.

Das fängt m.E. schon bei der Überhöhung der Polyamorie an, die ich oft beim Lesen von Gruppenbeiträgen empfinde. Da wird eine Erkenntnis - eine "Wahrheit", die man in der Polyamorie zu finden glaubt - mit einer Allgemeingültigkeit versehen ( z.B. "liegt in der Natur DES Menschen" *zwinker* ), die wieder zeigt, dass der, der eine Erkenntnis zu haben scheint, allen anderen Menschen deren Allgemeingültigkeit überzustülpen versucht.

Ich glaube, so funktioniert das eben gerade nicht.
Hat für mich auch nichts mit der Freiheit zu tun, die ich persönlich erstrebenswert finde.

Mein ganz persönliches Fazit, zu dem ich immer wieder - auch beim Reflektieren aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus - komme:

Wachsam sein, beim Übernehmen irgendwelcher (noch so schlauer) Thesen, denn es könnte die Gefahr bestehen, am Ende wieder von Zwängen und Dogmen überrollt zu werden und dann geht etwas ganz Bedeutsames verlohren, zu dem wir vielleicht im ganz kleinen finden KÖNNTEN und das ist das Achten unserer Individualität und der jeden Gegenübers.
Vielleicht lässt sich daraus ein Stückchen der Freiheit - und auch der Polyamorie - leben, die wachsen kann?

Mir sind bisher wenige Menschen begegnet, die das ähnlich sehen und mit denen ich persönlich ein Stück Weg polyamor gehen durfte.
Alle diese Menschen sind heute wieder in monoamoren Beziehungen lebend - mich eingeschlossen.
Und, wenn es im Leben keine (weiteren) Begegnungen gibt, die die Lust und den Mut auf neue Wege durch genau dieses Zusammentreffen möglich machen, so können 'ne Menge Menschen schlaue Dinge schreiben...
Wir werden sie evtl. in der Idee - im Kopf - toll finden, aber nur dann wirklich (er)leben, wenn was im Fühlen ankommt.
Alles Andere ist Theorie und mir ist nicht bekannt, dass reine Theorien wirkliche Veränderungen herbeigeführt hätten... *nachdenk*
Hallo Soukie,

*****e_3:
Weil es "in der Natur des Menschen" *zwinker* etwas gibt, was dagegen spricht und das zeigt sich (leider) im Streben nach "Überwinden der Individualtität", die bereits mit der Geburt auf jedes neue Leben einwirkt.

Meinst du damit, dass das Überwinden der Individualität immer wieder durch Etablierung von Dogmen und Normen versucht wird? Ich hab es noch nicht ganz verstanden.

*****e_3:
Alle diese Menschen sind heute wieder in monoamoren Beziehungen lebend - mich eingeschlossen.

Welche Dogmen sind es, die es scheitern lassen?

Da wir, mein kleines Netz, hier auch gerade ziemliche Diskussionen führen, würde ich dem gern auf den Grund gehen.

Ich sehe für mich persönlich diese Dogmen, die hindern, nicht. Ich habe für mich gerade das Gefühl, dass es sehr oft persönliche, individuelle Gründe sind.

Es würde mich freuen, wenn du das ausführen möchtest.
****on Mann
16.232 Beiträge
******lla:
Soukie_3:
Alle diese Menschen sind heute wieder in monoamoren Beziehungen lebend - mich eingeschlossen.
Welche Dogmen sind es, die es scheitern lassen?

Wenn polyamor Fühlende (wieder) monogam leben - ist das dann ein Scheitern der Polyamorie im eigenen Leben?

Ich sehe bei mir: Ich liebe mehrere Frauen, solche, mit denen ich mal eine Beziehung hatte, aber auch solche, mit denen sich keine ergibt. Doch kann ich total monogam leben - ich sehe das als vielseitige Fähigkeit, weniger als Scheitern.

Ich habe früher meine Autos selbst repariert, war ambitionierter Schrauber. Heute lasse ich lieber schrauben. Wenn ich auf etwas verzichte, was ich "eigentlich" kann, bin ich in meinen Augen nicht "gescheitert".
****nLo Mann
3.707 Beiträge
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
@Cerebella
Vermutlich habe ich mich ( mal wieder 😉) missverständlich ausgedrückt 🤔.

Kleine Netzwerke haben vermutlich schon die Möglichkeit auch längerfristig "zu funktionieren" (klingt doof, aber mir fällt keine bessere Formulierung ein).
Und - wie auch Trigon es für sich beschreibt - ich habe auch nicht der Polyamorie abgeschoren, weil ich heute monogam lebe. Monoamor lebe ich nämlich nicht und das kommuniziere ich auch ehrlich.

Dass ich polyamor fühle, ist tatsächlich gesellschaftlich in einem "Fall" absolut akzeptiert, denke ich und dies deshalb, weil mein Mann, den ich immer lieben werde, verstorben ist. Das ist auch seltsam, oder? Es wird Polyamorie offenbar DANN "gesellschaftsfähig", wenn ein Partner verstirbt. Dann nämlich wird polyamore Fühlen plötzlich "legitim" in Bezug auf den Blick derer auf mich, die es vorher vermutlich kritisch beäugten.
Auf einmal schienen selbst meine Eltern es gut zu finden, dass da noch ein weiterer Partner war, der mich (und auch die Kinder) stützte...

Wenn das auch kein unwersentlicher Aspekt ist, so doch... zurück zum Thema 😉.

In meinem Fall lag das "Scheitern" im hohen Anspruch an Ehrlichkeit, welche ich auch nach wie vor sehr wichtig finde.
Immer dann, wenn wer in "unsere kleine Poly-Welt 😉" kam, dem gegenüber absolute Ehrlichkeit nicht gelebt wurde, war das eine Gefahr für das Gesamte.

Ehrlichkeit sehe ich für mich persönlich auch als absolutes Muss, denn die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass ICH nicht ohne kann. Ob man das aber nun als" Dogma " bezeichnen kann? Ich denke NEIN, weil es ganz einfach MEINE Voraussetzung sein wird, falls in Zukunft nochmal das Ausleben polyamore Gefühle in meinem Leben Thema sein sollten.

Ein" Dogma" ist für mich etwas Übergestülptes, was nicht auf die Vereinbarung beruht, die aus einer Partnerschaft heraus resultierte, sondern aus dem Suchen nach etwas, was uns führt.
Führung resultiert ggf aus der Sehnsucht danach, Verantwortung und Entwicklung an irgendwas oder irgendwen Weiteren/Weiteres abzugeben.
"Wer poly fühlt oder lebt muss soundso sein."
Nö, denn das nimmt die Vielfalt und die Selbstbestimmung und... das halte ich persönlich für kontraproduktiv bzgl der Freiheit, die ich mir wünsche und die sich im (für mich) besten Fall in verbindlichen Lieben und sonst in nix äußern muss.

Besser verständlich? 🤔
****on Mann
16.232 Beiträge
*****e_3:
Ein" Dogma" ist für mich etwas Übergestülptes, was nicht auf die Vereinbarung beruht

So sehe ich es auch. Individuelle Ansprüche und Wünsche können keine "Dogmen" sein.

*****e_3:
Dass ich polyamor fühle, ist tatsächlich gesellschaftlich in einem "Fall" absolut akzeptiert, denke ich und dies deshalb, weil mein Mann, den ich immer lieben werde, verstorben ist. Das ist auch seltsam, oder? Es wird Polyamorie offenbar DANN "gesellschaftsfähig", wenn ein Partner verstirbt.

Was illustriert, dass es im Grunde immer nur um die Vermeidung von Wegnehm-Risiko geht. Nicht um höhere Moral. Tote können einem den Partner nicht ausspannen.
****on Mann
16.232 Beiträge
Ist es eigentlich gesellschaftlich problematisch, dass ich meine Ex-Frauen weiter liebe? *nachdenk*
*******n_M Mann
1.666 Beiträge
Bin etwas skeptisch...
... was die Zukunft für Polys angeht.
So wie die politische Entwicklung derzeit in Deutschland und anderen EU Ländern ist, habe ich Angst in dunkle Steinzeit abzugleiten.
Die klassische Familienform eine monogamen reinen Volkes erzeugt bei mir Brechreiz.
Ich befürchte das mit der Verlust der Pressefreiheit in einigen Ländern auch noch andere Verluste unserer Lebensart bevorstehen.
****on Mann
16.232 Beiträge
Wenn wir in Deutschland trotz Dritter-Reichs-Erfahrung samt völkischer Menschenfeindlichkeit tatsächlich in eine Dumpfheit wie in Polen oder Ungarn an führender Position geraten, wandere ich aus. Nach Holland, oder nach Kanada.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Lieber Trigon,
es ist vermutlich ungewöhnlich, wenn du - wie ich auch - weiterhin Liebe für frühere Partner empfindest. Ich finde es eher seltsam, dass sich viele derart "entlieben" zu können scheinen, dass alles so klar für diese Menschen im Empfinden ist, wie es für mich selbst niemals sein wird. Ich glaube, ich selbst habe den "Schalter zum Entlieben" 😉 einfach nicht. Hat lange gedauert, das zu akzeptieren, weil es bei mir auch zum Leiden führt - zum Vermissen. Ich kann es aber nicht ändern und so nehme ich es heute an, wie es ist.

Ich denke nicht, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von weiter empfundener Liebe zum Verstorbenen etwas mit dem Weniger an Gefahr des "Wegnehmens" zu tun hat, sondern - tatsächlich - mit dem Blick auf sexuelle Exklusivität.
DIE ist nämlich der Knackpunkt, denke ich.

In der Gesellschaft ist doch nicht entscheidend, was der Einzelne ehrlich fühlt, sondern, ob er in der Lage ist, sein Fühlen zu strukturieren und ins Serielle "zu verpacken".
Immer dann, wenn wer in Verdacht steht, körperliche Nähe mit mehr als dem Einen zu teilen, wird's kritisch.

Solange hier 2 Männer ein und aus gingen, wurde ich in der dörflichen Nachbarschaft freundlich gegrüßt. Als wir Hand-in Hand-in Hand... spazieren gingen, wurde weggeguckt und mir klar, dass offensichtlich gelebte Polyamorie auf Mut gebaut wird.
Und das war ein tolles Gefühl. 🙂
******ore Frau
4.633 Beiträge
Der politische zunehmenden Finsternis steht aber eine zunehmend bunte und queere Kultur entgegen (und sie ist längst keine Subkultur mehr!).

Mir kommt es manchmal wie eine Schneeball- System- Wettbewerbs- Schlacht zwischen Konservativen und Liberalen vor: mal sehen, wer zuerst die breite Masse auf seiner Seite hat.

Jedenfalls ist mir nochmal klar geworden, was mein politischer Anteil an öffentlich gelebter Polyamorie ist. Das offene Ausleben und Szene- Vernetzung wurden hier neulich nochmal kritisiert. Es ist wie mit den Schwulen in den 70ern/80ern: die politischen unter ihnen haben auch für die Liberalisierung der versteckt lebenden mitgekämpft....
So scheint es bei Polyamorie und BA auch zu sein.
****on Mann
16.232 Beiträge
*****e_3:
Solange hier 2 Männer ein und aus gingen, wurde ich in der dörflichen Nachbarschaft freundlich gegrüßt. Als wir Hand-in Hand-in Hand... spazieren gingen, wurde weggeguckt

Ich gehe davon aus, dass die dörflichen Nachbarn bereits beim Ein- und Ausgehen der beiden Männer an Hausfreunde von dir gedacht haben. Ich erlebe im eigenen Dorf, dass die Fantasien stets in diese Richtung gehen.

Das Tabu ist nicht dein vermeintliches Fremdgehen, wie es sich mir in Dorfsystemen darstellt, sondern dein schamlos-offener Umgang damit. Fremdgehen bestätigt gerade durch die Heimlichkeit seine bloße Ventilfunktion, und damit den Fortbestand der monogamen, sicheren Beziehung.

Kaum wird die Heimlichkeit verlassen, gerät die gefühlte Sicherheit ins Kippen. Dann wirst du als gierige Dauergefahr erkannt, ähnlich wie unbemannte Singlefrauen, die daher stets schnellstmöglich verkuppelt werden. Nur, dass Verkuppeln bei dir nichts hilft - du bleibst auch mit dem zehnten Partner eine potentielle Abwerbemaschine für Gatten, denen man ebenfalls niemals trauen darf...
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Politische und gesellschaftliche Dimension
Wenn wir hier doch gerade so schön dystopisch unterwegs sind:

Die sehr liberale Kultur ist Antrieb und Ursache für die reaktionäre Gegenbewegung.

Sich das einzugestehen ist ernüchternd und frustrierend. Aber wie in meinem philosophischen Kommentar beschrieben, erfordert diese liberale Kultur von jedem einen eigenen moralischen Kompass. Es ist aber gerade die Individualisierung aller Lebensbereiche, die viele Menschen schlicht überfordert. Es gibt parallel abstrakte Begriffe wie staatliche Solidarität, die aber nur noch leere Worthülsen sind.

Ein Zuwachs an Freiheit geht immer mit einem Verlust an Sicherheit einher. Und wie reflexartig nach vermeintlichen Sicherheiten gegiert wird, erleben wir ständig. Die innere Unsicherheit und fehlende Orientierung wird mit der Abschottung nach außen kompensiert. Das war in der Endzeit der Weimarer Republik nicht anders. Faschismus ist die verzweifelte Reaktion der Normung auf die Anforderung des Liberalismus. Welche Kriterien der Normung der Faschismus dazu nutzt, erscheint mir willkürlich. Sicher optische Kriterien (Rassismus) sind die ersten. Aber es endet nie da. Faschismus führt immer zu Spaltung und einer zutiefst in Stammesdenken organisierten Gesellschaft.

So wichtig es ist, für die eigenen Freiheiten zu kämpfen, auch wenn sie anderen Menschen zumuten, die eigene Moral herauszufordern, wird dieser Kampf dadurch gewonnen, den durch diese Freiheiten überforderten Menschen Orientierung zu geben. Diese Orientierung sollte nicht populistisch sein, sondern Sicherheit und Wärme vermitteln. Wie das geht weiß ich jedoch leider auch nicht.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Trigon *haumichwech* nee, die bin ich ganz sicher nicht *nene*. Und "10 Partner" finde ich überhaupt nicht erstrebenswert *umpf*.

Ich denke, wir weichen vom Thema etwas ab und doch gehört es ja ein bisschen dazu, auch mal zu überlegen, warum die Menschen so unsicher (ja, so empfand ich das) reagierten, sobald wir hier damals offen mit unseren Gefühlen umgingen.

Doppelmoral ist offensichtlich gesellschaftsfähiger als Ehrlichkeit. Warum ist das so? Wodurch fühlen sich ein Großteil der Menschen bedroht, wenn man Liebe (die ja wenig bedrohlich sein kann) zu Mehreren auslebt?

Eine frühere Freundin kritisierte an meinem 39sten Geburtstag (oh je, das ist auch schon wieder fast 10 Jahre her *schock*), an dem einige Leute mitfeiern, die sich offen zur polyamoren Lebensweise bekannten, dass "sowas doch nicht gehen würde". Zur späteren Stunde und mit etwas Alkohol im Blut meinte die gleiche Freundin dann, dass sie "doch ein bisschen neidisch" sei *lol* und die Phantasien, die da bei ihr an die Oberfläche kamen, beschäftigten sie, bis sie irgendwann einschlief.

Man muss sich nur mal Karneval hier im Rheinland angucken. Da ist auf einmal das Knutschen mit mehreren legetim und die Leute reden sich ein, dass "am Aschermittwoch alles vorbei" ist.
Warum wird denn überhaupt das, was dann vorbei sein soll, für ein paar Tage gewollt?
Da sind wir schon wieder bei der "Mogelpackung", die nicht dadurch besser wird, dass bestimmtes Handeln für ein paar Tage als gesellschaftsfähig dargestellt wird. Ich finde das immer total daneben.

Aber... egal, wie "daneben" ich es auch finde, dass die Menschlein offensichtlich eine Art Alibi (Karneval, Alkohol,...) zum Ausleben brauchen... es wirft schon die Frage nach den ansonsten versteckten Sehnsüchten auf.

Warum gibt es Doppelmoral? Brauchen die Menschen die, weil Religionen zu lange schon diese gruselige Macht haben und die Leute auch heute noch Angst vor der Strafe einer höheren Macht verinnerlicht haben?
Um zu gucken, welche Beziehungsform sich vielleicht irgendwann in höherem Maße etablieren könnte, muss man vielleicht erstmal hinterfragen, woher die Unfreiheit kommt, aus der heraus Doppelmoral sich so sehr einschleichen konnte.

Und dann gibt es ja auch immer noch den Aspekt, dass Frauen auch heute noch anders bewertet werden, als Männer, wenn sie mehr haben - oder wollen - als "den Einen".
Und gerade Frauen untereinander bezeichnen häufig die, die offen zu ihren Träumen steht - und diese lebt - , als "Schlampe"...

Ich denke, dass es heute und noch lange nicht an der Zeit dafür ist, dass polyamore Verbindungen in mehr, als in Randgruppen gelebt werden können. Jedenfalls nicht in kleinen rheinischen Dörfchen *zwinker*, wo die Kirche doch noch mächtiger ist, als in größeren Städten.
Und... Religionen sind aktuell wieder ein ganz großes Thema... *skeptisch*
****on Mann
16.232 Beiträge
*****e_3:
Trigon *haumichwech* nee, die bin ich ganz sicher nicht *nene*. Und "10 Partner" finde ich überhaupt nicht erstrebenswert *umpf*.

Natürlich bist du das nicht, doch du bist es in der Phantasie derjenigen Dorfnachbarn, die nicht mehr grüßen.

*********eeker:
Die sehr liberale Kultur ist Antrieb und Ursache für die reaktionäre Gegenbewegung.

Das glaube ich nicht. Es gibt nach meiner Beobachtung keine "reaktionäre Gegenbewegung". Ich stelle für mich fest, dass die rechtspopulistische Haltung eine Konstante in den meisten Gesellschaften darstellt. In Zeiten, in denen linksliberale Stimmen führen, werden die rechtspopulistischen Stimmen leise und verschüchtert - aber verschwunden sind sie nicht!

Das Thema Sicherheit ist für Menschen nicht einheitlich wichtig. Wie sehr jemand Sicherheit braucht, ist eine Frage der mitgebrachten Persönlichkeit, dem Erfahren oder Fehlen traumatischer Zeiten (vor allem in der Kindheit), dem Erleben oder Fehlen von Sicherheit und Liebe in der Kindheit, und der Haltung der nahen Umwelt.

Solange Menschen in einer Gesellschaft Lieblosigkeit und Un-Verlässlichkeit ausgesetzt sind, solange sind bei den Betroffenen Sicherheitsbedürfnisse so übermächtig, dass sie ihr Denken und Fühlen beherrschen. Für sie sind rechtspopulistische Gedanken beruhigend und nachvollziehbar.

Wer das Glück hatte, so wie beispielsweise ich, Sicherheit nicht als so erheblich wichtig für sich selbst zu erleben, kann hingegen mühelos linksliberal fühlen, eine Haltung, in der es darum geht, das Leben für alle gerecht versorgt und freilassend zu gestalten. Eine Haltung, in der Fremdartiges begrüßt wird, anstatt misstrauisch abgelehnt.

Die Konstante "Rechtspopulismus" wird eine Gesellschaft meiner Meinung nach nur dann los, wenn Wettbewerb und Gegeneinander zugunsten einer prinzipiell wohlwollenden, ja liebevollen Haltung in Schule und Familien massiv gefördert werden.

Leider wünscht sich der Gegenwartskapitalismus ständigen Wettbewerb und Sozialdarwinismus, und gute Gedanken werden mit dem Stempel "utopisch" einfach vom Tisch gekehrt - weil davon die wenigen Superreichen profitieren. Unsere Gesellschaft spielt ihnen in die Hände, indem sie deren Haltung übernommen hat - zum eigenen Nachteil.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Bei DEN Phantasien... werde ich meine Nachbarn ab jetzt mit anderen Augen sehen *engel*.

Und nun zu Ersterem :
Wenn deine Theorie stimmen würde, müsste ich ja auch rechts sein. Bin ich aber nicht und stattdessen sehr gespannt auf was, was an linker Entwicklung hoffentlich noch möglich wird.

Nicht jeder, der rechts ist, hatte eine schlechte Kindheit und nicht jeder Linke will teilen, weil junge Jahre ihm reichlich gaben.

Ist mir zu einfach. *skeptisch*
****on Mann
16.232 Beiträge
*****e_3:
Wenn deine Theorie stimmen würde, müsste ich ja auch rechts sein. Bin ich aber nicht

Ich habe ja nicht gesagt: Eine unsichere Kindheit macht rechts. Ich habe gesagt, dass es für eine Tendenz zu rechter Gesinnung mehrere Faktoren gibt:

****on:
ist eine Frage der mitgebrachten Persönlichkeit, dem Erfahren oder Fehlen traumatischer Zeiten (vor allem in der Kindheit), dem Erleben oder Fehlen von Sicherheit und Liebe in der Kindheit, und der Haltung der nahen Umwelt.

So einfach habe ich es mir also nicht gemacht.

Ich habe diesen Absatz falsch herum formuliert:

****on:
Die Konstante "Rechtspopulismus" wird eine Gesellschaft meiner Meinung nach nur dann los, wenn Wettbewerb und Gegeneinander zugunsten einer prinzipiell wohlwollenden, ja liebevollen Haltung in Schule und Familien massiv gefördert werden.

Er muss stattdessen heißen:

Die Konstante "Rechtspopulismus" wird eine Gesellschaft meiner Meinung nach nur dann los, wenn sich Wettbewerb und Gegeneinander zugunsten einer prinzipiell wohlwollenden, ja liebevollen Haltung in Schule und Familien vermindern.

Sorry. Hoffe, ihr habt es trotzdem richtig verstanden, was ich sagen wollte.
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
endgültig OT
****on:
Die Konstante "Rechtspopulismus" wird eine Gesellschaft meiner Meinung nach nur dann los, wenn sich Wettbewerb und Gegeneinander zugunsten einer prinzipiell wohlwollenden, ja liebevollen Haltung in Schule und Familien vermindern.

Das ist aber sehr vereinfachend und falsch. Erstens unterstellt es, dass Rechtspolulismus ein Unterschichten und Armutsproblem sei und überhaupt etwas mit Liebe zu tun habe. Zum anderen schiebt es Wettbewerb und Konkurrenzdenken die Schuld für Rassismus und Faschismus zu. Beides ist nicht haltbar. Ausgrenzung gab es lange vor den Revolutionen der Romantik. Sie ist eine menschliche Reaktion auf Existenzangst. Ob diese berechtigt ist, ob diese wirklich die Lebensexistenz oder nur das Selbstverständnis herausfordert, ist ebenfalls irrelevant.

Ich möchte dich wirklich darum bitten nicht jedes Thema mit deinem tantrischen Liebesverständnis zu kapern. Du darfst gerne diese Überzeugung haben, aber sie nervt tierisch.
****on Mann
16.232 Beiträge
*********eeker:
Erstens unterstellt es, dass Rechtspolulismus ein Unterschichten und Armutsproblem sei

Quatsch. Schlechte Kindheiten kommen in allen Schichten homogen verteilt vor. Sie hängen nicht von den Mitteln ab, sondern von der Haltung der Eltern, der Umwelt.

*********eeker:
Zum anderen schiebt es Wettbewerb und Konkurrenzdenken die Schuld für Rassismus und Faschismus zu. Beides ist nicht haltbar.

Doch, es ist ein Volltreffer. Genau das ist der Fall: Wettbewerb und Konkurrenzdenken sind der Humus für Rassismus und Faschismus.

*********eeker:
Ausgrenzung gab es lange vor den Revolutionen der Romantik.

Rassismus und Faschismus gab es auch lange vor den Nazis. Es trug nur nicht diese Begrifflichkeit. Aber das Denken und Fühlen war das gleiche.

*********eeker:
Du darfst gerne diese Überzeugung haben, aber sie nervt tierisch.

Eben. Es geht um unser Fühlen. Meine Überzeugung nervt dich. Warum genau, im ganz elementaren Fühlen? Deine mich auch ein bisschen. Ich weiß auch, warum.
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Ich weiß, ich sollte den Troll nicht füttern. Aber das geht ja auf keine Kuhhaut.

****on:
Rassismus und Faschismus gab es auch lange vor den Nazis. Es trug nur nicht diese Begrifflichkeit. Aber das Denken und Fühlen war das gleiche.

Ich habe keine Ahnung wie du auf Nazis kommst. Meinst du die romanitischen Revolutionen waren von den Nazis? Die romantischen Revolutionen sind u.a. die Unabhängigkeit der USA, die französische Revolution, die deutsche Revolution von 1848 (als letzte). Die gesellschaftliche Konkurenz ist genau der Ursprung des Kapitalismus, den du eben fälschlicher Weise als Ursache für Rassismus und Faschismus deklarierst.

****on:
Doch, es ist ein Volltreffer. Genau das ist der Fall: Wettbewerb und Konkurrenzdenken sind der Humus für Rassismus und Faschismus.

Ach? Und im Kolonialismus waren alle Menschen gleich? Im Mittelalter gab es keinen Anitsemintismus? Kapitalismus gab es da noch nicht.

****on:
Eben. Es geht um unser Fühlen. Meine Überzeugung nervt dich. Warum genau, im ganz elementaren Fühlen? Deine mich auch ein bisschen. Ich weiß auch, warum.

Du hast Null praktische Erfahrung in Polyamorie. Du reißt hier trotzdem jedes Thema an dich mit teils haarstreubenden Aussagen. Such dir bitte ein Tantraforum, da bist du besser aufgehoben. Da sind andere Menschen, welche die Beliebigkeit deiner Liebe auch so sehen.
****on Mann
16.232 Beiträge
@**********eeker:

Du hast deine Meinungen, die ich dir lasse, du lässt mir (vielleicht nach einer kleinen Abregungspause) bitte auch meine. Ich äußere sie sachlich und wertfrei, und dennoch triggern sie etwas bei dir. Es ist sicher spannend für dich selbst, zu schauen, was genau in dir getriggert wird, so dass du deine gewohnte Gelassenheit nicht mehr fühlst.

*********eeker:
Du hast Null praktische Erfahrung in Polyamorie.

Es ist genau umgekehrt. Ich hatte bis vor einigen Monaten keine Erfahrung mit den theoretischen Aspekten der Polyamorie. Doch praktische Erfahrungen mache ich seit vielen Jahren. Zuletzt 2015 mit fünfeinhalb gleichzeitigen, untereinander transparenten und miteinander verwobenen Beziehungen, ich habe das in dieser Gruppe schon wiederholt berichtet.

*********eeker:
Such dir bitte ein Tantraforum, da bist du besser aufgehoben. Da sind andere Menschen, welche die Beliebigkeit deiner Liebe auch so sehen.

Du magst Tantra nicht. Und verbindest es mit Beliebigkeit der Liebe. Du verwechselst einfach umfassende Liebe mit beliebiger Liebe. Aber auch das darfst du tun, diese Gruppe verträgt Meinungen. *ja*
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