Trigon, irgendwie kommen mir deine Worte vor wie von einem Propheten, der über allem schwebt. Deine Statements haben weder etwas mit dem Thema hier zu tun, noch erscheinen sie mir auch nur annähernd authentisch.
Liebe kann bedingungslos sein, Beziehung ist immer bedingt. Und eine Liebesbeziehung hat nunmal beides; Liebe und Beziehung. Und ich kann einen Menschen lieben und muss mich doch vor ihm schützen und mich von ihm trennen - das hatten wir hier im Forum schon sehr oft gelesen und diskutiert. Ob es sich um einen elementaren Vertrauensbruch handelt oder um eine Beziehung mit einem extremen Narzissten oder sonst irgendetwas, eine Liebe kann eben oft nicht eine Beziehung werden oder bleiben.
Und natürlich tut das weh, und natürlich gibt es Herzschmerz. Ich habe mich auf diesen Menschen eingelassen, habe mich geöffnet, habe ihn in mich hineingelassen.
Das hat nichts mit Wohlwollen dem geliebten Menschen gegenüber zu tun, im Gegenteil. Es hat etwas mit Wohlwollen mir selbst gegenüber zu tun, nämlich ehrlich hinzufühlen, ob das, was da gerade in der Beziehung passiert, mir selbst gut tut oder nicht. Ich übernehme damit Verantwortung für mich selbst. Was mir gut tut, was ich mir wünsche, was ich leben möchte, das ist meins - und das, was ich davon in das Leben hole, bringt nunmal Bedingungen mit sich. Und das ist auch gut so. Wenn ich es warm haben möchte, bedingt das, das es warm sein muss, damit ich es warm habe.
Natürlich ist meine Reaktion auf einen Menschen immer Ausdruck meiner eigenen Persönlichkeit, meiner eigenen Gefühle und Emotionen. Und insofern ist es auch wichtig, den anderen Menschen nicht verantwortlich für meine Gefühle oder Emotionen zu machen. Er agiert und reagiert aus sich selbst heraus, aus seinen eigenen Strukturen, Erfahrungen, Emotionen und Gefühlen, Verletzungen und Überlebensstrategien. Und wenn ich das sehe oder besser sogar fühle oder wahrnehme, desto mehr kann ich im Wohlwollen und vielleicht sogar Liebe ihm gegenüber bleiben oder nach einer Zeit der Distanz und Verarbeitung wieder kommen - aber mich dennoch und klar soweit abgrenzen, das ich weiss, was mir gut tut und nicht und wie weit ich die Nähe zu diesem Menschen zulassen möchte. Und das sind Bedingungen, die ich mir selbst gegenüber verantworte, und ich finde sie sehr sehr wichtig. Mir selbst die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu geben, die es braucht, damit ich mich gut leben kann, halte ich für elementar. Ich verstehe Cuious Seekers Satz mit der Hörigkeit so, das diese Hörigkeit quasi Ausdruck unseres Liebesverständnisses ist, sich doch aufopfern zu müssen; Liebe hält doch alles aus, und wenn Du den Menschen liebst, dann...
Das finde ich eben nicht. Ich kann mit grossem Wohlwollen oder gar Liebe einem Menschen gegenüber sein und dennoch auf mich achten und aufpassen und sorgen - ohne schlechtes Gewissen. Ja, ich darf für mich Bedingungen stellen; meine Bedingungen. Und mein Gegenüber hat seine /ihre Bedingungen.
Und da erst beginnt doch ein fruchtbares Miteinander: hey das bin ich, hier bin ich. Lass uns darüber reden, was wir miteinander können, und wie wir miteinander so umgehen, das wir uns helfen und unterstützen und im Wohlwollen bleiben. Und da kommen dann Regeln auf, wie wir miteinander umgehen; Regeln, die immer wieder neu verhandelt werden, weil sich immer wieder alles verändert.
Und ja, wenn dann immer wieder Regeln gebrochen und ich immer wieder verletzt werde, dann ist vielleicht mal Punkt und Ende. Und das tut weh, und ja mein Herz ist vielleicht auch gebrochen. Und nach einer Zeit kann ich vielleicht wieder auf diesen Menschen schauen und ihm wohlwollend und liebevoll gegenüber treten, weil ich ihn vielleicht verstehe oder seine Aktionen irgendwie für ihn nachvollziehen kann. Aber ich achte auf meine Grenzen.
Und quasi p.s.:
Es ist ziemlich egal, ob meine Bedingungen aus irgendeiner alten Verletzung oder Emotion oder Traumata oder sonstwas kommen. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, das ich mich so schütze, das es mir gut geht. Im Gegenteil: tue ich das, vermeide ich am einfachsten, das ich mein Gegenüber verantwortlich mache für meinen Schmerz und meine Verletzungen und er bitte so zu sein hat, wie es mir gut tut oder mich nicht ankratzt oder verletzt. Ich übernehme Verantwortung für mich und delegiere sie nicht weg.