Ich selbst habe mich vor inzwischen 4,5 Jahren in einen monoamor fühlenden Mann verliebt und ging nach 8 Jahren polyamorer Verbindungen in diese Beziehung, in der Exklusivität wieder Thema war. Dass ich das jemals tun würde, war in den Jahren zuvor für mich absolut undenkbar, hatte ich doch die Polyamorie als für mich Passendes erfahren...
Die Liebe zu meinem heutigen Partner war stärker, als der Wunsch weiterhin polyamor leben "zu dürfen".
Exklusivität war zu Beginn für mich tatsächlich ein sehr hoher Preis, da es wen Weiteren gab, zu dem ich mich hingezogen fühlte, den ich bis heute liebe und dem ich aufgrund eines extrem starken sexuallen Begehrens gar nicht ohne dieses zu spüren begegnen konnte.
Aber :
ICH hatte die Wahl, mich zu entscheiden und hätte ja auch - rein theoretisch 😉 - die Liebesbeziehung zu meinem heutigen Partner der bis dahin gelebten Freiheit opfern können.
Habe ich aber nicht.
Welchen Bezug hat das nun zum Thema hier?
Ich finde wichtig, welche genauen Absprachen es in der Beziehung gibt.
Sie scheint hier zu lauten "weitere Freundschaften + sind OK, aber eine weitere Liebe nicht, da bzgl der Liebe ein Anspruch auf Exklusivität seitens des Beziehungspartners besteht."
Richtig?
Wenn nun vom Partner diese" Faszination " für den Weiteren wahrgenommen wird, so könnte dieser Angst davor haben, dass ihm zum einen Raum genommen wird und sich zum anderen Liebe zu dem weiteren Mann entwickelt.
Schließlich ist das in der Beziehung zwischen ihm und der TE vermutlich genauso der Fall gewesen.
Ab dem Moment, wo Liebe zu dem weiteren Mann empfunden würde, liegt die Vermutung nah, dass der aktuelle Beziehungspartner damit nicht klar käme. Somit scheint Verlustangst die Kommunikation sehr schwer zu machen. Zudem ist das Fundament dieser erst zwei Monate dauernden Beziehung vermutlich noch nicht so stabil, dass einen verbindende Basis durch diese Zeit der Angst tragen könnte.
Einem momoamor Fühlenden polyamores Empfinden zu vermitteln ist schwer. Es ist jedem schwer erklärbar, da der Andere es eben nicht durch eigenes Fühlen nachempfinden kann.
Die Frage ist, ob man bereit ist Zeit zu geben, oder, ob der Wunsch nach Weiterem zu sehr dominiert.
Ich bin froh mich so entschieden zu haben, auch, wenn es immer wieder schwer war und heute versteht mein Partner MEINE 😉 Definition der Polyamorie und äußert, dass er eine weitere Liebe (die es in Form eines Wunsches nach Ausleben nicht gibt) anders als damals begegnen könnte.
Zu versuchen, den Partner zu verstehen, Ängste ernst zu nehmen und verbindlich an seiner Seite zu stehen.... ist für mich persönlich in der Liebe wichtig.
Wie sonst soll das Fundament da sein, was evtl - im Einklang und ohne Angst - weiteres erst möglich macht? 🤔
Was möglich ist, halte ich nicht für sicher planbar, denn es zeigt sich doch immer erst dann, wenn wir in einer Situation sind.
Wir glauben alle, dass wir durch bestimmtes Denken und Handeln unsere Wege beeinflussen können, was auch teilweise sein mag, aber so wirklich lenken können wir nur ganz bedingt. Das ist jedenfalls das, was ich an Erkenntnis aus meinem Leben mitnehme.
Wer "alles will" lebt sehr risikoreich und erkennt vielleicht zu spät, wie wertvoll war, was durch "immer mehr Wollen" verloren geht. Auch diese schmerzliche Erfahrung habe ich vor Jahren mal gemacht und wünsche euch, dass sie euch durch mehr Achtsamkeit, als ich sie damals hatte, erspart bleibt.