Aloha.
Hi,
it's me.
Und das ist meine Geschichte:
Ich habe leider bisher (noch) mehr schlechte Erfahrungen mit Poly gemacht als gute.
in meiner ersten Beziehung (2 Jahre) entwickelte die Partnerin meines Freundes eine Panikstörung und konnte des nachts irgendwann gar nicht mehr alleine schlafen. Das ging so weit, dass sie zu Silvester drohte sich umzubringen, wenn er um Mitternacht nicht bei ihr sei. Und er hat gespurt und all unsere Vereinbarungen für sie über Bord geworfen.
Ich habe in dieser Beziehung in einem permanenten Mangel gelebt und war eigentlich nichts wieter als eine Dauer-Affäre. Der geile Fick, der 5 Min. entfernt wohnt und dem man noch allesmögliche über Poly und "Die Freiheit der Liebe" erzählen kann. Das Ende vom Lied: Ich habe mich winzigklein gefühlt und gedacht, dass ich für eine Beziehung per se ungeeignet sei. Meine "Befreiung" kam, als ich 2 Monate alleine durch Australien gewandert bin und merkte, dass ich diesem Menschen weder etwas schulde noch von ihm abhängig bin.
Gelernt hatte ich meine Lektion aber anscheinend dadurch nicht oder nicht langfristig genug. Meine nächste Beziehung (1 Jahr) endete wieder darin, dass ich mein Bedürfnis nach Stabilität, Klärung, Nähe, Vereinbarungentreffen kundtat, mein Partner dies aber immer wieder mit schönen Worten auf die Lange Bank schob.... und dann einfach ohne Absprachen auswärtigen Sex genoss und schließlich eine zweite Freundin hatte, von der ich lange nichts wusste und die ich bis heute nicht kenne.
Alles aufgrund von "Ein Mensch kann niemals alle Bedürfnisse eines anderen Menschen befriedigen" und "Jeder bleibt ein Individuum und sollte das Recht auf freie Entfaltung haben".. bla bla blubb!
Man könnte mich also durchaus als stark emotional vorbelastet bezeichnen, was offene Beziehungskonzepte angeht.
Umso erstaunlicher, dass ich mich seit kurzem erneut in einem polyamorösen Gefüge befinde (FMF). Auch wenn es sich diesmal völlig anders anfühlt.
Es kommt mir so vor als würde sich mir erst jetzt alles erschließen, wovon viele sprachen und was ich rational immer nachvollziehen, aber emotional nur mit einem riesigen Leid verbinden konnte.
Plötzlich werden Vereinbarungen festgelegt, plötzlich halten sich Menschen an Absprachen, plötzlich sind Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche wichtig und werden mit Respekt und Wohlwollen diskutiert und berücksichtigt.
Plötzlich fühle ich mich geliebt, geborgen und wichtig, weil Worte nicht nur Worte, sondern auch Taten sind. Eine Beziehung, die exklusiv ist, und trotzdem koexistieren kann mit einer weiteren Beziehung. Gleichberechtigt und nicht so eine "Nur Sex, keine Gefühle"- Bullshit-Lüge.
Ich glaube es macht einen großen Unterschied, wie intelligent, selbstreflektiert, verantwortungsvoll und kommunikationsstark Menschen sind bzw. sich in Aufbau und Erhalt von vertrauensvollen Beziehungen verhalten.
Ich glaube außerdem, dass jeder (unbewusste) Selbstbetrug in Sachen Poly (also: warum will ich das eigentlich?) unweigerlich zum Scheitern der Beziehungen führt.
So tauche ich also gerade ein in etwas, was ich lange Zeit aus Schmerz verachtet habe. Und ich habe nach wie vor eine wahnsinnige Angst.
VG
Cat, die gerade "The ethical slut" liest.