Hallo an alle,
bin zwar schon eine Weile hier Mitglied, aber habe mich bisher noch nicht vorgestellt, da ich in den letzten Wochen zuviel anderes um die Ohren hatte.
Ich lebe mit meiner Partnerin seit über 2 Jahren in einer offenen Beziehung und wir sind beide Polyamor (sind jetzt insgesamt ziemlich genau neun Jahre zusammen).
Bei uns war es gar keine bewusste Entscheidung, allerdings hatte meine Lebensgefährtin mit ihrem vorletzten Freund vor mir bereits eine offene Beziehung (damals noch nicht polyamor). Ich hatte diesbezüglich keine Erfahrungen, fand die Konzepte offene Beziehung und Polyamorie an sich aber schon immer interessant und vernünftig. Ich war mir nur nicht sicher, ob sich das emotional für mich genauso richtig anfühlen würde, wie es sich verstandsmäßig immer angehört hat.
Wir haben jedenfalls von Anfang an sehr offen über unsere Wünsche, Träume, Bedürfnisse geredet aber über sechseinhalb Jahre eine monogame Beziehung geführt. Das war allerdings nie wirklich explizit Bedingung für uns. Wir haben uns eh schon am Anfang recht viel Freiheit gelassen, bzw. fanden wir das selbstverständlich - ich hatte da z.B. bereits seit ca. 10 Jahren eine gute Freundin, mit der auch regelmäßiges Kuscheln, Streicheln und Gegenseitiges Massieren Normalität war und meine Partnerin war starker, auch körperlicher Nähe zum anderen Geschlecht - auch außerhalb der Beziehung - nie abgeneigt, wenn große Sympathie vorhanden ist.
Soviel zur Vorgeschichte...
Ende 2017 wollte uns dann meine oben erwähnte gute Freundin für einige Wochen besuchen (sie wohnt weiter weg und wollte Urlaub bei uns auf dem Land machen). Interessanterweise hat meine Lebensgefährtin etwa eine Woche vorher beim Tanzen (sie war allein ausgegangen) jemanden kennengelernt, der recht deutlich an ihr interessiert war (er neun Jahre jünger als sie, sie ist gut fünf Jahre jünger als ich). Sie hat mir danach davon erzählt, und dass sie nicht wisse, was es mit ihm werden würde, aber sie fühle sich sehr zu ihm hingezogen und möchte ihn gerne wiedersehen.
Als meine gute Freundin dann bei uns war, haben wir uns auch immer mehr körperlich angenähert (ich fand sie eh schon immer attraktiv und hab sie eigentlich schon lange geliebt - es passte nur aus verschiedenen Gründen zwischen uns nie gut genug für eine Beziehung).
Nach gut einer Woche ist es dann zum Sex zwischen uns gekommen und wir waren beide überrascht, wie gut es bei uns passte!
Wir hatten danach dann ständig Sex miteinander, so lange sie noch bei uns war (mit meiner Partnerin hatte ich zwischendurch auch noch welchen, wenn auch nicht so oft - aber auch nicht seltener als vorher, etwa zwei- bis dreimal pro Woche). Außerdem haben wir (also ich und meine gute Freundin) darüber geredet, was das jetzt zwischen uns werden soll und da Liebe (wenn auch eher freundschaftliche) eh schon länger vorhanden war, wollten wir schon eher etwas Verbindliches als nur Freundschaft + oder eine Affäre. Ab da hatte ich also zwei feste Freundinnen (praktischerweise musste ich auch öfter mal in der Nähe meiner zweiten Freundin arbeiten, so dass ich dann immer für eine Weile bei ihr gewohnt habe, da es zum täglichen Pendeln eh zu weit war).
Meine Lebensgefährtin hatte ca. einen Monat später dann auch zum ersten Mal Sex mit ihrem neuen Schwarm und auch dort wurde es zu einer festen Beziehung (die bis heute anhält).
Mit meiner zweiten Freundin hat es aber leider nur knapp ein Jahr gehalten - sie hat sich in einen Kollegen verliebt und da sie beide sehr schüchtern waren, hab ich ihr sogar noch Tipps für die Annäherung gegeben, da ich wollte, dass sie glücklich ist und ihr natürlich das gleiche wie mir gönnen wollte. Das hat dann auch geklappt (sie hatte ihm auch von Anfang an erzählt, dass sie bereits in einer offenen Beziehung ist, womit er allerdings ein Problem hatte) und sie hat es kurz mit uns beiden parallel versucht. Leider hat sie dann gemerkt, dass es ihr mit zwei Männern auf Dauer zu viel wird und die Verliebtheitsgefühle zum Neuen waren wohl einfach stärker, sodass sie dann nach einigen Wochen zu mir meinte, sie wolle jetzt, dass es mit mir wieder wie vorher wird (also tiefe Freundschaft ohne Sex).
Ich konnte das verstehen, war aber natürlich trotzdem traurig, da die Zeit mit ihr (und meiner LG zusammen) bisher wirklich die beste in meinem Leben war.
Es war aber irgendwie eine sehr schöne Erfahrung, Liebeskummer bewältigen zu müssen und dabei trotzdem noch eine Freundin/Lebensgefährtin zu haben, die einen tröstet. Interessanterweise war der Verlustschmerz dadurch nicht geringer als bei vergangenen Beziehungen, es war nur etwas leichter damit umzugehen, da ich eben nicht plötzlich Single war.
Meine LG hatte dann aber Angst, dass es durch die neue Asymmetrie in unserer Beziehung für mich jetzt nicht mehr tolerabel (oder zumindest schwer auszuhalten) sei, dass sie noch eine zweite Beziehung hat, was ich ihr aber ausreden konnte und sich im Laufe der Zeit ja auch als grundlos herausgestellt hat. Ich möchte es selbst ja auch nicht mehr anders, will die Freiheit behalten, mich auch auf andere Frauen einzulassen, auch wenn ich im Moment nur sie habe.
Aber um das zu ändern bin ich jetzt hier jetzt angemeldet...
(Sorry für den halben Roman)